Suche löschen...
Dresdner Journal : 25.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189305251
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930525
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930525
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-05
- Tag 1893-05-25
-
Monat
1893-05
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 25.05.1893
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
denn auch jetzt durch die Einmischung der ungläubigen französischen Regierung in die religiösen Errungen« schäften der Presbyterianer nicht nur Anlaß zur Zwie- rracht unter den Eingeborenen, sondern auch zur Er bitterung der englischen Missionare und ihrer Gönner in England geboten. Von allen diesen Dingen ist jüngst in der fran zösischen Kammer sowohl in der feurigen Rede des Kautschukinteressenten de Mahy wie in der selbstbe wußten Antwort des Ministers Develle die Rede ge wesen. Es hat dabei auch nicht an heiteren Zwischen fällen gefehlt. Rian hat von dem Minister verlangt, er solle dem Gencralresidenten künftig eine angemessene Zahl Gendarmen beigeben, um mit ihren Dreispitzen den Howa besser zu imponieren, und Baron Reille, der «ohn des von Sedan her bekannten Generals Reille, hat gemeint, die Gendarmen müßten beritten sein. Dcm gegenüber ist darauf hingewiesen worden, Pferde liefen sich nur durch Träger auf die Höhen von Tananariwo hinaufschaffen, und Hr. Develle hat erwidert, der Resident sei doch nicht Inhaber der Landespolizei. Der Minister hat es im übrigen bei dieser Gelegenheit nicht versäumt, den überall bei ko lonialen Fragen, z. B. in Hinterindien, Sudan, Da home, landesüblichen Ton anzuschlagen und in hohen Ausdrücken von den „Rechten" und der „Würde" Frankreichs geredet. In den tropischen und orienta lischen Ländern sind die Eingeborenen bekanntlich in viel höherem Grade quantite als die oft recht unbequemen Engländern. Diesen aber hat der Minister das Zeugnis auSitellen müssen, daß sie bis her dem beiderseitigen Vertrage von 1890 gemäß ganz korrekt das französische Exequatur für ihre Kon suln und Agenten auf Madagaskar anerkannt haben, und sich wohl hüten, den Buchstaben der Stipulationen zu verletzen. Gleichwohl wird man nicht fehlgehen, wenn man die Hinterhalligkeit der Howa gegen das nicht gerade sanfte französische Joch auf englische Ein flüsterungen zurückführt. Wir Deutsche können eS nur mit Genugthuung begrüßen, wenn die Kollision kolo nialer Interessen zwischen Engländern und Franzosen auch in Europa keine «utent« eorckiale zu unserem Nachteile aufkommen läßt. Lagesgelchichte. Berlin, 25. Mai. Se. Majestät der Kaiser sind mit Gefolge wohlbehalten in Pröckelwitz em- gerroffen und von dem zahlreich zusammengeströmten Publikum festlich begrüßt worden. — Se. Majestät der Kaiser haben im Namen des Reichs den bisherigen Vizekonsul in Shanghai Maximilian v. Loehr zum Konsul in Valparaiso ernannt. — Oberstlieulenant Frhr. v. Rechenberg, Ab- teilungschef im Großen Generalstab, und Oberstabsarzt erster Klasse vr. Kohlhardt, Regimentsarzt des 1. Hannoverschen Dragonelregimcnts Nr. 9, beauf tragt mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen Funk tionen bei der 33. Division, erhielten das Offizier kreuz des König!. Sächsischen Albrechtsordens. — Ter Generaladjutar.t des Hochseligen Kaisers Wilhelm !., Präses der Generalordenskommission, General der Kavallerie v. Rauch feierte gestern sein fünfzigjähriges Dienstjubiläum. Se. Majestät der Kaiser vei lieh dem Jubilar bei dieser Gelegenheit Allerhöchstsein Bildnis in der Paradeuniform des Regiments der Gardes du Corps, Ihre Majestät die Kaiserin ließ ihn durch den Kabinettsrat Frhrn. v. d. Reck beglückwünschen. — Im „Reichsanzeiger" wird der Bericht des Kaiserl. Statistischen Amts über den Saatenstand in Deutschland für Mitte Mai veröffentlicht. Diese Berichte, bemerkt dazu das amtliche Blatt, sind auf Betreiben des Deutschen Landwirtschaflsrats und von Handelskammern seit diesem Frühjahr eingerichtet und werden regelmäßig von April bis November — in den letzten Monaien als vorläufige Ernteberichte — fortgeführt. Sie werden in der Weise hergestellt, daß etwa 3700 im ganzen Reich verteilte Vertrauens männer zur Mitte des Monats auf dazu eingerichteten Postkarten ihre Urteile über die hauptsächlichen Ge treidearten, Kartoffeln und Futtergewächse in Noten einsenden, und daß daraus teils durch Vermittelung der LandeSzentralstellen, teils direkt für die einzelnen Staaten und das Reich vom Kaiserl. Statistischen Amt die Durchschnittsnoten berechnet werden, wobei nicht einfach da« arithmetische Mittel der den Saaten- staud qualifizierenden Noten gezogen, sondern auf die Wicbtiqkeit der ein,einen Früchte in dem betreffenden behaglich ließ er sich auf die mit einem kostbaren alten Teppich bedeckte Ottomane niederfallen, fest ent- fchlossrn, nicht früher von hier zu weichen, als bis auch andere diesen traulichen Zufluchtswinkel entdecken und ihn verscheuchen würden. Aber er hatte sich dem unverhofften Vergnügen dcs Alleinseins kaum wenige Minuten überlassen, als der metallische Klang einer Frauenstimme, der in seiner unmittelbaren Nähe laut wurde, ihn bestimmte, sich aus seiner bequemen Stellung emporzurichten. Er hatte sofort erkannt, daß eS Melanie war, welche da sprach, und er konnte, nachdem er nur die ersten Worte vernommen hatte, nicht zweifeln, daß sie sich in hochgradiger Erregung befand. Sicherlich ahnte sie nichts von dem Dasein eines ungesehenen Zeugen, und Herbert hatte bereits die Hand nach dem Vorhänge au-gestreckt, um au« seinem Schlupfwinkel hervorzutreten, ehe er verdächtig er scheinen konnte, absichtlich den Lauscher gemacht zu haben, als der sanfte, schüchterne Ton einer zweiten weiblichen Stimme ihn veranlaßte, den schon erhobenen Arm wieder sinken zu lassen. „Aber ich gebe Ihnen die Versicherung, Fräulein Ellinger", hatte diese zweite, von mühsam zurückgehal- teneu Thränen anichernend halb erstickte Stimme ge- sagt, „daß keine von den Anklagen berechtigt ist, welche Sie da gegen mich erheben." „Wirklich nicht?" schnitt ihr Melanie scharf und höhnisch die Weiterrede ab. „Sie sind die Unschuld selbst — nicht wahr? — Und ich thue Ihnen bitteres Unrecht, da ich nicht dulden will, daß dergleichen in unserem Hause geschieht. — Aber Sie mögen sich immerhin die Mühe spare», auch Bezirk Rücksicht genommen wird Durch die Saaten- stand-berichte leistet die ReichSstatistik der verläßlichen Darstellung dieser Verhältnisse einen wesentlichen Dienst. — Der „Frankfurter Generalanzeiger" veröffent licht ein Interview mit dem zur Zeit in Frank furt a. M. weilenden Finanzminister Vr. Miquel, worin sich derselbe über die wirtschaftlichen und finanziellen Seiten der Militärvorlage auSspricht. Es sei, so bemerkte der Finanzminister, unrichtig, daß eine Mehrausgabe von 50 bis 60 Millionen die wirtschaftlichen Kräfte der deutschen Nation übersteige. Man könne nicht von einer Vernachlässig ung der Kulturaufgaben zu Gunsten der Armee sprechen. Niemand zweifele daran, daß eine Ver stärkung unseres Volksheeres nur den Zweck habe, den Frieden zu sichern Eine nochmalige Ablehnung der Militärvorlage würde uns in große Schwierig keiten und schwere innere Kämpfe werfen, unser An sehen im Auslände schwächen, den Respekt vor unserer Macht verringern und damit die Gefahr eines Krieges erhöhen. Für ein friedliebendes Volk, welches sicher ist, daß eine verstärkte Armee nur ein verstärktes Boll werk deS Friedens und eine neue Gewähr deS Sieges in einem Verteidigungskriege, niemals aber eine Ver suchung zu kriegerischen Abenteuern in der Hand des Kaisers sein wird, könne die Wahl nicht schwer sein. — Die „Braunschw. Landesztg. schreibt: ».Hin sichtlich des vom „Vorwärts" zuerst veröffentlichten Briefes des Regenten Prinzen Albrecht an eine unbekannte Excellenz wird uns jetzt bestätigt, daß jener Brief thatsächlich, wie schon vermutet, vom Re genten von Blankenburg aus an den General v. Winterfeldt in Berlin, den derzeitigen Kommandeur des Gardecorps, gerichtet gewesen ist. Wegen dir Publikation ist übrigens in Blankenburg a. H. eine Untersuchung angestellt worden und eS ist dabei vom dortigen Postdirektor unweifelhaft die regelrechte Be förderung des unversehrten Briefes erwiesen. Die „Indiskretion" muß danach in der Reichshauptstadt erfolgt sein." — Dem Vernehmen der ,Nordd. Allg. Ztg." nach ist auf Grund der Disziplinaruntersuchung, in welcher am Freilog Termin angestanden hat, der Rektor Ahlwardt aus seinem Amte entlassen worden. — In Münster i. W. fand, der „Post" zufolge, gestern eine Versammlung von etwa 350 Ver trauensmännern der westfälischen Zentrums partei statt ES wurde ein besonderer Zusatz zu dem Aufruf beschlossen. Der Antrag des Justiziars Schulz (Hamm), in Bezug auf die Militärvorlage den Ab geordneten freie Entschließung zu gewähren, erhielt nur 60 Stimmen, unter welchen sich die des Frhrn. v. Schorlemer-Alst befand. Über den Antrag Schor- lemers, es für notwendig zu erklären, aus den west fälischen Zentrumskreisen vier Mandate an Berufs- landwme zu übertragen, wurde zur Tagesordnung übcrgegangen. Darauf verließ Frhr. v. Schorlemer- Alst mit zahlreichen Landwirten den Saal. — Eine Wahlkorrespondenz des „Vaterland" weist aus den in die Augen springenden Widerspruch hin, in welchen sich die Antisemiten Zimmermann scher Richtung mit ihren jetzt in Volksversammlungen abgegebenen Zusicherungen und ihren Erklärungen im Reichstage setzen: „Der antisemitische Abg. vr. Boeckel hat in der 18. Sitzung des Reichstags vom 13. Ja nuar 1893 (vergl. st.nographische Berichte S. 424) ausdrücklich im Namen seiner Freunde wörtlich erklärt: „Meine Herren, wenn auch für mich und meine Freunde die Umlage (Abänderung des «SejetzeS wegen E-Hebung der Brausteuer vom 31. Mai 1872) kein weitere-aktuelles Jnieresse hat, weil wir al- an-gesprochene Gegner der Militärvorlage, zu deren Deckung die Brausteuer be stimmt sein soll, wie überhaupt aller neuen Lasten und Steuern, — der Angelegenheit von vornherein ablehnend gegen überstehen so halten wir es doch nicht sür unmöglich, daß noch in letzter Stunde sich sür irgend einen Nompromchvorschlag der Regierung in der Militärvorlage eine Majorität findet, und hallen eS geboten, deshalb unseren Standpunkt gegenüber der Brausteuervorlage noch besonder- klar zu legen." Dahingegen hat Zimmermann in einer am 16. Mai zu Dresden im Tivolisaale gehaltenen Rede nach den „Dresdner Nachrichten" (Nr. 138 vom 18. Mai) erklärt: „Die antisemitische Volk-Partei stehe der Militärvorlage prinzipiell nicht «ntgegen, sehr viele Punkte seien ihr sogar Ihm pathisch, nur verlange sie völlige Klarheit hinsichtlich der Deck- ungSfraqe, und die bestimmte Zusage, daß der Mittelstand, der kleine Bürger, nicht noch mehr belastet werde!' Wer hat die Wahrheit gesagt? vr. Boeckel, in dem er im Namen seiner Freunde vor dem ganzen Reichstage erklärt, daß seine Partei — die antisemi tische Volkspartei — „ausgesprochene Gegner der Mili- tärvorlage seien," oder Zimmermann, der prinzipiell gegen die Annahme der Militärvorlage gestimmt hat, dann aber seinen Wählern gegenüber erklärt „Die antisemitische Volkspartei stehe der Militärvorlage prinzipiell nicht entgegen." Wir behaupten: „vr. Boeckel hat die Wahrheit gesagt, denn er hat in der letzten Sitzung des Reichstages am 6. Mai nach den stenographischen Berichten noch folgendes gesprochen: „Ich habe im Auftrage der Herren Abgeordneten Zimmermann und Werner, sowie für mich zu er klären, daß wir gegen die Militärvorlage und gegen den Antrag v. Huene stimmen werden. Und zwar bewegen uns dazu die traurigen wirtschaftlichen Zu stände unfcrcs Volkes. Wir können angesichts derselben keine neuen Steuern und keine neuen Lasten mehr bewilligen " Also nach dieser Eiklärung ist völlig klar, die Antisemiten Boeckel, Zimmennann und Werner stimmten überhaupt gegen die Militärvorlage und machten deren Annahme durch aus nicht von einer Änderung der Deckungsmittel ab hängig Jetzt hinterher scheinen die Herren aus der Stimmung deS Volkes zu merken, daß sie einen Fehler gemacht haben und ändern nun plötzlich ihre An sicht mit Rücksicht auf die Wähler. Kann aber das deutsche Volk solchen Leuten, die innerhalb weni ger Tage ihre Anschauungen wechseln, Ver trauen entgegenbringen? DaS ist eine Frage, die sich jeder Wähler selbst beantworten kann. Arolsen, 24. Mai. Die feierliche Beisetzung deS verewigten Fürsten Georg Viktor zu Waldeck und Pyrmont ist gestern unter großartiger Beteiligung der Bevölkerung in Rhoden erfolgt. Der Schwieger sohn deS verstorbenen Fürsten, Se. Majestät der König Wilhelm von Württemberg, der Schwager deS Fürsten Georg Viktor, Se. Königl. Hoheit der Großherzog Adolf von Luxemburg und viele andere Fürstlichkeiten waren bei der Trauerfeier anwesend. Wien, 23. Mai. Der Ministerrat hat sich heule versammelt, um die Lage in Böhmen, wie sie sich durch die parlamentarischen Excesse der Jung tschechen in der letzten Sitzung des böhmischen Land tages und die dadurch notwendig gewordene Schlüß- ung dieses Vertretungskörpers gestaltet hat, in Er wägung zu ziehen. Hierbei ist, so schreibt die „N. Fr.Pr.", im Schoße der Regierung die Frage aufgeworfen worden, ob die Excesse, die in der letzten Sitzung des böhmischen Landtages von den Jungtschechen imLand- tagssaole verübt wurden, noch durch die Abgeordneten- immunilät gedeckt werden oder bereits unter das Strafgesetz fallen. Die Ansicht, welche da geltend ge wacht wurde, stützte sich auf das Jmmunitätsgesetz vom 3. Oktober 1861, dessen erster Paragraph lautet: „Die Mitglieder des Reichsrates und der Landtage können wegen der in Ausübung ihres Berufes ge schehenen Abstimmungen niemals, wegen der in diesem Berufe gemachten Äußerungen aber nur von dem House, dem sie angehören, zur Verantwortung ge zogen werden." Man folgerte aus diesen gesetzlichen Bestimmungen, daß Abstimmungen und Äußerungen, nicht aber exzedierende Handlungen der Abgeordneten durch das Jmmnnitätsrecht gedeckt werden, daß viel mehr solche Handlungen, wenn sie den Thatbestand einer strafbaren Handlung bilden, der Judikatur des ordentlichen Richlers unterliegen. Man bezog sich ferner auf den 8 76 des Strafgesetzbuches, welcher den ersten Fall des Verbrechens der öffentlichen Ge- waltthätigkeit folgendermaßen definiert: „Das Ver brechen der öffentlichen Gewaltthätigkeit wird begangen: Wenn jemand für sich allein oder in Verbindung mit anderen eine von der Regierung zur Verhandlung öffentlicher Angelegenheiten berufene Versammlung, ein Gericht oder eine andere öffentliche Behörde in ihrem Zusammentritte, Bestände oder in ihrer Wirksamkeit gewaltthätig stört oder hindei t oder auf ihre Beschlüsse durch gefähr liche Bedrohung einzuwuken sucht, insofern die Hand lung sich nicht als ein anderes schwereres Verbrechen darstellt." Es liegen nun wichtige Anzeichen vor, welche darauf schließen lassen, daß die Regierung nicht geneigt ist, die oben dargelegte Auffassung zu der ihrigen zu machen. Schon vom juristischen Stand punkte ist es sehr zweifelhaft, ob die vorgekommenen parlamentarischen Exzesse unter den § 76 des Straf gesetzbuches subsumiert werden können, denn eS ist fast unmöglich, die Grenzlinie zu ziehen zwischen dem parlamentarischen Exzesse, der noch von der Im munität geschützt wird, und jenem, der unter das ge- meine Recht fallen soll. Wenn der Tumult, welcher durch Schreien verursacht wird, nicht verfolgt werden vor mir eine Komödie aufzuführen. Ich habe zwei gesunde Augen und bei mir verfängt das süße Kinderlächeln ebensowenig als die beleidigte Un schuldsmiene — Sie sind eine ganz gefährliche Kokette, meine Liebe, und ich zweifle garnicht, daß Sie eS mit Ihren hübschen kleinen Kunststückchen früher oder später fertig bringen werden, irgend einen Gimpel ins Garn zu locken. Aber ich muß mir'- denn doch sehr entschieden verbitten, daß Sie in unseren Salons Ihre Leimruten auSlegen. Als ich Sie einlud, an unserm Fest teilzunehmen, glaubte ich vorauSsetzen zu dürfen, daß Sie sich wenigstens schicklich benehmen würden, die geradezu schamlose Art aber, in der Sie nicht nur den Rittmeister v. Hauckwitz, sondern vor allem Hrn. Volkmar an sich zu locken verstanden — die unerhörte Dreistigkeit, mit der Sie ihm vor aller Welt den Hof machten und der sträfliche Leichtsinn, mit welchem Sie jede Rücksicht auf Ihre dienende Stellung au» den Augen ließen —" Sie brach mitten in ihrer flammenden Anklage rede ab; denn jetzt hatte Herbert Vollmar wirklich den Vorhang zurückgeschlagen, der ihn bisher ihren Blicken verbarg, und zu der ganzen Höhe seiner statt lichen Gestalt emporgerichtet, stand er wie aus der Erde gewachsen zwischen den beiden Frauen. (Forts, folgt.) Professor Koch über die Cholera. Professor Koch veröffentlicht soeben in der »Leitschrift für Hy giene und Infektionskrankheiten" eine Abhandlung über die Cholera unter dem Titel: „Über den augen meinen über die Diagnose der astatischen Cholera, über ihre Schwierigkeiten und über ihren Wert, und beschreibt dann genau das Verfahren, welches äugen» blicklich im Institut für Infektionskrankheiten zur Er kennung der Cholerabacillen angemendet wird. In jedem Falle, wo man die Cholerabakterien findet, muß asiatische Cholera vorhanden sein, und deswegen ist in zweifelhaften Fällen ihr Nachweis von der größten Bedeu tung. Teun ein einzeln auftretendrr Fall von Cholera ist nach seinen klinischen Symptomen nicht ohne weiteres zu er kennen. Um den Wert der bakteriologischen Diagnose vollständig auSnutzen zu können, fordert Koch, daß sie schnell und sicher auszuführen ist Schnell, weil die Verzögerung der vorbeugenden Maßregeln auch nur um einen Tag ost das schwerste Unheil herbeiführen kann; sicher, damit auch jene leichten Fälle erkannt werden können, welche kaum merkbare Andeutungen von KrankheitSsymptomcn zeigen und nur durch da» Vorhandensein der spezifischen Bazillen als Cholera erkannt werden. Koch schildert nun daS Verfahren, wie e« im Institut sür Infektionskrankheiten zur Diagnose der Cholera augenblicklich angewendet wird. Schon aus der mikroskopischen Untersuchung des Darm- inhalteS Cholerakranker kann in vielen Fällen inner halb weniger Minuten die Diagnose auf Cholera ge stellt werden, wenn die eigentümlichen gekrümmten Bakterien in großer Zahl und in einer gewissen charak teristischen Anordnung gesunden werden. DaS ist etwa in der Hälfte aller Fälle zutreffend. Allerdings gehört zu dieser Art, die Diagnose zu stellen, eine große Übung und Erfahrung. In den anderen Fällen, in denen die blicktichen Stand der bakteriologischen Lholeradiag»ose." mikroskopische Untersuchung nicht auSreicht, muß man Koch spricht in seiner Abhandlung zunächst im ollge- sofort wieder zum Kulturversohren übergehen Tiefe» nun ist in genialer Weise fast vollständig umgestaltet. Der Kern des neuen Kulturverfahrens beruht darin, daß man etwas von dem verdächtigen Material in eine Peptonlösung bringt und diese bei 37 Grad C. hält. Sind dann auch nur sehr wenige Cholera bazillen vorhanden, so vermehren sie sich innerhalb 6 bis 12 Stunden ungemein rasch. Dabei steigen sie, lebhaft beweglich wie sie sind, infolge ihres großen Sauerstoffbedürfnisses an die Oberfläche der Flüssig keit und sammeln sich hier an, so daß sich unter Umständen ein deutlich sichtbare« seine» Häutchen bildet. Untersucht man nach 6-12 Stunden ein Tröpfchen von der Oberfläche mikroskopisch, so findet man, wenn auch nur wenige Kommabazillen vorhanden waren, diese darin in un geheueren Mengen. Man kann dann au» dieser Unter suchung oft fchon mit Sicherheit die Diagnose Cholera stellen, also nach 6 bis 12 Stunden. Um ganz sicher zu gehen, entnimmt man von der Oberfläche der Flüssig keit, welche gekrümmte Bakterien enthält, ein Tröpfchen und fertigt davon in der angegebenen Weise Gelatine platten oder noch besser Plätten von Agar-Agar. Hält man diese bei genau 22 Grad Celsius oder die Agar platten bei 37 Grad, so sind bei weiteren 10 bis 15 Stunden die Cholerabazillen, wenn sie vorhanden sind, zu charakteristischen Kolonien ausgewachsen, so daß selbst im schwieriasten Falle innerhalb 21 bis 27 Stunden die Diagnose gesichert ist. Die Prinzipien aber, welche er nunmehr für die Diagnose der Cholera ausgestcU! hat, geben ein größere» Gefühl der Sicherheit und werden e» hoffentlich verhüten, daß eS irgendwo in Deutschland zum Ausbruche einer größeren Epidemie kommt, wenn auch die Cholera in diesem Jahre wieder bei an» eingeschleppt werde» sollte. kunn, weil er durch Exklamationen, also durch „Äußer ungen", hervorgerufen wird, dürfte auch wohl der anderweitig verursachte Lärm als eine gewaltthätige Störung kaum verfolgbar sein. Da» sind begriffliche Schwierigkeiten, über welche der Richter kaum hin- weggehen könnte, ganz abgesehen von den Schwierig keiten der Beweisfrage, denn selbst die en'schiedensten politischen Gegner der Jungtschechen würden kaum vor dem Richter die Erklärung abqeben, daß sie durch die Landtagsexzesse derselben in Furcht oder Unruhe versetzt worden seien. Aber diese juristische Seite der Frage ist nicht einmal die entscheidende: ausschlaggebend ist vielmehr das politische Moment ES kann wohl nicht die Absicht der Regierung sein, durch eine bedenkliche Auslegung deS JmmunitäiSgesetzeS einer Anzahl jung- tschechischer Abgeordneter die Märtyrerkrone umS Haupt zu winden. Die Jungtschechen selbst wünschen sich nichts Besseres; die entschiedensten Gegner der Jung- ischechen aber, welche vielleicht geneigt wären, die Frage zu untersuchen, ob gegen Ausschreitungen, wie die in den letzten Landtagssitzungen verübten, die parlamentarischen Disziplinarmittel ausreichen, müßten der Regierung wenig Dank dafür wissen, wenn diese aus parlamentarischen Exzedenten, die jeder anständige Mensch im gebildeten Europa verurteilt, politische Märtyrer machen würde. Diese Gefahr besteht indessen infolge der Haltung, welche der Ministerrat in dieser Frage eingenommen zu haben scheint, bis jetzt noch nicht. — Einer der bedeutendsten Staatsmänner Öster reichs, Anton Ritter v. Schmerling, welcher meh rere Jahrzehnte hindurch einen entscheidenden Einfluß auf die Entwickelung des österreichischen Staatswesens ausgeübt hat, ist im Alter von 87 Jahren gestor ben. Aus der Laufbahn dieses hervorragenden Staatsmannes sind folgende Momente zu verzeichnen: A. v. Schmerling trat, 24 Jahre alt, als Auskultant bei dem Landgerichte in Wien in den Staatsdienst. Den Ständen Niederösterreichs durch seine Geburt an gehörend, nahm er an den Arbeilen derselben leb haften Anteil Er wurde bald zum ständischen Ab geordneten gewählt. DaS Ministerium Pillersdorf schickte ihn nach Frankfurt, damit er dort als Ver trauensmann der Regierung den Beratungen über einen deutschen Verfassungsentwurf beiwohne. Bald darauf führte er selbst den Vorsitz in der Bundes versammlung und fungierte nach Auflösung derselben als österreichischer Abgeordneter zur Nationalversamm lung. Als diese Versammlung den Erzherzog Johann zum Reichsverweser gewählt hatte, wurde Schmerling zum Minister des Innern in dieser Zentralgewalt er nannt. Nach dem Rücktritte von dieser Stellung wurde er von der Stadt Wien zum Abgeordneten für den Kremsierer Reichstag gewählt. Nochmals nach Frankfurt als österleichischer Bevollmächtigter gesendet, arbeitete er als Führer der österreichischen Deputierten eifriast im Sinne der großdeutschen Partei. Als die Errichtung eines preußischen ErbkaisertumS be schlossen wurde, schied Schmerling aus der National versammlung und kehrte nach Österreich zurück. Er wurde nun in das Ministerium des Fürsten Felix Schwarzenberg als Justizminister berufen und betrieb eifrigst die Umgestaltung der Justizgesetzgebung, sowie die Gerichtsorganisation sür alle österreichisch-deutschen Bundesländer. 1851 wurde er von diesem Posten enthoben und bald darauf zum Ersten Senatsprä- sidenten beim Obersten Gerichtshöfe, später zumOber- landeSgerichtspräsidenten mWien ernannt. Nach dem Rücktritte des Slaatsministers Goluchowlki trat er an die Spitze der neuen Regierung, welcher die Auf gabe zufiel, die Neugestaltung Österreichs durchzuführen und den Übergang desselben zu einem konstitutionellen Staate anzubahnen. Seine erste That in dieser Richtung war die Februarverfassung, das StaatSgcundgesetz für die Reichs- und Landesvertretungen. Der heftige Widerstand, welchem seine Bestrebungen auf Her stellung eines österreichischen Einheitsstaates bei Tschechen und Magyaren begegneten, nötigten ihn 1865 zum Rücktritte und er trat seinen Posten als erster Präsident des Obersten Gerichtshofes an, welchen er dir zum November 1890 bekleidet hat. Im Jahre 1867 wurde er als lebenslängliche- Mitglied in das Herrenhaus berufen und 1871 zu dessen Präsidenten ernannt, in welcher Stellung er bis zur Ernennung seines Nachfolgers, des Fürsten Karl Auersperg, ver blieb. In der ersten Kammer spielte Ritter v. Schmer ling eine hervorragende Rolle. Seit 1855 war er geheimer Rat. Im J rhre 1862 erhielt er da» Groß - kreuz deS Leopoldorden», im Jahre !873 da» Groß kreuz des SlepNansorden«. — De newm«, Prelle
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)