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8W ohne Unterschied der Parteifärbung äußert für die Überzeugung-treue und den hohen Patriotismus deS dahingefchiedenen Staatsmannes die wärmste An erkennung Die „Neue Freie Preise" führt au«: Al-Minister oft bitter gescholten, wurde Schmerling dennoch allgemein verehr*, weil er ein politischer Charaktrr von musterh rster Reinheit war. Schmerling war ein kernhas'er Verteidiger de- Deutschtum- und vor a"em eia streng ernster Streiter für die Einheit de» ReicheS, wir sie ihm au- feiner histor'schen Erkenntnis und der Tradition al- politische Existenzbedingung erschien. Rach der Einführung de» Duali-mu- habe er in dem kleineren Kreiie al- Führer de- Herrenhauses mit trefflicher Umsicht sür die Einheit EiSleithauirnS, für die Rechte de» Staate» gegenüber der Kirche, für die Freiheit de- Glauben- und der Lehre ge- priitm. Rach einer Charakteristik der Mängel seine- staats männischen Wirken» schließt das Blatt mit den Worten: „Bei ihm galt mehr al- je das französische Wort, jeder Mann habe die Fehler feiner Tugenden. Auch seine Mängel gehörten zu dem ehrlichen, humanen und stolzen Charakter de- einfachen EdelmanneS, der in der Sphäre des ungebeugten R:ch!eS feinen eigentlichen Verus sand und erfüllte." Tie .Presse* sagt bei der Beurteilung deS Schmerling- schen BersaffungSwerkeS, an welchen die Thatsachen selbst die herbste Kritik geübt haben, dürse nicht vergessen werden, unter welch schwierigen Umständen, gegen welch' zahllose Hindernisse dasselbe zu stände kam Da- bleibende Verdienst Schmerling- besteht darin, die konstitutionelle Staatisorm in Österreich ein gebürgert zu haben. Schmerling sei die Verkörperung jene» ausgezeichneten altösterreichiichen Beamtentums gewesen, da- allezeit eine der stärksten Klammern am Baue dieses Staats wesens gebildet hat. .Selbst seine rrbittersten Gegner haben niemals an der vollsten Integrität deS ausgezeichneten Mannes, niemals daran gezweiselt. daß alle feine po'itischen Handlungen nur von reinster Vaterlandsliebe diktiert waren Deshalb wird sein Hinfcherdtn in allen politischen Lagern und weit über die Grenzen unsere- Reiches hinaus die ungeteilte Empfindung wachrufen, daß das Vaterland in ihm einen seiner treuesten und besten Söhne, einen untadelhaften Patrioten und musterhaften Staaisdienrr verloren hat * Tas .Fremdenblatt' schreibt: .Es ist leicht nachzu- weifcn, daß Schmerling in wichtigen Fragen geirrt hat; aber er hat geirrt mit seiner Generation, geirrt als ein Tapferer, der keine der Positionen, die eine glänzende Vergangenheit uns vererbt halte, gutwillig ausgeben wollte. Sein großer Über schuß von Verdienst wird ihm den Ehrennamen eines schaffenden Staatsmannes sichern. Ein strammer Österreicher, ein Mann von Überzeugung und von ungewöhnlicher Kraft der Intelligenz und des Willens, ein treuer Diener seine» «ciier» — als d^s haben unsere Großväter und unsere Väter und haben wir ibn verehrt und als das wird er sortleben im Gedächtnisse Österreichs, das nie vergessen wird, wer feine Verfaflung ge schaffen, wer sein konstitutionvecs Leben eing, leitet hat * Paris. 23. Mai. Die künftigen Wahlen drängen jetzt auf politischem Felde alles andere in den Hintergrund und die noch rückständige Aufgabe der jetzigen Kammer, die Haushaltsausgabe namentlich, wird so wenig beachtet, als ob niemand an ihre Aus führung glaubte. Auf allen Seiten bilden sich neue Gruppen und Komitees. Die Delafossesche Gruppe, die sich mit ihrem Plebiszit- und Rcferendumprogramm von den Ralliierten ablöst, findet wenig Anklang und wird bei den Wahlen ohne Zweifel nur eine unter geordnete Rolle spielen. ES steht dahin, ob man einem soeben mit Unterstützung der „Debats" ins Leben ge tretenen „Thätigkeitsausschuß der liberalen Linken" größeren Erfolg versprechen kann. Er schreibt die Politik deS linken Zentrums auf seine Fahne und hebt in seinem gestern erschienenen Aufruf die Not wendigkeit hervor, die Verfassung ron 1875 zu ver teidigen und die Führer des Radikalismus, als welche er Clemenceau, de Freycinet und Floquet bezeichnet, zu bekämpfen; zugleich spricht er sich für die Aufrcchthaltung des Concordats einerseits und der jetzigen Schul- und Heeresgesetze andererseits aus. Was dieser Gruppe schaden wird, ist eben ihr nahes Verhältnis zu den Zentrumsmännern, die zum öfteren übergroßer Nachsicht für die übergetretenen Monar chisten beschuldigt worden sind. Im übrigen giebt sie das Bestreben kund, sich hauptsächlich auf das jüngere politische Geschlecht zu stützen. Ebenso verfahren die Royalisten bei dem Feldzuge, den sie einleiten und dec, wie eS heißt, sehr entschieden betrieben werden soll. Der „royalistischen Jugend" ist in demselben eine hervorragende Rolle zugedacht. Man wendet sich an ihren Ehrgeiz, und demgemäß wird in vielen royalistischen Kreisen mehr die Persönlichkeit des jungen Herzog- von Orleans als diejenige öes Grafen von Baris in den Vordergrund gestellt, aus die Ge fahr hin, daß hieraus eine Spaltung in der Partei selber entstehe. Das alles kündigt sich freilich nur noch ziemlich verworren an, und desgleichen bleibt ab- zuwarten, was an den Gerüchten von bevorstehenden wichtigen Parteibegebnissen, von einem sehr ener gischen Manifest des Grafen von Paris, von einer Bewerbung in großem Maßstabe, für welche dieser Prinz bedeutende Summen opfern werde, Wahres ist. — Der sozialistische Abgeordnete Dumay, der am 1. Mai mit Baudin auf der klace äu Lbüteau ä'Luu verhaftet wurde, erklärte jüngst in einer öffentlichen Versammlung, er werde dieserhalb den Polizeipräfekten Loze gerichtlich belangen. Er hat nun diese Drohung auSgesührt. In seinem Schreiben an d^n Generalprokurator heißt es: „Ich brii ge zu Ihrer Kenntnis, daß ich am 1. Mai d. I. auf Befehl des Polizeipräfekten willkürlich verhaftet worden bin, — ein Vergehen, welches im Art. I2l des Straf gesetzbuches vorgesehen ist. ... Da ich nicht Jurist bin, habe ich mehrere Rechtskundige zu Rate gezogen. Alle sagten mir, daß meine Zwistigkerten mit der Po lizei nicht den Charakter eines Vergehens hatten, das die Verhaftung eines Abgeordneten rechtfertigen konnte. Infolgedessen fällt das Vorgehen des Polizeipräfekten unter den erwähnten Artikel des Strafgesetzbuches, und ich hoffe daher, daß Sie ein Verfahren wegen AmtS- mißdrauch gegen ihn einleiten werden." Rom, 24. Mai. Wie die „Agenzia Stefani" mel det, hat der König heute abend 8 Uhr die Dekrete unterzeichnet, durch welche der Senator Eula zum Justizminister und der Senator Gagliardo zum Finanzminister ernannt werden. Eula und Gag liardo haben alsbald dem Könige den Eid geleistet. Die italienische Ministerkrisis hat also nunmehr mit dem Rücktritte des JustizministerL Bonacci und der Berufung des Senators Eula zu dessen Nachfolger allem Anscheine nach ihren Abschluß gefunden. London, 2k. Mai. Im Gefolge deS Kampfes um Homerule für Irland treten Anzeichen eine- ernsten VerfassungSkoi-flikts in England hervor. Wie schon berichtet wurde, soll die Königin Viktoria in einer Hrn Gladstone jüngst im Buckingham-Palace gewährten Audienz ihre Meinung dahin ausgesprochen haben, verfassungsgemäß müsse nach der Verwerfung der Homerule - Bill durch das Haus der Lords unver züglich die Auflösung des Parlaments und die Aus schreibung von Neuwahlen erfolgen. Gladstone habe hiergegen geltend gemacht, daß eine Mißtrauenskund gebung deS Oberhauses kein ausreichender Grund für den Rücktritt eines Kabinetts, das die Mehrheit des Unterhauses hinter sich hat, oder sür die Auflösung des Unterhauses bilde, und seine Absicht bekundet, nach Erledigung der Ausschußberatung über die Homerule- Vorlage und deren Ablehnung durch die Lords das Unterhaus zu vertagen, dessen Herbsttagung der Förder- uag der inneren englischen Gesetzgebung zu widmen, im Frühjahr dem Oberhause die Homerule-Bill noch- malr vorzulegen und dann erst zur Auflösung deS Parlaments zu schreiten. Die zuversichtliche Sprache der englischen Oppositionsführer, die enge Fühlung mit dem Hofe haben, läßt darauf schließen, daß sie that- sächlich an nahe bevorstehende Neuwahlen glauben, die zum Sturze Gladstones führen würden; sie klammern sich, vermutlich in Übereinstimmung mit der Auffassung der Königin, an die Äußerung Gladstones von den letzten Wahlen, daß er mit seiner Vorlage stehen und fallen werde, indem sie daraus folgern, daß der Fall der Bill im Oberhause notwendig seinen Rücktritt oder einen letzten Versuch, die Entscheidung der Nation für sich zu gewinnen, bedinge. Die parlamentarische Überlieferung spricht für Gladstone; hegt die Königin wirklich die ihr zugeschriebene Auffassung und wird sie diese dem leitenden StaatSmanne aufzuzwingen suchen, dann geht England einem VerfassungSkonflikt entgegen, der noch ungleich ernster sein würde, als seine Veranlassung, der Kampf um Homerule. Daß Gladstone nicht gesonnen ist, nachzugeben und in seinen! Kabinett einen starken Rückhalt besitzt, wird unter anderem auch durch eine Rede des Kanzlers des Herzogtums Lancaster, Mitglied des Kabinetts, Bryce, bestätigt, welcher gestern abend in Aberdeen eine An- spräche an seine Wähler hielt. Er erklärte, niemals sei eine Regierung von ihrer Partei so thatkräftig unterstützt worden, wie das jetzige Ministerium, das nicht allein beständig bestrebt sei, seine Versprechungen zu verwirklichen, sondern alle Prophezeiungen seiner Gegner zu nichte gemacht habe. Nach einer beredten Verteidigung der Homerulevorlage behauptete Bryce, die entschlossene Opposition der Unionisten gegen die Homerulevorlage bezwecke lediglich, die Annahme der hinter ihr stehenden ministeriellen Vorlagen zu ver hindern. Die Regierung würde indes nicht des Ver trauens ihrer Anhänger würdig sein, wenn sie nicht jede Anstrengung machte, ihr ganzes gesetzgeberisches Programm durchzuführen. Mit Irland habe sie be gonnen, weil dessen Bedürfnisse am dringlichsten seien. Ebristiania, 24. Mai. In dem norwegischen- Ministerrat, welcher am 20. Mai in Stockholm ab- aehalten wurde, gelangte der Antrag der norwegischen Regierung zur Annahme, daß an der Resolution des Storthings vom 27. Juli 1892 über die Vertagung der Konsulatsfrage keine Änderung vorgenommen werde. Der Antrag ist im Storthing eingebracht worden und wird morgen, zusammen mit der Inter pellation Ullmann betreffend die Konsulatsfrage, be raten werden. Belgrad, 24. Mai. Die Zusammenkunft des Königs Alexander von Serbien mit der Königin Natalie in Kladowo war von dem Kabi- nettschef Dokitsch als eine rein persönliche Familien - sache, die jedes politischen Charakters entbehre, bezeich net worden. Thatsächlich hat es die Königin-Mutter abgelehnt, ihren Sohn nach der serbischen Hauptstadt zu begleiten, sie hat sich gestern in Turnseverin von ihm getrennt, um sich zunächst nach Bukarest zu begeben, während der König allein die Rückfahrt nach Belgrad antrat; aber trotzdem wird man schon in dem Um stande, daß die Zusammenkunft fast unmittelbar nach der Übernahme der Regierung durch den König er folgte, in den begeisterten Kundgebungen der Zivil und Militärbehörden für die Königin und ihren Sohn und endlich in der Ernennung von Pasic, des eigent lichen russischen Vertrauensmannes in Belgrad, zum serbischen Gesandten am Hofe zu St. Petersburg be deutsame Anzeichen für eine Zunahme des russischen Einflusses erblicken dürfen. Es ist noch in allgemeiner Erinnerung, so schreibt hierzu die „Voss. Ztg.", welche Schwierigkeiten die Anwesenheit der Königin Natalie der Dynastie Obrenowic wie allen politischen Kreisen in Belgrad bereitet hatte; monatelang berichtete der Draht nur von Anschlägen und Konflikten, die auf Natalie Keschko zurückzuführen waren. Die Aus weisung wurde schließlich vollzogen unter dem auf richtigen Bedauern der serbischen Regierungskreise über den verhängnisvollen Fehler, der Königin jemals Ein laß grwährt zu haben. Mit der Aussöhnung des Königs Milan und der Königin Natalie, mit der GroßjährigkeitSerklärm g deS jungen Königs und mit der Entsetzung der Regentschaft ist alles dies, wie es scheint, vergessen und vergeben worden. Jedesmal, wenn in Serbien ein Wechsel in der aus wärtigen Politik erfolgte, hielt man an zwei Irr tümern mit zäher Hartnäckigkeit fest: Der eine Irr tum bestand darin, daß man meinte, ein freund nachbarliches Verhältnis zu Österreich-Ungarn be dinge schlechte Beziehungen zu Rußland und umge kehrt; der zweite darin, daß man glaubte, die Be freiung von dem Einflüsse der habsburgischen Monar chie werde am besten dadurch erreicht, daß sich Serbien willenlos den Bedürfnissen der russischen Politik über liefere. In beide Irrtümer scheint man auch jetzt wieder verfallen zu wollen, und doch lehrt die Ge schichte, daß Serbien sür die russische Politik immer nur ein Mittel war zur Erreichung irgend eines be stimmten Zweckes. Wähler des IV. Reichstags-Wahlkreises! KM-W. M Seitdem der Einiger der deutschen Stämme, nn»«i» gsnislen KlbnsivksksnLiei', sein Amt niederlegte, tritt die heutige Reichsregierung zum ersten Male vor daS Deutsche Volk, um dessen wahrhaften Willen kennen zu lernen. Die Vertreter deS Deutschen Volkes, die von nun an raten und thaten sollen, müssen kiAnnen sein von begeisterter Vaterlandsliebe, von Treue zu Kaiser und Reich, VVSnnen von selbständiger Gesinnung und festem Rückgrat, die keinem Druck, komme er von oben oder von unten, nachgeben in Bezug auf ihre SemvkIümsS, damit dieselben nicht im Widerspruche stehen zu der mit «tiploenntinvken Vkminkeib und mit p^nkbinvksen Vlivk geführten d»olibik zweier Jahrzednte, durch die Deutschland seine mächtige Stellung errungen hat. Wökinnl Lebt der Geist der Armee, die 187V71 durch Dknbnn ihre Düvkbigksib bewiesen, auch heute noch in ihr, und kann auf echte Deutsche Männer daS Gespenst einer event. Niederlage im Kriegsfall keinen Eindruck machen, so müssen wir doch den seitdem veränderten Verhältnissen Rechnung tragen. Mit gewaltiger Anstrengung haben unsere Nachbarn im Westen und im Osten sich Armeen geschaffen, die der unserigen an Zahl weit überlegen sind. ES ist deshalb jrdeö Patrioten heilige Pflicht, der in Frage stehenden zuzustimmen, wenn dieselbe sachlich von der ReichSregierung begründet und alS absolut erforderlich bezeichnet wird. Dieselbe bezweckt nicht nur die notwendige Verstärkung unserer Armee in Durchführung der durch die Verfassung vorgeschriebrnen,, allgemeinen Wehrpflicht", sondern auch mennvnblivk« Dninivkbsnnngnn der llienenchvn selbst und vornehmlich der Sirenen ^nkngöng«. Die aber, welche zur Durchführung der »MstSn - Vanlmgs erforderlich werden, sollen nicht den Schultern der weniger Bemittelten aufgebürdet, sondern lediglich von den knpistniknchttignn SRönchnn getragen werden So'che Fragen zu entscheiden, müssen DVLnnnn »»IknILnchignn Oknnnktnn» berufen werden, Wsönnvn, die Uen» für die SeeistinFni»»« und die Longen dec gnvsmnn IWs»»e deS Volkes habe», die auch bei den anderen überaus wichtigen k>ng«n -kn» Kn»knn«» unseres Vaterlandes stets bestrebt sind, item Rkeg ^«»bLuksIEsn, der im Sinne der durch Jahrzehnte geführten und durch ihre Dnloig» k«m»Lki»K«n I^nlibik ll«nst»«rkinnch zu IVnvkst und Kn»»ken geFüknb Kat. VkLKIent Für unseren Wahlkreis empfiehlt daS unterzeichnete Komitee, bestehend auS VILnnnnn, welche ihren sonstigen Parteistandpunkt gern aufgeben, um einmalig bei der jetzigen Wahl k>anl zu machen grgen Uematanapantal, alS Kandidaten: Herrn Landrichter Martin Mirich Aosenhagen ru Vresävn, einen Mann, der in unabhiugiger Stellung, charakterfest, energisch und befähigt ist, seinen Ansichten durch die Macht der Rede Ausdruck zu geben und dadurch eta» zur Geltung zu bringen, waS iu Lorstthkndem al» zu erstreben bezeichnet ist. WLKI«n aNam StLneta l dir Ihr dem klniniivksn V»i»l»i»l»nchpnnkl« entsagt, die Ihr ln»n zu Kni»»n und Veivk, lnvn zu König und Vatanlanrt steht, und de» Deutschen Vaterland»» -»»ilnn»» Lechsiken erstrebt, g»bt am 15. Juni Eure Stimme dem Manne, der Euch hiermit empfohlen sei, und bedenkt: Lin maekt stark! Komitee 6er Or6»unz8 kurteie» für 6ie K»n6i6»tar k«8e»k»ze». «v. Herr Landrichter Xsseuhaze» spricht » 26. Mai (Freitag) abend» 8 Uhr, in hiesiger „Tanhale", Glacisstraße, um sich seinen Wählern vorzustellen. rs«