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Dresdner Journal : 24.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189308248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-08
- Tag 1893-08-24
-
Monat
1893-08
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 24.08.1893
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M1S«. k«r vre,ä»n >i«rt«IfLbrUck KV kk-, k«l ä« L»»«r1. äeuU-cbe» t'o,t»n»t»lte» jlLrlie^ K»rk; »u—^rb^lb üe» <1vut«:l»Lo k«ob«> tritt koßt- un6 8t«wpelro»cbI»K dioru. Liorela« -lawmero- 10 kk. ^utlau»txuo»»yvdül»r»»r ^vr ä«u ItLuw eis«r <se«p»It«oeL L«Io ^ki»« Kvi»ri1t Sv Pf. unter ^Lm^««olit" äi» 2«l« SV ?k. ö« Tabellen- unä Ätkerv»Lt2 eot»pr. />uk»et»1»F. . "r*eNei>»«a» IR^lieb mit Xu,n»t>lu« ävr Scon- u kaiertn^e »denä», kvrniprvcU - Lv»cdlur»i Kr. 12SL. Donllerötaq, d« St AuM, abends. 1893 DreMerÄmmal. Für di« EkiamUeivmg verantwortlich: ^ofrak Otto Banck, Professor der litteratur- und Kunstgeschichte. ^nn^kme rc» ^ntiünitlxnn^eu !>n»»»vrt«! tlo»,a»»»«vi<Lr <lo« 0r>!»üi>l!» Ln,duiU N»rl>» V».a r»»,t »r«»t»u kr»n^tnr» ». N.! Aaarenrtein tto^ter, L«r.m V»o -S»i»k^r^- kr«U ». N. Uüned«»! ^tuit )/<,«««,- v»rt» UnSon N«rUo-rr»»ktNrt ». f)aitä« <t L'o., >«rU». /nvat«<ienttanL, Lr»»l»o: Lmii L? Lc^ü«ier, S»U« </ Luret «t LÄ llernuixeder: Lüvi^l. Lrpeäitiov l)r«6ner lourn»!«. l>r«,6eo, ^«»ogerstr. 20. k«rn»pr»cb-^to»eblu»»: !sr. ^LVL. S-SM- Amtlicher Teil. ^SekannLnrachung. Die durch da- Ableben des Lotterie-Kollekteur» Oscar Schmidt zu Freiberg zur Erledigung gekom mene Agentur der Altersrentenbank ist der Lotterie- kvllektion Ludwig ä Co daselbst übertragen worden. Dresden, den l9. August l893. Finanz-Ministerium. vou Thümmel. Wolf. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Friedrichsroda, 24. August. (Tel d. Dresdn Journ.) Se. Majestät der Kaiser reisten gestern abend Hlv Uhr von hier ab; Allerhödstderselbe wurden vom Herzog Alfred und dem Prinzen Wilhelm von Baden zum Bahnhofe geleitet. Die Landwehrvereine bildeten Spalier. Der Kaiser hielten vor der Abfahrt eine kurze Ansprache an die Vereine. Lon dem überaus zahlreich herbei- geströmte« Pub'ikum »urden Se. Majestät mit begeisterten Hochrufen begrüßt. KriedrickSroda, 24. August. (Tel d.Dresdn. Journ.) Heute mittag um Hl fand im Erdsaal des Schlosses Reiubardsdrunn, wo die Leiche des Herzogs aufgebahrt ist, eine Familieuandacht statt, an der die anwrseuden Höchsten Herrschaften, die Mitglieder des Herzoglichen StaatSministeriumS, die Präsidenten des gemeinschaftlichen Landtages und die fürstlichen Gefolge teilnahmen. Die An dacht wurde vom Herzoglichen Dberhofp lediger Kretschmar abgehaltev. Nach derselben fand in Anwesenheit des HauSministerS und der Chefs des Herzoglichen Hofamtrs und des HofmarschallamteS die Schließung de» Large« statt. Gotha, 24 August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ler gemeinschaftliche Landtag tritt morgen zu sammen. — Professor Kugel aus Gotha nahm die Totenmaske de» Herzogs ab. — Gestern mittag erschien auch Gustav Freytag am Sarge des Herzogs. Schwerin, 24. August. (Tel. d Dresdn. Journ.) Se. Majestät der Kaiser trafen kl Uhr hier eia, »urdeu vou deu auweseuden Fürstlich keiten empfangen und begaben Sich nach de« Schlosse. Posen, 23. August. (D. B. Hd) Wie aus Kolo gemeldet wird, nimmt die Cholera in der dortigen Gegend immer größeren Umfang an, so daß 3 Cholrrabaracken errichtet und frrmde Ärzte zur Unterstützung hierher berufen werben wußten. Prag, 23. August. (D. B. Hd.) Auf den Briefsammelkästen und in einer Anzahl Tabak irafiken wurden in letzter Nackt die Kaiserlichen Ablrr schwarz überstrichen. Die Sammelkästrn des Dombauverein» wurden mit Schmutz beworfen. Die Thäter find bis jetzt nicht entdeckt. Triest, 23. August (D. B. Hd.) Der für den 8. September nach Spalaro einderufene Archäologenkougreß ist wegen der in Europa Herr schendeu ungünstigen Sanitätövrrhältr.isse auf nächstes Jahr verschoben worden. Brody, 23 August. (D. B Hd.) Die russi sche Regierung besah', daß die an der deutschen Grenze überflüssig gewordenen Waggon» nach der estrrreichischrn Grenze beförd.rt werden sollen, so daß die fick lebdafter gestaltenden Transporte nach Österreich 16 VW Waggons zur Verfügung haben. Rom, 23. August. (W T. B.) Heute find hier 12 Anarchisten verhaftet worden, von denen einige ana'ch stiscke Manifeste bei sich trugen. Für Luust und Wissenschaft. Indiskrete Enthüllungen auS dem Postkasten zu Haindorf. Lon Frida Storck. 1t (Fortsetzung.) Haindorf, den 24. Juli. Geliebter HanS! "Indirekter Stifter meines Glückes, empfang: meinen Dank! Jetzt könnte ich mich aber totlachen über Dein verblüfftes Gesicht! Damit Du noch ein Weilchen zappeln mußt, berichte ich hübsch der Reihe nach, wie eS schon bei der seligen Äpftlfrau Mode war. Also, es begab sich vor etlichen Tagen, daß bier ein LegationSsekretär in feiner Kutsche auf Brautschau fuhr, genau wie in einem Märchen. Waldgeister halten den als JägerSmann verkappten Diplomaten auf die Spur de» lieblichen Mägdleins geführt! Das Mägdlein wiederum war durch das Lied der Nixen und Elsen auf diesen Waldbejuch gehörig vorbereitet. Die Sonue, die Eichhörnchen, die Turteltauben, die Schmetterlinge, Finken und Amseln haben alle Schuld an dieser Liebesgeschichte. So, nun denkst Du „wie langweilig doch Hilde ist. Warum sagt sie nicht gerade heran», diesem jagenden Diplo maten habe ich mich verlobt." Ja siehst Du, vielleicht, wenn er mich erst gesehen hätte und nickt Lulu, so — „Ach," denkst Du, „nun kommt'«, also die Malerin!" Und nun bist Du endlich auf der Spur. Vorgestern kündeten» die Karten, gestern den Abend »are« »iiderum umfassende Vorsicht-, maßregeln getroffen. Bisher herrscht überall »oll« ständige Ruhe. Loudon, 23. August. (W T. B.) Die Grubenbesitzer vou Ayrshire und Lanarkshire haben beute nachmittag beschlossen, den Gruben arbeitern eine Lohnerhöhung von 1 Shilling zv bewilligen. 5WV Bergarbeiter in Monmouth shire beschlossen heute, den Streik fortznsetze«. Wie daS^-Reutersche Bureau" auS Capetown vom 23. d. M meldet, berichten Kundschafter der afrikanischen Compagnie über zwei Armeen der Matabele, von denen die eine am Ufer deSTokwr im Westen vom Fort Victoria, die andere am Ufer deS Sebaki auf dem halben Wege zwlschen Salisbury und Bulnway», der Residenz Loben- gulaS, lagert Der Verwalter deS MasbovalandeS, Jameson, teilt mit, die am Sebaki lagernde A^mee unternehme Streikzüge in daS Gebiet der Com pagnie, töte die Mashonaleure und schleppe die Sklaven fort. Die Lage sei unerträglich und mache ein Zurückdrängen der Matabele unbedingt notwendig. Da« „Reutersche Bureau" meldet auS BueuoS- AyreS, in dem gestrigen Kampfe bei Corrientet seien 29 Mann getötet worden. Der Gouverneur sei mit tausend Anhängern nach Paraguay ent- flohen. Die Insurgenten hätten eine provisorische Regierung zur Erledigung der dringendsten Ge- schäfte eingesetzt und wartrten die Ankunft eine« Nationalkommissars ab. Odessa, 23. August. (D.B.Hd.) Die Türk.i lat gegen alle russischen Häfen am Schwarzen Meere eine fünftägige Quarantäne angeordnet. Ausgenommen sind Odessa, Sebastopol und Ba- tum, welche alS seuchenfrei gelten. Nach den südwestlichen Gouvernements, wo die Cboleraepidrmie weitere Fortschritte macht, Haden sich neuerdings IS Ärzte degrben. Moskau, 23. August (D B Hd.) Nach offiziellen Angaben find hier in der letzten Woche 295 neue ErkraukungS- und 131 Todesfälle an Cholera vorgekommen. In Behandlung befinden sich nock 214 Personen. Trotzdem da« Wetter von großer Hitze zu kalt?« Regen und Wind um» geschlagen ist, hat die Epidemie noch nicht ab- genommen. Dresden, 24. August. Cypern und die Engländer. Wenige Tage vor der Schlußsitzung deS Kongresse» von Berlin am 9. Juli 1878 ward die politische Welt mit der Bekanntmachung eines Vertrages über rascht, den einige Wochen zuvor Großbritannien mit der Hohen Pforte über die Besetzung der Insel Syrern abgeschlossen hatte. Man erfuhr damal» — jo führen die „Hamb. Nachr." in einem interessanten Aufsatz, den wix im nachfolgenden wiedergeben, aus — daß der Nachfolger Palmerstons in der auswärtigen Politik Englands, „Lord Firebrand" der jüngere, Benjamin DtSracli Beaconcfield, am 4 Juni desselben Jahres durch den Gesandten Layard in Konstantinopel in tiefstem Geheimnis eine Konvention hatte abschließen lassen, durch welche England das Recht eingeräumt wurde, Cypern nicht bloß mit seinen Truppen zu be setzen, sondern auch in eigene Verwaltung zu nehmen, wogegen die Engländer sich verpflichteten, für die In tegrität der asiatischen Türkei mit bewaffneter Hand einzustehen, während der Sultan versprach, dort die erforderlichen Reformen einzuführcn. In Kraft treten sollte der Vertrag, wenn Rußland auf den Elwerb von KarS, Batum und Ardagan bestände, er löschen, wenn es diese Gebiete zurückgäbe. Letzteres geschah nicht, nur daß Batum zu einem F echafen gemacht schon sind die Herrschaften abgcrcist. Lulu als glückliche Braut deS Legationssekretärs Alexander Heil. Er ist sehr hübsch, sehr reich und sie reisen nach Italien. Näheres über diesen merkwürdigen Fall mündlich. — Desselbigengleichen ist auch Tante Miuchen — ich schrieb schon von ihr — durch bräut liche Wonne verklärt. Selbst deS Hauptmanns Appetit und die Zukunft«flicklörbe können Minchen» Seligkeit nicht trüben. Tante Lene findet es lächer lich, daß diese antiquarischen Leute — der abge schabte Hauptmann und das alte Jüngferlein — sich noch anhimmeln. Tante ist natürlich erhaben über solche Schwächen. „Er" zieht neuerdings alle Beurlaubten ein und nimmt eine Pose an wie ein erster Hrldcnliebhaber, etwa Egmont. Die Ehe wird zum Schießen drollig. Die Baurätin zog ab wie ein ausgrblähter Puter. Zehnmal in der Stunde sagt sie: „Mein Schwieger sohn, der Legationssekretär uno mein Schwager, der Hauptmann." Der Geheime wußte wieder alles rum voraus. Gestern abend gab er Detail» zum besten. Abscheuliche Indiskretion! Der Polizei ist nicht» heilig! — — " Nach Hochzeittahnungen kommen Trauerklänge Hals über Kopf mußte heute die Pensionrmutter ab reisen, weil ihr Großneffe, ein „goldiger Bub", wie sie sagte, an Diphtherie gestorben. Und sie war hier so vergnügt gewesen, wir hatten immer Spaß an ihren Nörgeleien mit „Miß Lurline', deren Buben ihr da» nötige Quantum täglichen Aerge,« lieserten. Sie schmierten ganze Tauben auf ihren Tellern um her, ohne sie zu essen, belegten Butterbrote mit Leber wurst und löffelten den Honig aus dem -läse, statt wurde; und so ist denn die Occupation Cyperns von seiten Englands seitdem zur Th itsache geworden. Die Kunde von diesem gelungenen diplomatischen Schachzuge Beaconsfields erregte die öffentliche Mei nung Europa- in weit stärkerem Grade, al» da» Objekt desselben eigentlich wert war, wie eS sich in der Folge erwies. Man träumte damals beinahe von einer neuen Epoche det Erwachens im fernen Morgen- laude und versprach sich wunderbare Folgen von dem Eingreifen John Bulls in die öden lethargische Zu- stände der östlichen Perle des Mittelmeeres. Wer klassisch gebildet war, erinnerte sich der glänzenden Zeiten de» ath nischen Feldherrn Kimon und de» Königs Eua- gora»; wer für» Mittelalter schwärmte, dachte an Richard Löwenberz und an den armen Veit von Lusignan, der Jerusalem gegen Cypern vertauschte; wer Shakespeare und die Venetianer verehrte, gedachte de» Mohren Othello und der stolzen Katharina Cor naro, der Heldin eines farbenreichen Makartschen Ge mälde»; die Neugriechen, denen erst vor kurzem durch die angebliche Großmut England» die sicken Jonischen Inseln in den Schoß gefallen waren, machten sich schon auf eine neue Erbschaft gefaßt. Von allen diesen an da» Ereignis geknüpften Hoffnungen ist im Laufe von fünfzehn Jahren nur ganz Weniger in Erfüllung g gangen. Der unter dem bleiernen türkischen Regiment eingerissene Ver fall war denn doch zu tief gewurzelt, als daß die wenigen englischen Beamten der Fülle von Übeln hätten abhelfen können Die einheimiscke Bevölkerung — etwa 140000 Griechen neben 40000 Türken — zeigte sich zu verkommen und unzugänglich, um nicht zu sagen widerspenstig, als daß wirklich um- sasiende Reformen, mit denen die Engländer an fänglich in der That umgingen, hätten ins Werk ge- setzt werden können. WaS in dieser Richtung auf administrativem Wege versucht wurde, verlief im Sande, und noch obendrein enthielt der türkische Cessionsvertrag die drückende Bestimmung, daß der Überschuß der Einnahmen über die Ausgaben als Tribut dem Suttan zugesühit werden sollte, eine Be stimmung, die später durch die Festsetzung eines un verhältnismäßig hohen Tributs von 92 740 Pfd Sterl, ersetzt wurde. So litt denn die englische Verwaltung von vornherein unter einer Verpflichtung, die nicht nur verbot, die bestehenden Steuern der Eingeborenen zu erleichtern, sondern auch alle nennenswerten Aus gaben zu größeren Meliorationen unmöglich machte. Nur in einem Punkte hat die englische Besetzung reiche Früchte getragen: das britische Museum hat eme beträchtliche Summe zu dem Zweck ausgeworfen, die cyprischen Altertümer durch einen jungen deutschen Gelehrten, den vr. Ohnefalsch Richter, systematisch er forschen zu laff-n Derselbe hatte schon vorher daS Heiligtum der Astarte Aphrodite bei Paphos aufge graben und in einem Garten zu Larnaka ein schönes Standbild der Artemis von echt griechischer Arbeit aufgefunden; nun bekam er vom dritsschen Museum den Auftrag, den gesamten Resten, die des amerika nischen Konsuls Palma di Cesnola eilfertiger Sammel- flcig übrig gelassen, nachzuspüren. Seine methodischen, jahrelang fortgesetzten Bemühungen haben eine große Reihe von Altertümern wieder ans Licht gezogen, die sich zur Feststellung der Bindeglieder zwischen der alt orientalischen an) griechischen Kunst von hervorragen dem Werte erwiesen Haven. Trotz der oben erwähnten Schwierigkeiten hat die Insel unter der Verwaltung des englischen Oberkom- missars immerhin bedeutende Fortschritte gemacht. Der Handel hat sich seit 1878 beinahe verdoppelt; eine englische Gesellschaft Hal die alten Kupferberg werke wieder in Ausbeutung genommen; die durch Zitgenherden und Nachlässigkeit der Hirien stark be schädigten Waldungen werden jetzt unter amilrchem Schutz wieder gepflegt und der sehr roh betriebene ihn auf die Semmel zu streichen. Diese Vergeudung erboste die Pensionsmutler mächtig. Das traurigste Ereignis ist der plötzliche Tod des hier im Hause weilenden Kanzlisten. Seine Frau war gerade eine Nacht hier, da bekommt er morgen» Lungen schlag. Die arme Frau sieht zum Erbarmen aus, so elend, so verstört. Und nun muß sie den Mann hier taffen. Großmama sagte gleich: einen Transport der Leiche könne die Frau nicht zahlen. Ich sollte nicht zu der Frau gehen — Tante Lene hatte schon mit ihr geredet — aber sie jammerte mich zu sehr. Als Großmama runter in den Garten war, schlich ich an die Thür und hörte sie schluchzen und jammern: „Sieh mich doch noch einmal an, guter, lieber Konrad. Soll ich denn nun allein hrimgehen zu unseren unglückl chen Kindern? Hier muß ich Dich betten in die fremde, kalte Erde," so klagte sie. Erst hatte ich ein furchtbares Grauen, dann mit einem Male, da mußte ich weinen und ging zu ihr hinein Sie saß am Bett, starrte den Toten an und rang die Hände Und plötzlich kam „er" herein, ich meine den Doktor. Er tröstete die Frau, sie möchte die Ruhe dem Verstorbenen gönnen, denn er hätte sie verdient nach dem quälenden, mit solcher Geduld getragenen Leiden. Beinahe gewaltsam führte er sie hinaus und schloß die Thür ad „Sie dürfen nickt länger hier bleiben," gebot er. Mir reichte er seine Hand und sagte: „Fräulein Hiloe," — er hatte mich noch nie so genannt — „nehmen Sie sich der Frau an. Ich gehe, mit dem Wirt die notwendigen Formalitäten zu erfüllen." Dabei sah er mich bittend an, so daß ich die Frau ohne weiteres in unser Zimmer brachte. (Echtuß s-l-t) Weinbau ist wieder in Aufnahme gekommen. Nur daß sich manchen Verbesserungen die noch dauernden türkischen Gesetze und die störrische Trägheit der Grie chen hemmend in den Weg stellen. Vor kurzem ist der neueste Bericht deS englischen Oberkommissars, Sir W. I Sendall, über da» Jahr 1891/92 im Druck erschienen Danach hat das Jahr einen Überschuß von 18 000 Pfd Slerl. ergeben, der dem laufenden Jahre in Rechuung gestellt ist, um darau» die Zinstermine des türkischen Tributes zu decken. Die Finanzen leiden außerdem unter den großen Schwankungen der Einnahmen, die von mehr oder weniger günstigen klimatischen Einflüssen abhängen. Die Regierung sieht sich deshalb außer stände, sich mit größeren Unternehmungen zur Entwickelung der natürlichen Hilfsquellen der Insel zu befassen. Sie bat zunätst ihr Augenmerk auf den Ausbau der Landstraßen gerichtet und auch eine Miliiäistraße von Limasol nach PlaträS angelegt. Tie einzige voll kommen mit Pflaster und Brücken versehene Straße führt von Larnaka nach Nikosia, auf welcher sich schon ein beträchtlicher Lastenverkehr entwickelt hat. Andere Wege leiden besonders unter dem Übelstande der starken Winterregen, durch welche die im Sommer leeren Flußbetten in rrißende Ströme verwandelt werden, denen nur außergewöhnlich solid gebaute Brücken Widerstand leisten können; an soll,en Brücken aber ist vielfacher Mangel, da die Einwohner sich ohne diefelben zu behelfen gewohnt sind und die Regierung kein Geld hat. Eine Katasteraufnahme ist bisher durch den Wider spruch des gesetzgebenden Rates, der aus 8 Mitgliedern, zur Hälfte Beamten, zur Hälfte Notabeln, besteht, ver eitelt worden, weil die Einwohner von einer solchen Maßnahme eine Erhöhung der Grundsteuern be fürchten Auch die Forstverwaltung begegnet den größten Schmierigkeiten; Wa.dfr^vel sind hier, wie im europäischen Griechenland, an der Tagesordnung und sind auch nicht in der Abnahme begriffen. Nicht weniger als 545 solcher Fälle sind vor Gericht ge zogen worden; dagegen gab ek nur 51 Waldbrände gegen 42 im vorangehenden Jahre. Die Baumschule in Nikosia hat dafür 5000 junge Bäume an Bauern zu NeuaoPflanzungen verteilt. Außerdem ist neuer dings ein Ackeibauinspekior eingesetzi worden, um den geringen Getreidebau, den der Boden an sich doch zu läßt, zu heben. Ter mit dem Sanitäiswesen beauftragte l>r. Heidenstein, ein Deutscher, Nagt über die unbegreif liche Unreinlichkelt der Bewohner. Niemand denkt auf der einstigen Insel der Göttin der Schönheit an Fortschaffung des Unrats, geschwe ge denn an eine Verwertung der Abfuh: flösse. Der Beamte bat es nur mit großer Mühe durHsetzen können, daß diesradt- behörde von Nikosia eine «umme von 800 Pfd. Sierl zur Reinigung ernes Grabens ousgeworsen hak, der die Stadt durchzieht und mit seinen Dünsten ver pestet So finden denn die wenigen europäischen Beamten auf Schritt und Tritt wahre Augiasställe vor, ohne daß ihnen dre Kräfte eines Herkules zur Verfügung ständen. Neben solchen Übelstä ideu h>ben die Eng.änlec auf Cypern auch mrt großhellenischen Ideen zu kämpfen. An einen stetigen Fortschritt im Kleinen, an Ordnung und geregelte Thärigkert denken diese Söhne der alten Cyprrolen feilen vier nie, sondern sie beschäftigen sich, soweit sie überhaupt die Bildung danach haben, mrt dem Gedanken an eine demnäL stige Vereinigung mit dem wiedererweckten hellenischen Mutlerlande. Man wird ihnen so etwas gern gönnen, sobald sie nur erst das ABC der Volkswirtschaft ge lernt haben. Die Engländer aber sehen ein, daß sie mit der Occupation dec Insel eine Erwerbung von sehr zweifelhaftem We «e gemacht haben, dre mit der analogen Besetzung Ägyptens nur hinfich'üch der K. Hoflbeater. Tie Grneraldrielliou 0e» atomgl. Hoslheaters hat auf dringenden Wunsch der Frau Bayer, welche sich die schmerzliche Aufregung einer Abschiedsvorstellung erspart sehen möchte, die in Aus sicht gestellte Vorstellung von „Wahrheit" adgesetzt. Es bleibt daher bei der auf dem Spielplan angesetzten Vorstellung von „Wvhlthälige Frauen". Am I.S-p- tember tritt Frou Bayer, wie bereits gemeldet, als „Ehrenmitglied" in „Marguerite" auf. Konzert. Das gestrige Cymphoniekonzert der Belvedere Kapelle brachte als Hauptstück des Pro gramm» daS fymphonische Tongemälde „Ländliche Hochzeit ' von Carl Goldmark. F riiq und individuell im Ausdruck, reich in der Erfindung, voll Phantasie und Schwung jn der Gestaltung, er weckt dieses Werk immer von neuem die freudige Teilnahme aller musikalischen Leure und gewinnt m,t seinen Mittrlsätzen, besonders mit dem reizend melo diösen Brautlied und dim poetischen Stück „Im Garten auch die Aufmerksamkeit des großen Publi kum». Dre bezeichneten Teile fanden auch gestern wieder den größten Beifall, während die zwölf in freier Manier ausgesührten Variationen, die bald launig bald beschaulich, hier leidenschaftlich jubelnd dort sinnig reflektierend anziehende AugenblickSbilder und Gefühlsschilderungen aus einem HochzeitSzuge und seinen verschiedenen Gruppen darbitten, nicht im gleichen Maße eingänglich aus die Hörer wirkten. Die Kapelle, welche diese namentlich im ersten Satz s hr schwierigr Symphonie mit großer Sicherheit zur Wiedergabe brachte, spielte al» Neuheit vier norwe gische Tänze von Gneg, charakteristische fein instru»
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