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Dresdner Journal : 25.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189305251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930525
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930525
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-05
- Tag 1893-05-25
-
Monat
1893-05
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 25.05.1893
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Beilage zu H8 des DveKdUtk Journals. Donnerstag, den 25. Mai 1893, abends. »M Erntununyk«, Versttzuugeu rc. im öffmUicheu Lirnste. D«Parte»e»t der Kiuanzen. E« der P»st»«r»»ltu»g siad rruaiiat worden: Ao» dann Indira» Ltitmar. zeither Postanwärlrr, alt Post»«'- walrer in Haltbrückr; ckichaid Ilbin Fiedler und Franz Ladrea» Arrdt, gcu Iacob», zrührr Poftauwärter, alt «oft- aUistrn'en >« Bezirk- drr Katirrl Obrrpaftdirrklioo zu Dre<« den ;tzrirdrich Lrnft Sch midt, Schuhmachermriftrr, zriiher Pest- hasftelleninhabrr. alt Posiaaen« in Seiselsdois br> «a^rdei»; Fri«< drich Hermaan Hraker, Matkrialroarrndändler, zeiihrr Pvjlh>i- flrllrninhaber, altPoftaara«irrHermtdois (SSchs. Schulz; Moris Bruno Ditrrich, zrilher Podprallikaat, alt Popsckltiär >m Bezirke der Kaisnl Obrrpopdirekrion zu Dretdrn; Johann Joleph Airchmaao, Aaosmanv, »eilter Pofthiljstellrninhaber, alt Puftagent in Leubnitz bei Dretd.n-Strehlen, Friedrich Wilhelm Äaeke, Echmirdeme>vrr und Steuernh der, al» Pvftagent in Gohrisch hei Königstein Dresdner Nachrichten vom 25. Mai. * Ter von den Ordnung-par teien im 4. Wahlkreise DreSden-Neustadt in »Aussicht genommene Neichs- tagSkandidat, Hr. Landrichter Rosenhagen, wird nächsten Freitag, den 26 Mai d I, abends 8 Uhr im Saale der Tonhalle, Glacttstraße, eine Ansprache an die Wähler hallen und in dersclben sein Programm ent wickeln. —v. Gestern abend sprach im Westendschl ößchen zu Plauen bei Dresden vor einer von dem neugegründeten „Wahlverein der Ordnungkparteien" eingeladenen sehr zahlreich besuchten Versammlung der für den 6. Wahlkreis ausgestellte Kandidat Hr. Geh Bergrat Förster. Nachdem der Vorsitzende des Vereins Hr. Fabrrkdirektor Timäus die Anivesenden begrüßt und mitgeteilt hatte, daß der Hr. Vortragende von dem Konservativen Verein für den 6. Wahlkreis, von dem Bunde der Landwirte, von dem nationalUberalen Landesverein und von dem Verein reichs- treuer Wähler für Laubegast und Umgegend als gemem- samer Kandidat aufgestellt worden sei, welchen sich der Wahlverein der vereinigten Ordnungsparteien anglschlossen habe, entwickelte Hr. Geh. Bergrat Förster in über zeugendem, sachlichem und leidenschaftslosem Vortrage sein Programm. Redner hob hervor, daß Vie Auflösung er folgt sei, weil die ReichSregierung von der Überzeugung durchdrungen sei, daß das deut'che Heer einer Verstärkung nicht entraten könne. DaS deutsche Volk sei zwar in viele Parteien gespalten, aber trotz aller Parteikämpse sei der patriotische Sinn doch nicht erstorben, das habe sich in den letzten Jahren bei verschiedenen Veranlassungen laut be kundet. Das deutsche Volk sei in seinem innersten Kern entschieden monarchisch und christlich gesinnt, auch herrsche noch immer gegenseitiges Vertrauen zwischen den veischie- denen Ständen, namentlich zwischen Arbeitgebern und Arbeitern, trotz aller Bemühungen der Sozialdemokratie, Mißtrauen zu säen und Unzufriedenheit zu wecken. Unsere Aufgabe sei, das Vertrauen wieder zu stärken, denn Ver trauen schaffe Zufriedenheit und Glück. Wer freilich die Notlage anderer auSbeute in rücksichtsloser Jagd nach Gelderwerb, der verdiene unser Vertrauen nicht; es gäbe wohl auch Christen, die in dieser Weise thätig seien, meist aber seien es Juden und, woZdas Judentum in solcher Weise hervortrete, sei es zu bekämpfen. (Beifall) Redner besprach sodann die Lage des Handwerkerstandes und des Mittelstandes überhaupt, welch« nach Mög- lictleir gehoben werden müsse, sowie die der Industrie und der Landwirtschaft. Die Landwirtschaft sei in eine lebhafte Agitation eingetreten und habe mancherlei Wünsche, welche aus der Notlage entsprungen seien, in welcher sie sich thatsächlich befinde. Diese Wünsche bezögen sich auf das Erbrecht, die Taris-, Viehseuchen-, Gelv , Börsen- und Währun Sverhältnisse. Über alle diese Punkte, besonders über die drei letzteren sprach sich Redner eingehender aus und stimmte den Landwirten im wesentlichen bei, wenn sie weitere Zollherabsetzungen, nament lich gegenüber Nußlann, nicht wünschten und sich von der Wuk'amkeit der Terminspekulation in Getreide und druch dieselbe veranlaßten heftigen Schwankungen beschwert und geschädigt fühlten, ebenso erachtete er die auf die Herbeiführung einer internationalenToppelwährung gerichteten Bestrebungen für zeitgemäß, da der Preisfall deSSilber» direkte und indirekte Nachteile auch für Deutschland und besonders für die Landwirtschaft mit sich bringe. Hinsichtlich der Erhöhung der Börsensteuer ivar Redner der Ansicht, daß die Börse noch weit stärker lerangezoaen werden könne, als di; Vorlage verlange, und zwar so, daß die fort dauernden Ausgaben für die Heeresverstärkung in ihrem vollen Umfange durch sie aufgebracht werden könnten Die Umsatzsteuer spiele bei allen Abrechnungen über Börsen geschäfte gegenüber den anderen Spesen und Gebühren eine so untergeordnete Rolle, daß daraus sich schon ihre Stei- gerungsfähigkeit ergebe (Lebhafter Beifall.) In der Ko- lonialpolitik wünscht Redner langsamen mäßigen Fortschritt; die Ehre der deutschen Flagge müsse aber überall gewahr werden, auch an fernen Küsten (Beifall.) Viele Sonder- interessen kreuzten sich im deutschen Vaterlande; das eine gemeinsame Interesse, wa» über allen anderen stehe, sei Lie Erhaltung des Friedens, diese sei bei der gegen wärtigen politischen Lage Europa» nur möglich durch Er haltung und Fortentwickelung unserer Wehrkraft, welche uns auch mit der Vermehrung noch weniger Opfer kosten, als Rußland oder Frankreich für diesen Zweck sich auserlegen. Auch handele cs sich hierbei keines wegs um eine Schraube ohne Ende, in Frankreich sei nran hinsichtlich der wehrfähigen Mannschaften an, Ende schon angelangt, wir aber könnten, ohne un« über mäßig anzustrengen, unsere Wehrkraft vermehren und unsere Armee ergänzen und damit erlangen, daß die Armee schneller schlagfertig, daß die zweijährige Dienstzeit ein geführt und daß die älteren Jahrgänge geschont werden können. Sei aber die Notwendigkeit der Heeresverstärkung anerkannt — und die Überzeugung von derselben habe sich namentlich in der letzten Zeit in weiten Kreisen Bahn gebrochen — so dürfe nurn über die Kostenfrage nicht straucheln; schon ein siegreicher Krieg schlage schwere Wunden, ein nicht siegreicher aber würde für unser Valk unabsehbares Elend nach sich ziehen Auch im letzten Reichstage sei e» zuletzt nicht mehr die Kostenfrage ge- wesm, die die Vorlage zu Falle gebracht hätte, sondern der FraktionSgrist, der die Interessen der Partei über die de« Vaterlandes stellte Gegen Aufhebung de« Jesuiten- gksetzes wäre vielleicht da« Zentrum zu gewinnen gewesen, aber er (Redner) bedauere e« nicht, daß man diesen Preis nicht bewilligt hab« R«dn«r hofft, daß da« deutsche Volk nicht geneigt se«, da« Bild vom schlafenden deutschen Michel wieder lebendig zu machen (Beifall) Er habe di« feste Udn Ilsung, der nach,l« Reichstag weroe vie Sicherheit de« Vaterland«» allen anderen Fragen »oranstellen und einig zusammenstehen mit dem Kaiser und den Kürsten de« Reiche«, und dieser Willenlmeinunq möge auch die Versammlung Ausdruck geben mit dem Ruf«: Ee Majestät * In den VolkSbidern (Käufferftraße, Elisenstraß« und Langebrückerstraß«) badeten am Freitag, Sonnabend und Sonntag 4666 Personen, — ein« Zahl, welche noch nie erreicht wurde; bei einem Bestände von nur 57 Wannen urd einem Bassin kann diese Leistung al« eine bedeutend« bezeichnet werden Da« Bedürfnis nach Bädern ist von Jahr zu Jahr gestiegen; von 2O71S im Jahre 1885 er höhte sich die Zahl der Badenden 1892 aus 150 237 und wirv 1893 beinal)« 200000 erreichen. Tie Bäv«r sind sortg«setzt vergrößert worden. Im Herbste sollen da« Bad in der Langebrück«, straße aus die doppelte Zahl der Wanncn erbracht, in den nächsten Jahren rin zweite«, größere« Bassin auf der Elisenstraß« und ein großes Bassin aus der Käufferstraße errichtet werden. Die« ist allerdings nur möglich, wenn dem Verein erneute Mittel zugeführt werden. Kaiser Wilhelm II., S« Majestät der König und die Fürsten de« Reiche«, sie leben hoch. Begeistert stimmten die Anwesenden ein und spendeten den, Vortragenden an haltenden Beifall Mit einem Hoch auf da« deutsch« Vaterland wurd« die Versammlung vom Vorsitzenden ge schlossen. Au« dem Polizeibericht. Auf dem Nrumarkte lief gestern nachmittag eine 87 Jahre alte, schwerhörige Frau ungeachtet de« ZuruseS de« betreffenden Kutscher« in ein mit 2 Pferden bespannte« Personengeschirr hinein. Sie ward von Ler Wagendeichsel umgerissen, doch gelang r«, sie vor dem überfahren zu schützen. Die Frau erlitt einen Unterarmdruch, eine größere Quetsch wunde an der Stirne, vermutlich auch eine Gehirn erschütterung und wurde dem Stadtkrankenhaus« zugeführt. * Lie Generalversammlung de» Allgemeinen Deutschen Jagdschutzvereine» fand gestern von 10 Uhr vormittag« abjauf Lem Belvedere ihr« Erledigung Se. König!. Hoheit Prinz Georg zeichnete Lie Versammlung durch Höchstseinr Anwesenheit au«, ebenso hatte rine Anzahl von Ehrengästen einer Einladung entsprochen. Se Durchlaucht der Fürst v Hohenlohe-Langenburg begrüßte die An wesenden, woran sich der Bericht des Hrn. Major a. D. Thiel-Berlin über die seitherigen Arbeiten und Erfahrungen der „Deutschen Versuchsanstalt für Handfeuerwaffen" in Halensee bei Berlin schloß, welcher der Verein 3000 M bewilligte al» Beitrag zu den Betriebskosten. Sodann wurden gewährt 1) zur Förderung der Bestrebungen drr Vereine für Hebung der Hundezucht für 1893/94 je 1000 M. zu Prämien für hervorragende praktische Leistungen von in Deutschland gezüchteten Hühner-, Schweiß- und Dachshunden; 2) 500 M. Prämie für die beste und billigste Konstruktion haltbarer, leicht transportabler und leicht zusammensetzbarer Trahtcenebe zu Einzäunungen tc. (Referent: Vizepräsident Gras v. Mirbach-Corquitten), 3) 1000 M Prämie für die best- den wissenschaftlichen und praktischen Anforderungen entsprechende Monographie über die Fütterung und Pflege des Wildes, namentlich des Rehwildes Der Viktoria-Friedrich-Wil Helm-Stiftung in Berlin wurden je 500 M auf 1893/94 und 750 bis 1100 M. den Witwen von durch Wilderer getöteten Forstschutzdienrrn zugesprochen; schließlich erklärte die Ver sammlung ihre Befriedigung über die in Italien hervor- gctrrtene Agitation gegen den Massenmord von Vögeln. — Der Verein zählt fitzt 9643 Mitglieder, hierunter 917 Sachsen. Als nächster Versammlungtort wurde Stutt gart gewählt. Heute früh 7 Uhr fand ein Ausflug nach Tharand zum Besuch der Forstakademie statt und mittags 12 Uhr Extrafahrt nach Wehlen bez. Bastei — w Der Kaufmännische Verein zu Dresden blickt mit diesem Jahre auf eine 30jährige Tkätigkeit zurück. Wie immer, so rrar auch im verflossenen Verems- jahre dieselbe rine rege. In den regelmäßigen Vereins sitzungen wurden verschiedene in da» Leben des Kaufmanns einschneidende Fraaen behandelt. Im ganzen sanden im Laufe des Jahres 11 Diskussionsversammlungen und 9 Sitzungen des VerwaltungSrateS statt. Daneben wurde auch der Unterhaltung und dem Vergnügen durch gesellige Zusammenkünfte, Herrenpartien, Damenabende, Familien- abende, ein Sommerfest u. a. m Rechnung getragen. Bei einer Einnahme von rund 1400 M. verblieb am Ende des Jahres ein Vereinsvermögen von 484 M Der seit Jahren angesammelte Hausbaufond» hob sich durch Zinsen- erträgnifse, Kursgewinne und Beiträge von 4070 auf 4456 M — 8. Zum Organisten an der DreilönigSlirche ist als Nachfolger des verstorbenen August Fischer Hr. Organist Töpfer-DreSden gewählt worden. Von der großen Anzahl von Bewerbern waren zwei hiesige und zwei auswärtige Organisten zur engeren Wahl zugezogen. - -Für die neue Markthalle sollen neben dem In spektor ein Assistent, ein Oberaufseh.r, fünf Aufseher und ein HauSmann angestellt werden Die Ausgaben für die Gehälter, für Arbeitslöhne, für Beleuchtung, Heizung, Wasser, Kehrichtabfuhr u. dergl sind jährlich mit 50270M. veranschlagt. Die Einnahmen aus der Vermietung der Berkaus»' und Lagerräume und der Schankwirtschaft sind auf 88290 M. berechnet. Dabei sollen sich die Preise für die Platzmieten wesentlich niedriger stellen wie in anderen Städten mit Markthallen. Das Standgeld wird in verschiedener Höbe, j« nach dem Verkaufsprodukt und nach der Lage des Standes — ob Parterre oder Galerie — und nach der täglichen oder monatlichen Ermietung bez Bezahlung erhoben werden. - Nachdem die Montierung der Caissons zum linken Strompfeiler der vierten Elbbrücke auf dem Gerüst vollzogen worden ist, wird der große erserne Kasten seit einigen Tagen langsam in das Strombett hinabgelassen, um nach Einfügung der FüllungSmasse 7 m unter der Stromsohle dauernd als Gründung für den Pfeiler zu ver bleiben. Der anbei e Strompfeiler der Brücke ist bereits über die Rüstungen hinaus aufgemauert und wird in kurzer Zeit fertiggestellt sein Da man auch den linken Strom pfeiler noch rn diesem Jahre zu vollenden gedenkt, die Landpfeiler auch mehr und mehr sich erheben, so dürsten die Tiesbauten der Brücke in der Hauptsache noch in diesem Jahre zu Ende geführt werden. - Die Verglasung der Kuppel des neuen Kunst akademiegebäude« ist nunmehr sertiggestellt; sie ist nicht wie bei anderen Kuppelbauten als Wölbung aus- gcführt, sondern die einzelnen Tafeln stehen in spitzen Winkeln an den Eisei rippen zu einander, sodaß Schloßen oder andere Niederschläge eine schädigende Wirkung nicht auSzuüben vermögen - Der Bau der von dem unteren Teile der Lstra- allee durch das Areal des ehemaligen Maxpalar» nach d»m Packhof geplanten, eine Berkehrtentlastung der Pack- hoftstraße bezweckenden Straße ist nunmehr in Angriff genommen worden. Sobald die Beschleußung und Be festigung des Straßenkörper« erfolgt ist, wird die Errich tung einer Anzahl größerer Gebäude vorgenommcn werden. - Für die zu erbauende Ausstellungshalle hat da» Hochdauamt unter Berücksichtigung der von den Stadt verordneten zum ersten Planentwurse geltend gemachten Wünsche «inen neuen Bauplan entworfen und nnt Kosten anschlag dem Rate vorgelegt. Nach diesem Plane soll da» Gebäude m t seiner Langseite und dem Haupteingange an Ler Pirnaischen Landstraße errichtet werden. D«r parallel zu dieser Straße geplante Hallenbau hat eine Länge von 177,50 w und eine Tiefe von du'chjchmttlich 21 w, ent hält Eingangshallen, Verwaltungsräume, Garderoben, Ver- bmoungegange und AuistellungShallen, ferner einen senk recht auf diesen Bau stoßenden Saalbau, weiter Autstel- lungSsäl« in Form einer langgestreckten Halle von 63 m Länge und 21 m Tiefe, mit einer Vorhalle nach d«m Garten und abschließende Terrasse Das Gebäude hat, abgesehen vom Mittelbau, ein Stockwerk. Für Autstellung«- z vlckc sind 5 410 <zm vorgrsehen Da« Kellergeschoß wird di« Küch« und Lie übrigen Wirtschaftträume enthalten. Für den großen Saal und di« Hinteren drei Säle ist Luft heizung geplant. Die Kosten sind insgesamt auf 1382 774 M veranschlagt Der Rat ist mit den ge- michtrn Vorschlägen einverstanden. Nachrichten aus den LandesteUen. * Leipzig, 24. Mai In der gestern vormittag er öffneten ersten Plenarversammlung drr 30. allgemeinen Deutschen Lehrerversammlung, über die wir bereit« telegraphisch kurz berichtet haben, begrüßte Se. Excellenz der Hr StaatSminister v. Seydewitz, nachdem der Vor sitzende D«bbe-Bremen die Versammlung willkommen ge heißen hatte, die Anwesenden mit folgender Ansprache: Ihr Ortsausschuß hat die Güte gehabt, mich zu per sönlicher Teilnahme an Ihren Verhandlungen einzuladen. Ich bin dieser Aufforderung gern gefolgt; will doch die allgemeine deutsche Lehrerversammlung da» Wohl Ler Volksschule fördern und die Jnterrfsen Ler Vollsschul» lrhrer wahren. Beides will auch mein Ministerium. Wir befinden uns daher bezüglich unserer Ziele in voller Übereinstimmung; ich sreue mich, LaS hier aussprechen zu können, freue mich auch, daß Sie zu Bethätigung Ihrer wohlgemeinten Bcstrebumen in diesem Jahre eine Stadt unseres SachsenlandcS erwählt haben. Unser Sachsenland hat seit Jahrhunderten schon der Pflege der Volksschule seine Fürsorge zugewendet Unsere älteste allgemeine Schulordnung datiert vom 1. Januar 1580 Aus dem jetzigen Jahrhundert haben wir zwei weitere Schulgesetze, da« eine aus Lem Jahre 1835, LaS andere aus deni Jahre 1873, die das gesamte VolkSschulwesen in um fassender Weise regeln, und daneben eine ganze Reihe von Gesetzen, das jüngste aus Lem Jahre 1892, die Lie ökonomische Stellung der Lehrer verbessern wollen Aus diesen wenigen T Haisachen wollen Sle, geehrte Herren, folgendes schließen: Unsere Regierung hat auch auf dem Gebiete LeS Volktschulwesens den Fortschritten der Zeit Lurch eine je und je fortschieilende Gesetzgebung Rechnung ge tragen Sie ist freilich dabei nicht sprungweise, sondern ruhigen und besonnenen Schrittes vorwärts gegangen, hat sich insbesondere vor allen gewagten und weittragenden Experimenten gehütet; werden doch solche Cxp.rimente auf keinem Gebiete so gefährlich sein, als auf dem Gebiete, wo es sich um das Wohl und Wehe unserer Kinder han delt. Unsere Regierung hat weiter die Entwickelung der Volksschule für so wichtig und so tief eingreifend rn das Volkrleben erachtet, Laß sie die grundlegenden Bestimm ungen aus diesem Gebiete nicht allein im Verwaltungs wege, sondern nur unter Zustimmung der Landesvertreter auf Lem Wege der Gesetzgebung getroffen hat Unsere Regierung hat sich endlich der Auffassung nicht versklossen, daß der Lehrer vor der realen Not zu schützen sei, wenn er die idealen Aufgaben seines Berufes rn der rechten Weise erfassen und durchführen soll. Selbstverständlich muß ich davon absehen, Ihnen, meine Herren, den ma teriellen Inhalt unserer neuesten Volksschulgesetzgebung näher darzulegen. Einige allgemeine Bemerkungen hier über wollen Sie mir aber doch erlauben. Die weitaus größten Fortschritte liegen, abgesehen etwa von der Ein- sührung der obligatorischen Fortbildungsschule, in den Ab schnitten, die von der Verwaltung und Beaufsichtigung der Volksschule handeln Um der Schule eine größere Selbst- ständigkeit und größere Bewegungsfreiheit zu sichern, ist die Verwaltung der Volksschule in erster Linie in die Hand der Schulgemeinden, die Beaufsichtigung in die Hand bewährter Fachmänner gelegt worden Aber der Gesetzgeber hat hierbei eine, wie ich glaub-, vollberechtigte und darum weise Mäßigung bethätigt. Dadurch, daß die Schule auf eigene Füße gestellt worden ist, hat doch in alle Wege nicht der organische Zusammen hang zwischen Schule und Familie, zwischen Schule und Kirche, zwischen Schule und Staat zerrissen werden sollen. Die Grenzlinien zwischen den Gebieten sind genau festgesteUt worden. Nach der Absicht Les Gesetzgebers sollen aber diese großen Gemeinwesen nach wie ror warmen lebendigen Anteil an der Entwickelung Ler Volksschule nehmen, sollen in diesen Bestrebungen einander unterstützen, emanier fördern, einander ergänzen, sollen unter gegenseitiger Wahrung ihrer Selbständigkeit eine ihrer schönsten und höchsten Aufgaben darin finden, harmonisch zusammen- zuwuken zum Segen unserer Jugend. Und dadurch, daß len Schulgemeinden eine weitgehende Autonomie eingeräun t worden ist, ist die staatliche Aufsicht über die Schule nicht ausgeschlossen worden, dcr Staat soll darüber wachen, Laß die allgemeine Ausgabe der Volksschule in jeder einzelnen Schulanstalt zur Erfüllung gebracht werde, und diese Aus gabe besteht nach unserem Schulgesetze darin, der Jugend durch Unterricht und Erziehung die Grundlagen einer sitt lich-religiösen Bildung ui d Lre für das bürgerliche Leden notwendigen allgemeinen Kenntnisse zu vermitteln. Mögen nun die gewaltigen Fortschritte unserer Zeit auf wissen schaftlichem, technischem, wirlschas.lichem und manchem ande ren Gebiete die Pflege des intellektuellen Vermögens in den Kindern uns b sonkers nahelegen: gewaltig ernste Zeichen Ler Zeit mahnen nicht minder dringend, dafür zu sorgen, daß ein kerniges, kräftige» Geschlecht, ein Volk herangezogen werde, das Len Schwierigkeiten der Zukunft gewachsen ist auch nach seiner sittlichen Tüchtigkeit Erne solche Jugenderziehung ist aber nach unserer Überzeugung nur aus religiöser Grunrlage möglich und diese nicht an nehmbar ohne konfessionellen Charakter. In dieser Gestalt allein ist da« Christentum in unseren sächsischen Landen bisher praktisch hervorgetreten. Und ich meine, wir haben allen Grund, un« hierüber »u freuen. Ist doch durch di« Art, wie die konfession«Uen V«rhältn>ste in uns«r«m enge ren Vaterland« sich gestaltet haben, c« möglich geworden und möglich geblieben, unsere Volksschule so zu organi sieren, daß bei voller Wahrung der Gewißentsreiheit d«r Gedanke der sittlich-religiösen Erziehung den ganzen Unter richt durchdringt, erwärmt und erhebt Und das halte ich sür einen Segen. Darauf beruht nach meiner Auf fassung rin gut Teil d«r Kultur und Eigenart unsere« sächsischen Volke«. Daß dabei auch die nationale Seite der Volk«schule gehegt und gepflegt, fest- und hochgehalten worden ist, dafür girbt Ihnen wohl der eine Umstand hin reichend« Bürgschaft, daß da« Szepter unserer Regierung seit zwanzig Jahren in der Hand eines Monarchen liegt, der in dem nationalen Kriege gegen Frankreich zu den tapfersten und tüchtigsten Heerführern gezählt hat un» nun zu den treuesten BundeSsürsten und damit zu de» kräf tigsten Stützen de« Deutschen Reiche« gehört Da« Ihnen allen bekannte schöne Wort: „Mit Gott für König uikd Vaterland!" möge die Losung auch für unsere sächsisch« Volk«schule sein und bleiben! Mit diesem Gruße heiße ich Sie im Namen meiner Regierung willkommen auf sächsischem Boden und ivünscke Ihren Verhandlungen einen recht fruchtbringenden, rrichgrsegneten Erfolg. Hierauf hielten der Oberbürgermeister Vr Georgi und Stadtrat Walter im Namen der Stadt Leipzig bez de« hiesigen Schulverwaltung Begrußuugsunspiachtn. Auf diese sowohl wie auf die weiteren Verhandlungen der gestrigen und heutigen Tage» kommen wir in der nächsten Nummer ausführlicher zurück. * Schandau, 24. Mai Im Anschluß an den in Teplitz adgehaltenen österreichischen Schulv«rein»tag unternahm heute eine große Anzahl Mitglieder diese» Schulvereins einen Ausflug nach Sckandau Die Teil nehmer an dieser Partie wurden am Dampsschifflandeplatz von den Mitgliedern der hiesigen Ortsgruppe des deutschen Schulvrreins mit Böllerschüssen und Musik empfangen, nahmen und Stefans Hotel ein gemeinsames Mittagessen ein und traten abenos, nach Besichtigung der Sehens würdigkeiten Schandaus, im Kurhaussaale zu einem Kom mers zusammen Nach herzlicher Begrüßung durch Hrn. Bürgermeister Wieck, welcher die Gemeinsamkeit der Ab stammung in Ler Sprache der Deutschen in Österreich und im Reiche betonte, hielt Ler Reichsrateabgeordnete vr. Weitlof aus Wien eine Ansprache, die mit einem Hoch auf die gastliche Stadt Schandau schloß. Oberlehrer ör. Herrmann aus Karlsruhe betonte in längerer Rede die Gemeinsamkeit der Geschichte Deutschlands und Öster reich». Des weiteren sprachen Pfarrer Gamper-Dresden, Frhr v. Dumreicher, geh Rat I)r Böckh - Berlin, Schul direktor Drechsler-Schandau und vr. Brix Wien. Zwischen diesen Aussprachen wurden patriotische Gesänge angestimmt Der Verlauf des Kommerses, an dem sich viele Bewohner Schandaus beteiligten, war überaus befriedigend. Vermischtes. * Amphibien. (Eine Sommerplauder-i von Oskar JustinuS) Amphibien sind Tiere, welche kaltes Blut besitzen, Lurch Lungcn atmen, Sommer- und Winterschlaf haben und im Wasser, sowie aus dem Lande leben. Ich möchte unter den Menschen eine Klaffe mit diesem Namen ankprechen, auf welche alle diese Bedingungen zutreffen, nur mit dem Unterschiede, daß sie nicht aus dem Wasser und dem Lande, sondern in der Start und auf dem Lande, genauer besehen, übrigens auch in der Eisenbahn, auf eem Dampfboote, in der Pferdebahn leben. Daß sie aber kaltes Blut haben müssen, um, ohne durch ihren Beruf als Kon dukteure darauf amtlich verpflichtet zu sein, alle Abente müde von ihrer Tagesarbeit stundenlang sich in da« ge- süll e Coupö pferchen und früh an Stelle des behaglichen Morgenschlummers dieselbe Reise in verkehrter Richtung zurück machen müssen, ohne zu murren, zu streiken, Fenster einzuschlagen und Schaffner zu insultieren, das wird mir jeder Halbwegs mitfühlende Mensch ohne weiteres zugeben. Was ich unter Amphibien verstanden wissen möchte, dürste nach dieser Betrachtung nicht mehr unklar sein. Ich meine die sogenannten Sommerfrischler, welche den Tag über in der großen Stadt, abends und den frühen Morgen bei ihrer Familie au» dem Lande zubringen Dieser Modus ist auch eine Ausgeburt der letzten Jahrzehnte. Man behauptet ja, daß jene Chen die besten sino, wo die beiden Hälften jahrelang von einander nichts sehen, als ihre Handschrift Rian sagt, daß die Kapitänsfriuen ihren aus wogender See durch Len Ozean schwimmenden Man nern besonders treu sind und Homer erzählt davon rine rührende Geschichte, wie eine Frau — Penelope hreß sie, wenn ich nicht irr« — ihrem Gatten zwanzig Jahre treu blieb, obwohl sie nicht einmal genau wtA?, oh er wiederkomme und obwohl die ihr Haus besuchenden Freier alle Tage freier wurden, weil sie die vermutlich sehr seine Partie durchaus nicht aus dem Garn gehen lassen wollten, ivas nebenbei gesagt, ihr ganz gutes Recht war. Ich kenne auch ein Ehepaar, welches nach langen schweren Kämpfen in holdester Eintracht lebte, seitdem er in New-Uork ein Engagement angenommen hatte und sie die erste Lieb haberin am Ltadttheater in Wronke geworden ist. Mir ist auch ein wie Turteltauben zusammenlebendes Paar in grauen Haaren bekannt, dis reinen Philemon und BauciS, wo Baucis den ganzen Tag über außerm Hause wäscht, während »Philemon die Stelle eines städtischen Nachtwächters bekleidet Cs hat ji etwas sür sich, daß eine Familie, in welcher sich den ganzen Winter über durch das unaus gesetzte Zusammenhocken so viel Galle und Schärfe an- gesammelt hat, mit dem Erwachen des Sommers ein bißchen auseinandergebracht, sagen wir, gelüstet wird Es mag ja solche Häuser geben, wie das des SanitätSrat« Fritz Scholz im Gerhardt Haup mannschen „Frieden« fest", zwischen denen jedes Wort eine Stecknadel, wenn nicht ein Dolch ist und denen es am besten wäre, wenn jedes Familiengliev aus einen anderen Planeten versetzt würde. Aber diese bilden doch, dem Himmel sei Dank, in der ge sitteten Welt die Ausnahme un) es erscheint mir die Regel, daß der pater tamilias bei dem ersten wonne vollen Anhauch des Frühlings sich ebenso sehr aus die schöne Natur sreut, wie die Frau Gemahlin, speziell wie der kleine Säugling, dem cs genau genommen ziemlich gleichgiltig ist, wo er in seinem Korbwagen spazieren gefahren wird. In Ler Regel sreut sich der pater lämilma darauf, mit seiner Familie gleichzeitig sich in der balsamischen Luft, im üppigen Grün der Wiesen ergehen zu können. Es giebt ja »Männer, welche sich vas ganze Jahr auf die Strohwitwerschaft freuen, wie die »Puppe auf den Tag, an dem sie sich zum Schmetter, ling entfaltet. E» giebt deren welche, die „ihre Frau zu ihrer Erholung inS Bad schicken" und der Gattin in der Ferne die zärtlichsten Briefe schreiben, ivährend sie wieder einmal alle Freuden de» Junggesellenstandes durchkosten, alles in ihrer Jugend Versäumte mit Eifer nachholen. Aber da» ist doch, meine ich, die Minorität. Die meisten Strohwitwer sind trotz ihrer blauen Waschweste, ihrem kühn geschwungenen Halstuch, ihrem unternehmenden Hüt chen, keck getragenem Stöckchen sehr wenig beneidenswerte Komödianten, Don Juan» in der Theorie, die den Schlüssel zu den Vergnügungen der Junggesellenwelt verloren haben, denen diese« zwecklose Bummelleben recht fade schmecktun» die, wenn sie so an den Anschlagsäulen stehen und auf Len Zetteln studieren, wo etwa« lo« ist, wie verlorene Lchaslcin aussehen, die die Fährte zu ihrem Stalle nicht mehr finden können. Wenn sie e« sich auch selbst nicht eingestehen wollen — denn der deutsche Mann liebt solche Zugestä dnisje nicht, welche ihn al« Weiberknecht und Philister erscheinen lasten — sie langweilen sich wirklich, trotzdem sie «n einer Woche mehr durchmachen, al« in Ab wesenheit ihrer Familie in vielen Monaten und sie zählen mit «iner Zärtlichkeit, welch« sie gar nicht mehr zu besitzen glaubten, die Stunden bi« zu dem Tage, an dem ihnen vie entrissen« Sntslokme an d«n v«rlasten«n Herd wied«rkehr«n wird Doch ich spreche hier nicht von den »Reisen nach d«n Bädern, ich will heule nur die Sommerfrischen in der Nähe der großen Städte schildern, nach denen und von denen die arme «mph die wie der Schuß in der Weberei unausgesetzt hin und her schieben muß, di« vielleicht «m Sonntag, w»
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