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Dresdner Journal : 10.01.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189601108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960110
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960110
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-01
- Tag 1896-01-10
-
Monat
1896-01
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 10.01.1896
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Deals chcS Reich. * Berlin, S. Januar. Se. Majestät der Kaiser empfingen heute vormittag den Kriegvministcr und den Chef des Militürkabinetto und wohnten dann mit Ihrer Majestät der Kaiserin der Trauerseier für weiland den Prinzen Alexander bei. — Der Bundesrat hat in seiner heutigen Sitzung die Ausschußanträge, betreffend die anderwcite Einbringung des Entwurfs eines Gesetzes über Abänderung der Ge werbeordnung, mit einigen Abweichungen angenommen. Den zuständigen Ausschüssen wurden überwiesen: der Reichs tagsbeschluß zu der Denkschrift, betreffend die Ausführung der seit dem Jahre 1875 erlassenen Anleihegesetze, der Antrag Preußen«, betreffend die Regelung der Arbeits- verhältniffc in Bäckereien und Konditoreien, der Entwurf einer Verordnung wegen Ergänzung der Verordnung vom 16. August 1876 über die Kautionen der bei der Militär- und Marineverwaltung angestrllten Beamten, ferner die Vorlagen, betreffend die Ausdehnung der Unfallversicherung auf die große Heringsfischerei, betreffend die Behandlung der abgestcmpelten Schuldverschreibungen der russischen zweiten StaatSprämienanleihe von 1866 und der Entwurf eines Gesetzes wegen Feststellung des Landeshaushaltüetatü von Elaß-Lothringen für das Etatsjahr 1896/97. — Der König!, preußische Staatsminister und Minister des Innern Freiherr von der Recke von der Horst ist zum BundesratSbevollmächtigten für das Königreich Preußen und der Staatsminister, Wirkl. Geh. Nat von Wegnern zum Bundesratsbevollmächtigten für das Fürstentum Schaum burg-Lippe ernannt worden — Im Neichsversicherungsamt arbeitet man an dem für den Reichskanzler bestimmten Bericht über die Thätigkeit des Amtes im Jahre 1895. In demselben werden auch die vorläufigen Ergebnisse der Berufsgenossen schaften sowie Jnvaliditäts- und Altcrsversicherungsanstalten, wenn auch nur mit einigen Endzahlen, Erwähnung finden. Der Bericht dürfte in einer nicht allzufernen Zeit dem Reichskanzler zugestellt werden können Bald darauf dürfte er auch dem Reichstage zugehen. — Mehrfachen Blättermeldungen zufolge haben Se. Majestät der Kaiser eine anderweitige Organisation der Schutztruppe in den Kolonien in der Weise an geordnet, daß das Reichsmarineamt aus der Organisation gänzlich ausscheidet und die Truppen zu einer Art Kolonial- Gendarmerie umgestaltet werden, sodaß sic, abgesehen von einer notwendigen, aber einfachen militärischen Organi sation in allen übrigen Beziehungen dem Gouvernement und weiterhin dem Auswärtigen Amt, der Kolonialabteilung, unterstellt werden. Die „Köln. Ztg." meint, daß die Nach richt mit großer Freude begrüßt werden muffe. Sicher sei, daß diese Maßregel nicht nur in kolonialen Kreisen, son dern auch weit darüber hinaus sich des unbedingten Bei falls erfreuen werde. — Die Teilnahme des Fürsten Bismarck an den für den 18. Januar geplanten Festlichkeiten scheint neueren Nachrichten zufolge wieder wahrscheinlicher zu sein, als in der letzten Zeit angenommen wurde. Metz, 9. Januar Bei der heutigen Reichstags- ersatzwahl im Wahlkreise Metz wurden in der Stadt Metz bis 9 Uhr abends gezählt: Pierson (Protestler) 1849, Martin (Soz-Dem) 1446, Pagenstechcr (Deutsche Partei) 156 Stimmen. Bei der heute auch im Kreise Bohlen-Diedenhofen vorgcnommenen Neichstagsnach- wahl wurden bis jetzt gezählt für Charton 239, für Schleicher 170, für Weiß >38 Stimmen. Die Beteilig ung an der Wahl ist schwach. (Das scheint allerdings so!) München, 9. Januar. In der Kammer der Ab geordneten kam heute die Interpellation wegen der Vorfälle im „Pschorrbräu" während der Sylvester nacht zur Verhandlung. Der Kriegsminister Frhr. v Asch gab eine eingehende Darlegung des Sachverhalts und betonte dabei, aus welchen Gründen das strafrechtliche Verfahren gegen den beteiligten Sergeanten und geben den wachhabenden Offizier, welcher mehrfach gegen die Vor schriften verstieß, eingeleitet sei. Abgeordnete aller Par teien forderten eine Abänderung der bestehenden Vor schriften über die Ehrenbezeugungen in geschloffenen Räumen. Der Kriegsminister erwiderte, daß eine Ab änderung nicht notwendig sei, da bei sinngemäßer Aus führung der bezüglichen Vorschriften jede Belästigung des Publikums ausgeschlossen sei. Der Minister gab dem Wunsche Ausdruck, daß das gute Verhältnis zwischen Militär und Volk nicht durch ungerechtfertigte Ausnützung eines vereinzelten Vorfalles beeinträchtigt werde. — Oldenburg, 10. Januar. Die Nachricht vom Ableben der Frau Großherzogin hat sich erfreulicher weise nicht bestätigt. Einem gestern abend ausgegebenen Bulletin zufolge ist das Befinden der hohen Kranken sogar etwas besser. Die Ernährung bleibt jedoch immer noch ungenügend; daher hält die hochgradige Mattigkeit an. bsterretch-Uagar«. Prag, 9. Januar Ter Landtag nahm in seiner heutigen Sitzung gegen die Stimmen der Jungtschechcn den Antrag de» Vertreters der Großgrundbesitzer Bouquoy an, wonach die Wahlen zu den Kommissionen zur Hälfte auü den Kurien und zur andern Hälfte aus dem ganzen Hause vorgenommen werden sollen; die Budgct- kommission soll aus 24 Mitgliedern bestehen, von denen je vier aus jeder Kurie und zwölf auü dem ganzen Hause zu wählen sind. Bei der hierauffolgcndcn Wahl der Budgetkommission wurden von den Großgrundbesitzern, den Jungtschechen und Deutschen je 8 Mitglieder gewählt. — Bei der Rede des deutschnationalen Antisemiten Jro kam es zu argen Skandalauftritten. Jro bezeichnete Böhmen als Provinz und verwahrte sich dagegen, daß die Tschechen mit den Deutschen gleichartig seien. Die Jungtschechen umringten den Redner mit geballten Fäusten und schrien ihm zu, er möge seine Äußerung widerrufen. Jro versuchte sortzusprechcn, worauf ihm die Jungtschechen seine Auszeichnung entrissen und sie weg warfen. ES entstand ein furchtbarer Lärm. Jro erklärte schließlich, er weiche der Gewalt und verzichte aufs Wort. Nuß protestierte gegen den Gewaltakt der Jungtschechcn. Der Sitzungsverlauf hat dargethan, daß eine Ver ständigung zwischen Deutschen und Tschechen bis auf weiteres unmöglich ist. Ffra »lreich. * Paris, 9. Januar. Tic Blätter besprechen mit kaum verborgener Genugthuung den deutsch-englischen Konflikt und verzeichnen sorgfältig alle Nachrichten schein bar kriegerischen Anstrichs. Sie versichern aber zugleich, daß Frankreich eine korrekte Reserve beobachten muffe, denn trotz aller Beschwerden gegen England könne Frankreich nicht ein Bündnis mit Deutschland schließen, so lange die elsaß-lothringische Frage nicht geregelt sei. Am ehesten sind noch einige Ehauvinistcn für ein Zusammengehen mit Deutschland, so Madame Adam, die den Eintritt Frank reichs in eine europäische Koalition gegen England wünscht, ferner Delahaye, der in der „Libre p ar ole" die Politik des Deutschen Kaisers äußerst sympathisch beurteilt und empfiehlt, daß Frankreich im Falle eines deutsch-englischen Krieges eine für Deutschland wohlwollende Neutralität beobachten solle. Der „GauloiS" schlägt vor, England und Deutsch land sollten in dem Streite über die Transvaalkonvention von 1884 Frankreich zum Schiedsrichter machen. — Der Vicomte Ulrich de Civry, Chefredakteur einer militärischen Zeitung, wurde vormittags wegen Ver dachts der Beteiligung an den Betrügereien gegen den ver storbenen Max Lebaudy verhaftet. — Dem „Temps" wird aus Lissabon gemeldet, die portugiesische Regierung sei entschlossen, in der Ver wickelung wegen Transvaals ihre Neutralität aufrccht- zuerhalten und weder England noch Deutschland zu ge statten, in Portugiesisch-Ostafrika zu landen oder Truppen durch portugiesisches Gebiet zu führen. — Aus Carmaux wird gemeldet: das sozialistische Wahlkomitce richtete einen Brief an JaurbS, in welchem die Demission des „verräterischen Deputierten" gefordert wird. James ist jetzt Gegenstand des allge meinen HaffeS der Sozialisten von Carmaux, welche ihm vorwerfen, daß das dortige Syndikat die Kosten der zwei maligen Wahl Jaurös per 4000 Frcs. bezahlt habe. Der „Figaro" hatte Interviews mit Rochefort und JauröL über die Frage des Schiedsspruches von Carmaux, den Beide rechtfertigen Rochefort meinte, man müsse die Jn- triguen der Possibilisten fürchten, welche offen sagten, daß die gespendeten 100000 Frcs ihnen gehörten. Jaurös erklärt, so schmerzlich das Urteil sei, so müsse man es doch annehmen Diese Mißstimmung sei nur eine Episode. Das Werk werde vollendet werden. Belgien. Antwerpen, 9. Januar. Das hiesige Transvaal - komitee fordert in einer Adresse den Transvaalstaat zu einem Offensiv- und Defensivbündnis mit dem Oranjesrei- staat, sowie mit allen Stammesgenossen gegen die Eng länder auf. Niederlande. Amsterdam, 9. Januar. Der Transvaalgesandte Veelaerts äußerte sich gestern im Haag in der Unterred ung mit einem hiesigen Berichterstatter in beruhigender Weise über die Transvaal-Angelegenheit. Es sei zu trennen die Politik Englands von der der „Times". Deutschland und England seien friedlich gesinnt: ein Eingreifen der Großmächte sei unnötig. Transvaals Unabhängigkeit werde sich infolge des Geschehenen be festigen. — Tie hol ländisch-südafrikanische Vereinigung hat beschlossen, an die hervorragendsten Blätter des Aus landes eine an das englische Volk gerichtete Adresse zu senden; dieselbe ist von den Professoren der Amster damer Universität Gunning und Spruyt unterzeichnet Nach Ausdrücken des Unwillens des niederländischen Volkes über den Einfall Jamesons in die südafrikanische Republik richtet die Adresse einen Apell an das englische Volk, die Autonomie einer schwächeren Nation zu achten, welche bewiesen habe, daß sie genug Kraft und festen Willen besitze, um die Fragen im Innern zu regeln. Eine strenge Aufrechterhaltung vcS Rechte« und der Moral könne allein da« erschütterte Ver trauen wiederhcrstcllen und die Entwickelung Transvaals sichern. Italic». Nom, 9 Januar. Die „Agenzia Stefani" meldet aus Massauah unter dem heutigen Datum: Nach den Aussagen dreier in Adigrat angekommener Kundschafter hätte König Menelik mit Takleai Manot Frieden ge schloffen und wäre Sonnabend in Seelikot angekommen Diese Nachricht soll durch einen Bericht dcS Komman danten von Makalle an General Baratirri vom 6. d. Mts. bestätigt worden fein. Wie andere aus der Gegend des AschangiseeS angekommene Kundschafter melden, hätte König Menelik diese Gegend nicht passiert und wäre die Ankündigung der Ankunft Meneliks nur ein Manöver der Nas. Unter den Schoanern erhalte sich das Gerücht vom Friedensschluß mit den Italienern; sollte der Friede nicht geschlossen werden, würde Menelik zunächst Makalle ongreifen und sodann bis Hauzen vorrücken. Den ersteren Kundschaftern zufolge soll König Menelik im Lager von Seelikot Geschütze haben, und sollen seine Streitkräfte denen der Nas gleich sein — In Adigrat treffen fortwährend Trunpenverstärkungen ein. Tie Lage in Kassala ist unverändert. Spanien. Madrid, 9. Januar. Der heute unter dem Vorsitz der Königin-Regentin abgchaltene Ministerrat beschloß, die von Martinez Campos nachgesuchte Entlastung abzu- lchnen und die See- und Landstreitkräfte für Cuba zu verstärken. Portugal. Lissabon, 5. Januar. Große Begeisterung hat natur gemäß auch hier das Telegramm des Deutschen Kaisers an Präsident Krüger hervorgcrufcn. Der kläg liche Raubzug Jamesons bildet ein hübsches Seitenstück zu der That von Mousinho. Das neue Jahr laßt sich für unser kleines Portugal wirklich gut an, einerseits nimmt eine Handvoll tapferer Soldaten dm unbezwinglichen afrikanischen Raubritter gefangen, anderseits erlebt es die unverhohlene moralische Unterstützung des mächtigsten Kaisers gegen den alten Erbfreund, vor dem Gott cs nicht genug schützen kann. Grotzbrttauuteu. London, 9. Januar. Der Staatssekretär für die Kolonien, Chamberlain, gab heute dem Gouverneur der Kapkolonie, Sir H. Robinsjn, nach Pretoria telegraphisch den Auftrag, dem Präsidenten Krüger folgende Depesche zu übermitteln: „Ich habe von der Königin den Befehl erhalten, Ihnen mitzuteilcn: Ihre Majestät hat mit Genug thuung erfahrm, daß Sie entschieden haben, die Gefangenen der Negierung der Königin zu übergeben. Diese Handlung wird Eurer Excellenz zur Ehre gereichen und wird bei tragen zum Frieden für Süd-Afrika und zum harmonischen Zusammenwirken der englischen und holländischen Rasse, welches notwmdig ist für die Entwickelung und das Ge deihen in der Zukunft." — Unsere gestrige Nachricht, daß die Uitlanders in Johannesburg sich der Transvaalrcgierung gefügt und die Waffen ausliefcrn zu wollen erklärt haben, wird durch ein Telegramm aus Pretoria vom 7. d. Mts. bestätigt mit dem Hinzufügen, daß dieUnterwerfung bedingungslos erfolgte. Dagegen scheinen die Thaten des Reformkomitees nicht ganz den Worten zu entsprechen Wenigstens meldet H s „Reutersche Bureau" aus Pretoria: „Bei der Negier- ti g erregt die lässige Art und Weise, mit welcher die Bevölkerung des Randdistriktes der Aufforderung, die Waffen auszuliefern, nachkommt, Mißfallen. 2000 von etwa 30000 haben die Waffen erst ausgeliefert Heute nachmittag erging eine Bekanntmachung, nach welcher der Randdistrikt aufgesordert wird, die Waffen vor morgen abend 5 Uhr einzuschicken, sonst würde nach den gesetz lichen Bestimmungen verfahren werden Tie Gehorsamen sollen Verzeihung erhalten Keine Milde jedoch würde .gegenüber den Rädelsführern des Aufstandes angewendct werden." — Ein Telegramm der „Central News" aus Prä- toria behauptet, die Buren würden die Aufgebung der englischen Souzeränetät und des Verkaufs rechts auf die Delagoabai und die Kassier ung des Freibriefs der Chartered Company ver langen. Acht Führer der „Ausländer" in Johannesburg sind verhaftet und des Verrats angeklagt. — Die „Times" entwickeln in einem Leitartikel, sie wollten nicht leugnen, daß Transvaal über ein an ihm begangenes Unrecht zu klagen habe. Dem Verlangen einer erdrückenden Geldbuße von der Chartered Company könne allerdings nicht willfahrt werden, wohl aber soll die Ge sellschaft dazu angehalten werden, die infolge der Unbot- »näßigkeit ihres Beamten verursachten Kosten zu ersetzen. Ferner sei eine Verbannung Jamcsonü und Rhodes' auS Südafrika eine in dem englischen Recht unbekannte Strafe. „Daily NewS" führen au», England halte an dem Grundsätze fest, keinem festländischen Bunde beizutreten. — Wie nach einer Mitteilung der „Voss. Ztg." ver lautet, habe das britische Kabinett die deutsche Re gierung verständigt, daß es vorbereitet sei, seine Rechte in Transvaal zu verteidigen, koste es, was es wolle. Diese Haltung würde eS entschlossen aufrechthalten. — Die Meldung, daß Truppen von England nach Südafrika gesendet werden sollen, bestätigt sich nicht, aber Admiral Rawson, der Befehlshaber des KapgeschwaderS, ist mit dem Flaggschiff und einem Kreuzer bereits nach der Delagoibai unterwegs und wird dort nach Gutdünken weitere Kriegsschiffe zusammcnziehen. * — Die Bildung des fliegenden Geschwaders und anderer Maßnahmen dcS Marineamts veranlassen die Blätter zu einer noch provozierende»?« Sprache als bis her. Der „Standard" wünscht unter anderem, daß der Deutsche Kaiser offiziell um eine Erklärung seines Tele gramms ersucht werde, besonders um die Bedeutung, welche er den Worten „freundliche Mächte" beigelegt wissen »volle, da England unbedingt wissen müsse, woran es mit Deutsch land sei. Ein in einem deutschen Blatte gemachter Vor schlag, die Transvaalsache einer Konferenz zu unterbreiten, wird allgemein entschieden abgelehnt und wiederholt nach drücklich betont, daß England keinerlei Einmischung in die Frage dulden werde. Nur „Dail») Chronicle" führt eine maßvollere Sprache und mahnt aufs neue, init der weltbekannten Stärke der britischen Marine nicht eher zu paradieren, bis England irgendwo Gefahr oder Schmach drohe. — „Daily Telegraph" erfährt, cs sei im Kolonial amt nichts davon bekannt, daß Krüger die Verbannung von Rhodes und Jameson aus Südafrika und eine hohe Entschädigung wegen Verletzung des TransvaalgebietS von der Chartered Company verlangt habe. — Die Reibungen zwischen Engländern und Deutschen im Ostende Londons dauern nach einer Meldung der „Voss. Ztg." fort, aber die Polizei ver hindert ernste Zusammenstöße. Gestern hielten deutsche und holländische Sozialisten im Hydepark eine Protestkundgebung gegen Jamesons Eindringen ins Transvaal Nach einer besonders heftigen Rede des Hol länders Vogel stürmten die englischen Zuschauer die Tribüne, worauf eine allgemeine Rauferei begann, der die Polizei schließlich ein Ende machte. Die Ausländer ver ließen den Park unter Polizeischutz. — Es verlautet, die Chartered Company beschloß, Jameson seines bisherigen Postens zu entheben. Jameson wird voraussichtlich nach London gebracht, um wegen Disziplinarvergehens vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden. — („Köln. Ztg") „Die Transvaal-Krise behoben!" lautete die Meldung der gestrigen Abendblätter. „I)r. Jim (Jameson) freigelassen'" Alles reißt sich in den Straßen um die Zeitungen, welche diese willkommene Meldung bringen, und daß damit, nächst der Unter werfung Johannesburgs, ein gewaltiger Schritt zur Lösung der obschwebenden Frage geschehen ist, unterliegt keinem Zweifel. Die Transvaal-Frage ist aber damit nicht aus der Welt geschafft, sie ist in Fluß geraten, und die Buren werden zu ihrer Sicherheit Zusagen verlangen, die England nicht leichthin machen und vielleicht verweigern wird, und das erklärt die weiteren Kriegsrüstungcn, die in Transvaal und im Oranje-Freistaat betrieben werden, worin England dem gegebenen Beispiel folgt oder voran geht. Präsident Krüger hat mit der Begnadigung Jame sons seine staatsmännische Einsicht abermals bethätigt und seinem Lande einen nicht hoch genug anzuschlagenden Dienst erwiesen, der jedoch vorläufig von den Buren bei ihrer Entrüstung über den Einfall in ihr Land und über den Anschlag gegen ihre Unabhänbigkeit und Selbständigkeit kaum nach Gebühr gewürdigt werden wird. In der That hat Jameson ebenso wie Willoughby und White nur ihm das Leben zu danken. Alle drei standen bereits am 3. d. Mts. vor dem obersten Ge richt der Republik und wurden nach eingehender Ver handlung des Hochverrats schuldig befunden und zum Tode durch Erschießen verurteilt. Krüger weigerte sich, das Todesurteil zu unterzeichnen, und blieb, trotz drohender Kundgebungen, unerschütterlich bei seinein Entschlusse. Nach längeren Verhandlungen mit Sir Hercules Robinson hat er nunmehr Jameson und die anderen Offiziere be gnadigt; sie werden an die Grenze von Natal geschafft und dort dem britischen Agenten übergeben, der sich dafür verpflichtet, daß die Begnadigten ihre Zusage erfüllen, Afrika alsbald zu verlasten. Eine schlimme Nachricht folgt dieser Botschaft auf dem Fuße: Scharen Be waffneter überschreiten die Grenze der Kapkolonie und marschieren gegen Transvaal. Einige Tausend Buren des Oranjefreistaats besetzen die Grenzen. (?) Die Buren Transvaals verstärken ihre Befestigungen und um KrügerS- dorp werden weitere Truppen zusammengezogen. Hof- meyer, der Führer der Buren in der Kapkolonie und mit RhodeS der Begründer des Africander - Bundes, verzeichnet man im Jahre 1894 eine Abnahme von 68 Werken der Geschichte und Geographie, 47 der Philologie und Litteraturgeschichte, 46 Romane und Novelle»» und 32 der Volkslitteratur. Dagegen nahm die Litteratur fol gender Wissenschaften einen neuen Aufschwung: Medizin um 74, Theater um 67, Sozialpolitik um 43, Unterricht um 30, Kriegs- und Seewesen um 29 Werke. Diese Mehrerzeugung deckt aber den Abgang nicht, denn die Gesamtziffcr der Produktion bleibt immer, wie gesagt, um 73 Werke zurück. Von den Regionen steht Piemont auf dem Gebiete der Philosophie und der Schulbücher voran; in der zeitgenössischen Litteratur, im Roman-, Novellen- und Theaterwesen wird es von der Lom bardei bei weitem übertroffen. An Litteratur und Dichtung brachte Piemont nur 14 Werke auf den Markt, die Lombardei dagegen 38; das Verhältnis Pie monts zur Lombardei auf dem Gebiete des Romans und der Novelle beträgt 19 zu 110; auf dem Gebiete der Theatcrlitteratur 61 zu 116; in der Sozialpolitik 53 zu 155; in dcr Medizin 54 zu 208; im Handel und Acker bauwesen 73 gegen 269 Werke. Diese zwei Provinzei» sind das Thermometer der litterarischen Bewegung Italiens; Toskana, Venetien und Latium kommen erst in dritter und vierter Reihe. In dcr schönen Litteratur ist indessen buchhändlerisch ein Fortschritt zu konstatieren. Noch vor kurzer Zeit kannte man kaum eine echte italienische Unter- haltungSlitteratur. Ter größte Teil der litterarischen Lek türe bestand in Übersetzungen aus dem Französischen. Auf dem Gebiete des modernen Romans behaupten im buch- händlcrischcn Erfolg Fogazzaro und D'Annunzio die erste Stelle, sie sind die kühnsten; ihnen folgen Neera, Praga, De Roberto, Butti. In der Thcaterlitteratur gebührt No- vetta der erste Platz. 88 Die Röntgensche Entdeckung neuer Eigen schaften dcr sogenannten Kathodenstrahlcn, die jetzt alle Welt beschäftigt, fußt, wie die meisten Entdeckungen, auf älteren Beobachtungen und Funden Die „Voss. Ztg " »nacht darüber folgende Mitteilungen: Von denen, die mit den einschlägigen Erscheinungen sich beschäftigten, ist an erster Stelle Wilhelm Hittorf, Professor der Physik an dcr Akademie zu Münster, zu nennen Hittorf studierte als erster die Vorgänge, die sich bei der Entladung von JnduktionSsunken durch Glasgefäße zeigen, deren Lust man über den gewöhnlich erreichbaren Verdünnungsgrad hinaus vervünnt hat. Diese Erscheinungen aber sind cs, von denen Röntgen ausgegangcn ist. Zehn Jahre später als Hittorf veröffentlichte William Crookes in London einen Bericht über eine große Reihe gleichartiger Beobachtungen, die er durchaus unabhängig von Hittorf angestellt hatte. Die Hittorfschen und die Crookesschen Versuche lehre»» folgendes: Läßt man den JnduktionSsunken durch eine mit verdünnter Lust erfüllte Geißlersche Röhre hindurchgehen, so sieht man die negative Elektrode zunächst von einem schmalen Hellen Saume, dann von einem relativ dunkeln bläulichen Raume (Glimmlicht) umgeben. Die Umgebung der positive,» Elektrode hingegen und der größte Teil des Zwischenraumes ist mit Schichten Hellen rot gelben Lichtes erfüllt. Diese Erscheinung ändert sich wesentlich, wenn man die Verdünnung der Luft in der Geißlerschen Röhre beständig weiter treibt. Bei einer gewissen Höhe der Lustverdünnung breitet sich das bläuliche Glimmlicht immer weiter aus. Unter Umständen erfüllt cs das ganze Innere der Röhre. Dabei ruft das Glimmlicht da, wo es auf das GlaS trifft, FluorcScenzerscheinungen hervor. Die erste Ver öffentlichung Hittorfs über diese eigentümliche Lichterschcinung (man hat sie kurz als Kathodcnstrahlen bezeichnet, »veil sie nur von der Stelle ausgehen, an der die Glasstrecke, die der elektrische Strom durchläuft, mit dem negativen Pole der Elektricitätsquelle, d. i. mit der Kathode verbunden ist) findet sich im Jahrgange 1869 von Podendorfs Annalen. Hittorf hat die Forschungen beständig weiter fortgrführt. Ihm gesellten sich außer Crookes noch andere Mitarbeiter hinzu, insbesondere Rcitlinger, E Goldstein, Gintl, Pubcj, Voller, Zoch Man kam zu dcr Erkenntnis, daß diese Kathodcnstrahlen eine Reihe ganz besonderer Eigcnschdsten haben. Die merkwürdigste davon ist, daß die Kathodenstrahlen sich nur gradlinig ausbreiten und nicht wie sonst der JnduktionSfunke zu thun pflegt, um Ecken hcrumgehen, und allen Krümmungen der Röhre folgen Diese Eigenschaft der Kathodcnstrahlen ist, wie neuerdings oft gesagt wird, nicht erst von Röntgen festgestellt worden Sie war seit dcn Arbeiten Hittorf« und Crookc» bekannt. Hittorf so wohl wie Crookes haben sehr ansprechende Versuchsanord nungen angegeben, durch die diese Haupteigenschaft dcr Kathodenstrahlen veranschaulicht wird. Eine gute Übersicht findet sich in dem bekannten Müller - Pouiuctschcn Lchr- buchc. Auch auf eine Besonderheit der Kathodenstrahlcn, die eigenartige Schattenbildung, die in den Röntgenschen Versuchen eine hervorragende Rolle spielt, ist schon früher aufmerksam gemacht worden Insbesondere hat Crookes eine Versuchsanordnung erdacht, durch die sie leicht vor- geftthrt werden kann. Erinnert sei daran, daß Crookes au« der Besonderheit der Kathodenstrahlen die weitesten kosmologischen Schlüffe zog Er behauptete daraufhin das Vorhandensein einer vierte»» Dimension und gelangte schließlich dahin, für dcn Spiritismus einzutretcn. Wesent lich war für die weitere Erforschung der Kathoden strahlen eine Annahme, die sich sehr lange hielt. Man meinte, daß die Kathodenstrahlen feste Körper überhaupt nicht zu durchsetzen vermöchten. Hierin führte Heinrich Hertz einen Wandel herbei. Er veröffentlichte 1894 eine Studie über den Durchgang der Kathodenstrahlcn durch dünne Mctallschichten. Es heißt darin: „Die Ka thodenstrahlen unterscheiden sich voin Lichte wesentlich in Hinsicht auf die Fähigkeit, feste Körper zu durchdringen. Selbst solche Stoffe, die für das Licht aller Gattungen die durchlässigsten sind, setzen schon in den dünnsten her stellbaren Schichten dein Durchgänge der Kathodenstrahlcn einen unüberwindlichen Widerstand entgegen Um so auf fallender erscheint cS mir, daß gerade die für das Licht so undurchlässigen Metalle eine wenn auch geringe Durch lässigkeit besitzen. Dicke Metallschichten sind, wie für das Licht, auch für die Kathodenstrahlen undurchdringlich. Mctallschichten aber von solcher Dünne, daß schon ein Teil des auffallenden Lichtes hindurchgeht, lasten auch einen Teil der auffallenden Kathodcnstrahlen yindurchdringen, ja wie cS scheint, einen größeren Bruchteil der Kathoden strahlen als des Lichtes." Gerade die letztere Beobachtung ist, wie man jetzt nach der Nöntgenschen Entdeckung weiß, überaus bedeutsam. AuS dem Pariser Louvre. Man schreibt dcr „Franks Ztg ": Da« Louvre Museum besitzt zwar ein respektables Alter von über hundert Jahren, da e« eine Gründung der französischen Revolution ist, aber erst seit wenigen Tagen hat es seine Mündigkeit erreicht, da es mit dem 1. Ja nuar nach einem Beschluß dcr Kammer»» die juristische Persönlichkeit erlangt hat. Es ist nicht mehr ein bloßes staatliches Bilderdcpot, sondern ein eigenes Institut, das seine eigenen, vorderhand sehr spärlichen Einkünfte und seine eigene Verwaltung hat. Einstweilen ist freilich die Veränderung nur eine Formsache, da dcr Staatsbeitrag die einzige große Einnahme ist und die Negierung die Kommission ernennt, die über die Ankäufe verfügt, aber später kann sich daraus eine größere Selbständigkeit ent wickeln. Zur Eröffnung der neuen Ära sind von dcr Kommission sofort drei wichtige Ankäufe für den Louvre gemacht worden, welche die Billigung der meisten Kenner gefunden haben Die teuerste Erwerbung bildet ein „heili ger Sebastian", von Pietro Perugino, dem Lehrer Rafaclü, ein Bild, das gegen 1492 gemalt sein dürfte. Es stammt aus der trotz aller Verbote der italienischen Behörden großenteils nach dem Ausland verkauften Galerie Sciarra und hat 150000 FrcS. gekostet. Das Bild zeigt Peruginos Kunst auf der Höhe, bevor er der fabrikmäßigen Dielmalerei verfiel, aber dcr Gegenstand des pfeilgespicktcn Heiligen gestattete dem Maler wenig, seine charakteristische Eigenschaft sanfter Schwärmerei zur Geltung zu bringen. In dieser Hinsicht ist die aus der Jugendepochc Peruginos stammende „Madonna mit den Heiligen", welche dcr Louvre bereits besaß, vorzuzichen. Der bezahlte Preis war daher wohl etwas zu hoch bemesten. Tie zweite Erwcrbung ist das Porträt des Ehepaars Angerstein in ganzer Figur von dem berühmtesten englischen Porträtisten Thomas Lawrence (1769—1830). Es kostete 75 000 FrcS. Angerstein war ein großer Londoner Kunstmäcen, dessen Sammlung mit Ausnahme der Familienbildcr nach seinem Tode in die Nationalgalerie überging. Durch einen Todesfall kamen kürzlich diese letzteren zum Verkauf, und so konnte der Louvre dies.« ausgezeichnete Doppelporträt erwerben, das freilich noch mehr Wert hätte, wenn eS ein einfache« Porträt wäre, denn Lawrence war vor allem Frauenmaler und fand auch in Frau Angerstein ein viel günstigeres Modell, al« in ihrem Gatten. Nur da« dritte der erworbenen Knnstbtgcnstände ist ein französi sches Werk. E« ist ein leider fragmentarische« Altar- 1 i si n u d g u 6 w m v< d« ui la ui so lü ui w U „< S m M W V de vo S. 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