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Dresdner Journal : 30.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189305302
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930530
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930530
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-05
- Tag 1893-05-30
-
Monat
1893-05
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 30.05.1893
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Die böhmischen Konservativen und die Polen be fanden sich in einer Zwangslage, al- der Vorschlag riner moralischen Aburteilung der Jungtschechen auf tauchte. Vom Gesichtspunkte des Anstande- müß en sie den Plan gutheißen und die Kenntnis der großen Verbitterung, welche in hohen und höchsten Kreisen durch daS Auftreten der Jungtschechen bewirkt ward, mußte die Politiker der beiden Gruppen in gleichem Sinne beeinflussen. Im Lager der Polen wie in jenem der Äonserkativen hegt man aber keine auf richtigen Sympathien für die Deutschliberalen und daher auch nicht die Neigung, die Geschäfte der letz teren gegenüber den Jungtschechen zu besorgen Man will sich dort den Weg zu einer einstigen Annäherung an die tschechischen Radikalen nicht ganz und gar ver schließen und man fand es daher fehr unbequem, einen Schritt thun zu sollen, welcher die Jungtschechin auf- äußerste verletzen mußte Tie Erklärung des Abgeord neten Plener hat nun diesen vorsichtigen und un schlüssigen Politikern die Möglichkeit geboten, den Jungtschechen denn doch wieder einen kleinen Freund schaftsdienst zu erweisen, indem man ihnen sagt, daß man an d n scharfen Worten de- deutschen Führer» keinen Anteil habe! Angesichts dieser Wendung läßt sich die Thatsache nicht hinwegleugnen, daß Hr. v. Plener diesmal der diplomatischen Schule, aus welcher er hervorgegangen ist, wenig Ehre machte. Die klaren und drastischen Verhältnisse, die er zum Nachteile der Jungtschechen noch besonders kennzeichnen wollte, sind eben durch diesen Schachzug wieder getrübt und zu zweideutigen gestaltet worden. Die gedeihlichen Folgen, welche sich in der öster reichischen Parteigruppierung aus einer notgedrun- aenen einhelligen Brandmarkung der jungtschechi'chcn Kampsweise ergeben konnten, sind sonach einstweilen noch keineswegs als gesichert zu betrachten. Man wird sich mit dem starken moralischen Eindrücke des Vor ganges begnügen müssen, wobei allerdings auch die Frage noch offen bleibt, ob jener Eindruck gerade bei der junglschechischen Wählerschaft in der erwünschten Richtung zur Geltung gelangen wird. Die zunächst beteiligten jungtschechischen Abgeordneten selbst sind bemüht, die Bedeutung des Ereignisses durch Klagen über eine angeblich noch nicht dagewesene Vergewal tigung abzuschwächen, und sie werden sich unzweifel ha't bestreben, auch die tschechische Bevölkerung Böhmens zu der gleichen Auffassung zu bestimmen. Was endlich den w.iteren Verlauf der Delega- tionsberatungen betrifft, fo ist anzunehmen, daß die Jungtschechen in etwas unlogischer Weise das Vor gehen ihrer parlamentarischen Kollegen an der gemein- famen Regierung rächen werden. Man hat ihnen die Möglichkeit benommen, ihre politischen Bekenntnisse in den Ausschußverhandlungen neuerdings zu ent wickeln, und sie werden daher diese Bekenntnisse, ver knüpft mit den zugehörigen Angriffen gegen die Re gierung, in um so schärferer Fassung in den Plenar sitzungen zum besten geben Lagcsgejchichk. * Berlin, 30. Mai. Se. Majestät der Kaiser gedenken, am Mittwoch aus Pröckelwitz in Danzig einzutreffen, um daselbst der Taufe und dem Stapel lauf der auf der Schichauschen Werft neuerbauten ge schützten Kreuzerkorvette beizuwohnen. Nach Beendig ung der Danziger Feierlichkeit werden Se. Majestät nach Berlin bez nach Potsdam zurückkehren. — In ihrer Nummer vom 27. d Mts. bringt die „Voss. Ztg " ein Telegramm aus Belgrad, wonach Se. Majestät der Kaiser beim Empfange des serbi schen außerordentlichen Gesandten, Obersten Pante- litsch geäußert habe: „Schneidiges Unternehmen des jungen Königs, dein meine vollen Sympathien gehören! Das hat alles g« klappt wie auf dem Exerzierfclde." Demgegenüber ist der „Reichsanzeiger" zu der Erklärung ermächtigt, daß Se. Majestät Hrn Pantelitsch lediglich beauftragt hat, den jungen König der freundschaftlichen Gesinnungen Sr. Majestät für ihn zu versichern, jedoch keines der Ihm in den Mund gelegten Worte über den serbischen Staatsstreich ge sprochen hat. — Das durch Notenaustausch vom 29./30. Juni vor. Js. zwischen Deutschland und Spanien ge troffene, durch die Deklarationen vom 26. November vor. IS. und 24. März d. Js. verlängerte Abkommen wegen provisorischer Regelung der gegenseitigen Han delsbeziehungen ist durch eine von dem Kaiser!. Bot schafter in Madrid und dem König!, spanischen Mi nister hpr au?n'ä'''iaen Angeleg-nbeiten unterzeichnete, vom 28. d. MtS. datierende Deklaration auf die Zeit bis einfchließlich zum 3t). Juni d. I. weiter ver längert worden. — (B. P. N.) Daß die französisch-russische Ver brüderung, wenn auch zur Zeit weniger auf materiellem Gebiete, doch umso üppiger im Reich des Gedanken«, blüht, zeigt die Uebereinstimmung der chauvinistischen und panslavisuschen Politiker in Beurteilung de« deutschen Reich«tag«wahtfeldzuge». Sie rechnen schon jetzt mit dem von ihnen al« sicher angenommenen Siege der jedem Opfer für die Sache de« Vaterlandes abgeneigten Koa lition Richter-Lieber-Bebel und rüsten sich, denselben für ihre Zwecke auszunutzen. Frankreich braucht zur Verwick- lichung feiner ZukunftSpläne vor allem einer starken Re gierung nebst einer unbedingt zuverlässigen gouverne- mentalen Kammermehrheit, und es ist gewiß kein Zufall, daß eben jetzt, acht Wochen vor dem Ablauf de« Mandat« der jetzigen Deputiertenkammer, die Aktien des solange abseits gebliebenen Exminisler» Constans im raschen Steigen begriffen sind. Die Panflaoiften ihrerseits wünschen eine Betreibung der Orientfrage, und wer sich auf dis Deutung gewißer Anzeichen des Entwickelungsprozesse« im euro päischen und asiatischen bez. afrikanischen Orient »ersteht, der erkennt unschwer, daß dieselben auf eine Berechnung eingerichtet sind, in welcher Deutschland als beachtenswerter Faktor eine gegen früher bedeutend verkürzte Rolle spielt. Und alles das, weil unsere guten Freunde zur Rechten wie zur Linken sich überzeugt halten, Deutschland werde sich im Verfolg der durch die Reichstagsauslösung brennend gewordenen inneren Krise in eine unabsehbare Kette von Wirrnissen verwickeln, die seine internatio nale Geltung schließlich bis auf Null herabdrücken müßen. Dabei bleibt indeßen die Phantasie de» auf den Nieder gang von Deutschlands Größe rechnenden Auslandes keineswegs stehen. Sie sagt sich, Deutschland könne nur so lange ein begehrenswerter und schätzbarer Bundes genosse seiner Freunde sein, als es die Macht und den Willen besitze, die Stellung festzuhalten, zu welcher es in den Tagen seiner höchsten nationalen Krastentfaltung aus gestiegen Ein Staatswesen, das vollauf mit Meisterung leiner innerer Wirren beschäftigt sei, dessen Regierung der Pflege der vitalsten Interessen des Reiches von der Mehr heit der Wähler im Stich gelaßen werde, könne keines falls das gleiche Maß internationalen Kredites und An sehen« beanspruchen, als daß seine bisherigen Bundes genossen in derselben Weise wie bisher der politischen Führung Deutschlands sich anschließen sollten Kurz, wenn auch nicht zwischen heute und morgen, so doch binnen einer absehbaren Frist, sieht man an der Seine und Newa dem Ende des^Dreibundes entgegen, d. h. des vornehmsten Bürgen der Erhaltung des an den internationalen Status quo gebundenen Weltfriedens. Natürlich hängt man diese seine Hoffnungen nicht an die große Glocke, aber im vertrauten Freundeskreise giebt man ihnen desto unver hüllteren Ausdruck und ist dort wenig erbaut von dem Jubel, mit welchem die Fanatiker der extremen Richt ungen jeder neuen Krastleistung derer um Lieber Richter- Bevel zujauchzen. — Graf Matuschka, einer von den zwölf Zentrumsabgeordneten, welche für den Antrag Huene stimmten, veröffentlicht in der „Kreuzztg." eine Zu schrift, welche alle gläubigen Katholiken ausfordert, die ihrer Überzeugung nach zu Frhrn. v. Schorlemer- Alst stehen, das auch offen zu bekennen. Er selbst teile den Standpunkt Schorlemers. Graf Matuschka wirft dem Wahlaufruf der Zentrumspartei vor, der selbe maße sich an, die Lage Deutschlands besser zu beurteilen als der Kaiser und feine Hohen Verbün deten. „Die Schwenkung des Zentrums zu einer demokratisch-oppositionellen Partei mag mitmachen, wer will; für mich als grundkonservativer Mann ist ein ferneres Verbleiben in dieser Fraktion ausge- schlossen! Möchte auch da- katholische Volk sich drei mal besinnen, bevor es sich rückhaltSloS einer Führung preiSgiebt, die unter vielen schönen Phrasen schließlich doch nur die Geltendmachung der eigenen Person und kleinlicher Herrschaftsgelüste bezweckt und die Sache, der sie zu dienen vorgiebt, mitsamt dem Vaterlande zu Grunde richtet!" — Zu der am Sonnabend aus dem „Reichk- anzeiger" mitgeteilten Kundgebung des preußischen Kriegsministers in Angelegenheit der Verleumdung des Hauptmanns Prey bemerkt die „Köln. Ztg.": „Die Mitteilung des „Reichsanzeiger-" enthält sich der besonderen Hervorhebung eines schroffen Wider spruchs, in den Hr. Bebel sich verwickelt hat. In der Antwort an den Kriegsminister erklärte er mit genauer Zeitbestimmung, das ihm au- Frankfurt a. O. zu gegangene Schreiben wenige Tage nach den ReichStagS- verhandlungen am 2l. März vermchtet zu haben. Vor Gericht sagte er aus und beschwor es, daß er jenes Schreiben alsbald, nachdem er sich den Inhalt gemerkt, vernichtet und dann den Vorgang im Reichs tag auf Grund seiner Aufzeichnungen zur Sprache ge bracht habe. Wie Hr. Bebel schreibt, geschah die „über die Versteinerunzen de« Herzogtum« Sachsen-Alten, bürg", 39 S. 8". H B Geinitz Die Madonna de- Botticelli. Novelle von Lothar Brenkendorf. t» (Fortsetzung). Herr v. Hauckwitz zauderte ein wenig mit der Antwort; dann aber sagte er: „Warum sollte ich nicht ganz aufrichtig gegen Sie sein ? — Nein, sie wissen bis jetzt nichts davon; denn bevor ich noch wußte, in welche Hände das Ding ge kommen sei, wollte ich ihnen keine Hoffnung machen, die ich vielleicht nicht hätte erfüllen können — Ünd je größer die Überraschung, desto größer natürlich auch die Freude." „Sie wollen die Kaufsumme danach, wenn ich Eie recht verstehe, auS Ihren eigenen Mitteln be streiten ?" „Gewiß! — Und da ich al- alter Freund der Familie dazu unzweifelhaft berechtigt bin, wird Ihnen das hoffentlich kein Grund fein, die Rückgabe deS Bildes zu verweigern." Sein von vornhcrein etwa- hochmütiger Ton hatte bei der letzten Bemerkung eine fast impertinente Färbung avgencmmrn, und der junge Maler war sicherlich gegen niemanden weniger zur Nachsicht ge- stimmt al« gegen feinen Besucher. „Vielleickt doch!" sagte er mit kühler Bestimmt heit. ,,E« sind eben inzwischen Umstände eingetreten, die mich wünschen lassen, da» Gemäldr zu behalten." Mit einer Gebärd« de» Erstaunen« warf der Ritt- meister den Kopf zurück. „Ah, ist das ernsthaft gemeint? — Soll ich diese Ablehnung wirklich als Ihre Antwort auf mein Er suchen nehmen?" „Es wird Ihnen kaum etwa- anderes übrig bleiben; denn Sie können sich denken, daß zum Spaßen für mich augenblicklich keine Veranlassung vorliegt." „Aber Sie müssen doch irgend einen Grund für solche Weigerung haben Gerade in Anbetracht der menschenfreundlichen Gesinnung, die Sie nach dem Be richt dieses Steinitz bei dem Kauf de- Bilde- an den Tag gelegt haben sollen, hätte ich nicht erwartet, bei Ihnen auf Schwierigkeiten zu stoßen." „Und wenn nun Hr. Steinitz im Irrtum gewesen wäre — wenn ich nun schon damals gewußt hätte, daß das Gemälde al- das Werk eine- berühmten alten Meister» das Dreißigfache der von mir gezahlten Summe wert sei — würden Sie mir auch dann noch zumuten wollen, eS ohne weitere» gegen Erstattung de» Kaufpreis»» zurückzugeben?" Der Rittmeister schaute zwar erst etwa» ver blüfft drein; aber er faßte sich schnell und der er zwungen verbindliche Ausdruck seine» blasierten Ge sichts wandelte sich in eine unverhohlen geringschätzige Miene „Ah, pardon", meinte er. „Ich habe, wie e» scheint, die Situation bisher unter einem falschen Ge sichtswinkel aufgefaßt. — In manchen Dingen bin ich eben etwa» schwer von Begriffen, und ich yvstand nicht gleich, wa» Sie meintep, al« Sie di» Sacht rein geschäftlich behandelt sehet» wollte«. — Reden wir also geschäftlich, mein Herr! — Welchen Wert würde denn Vernichtung also keinenfall» vor dem 2l. März; wie Hr. Bebel schwört, geschah sie jedenfalls vor dem N. März. Und dieser Herr, der nicht einmal den Namen seine» angeblichen Gewährsmannes nennen kann, wogt dab.i, die Glaubwürdigkeit der auf einer Menge von Zeugenaussagen fußenden Militär gericht lichen Akten onzuzweifeln. Es ist gut, daß eine jener feigen, beweiSlosen parlamentarischen Verleumdungen, gegen die der noch so grundlos Angegriffene meist ohnmächtig ist, jetzt einmal zur öffentlichen und all seitigen Besichtigung im „ReichSanzeiger" ausgestellt wird." Hamburg, 29. Mai Einer Bekanntmachung der Cholerakommission des Senat» zufolge ist seit gestern die alte Schöpfstelle der Stadtwafserkunst ge schlossen worden Die Versorgung der ganzen Stadt geschieht jetzt ausschließlich mit filtriertem Waßer. Wien, 29. Mai. Die Ansprache Sr. Majestät des Kaisers an die Delegationen wird in den nunmehr vorliegenden ausführlichen Besprechungen der Wiener Blätter, gleichwie in den ersten bereit» verzeichneten Äußerungen derselben, übereinstimmend als Friedensbotschaft aufgefaßt. Tie „N. Fr. Pr." betont abermals, daß die kaiserliche Ansprache viesmal die seit Jahren übliche Untcrscheidung zwilchen den Beziehungen Österreichs zu den im Trcibuide vereinigten Mächten und derjenigen zu den übrigen Ltaaten vermeidet und auseabmstoS die Beziehungen zu allen Mäckten al» sehr sr.und» schafiliche bezeichnet Es sei sicherlich nicht ohne Absicht ge schehen, wenn diese bereit« zu einer ständigen Form der kaiser lichen Anreden gewordme Unterscheidung zwischen den Drei bundstaaten einerseits und den übrigen Mächten andererseits fallen gelassen wurde und man werde darin, obne dem kaiser lichen Worre Z-vang anzuthun, leicht die Bestätigung einer Wahrnehmung finden, die aufmerksamen Beobachtern der Zeit ereignisse ohnehin nicht entgangen ist: eines allmählichen Nach lassen« d-S Widerwillens und der Empfindlichkeit gegen den Druck, den die Allianz der drei mitteleuropäischen Mächte immerhin aus die europäischen Angelegenheiten auSübt, wenn dies auch anerkanntermaßen nur z i G insten und im J itereße de- Friedens geschieht. DaS Blatt führt sodann alle Symv- tome an, welche für rin Nachlaßen der Spannung zwischen Rußland und Österreich-Ungarn sprechen, und meint, eS erscheine nicht unwahrscheinlich, daß auch bezügl ch deS Hauptpunktes, in welchem der Gegensatz zwischen ldfterreich-Ungarn u, d Rußland wurzelt, mit drr Zeit eine kühnere Beurleilunz p'atzgreisen werde und daß der Gedanke, dieser Gegensatz sei auch anders a's durch «inen blutigen Krieg zu lösen, nicht mehr zurück- gewiesen werden müße. Tas „Fremdenblalt" schreibt: „Die warme Friedensliebe und die Bereitschaft, der Erhaltung de« Frieden- durch Förder ung der Wehrkraft eine kräftige Garantie zu bieten, aber auch der Entschluß, in der Entwickelung der Wehrkraft nicht über die Gren,eil hinauszugehen, welche die notwendige Wahrung deS Gleichgewichte- im Staatshaushalte zieh», wird von den beiden Dttegationen betoit und findet ebenso ihren Butdiuck in drr Rede des Mouaichen." TaS Blatt führt sodann aus, daß die versct iedencn Regie ungen sich gegenwältig hauptsäch lich mit dcn »niren Fragen beschäftigen und sährt lann fort: „Man weiß ale- auch, daß es Umelstlömungen giebt, die mit diesen, au friedliche Entwickelung gerichteten Bestrebungen nicht im Einklänge stehen, und daß üb- rdie- die Gegensätze noch nicht des iligt sind, welche die bewegten letzten Jah-zehnte hervoc- gerusen hoben Es ist daraus genügend hing-deulet m dem kaiserlichen Aus-pruche, es habe sich anderseits die Lage auch darin nicht geändert, daß eS die kaiserliche und königliche Re- gierung „im Interesse dec Sicherheit und der vollen Wehr fähigkeit Ler Monarchie unentwegt für ihre Pslilt hält, die systematische Welterentwickelung der Organisation und drr Schlagfertigkeit deS Heere- und der Kriegsmarine zur Durch führung zu bringen." Ja welcher Art diese Weiterentwickel ung erfolgen soll, geht aus den Borlagen der Sriesrerwaltung hervor; eS handelt sich um vorzunehmende Verwehrungen und Berstärkungcn, somit um neue Verbesserungen der HeereSrtnrich- tung, die feil lange für notwendig erkannt nnd die allerdings unabweislich sind, wenn wir in unfeiem S ärkcverhällni« gegen über den konkurrierenden Armeen und Seeslreitkräflen nicht zu- rückgrhen sollen". Lie „Presse" erwähn», daß sich seil der letzten Delegation- seßion kein bemerlenkwerttr politischer Zwischenfall ereignet Hobe und schreit: „Wenn aber auch die kaiserliche Ansprache insolgedeßen k^ine ui erwartete oder überra chende Wendung enthält, so wirkt sie doch durch ihren einfachen Inhalt ungemein beruhigend und befriedigend. Es gebt auS den kaiserlichen Worten hervor, daß sich in der politischen Situation der Mo narchie nach außen gar nichts geändert, daß also auch da- bestehcnde Bürn nis der drei Z n ralmächte in ungeschwächter Kraft sortoesteh« und daß man, so weil menschlicher W lle und Borautsicht reichen, auf die Wahrung eines wihrhalt segens reichen Friedens noch für eine geraume Zeit rechnen kann." Brünn, 29. Mai. In der gestrigen Hauptver sammlung der Christlichsozialen Mährens kam es in folge Eindringens von Sozialisten zu heftigen Tu multen. Gegen den Vorsitzenden, Grafen Stolberg, schwangen die Sozialisten Regenschirme und Stöcke. Als hierauf Baron Dipauli die Festrede hielt, fielen die Sozialisten mitten in diese mit der Absingung der Arbelterhymne ein. Die Versammlung wurde unter brochen. Die anwesenden klerikalen Abgg. Baron Dipauli und Baron Morsey unterhandelten mit den Sozialisten, welche die Fortsetzung der Versammlung gestatteten. Die Störungen dauerten aber an und erreichten ihren Höhepunkt, als der Brünner Bischof Ihrer Schätzung nach das Bild inzwischen gewonnen haben?" „Es würde mir jedenfalls nur für einen Preis feil sein, den zu zahlen Sie sich schwerlich bereit finden dürften." „DaS kommt darauf an", gab Hauckwitz hochfahrend zurück. ,Jch habe Ihnen, wie ich denke, noch keinen Anlaß für irgend welche Vermutungen nach dieser Richtung hin gegeben. Nennen Sie mir rund heraus Ihre Forderung! — Ich bin nach dieser Einleitung schon auf eine recht anständige Summe gefaßt." „Meine Forderung beträgt achtzehntaufend Mark, Herr Rittmeister", „Acht—zehn—tausend Mark! — Na, hören Sie, das geht doch eigentlich über den Spaß." „Dos Bild ist nach der Restauration al» ein Werk de» Sandro Botticelli erkannt worden und zwar al» eine Arbeit au» seiner besten Zeit. Der Direktor de» Museums hat den Wunsch, eS auf Staatskosten für die öffentlichen Sammlungen zu erwerben " „So? — DaS alle- ist ja merkwürdig schnell ge gangen! — Und Cie glauben, daß man Ihnen da eine so ungeheuerliche Summe zahlen werde?" ,Jch bin wenigsten» entschlossen, den Betrog zu fordern, den ich Ihnen soeben nannte." Der Rittmeister drehte an feinem Schnurrbart und sagte mit gezwungenem Lachen: „Run, man muß Ihnen lassen, daß Sie sich auf Ihren Vorteil verstehen. Wenn Sie öfter derartige Geschäfte machen, brauchen Sie sich ja kaum noch mit der Fabrikation eigener Bilder abzugeden — Und der P««i», den Sie mir gemacht haben, ist wirklich der allergenaueste?" Bauer sprechen wollte. Die Arbeiter ließen ihn nicht reden und erhoben einen furchtbaren Lärm. Erst nach vielen Bitten de» Vorsitzenden kam der Bischof zum Wort. Al» er den auf telegraphischem Wege ein gelangten Segen de» Papste» der Versammlung spenden wollte und Frauen und Männer niederknieten, er hoben sich die Sozialdemokraten und sangen da» Lied der Arbeit, worauf sie den Saal verließen. Pari-, 28. Mn. Über die gestrige Satz ung der Kammer ist noch folgendes mitzuteilen: Die Sitzung verlief im ganzep ruhig; man fuhr mit der Feststellung der neuen Wahlbezirke fort, und an diese Arbeit knüpften abermals mehrere Abgeordnete ihre Vorschläge behufs Verbesserung der Wahlgesetzgebung. So verlangte Gauthier de Clagny die Abschaffung de» Gesetzes über die mehrfach? Bewerbung, welche- man bekanntlich vor einigen Jahren erngeführt hatte, um ein Plebiszit zu Gunsten Boulanger- zu verhindern. Diese Bestimmung fei ein Eingriff in die Rechte der Wähler; sie müsse umsomehr verschwinden, al- von der Gefahr einer Diktatur nicht mehr die Rede fein könne. Aber der Berichterstatter Sarrien hielt dafür, als Mittel für die Verteidigung der Republik wöge man das Gesetz für etwaige künftige Fälle immerhin bewahren, und Gauthier de Clagny wurde mit 337 gegen 194 Stimmen abgewiesen. Bazille trat hier nach mit dem Anträge hervor, die Beamten, die sich um ein parlamtntarischeS Mandat bewerben wollen, hätten vor dieser Bewerbung aus dem Staatsdienste auszuscheiden (bisher waren sie dazu nur gezwungen, wenn sie wirklich gewählt worden waren). Bazille machte geltend, daß ihnen ihre amtliche Stellung einen zu großen Vorteil gebe. Der Premierminister Dupuy trat dem mit der Behauptung entgegen, Bazilles Antrag sei eine Beleidigung der Beamtenwürde. Die Kammer aber gab dem Minister mit 3 >2 gegen 209 Stimmen Un recht. Endlich brachte Hubbard einen Zusatzanttag ein, deS Inhalts, die Wahlaukgaben der Bewerber dürften nicht 300 Frcs. für je 1000 Wähler über steigen. Dieser Antrag erregte große Heiterkeit; in der That ist er rein illusorisch. Er wurde darum nicht minder mit großer Mehrheit angenommen. — Im „Gaulois" liest man: „Wir erfahren aus zu verlässigster Quelle, daß das russische Mittelmeer geschwader, welches jüngst an der Flottenrevue von Hampton teilgenommen hat, bei seiner Rückkehr von Amerika im Hafen von Brest vor Anker gehen wird. Es wird dort durch das Panzerschiff „General-Admi ral", welches die Flagge des Admirals Ansna'off trägt, verstärkt werden. Dieser Besuch deS russischen Ge schwaders wird gegen Ende August stattfinden; er ist die offizielle Antwort der russischen Regierung auf den Besuch in Kronstadt. Gleichzeitig wird der Groß fürst Alexei zur Kur nach Frankreich, wahrscheinlich nach Vichy, kommen. Wenn er, der Oberbefehlshaber der russischen Flotte, sich ebenfalls nach Brest begäbe, co würde die Kundgebung um so bedeutungsvoller rein . . ." * Paris, 28. Mai Zur Zeit wird an der Ver vollständigung des französischen Eisenbahn netzes von Paris nach der Ostgrenze eifrig gearbeitet; dieselbe erfolgt mit Rücksicht auf fine Beschleunigung der Mobilmachung und besteht darin, daß auf ein zelnen Strecken zwischen Paris und Narcy der Ober bau viergeleisig hergestellt wird. Diese Arbeiten werden auf der Strecke Blesme-Revigny, von welcher sich die Linie von Vitry-le-Fran?ors nach S». Dizier abzweigt, mit besonderer Schnelligkeit be trieben, nachdem die Strecke Vitry-Blesme bereits fertiggestellt ist. Ebenso ist dies mit der Strecke Paris Vitry der Fall; die ganze Linie bis L«rouville soll vier Geleise erhalten. Auf diese Weise, fo schreibt die „Köln. Ztg ", stehen für den Aufmarsch an der Ostgrenze zwei voneinander unabhängige Linien zur Verfügung: die eine nach Verdun, welche an der Maas entlang führt, und die andere nach Nancy über Toul und Frouard. Die letztere kann auch durch die direkte Linie über Pontreville nach Nancy vermieden werden, ebenso durch eine dritte, im Bau befindliche Linie von Toul nach Nancy. Diese Linie folgt dem Mofelthal, geht zwischen den Forts La Justice und Tillot auf dem linken und Fort Dommarlin auf dem rechten Ufer hindurch und wendet sich dann auf Port St. Vincent, um unter dem Schutze der Kanonen de» gleichnamigen Forts in die Linie Mirecourt Nancy einzumünden. Daß in diesem Eisenbahnausbau eine weitere Verstärkung der Schlagfertigkeit des fran- zösischen Heeres zu erblicken ist, bedarf keine- beson deren Hinweise- „Sie sind nicht bei einem Trödler, Herr Ritt meister !" „Na, na, warum fo empfindlich, da wir doch, wie eS Ihr Wunsch war, rein geschäftlich reden! — Wenn es denn alfo nicht ander- geht, erkläre ich mich mit Ihrer Forderung einverstanden." Bis dahin hatte sich Herbert mit Anstrengung beherrscht — jetzt aber fuhr er deftig auf: „Wie? — Sie wollten jene Summe zahlen?' „Auf ter Stelle, wenn eS Ihnen beliebt! — Ein Check auf die ReichSbank wird Ihnen hoffentlich genügen." „Und ohne daß Sie sich zuvor vergewissert haben, ob meine Angaben über den Urheber und den Wert de» Bilde» auf Wahrheit beruhen?" „Pah, wa» liegt daran? Ob der Kerl wirk lich Botticelli hieß oder ob Sie nur durch ein Mär chen den Preis in die Höhe zu schrauben suchten, ist für mich im Grunde ja ganz egal. — Ich will keinen Handel mit dem Dinge treiben, sondern ich will e» einfach denjenigen zurückgeben, die ich für feine recht mäßigen Eigentümer halte. Haben Sie dagegen vielleicht etwas einzuwenden?" „Ob ich etwa» dagegen einzuwenden habe? — Und wenn Sie mir eine Million aus den Tisch legten, fo würde ich Ihnen nicht durch eine Rückgabe de» Bilde» dazu behilflich sein, Ihre Zwecke zu erreichen! Sie find sehr leicht in die Falle gegangen, die ich Ihnen da gelegt habe — Herr Rittmeister, viel zu leicht für jemanden, der- darauf au»geht, eia fa edle« . Wild zu beschleichen.". . , Herr v. Hauckwitz maß den Erregten mit rinn«. Blick de« höchsten Erstaunen« .
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