Suche löschen...
Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt und Rabenstein : 01.11.1902
- Erscheinungsdatum
- 1902-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Heimatverein Reichenbrand e. V.
- Digitalisat
- Heimatverein Reichenbrand e. V.
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1067801324-190211016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1067801324-19021101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1067801324-19021101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatvereins Reichenbrand e. V.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt und ...
-
Jahr
1902
-
Monat
1902-11
- Tag 1902-11-01
-
Monat
1902-11
-
Jahr
1902
- Titel
- Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt und Rabenstein : 01.11.1902
- Autor
- No.
- [2] - -
- Links
-
Downloads
- Einzelseite herunterladen (PDF)
- Ganzes Werk herunterladen (PDF)
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
und Oederan fühlten sich durch diesen Verkauf in ihren Rechte» benachtheiligt, so daß im Jahre 1386 das Schloß Rabenstein mit dem dazu gehörigen Dorfe Stein feindlich besetzt wurde. Die Bauern wurden gefangen genommen, nach Penig und Rochsburg ge führt und dort zum Wiederaufbau der zerstörte» Schlösser verwendet. Die Friedebrecher, Tempelschänder und Anstifter der Fehde, — so nennt sie die Klosterchronik — der Rochsburger Burggraf Albrecht von Leisnig, ein streitlustiger Herr, sein gleichnamiger Sohn und sein Oheim Heinrich der Blinde von Leisnig, behielten die Herrschaft bis 12. Januar 1390 in Besitz, die sie aber dann zurückgeben mußten, nachdem der Papst Urban VI. die ritterlichen und adligen Friedebrecher und die beiden Städte Zwickau und Oederan nach Rom zur Verantwortung vorgeladen, diese aber nicht erschienen waren, in coniumLcium zur Herausgabe des Raubes und zu einer Entschädigung von 8000 Goldgulden an das gekränkte Kloster verurtheilt, auch mit dem Banne belegt hatte. Unter Mitwirkung des Meißner Markgrafen Wilhelm brach jedoch im Jahre 1418 die Rabensteiner Fehde wieder aus. Burggraf Albrecht von Leisnig raubte Pferde und Waffen, zerstörte die Fischteiche des Abtes und hielt diesen selbst sogar 10 Tage in der Rabensteiner Schloßkapelle gefangen. Durch Vergleich wurde dann der Friede und der Besitz des Klosters wieder hergestellt. Im Jahre 1422 wurde noch das Kirchenlehn zu Rabenstein, „Sankt Georgen" genannt, dem Kloster einverleibt. Am 10. Februar 1541, als Folge der gewaltigen Lehre des Or. Martin Luther, erfolgte die Säculari- sation des Klosters unter dem Abte „Hilarius." Damit war die Macht und der Glanz des Klosters mit einem Schlage dahin. Eine neue Epoche begann! Durch die Säcularisation ging die Herrschaft Rabenstein in den kurfürstlichen Besitz über und der kurfürstliche Landjägerobermeister Georg von Carlowitz erhielt dieselbe in Anerkennung seiner treu geleisteten Dienste in Pacht mit dem Befehl, kirchlichen Sinn, christliches Leben, gute Sitte und Ordnung zu halten und zu fordern. Der Landjägerobermeister von Car lowitz erwarb später Grundstücke im untern Theile des Ortes Stein und der Kurfürst belehnte ihn da mit, machte daraus ein Mann- und Weiberlehn, stattete es mit verschiedenen Rechten mit dem Patro nate aus und bildete damit das jetzige Rittergut Nieder-Rabenstein. Im Jahre 1619 verkaufte aber auch der Kur fürst Johann Georg die Herrschaft Rabenstein mit den Teich-, Fischerei- und sonstigen Rechten, jedoch ohne den großen Rabensteiner Wald, für 14000 Gulden an den Landjägerobermeister von Carlowitz. Die Söhne des von Carlowitz haben dann später das gesammte Besitzthum getheilt und damit zugleich den Ort Stein in Nieder- und Oberrabenstein getrennt. Beide Orte waren nun abhängig und angewiesen je auf ihre Gutsherrschaft und deren Gerichtsbarkeit. Nicht uninteressant dürfte es sein, daß das Bannmeilenrecht im 15. Jahrhundert bestimmte, daß im Dorfe Stein sich außer 2 Leinewebern noch 1 Schneider, 1 Schlächter, 1 Brecher, 1 Brechenmacher, 1 Stellmacher und 1 Schmied niederlassen durften. Letzterer sollte aber auch für die (Rabensteiner) Schloß gasse, für Rottluff und für das Dörflein Altendorf arbeiten. Mancher milde Sommerstrahl, viele Stürme und manches Ungewitter, Krieg, Pestilenz und Hun gersnoth sind über diese freundlichen Orte im Lause der Zeit hereingebrochen. Es würde aber zu weit führen, das Einzelne zu erwähnen. Dies möge einer später zu bearbeitenden Ortschronik Vorbehalten bleiben. Erwähnt sei nur noch, daß vor dem Inkraft treten der Laudgemeindeordnung vom 7. November 1838 die Gemeinden je von einem „Gemeindemann" verwaltet wurden. Bei wichtigen Sachen mußte der selbe die ganze Gemeinde zur Berathung zusammen berufen. Die Ortsrichter hatten die Polizeiverwaltung. Vom Jahre 1839 ab hatten die Leitung der Gemeindegeschäfte in Händen: «a) In Niederrabenstein: Kaufmann Fried rich Taschenberg von 1839 bis mit 1844, Guts besitzer Karl Gottlieb Müller von 1845 bis mit 1850, Strumpffaktor Gotthelf Heinrich Löbel von 1851 bis mit 1856, Gutsbesitzer Friedrich August Münch von 1857 bis mit 1862, Gartenbesitzer Benjamin Ferdinand Lorenz von 1863 bis mit 1874, Garten besitzer und Strumpffaktor Karl Friedrich Stelzmann von 1875 bis zu seinem Tode am 11. Mai 1891 und seit Juli 1891 Karl Friedrich Louis Wilsdorf, welcher seit 1. Januar 1888 als Gemeindekassirer in Niederrabenstein angestellt war. b) In Oberrabenstein: Gartenbesitzer Jo hann Gottlieb Ullrich von 1839 bis mit 1848, Faktor Joh. Christian Friedrich Sonntag von 1849 bis mit 1856, Hausbesitzer Ferdinand Heinrich Schmidt von 1857 bis Mai 1861, Hausbesitzer Ernst Robert Haupt vom Monat Mai 1861 bis Sept. 1878, Hausbesitzer Gottlieb Hermann Robert Sonntag von 1879 bis April 1884 und Hausbesitzer Friedrich August Schiefer vom 18. April 1884 bis 30. Sept. 1897. Am 1. Oktober 1897 aber wurden die Orte Niederrabenstein und Oberrabenstein auf ewige Zeiten mit dem althistorischen Namen „Rabenstein" wieder zu einem Orte vereinigt. H Qx, (Nachdruck l« verboten.) Original-Roman von Irene v. Hellmuth« <6. Fortsetzung.» Im Laufe der Unterhaltung hatte Helene alles herausgebracht, was sie zu wissen wünschte. In erster Linie, ob Johannes reich sei, — das interessierte sie am meisten. Denn da sie selbst nur das besaß was Onkel Berneck ihr etwa zukommen ließ, so konnte sie nur eiuen Mann nehmen, der über die genügenden Mittel verfügte. Das war bei Johannes sicher der Fall; denn der alleinige Erbe des großen Lindemanns hofes mußte schon sehr wohlhabend sein. War sie erst dort die unumschränkte Herrin, so würde sie es schon einzurichten wissen, daß das Leben kurzweiliger wurde, als es jetzt war; denn das was sich ihr jetzt an Vergnügen bot, war doch gar zu dürftig. Oder, überlegte sie weiter, mau könnte das ganze große Gut verkaufen, und mit dem Erlös würde sichs in der Residenz schon ganz gut leben lassen. Aus diesem Gedanken heraus richtete sie die Frage an Johannes: „Das Leben auf dem Laude ist doch recht einförmig, nicht wahr? Sehnen Sie sich, der Sie doch das Leben in der Stadt genugsam kennen, nicht danach zurück?" „O nie, niemals ist mir der Gedanke gekommen, seit ich hier bin," lächelte Johannes, der den tieferen Sinn ihrer Worte sofort herausfand. „Ich fühle mich hier, auf der Scholle, wo ich geboren bin, wo ich meine sonnige Kinderzeit verleben durfte, so unbe schreiblich glücklich, daß ich mich nirgends so wohl befand, als gerade auf dem Lande." Ein inniger Blick traf Lori, die lächelnd zugehört hatte, und in ihrer einfachen sanften Weise einfiel: „Gerade so geht es mir, ich möchte auch nicht fort von hier." Helene fixierte die kleine Sprecherin von oben herab, und meinte etwas geringschätzig: „Nun, natürlich du, wenn du nur Bäume und Blumen und Vögel hast, dann bist du schon zufrieden, — du kennst eben keine höheren Bedürfnisse." „Diese sogenannten „höheren" Bedürfnisse sind, wenn man sie beim rechten Namen nennt doch gewöhnlich nur Zerstreuungen aller Art, die Sucht nach Ver gnügungen, die oft recht schal und öde sind, die den Körper und Geist ermatten und das Herz doch nicht befriedigen, denen der Wunsch zu gefallen, zu glänzen, voransteht, wobei das stille, zufriedene, häusliche Glück, wie wir es auf dem Lande kennen, vollständig ver loren geht," fiel Johannes etwas scharf ein. Es ärgerte ihn unbeschreiblich, daß diese herzlose Kokette es wagen durfte, seine zarte, holde Blume zu kränken, und er beschloß im Stillen, nun baldmöglichst die Entscheidung herbeizuführen, und offen um seine Lori zu werben. Helene warf schmollend die hübschen Lippen auf. Aus den schönen Augen flog ein Blitz zu Johannes hinüber, und mit eigentümlicher Betonung richtete sie wieder das Wort an ihn: „Gesetzt aber den Fall, Sie fänden ein Mädchen, das Sie leidenschaftlich liebten und zu Ihrer Frau machen wollten, das sich aber auf dem Lande unbefriedigt und unglücklich fühlte, dem würden Sie doch aus Liebe das Opfer bringen, und in der Stadt wohnen?" „Nein, mein Fräulein!" „O, wie ungalant, Herr Lindemann!" „Ja, sehen Sie, ich bin eben ein einfacher Mensch und nach meinen Begriffen muß sich die Frau, die ihren Mann wahrhaft liebt, — natürlich voraus gesetzt, daß sie das wirklich thut — überall wohl fühlen, wo er sein Glück findet, sei es auf dem Lande, sei es in der Stadt; denn wahre Liebe ist nicht au Ort und Zeit gebunden. Eine liebende, einsichtsvolle Frau wird in dem Bestreben, ihren Mann zu beglücken, in seinem Besitze ganze, volle Befriedigung finden, sie wird nichts fragen nach anderen, sie muß sich an dem Einen genügen lassen." Aus dem Tone des jungen Mannes klang es wie leise Ironie; doch Helene merkte es nicht. Sie entgegnete ärgerlich: „Das heißt mit anderen Worten, die Frau muß die Sklavin des Mannes sein; ohne eigenen Willen besitzen zu dürfen, muß sie sich seinen Anordnungen widerstandslos fügen und froh sein, ihm die Strünipfe stricken zu dürfen." „Eine vernünftige, richtig denkende Frau wird ihren hohen Beruf niemals so auffassen, wie Sie ihn schildern, mein Fräulein. Sie wird sich allerdings den Anordnungen des Mannes, falls diese nichts Unbilliges fordern, fügen, weil der Mann doch stets als der Klügere und weitaus Vernünftigere anzusehen ist und weil er andernteils seine Würde als Herr und Gebieter nicht in den Schatten stellen lassen darf, um sich von dem Willen einer Frau leiten zu lassen. Sonst ist er überhaupt kein Mann, sondern eine traurige „Jammergestalt", die niemand achtet, am allerwenigsten seine eigene Frau." Die feinen Nasenflügel Helenens bebten, sie war offenbar sehr erregt. Mit diesem Manne würde sie kein leichtes Spiel haben, sagte sie sich, aber um so süßer mußte der Sieg sein, wenn er schmachtend ihr zu Füßen lag und um ein Lächeln bettelte. Ah — er sollte betteln lernen, sie wollte es so. „Eine Frau kann sich doch aber nicht in allem und jedem dem Willen des Mannes unterwerfen; die Charaktere sind ja so verschieden. Wie, wenn sie nun behauptet, in solch einem Nest nicht leben zu können?" lenkte Helene mit süßem Lächeln ein. „Wenn der Mann aber doch dieses „Nest" liebt von ganzem Herzen?" beharrte Johannes. „Ich meine, da müssen die beiden eben den goldenen Mittelweg wählen," lachte Helene, den Winter in der Stadt verleben und den Sommer auf dem Lande zubringen, so ist jedem geholfen." „Sehr einfach, in der That," spöttelte der junge Mann. „Wenn jedoch den Mann Beruf und Neigung an das Land fesseln, so darf er keinesfalls dem Willen der Frau gehorchen!" Helene machte eine unwillige Gebärde. Mußte dieser Mensch denn immer recht haben? „Indessen," fuhr Johannes unbeirrt fort, „das alles muß eben vor der Heirat überlegt und geprüft werden, und wenn die beiden sich nicht einigen können, dann mögen sie in Gottes Namen wieder auseinander gehen, sie haben dann beide nichts an einander ver loren." „Ja, aber die rechte glühende, heiße Leidenschaft fragt nicht und wägt nicht lange, sie trachtet einzig nach dem Besitze dessen, den sie begehrt, mögen die Ansichten auch noch so verschieden sein." „Diese Leidenschaften gleichen einem Strohfeucr, mein Fräulein, und ein solches verlischt eben so schnell, wie es entbrannt ist." Helene biß die Zähne in die Unterlippe. Diesem Menschen, der da so ruhig an ihrer Seite dahinschritt, war kaum beizukommen; aber er sollte die Macht der Leidenschaft kennen lernen. Wozu war sie denn schön und jung, wenn es ihr nicht einmal gelingen sollte, einen solchen Mann zu besiegen? Lori fühlte sich mehr ünd mehr bedrückt; ihr war so beklommen zu Mute, so ängstlich; sie war herzlich froh, als man sich endlich trennte. Der Kopf schmerzte sie und eine bange Ahnung wollte in ihr aufsteigen. Das Helle Lachen Helenens klang noch immer in den Ohren des Mädchens nach, das sich immer wieder die Frage vorlegte: Wird Johannes auch stark genug sein, den Lockungen zu widerstehen? Wird Helene nicht am Ende doch noch siegen? O, es wäre grausam, furchtbar grausam! Wie kindisch und unbeholfen mußte sie heute dem Geliebten erschienen sein neben der formgewandten, schönen, eleganten Kousine, die so gelehrt zu plaudern verstand, während sie — Lori — nichts zu sagen wußte, ach, sie hätte am liebsten geweint. Diese Stimmung wurde noch verschlimmert, als Helene anfing, sie in ihrer spöttischen Weise zu hänseln. „Bist ja heute recht unterhaltend gewesen, Kleine," sagte sie leichthin, ohne zu ahnen, daß sie damit einen Sturm heraufbeschwor. „Wußtest du denn rein gar nichts zu sagen? Bist ja nebenher gelaufen wie eine richtige Landpomeranze.,, In Loris Augen traten Thränen. Um den kleinen Mund zuckte es wie verhaltenes Weh. „Du hast ja schon allein genug geplaudert, ich habe zugehört." „Mein Gott, ja, aber man muß sich doch bemühen, seinen Teil zur Unterhaltung beizutragen, sonst gilt man für dumm und wird ausgelacht." „O, Johann Herr Lindemann wird mich sicher nicht auslachen, das weiß ich gewiß!" „So," — spottete Helene, — „nun ja, — es kann — sein, er hat dich eben überhaupt nicht beachtet, er sah nur mich. O, dieser echte, deutsche Bär, — ich liebe ihn trotz all seiner spießbürgerlichen Ansichten, die ich ihm schon abgewöhnen will! Zu meinen Füßen soll er liegen und um Gnade betteln, der süße, barbarische Mann, den ich bald besiegt haben werde. Jetzt habe ich ja leichtes Spiel; nachdem ich erst mit ihm bekannt bin, soll es mir durchaus nicht schwer werden, ihn zu gewinnen." Das war zu viel für Lori. Mit blitzenden Augen, die zierliche Gestalt reckend und streckend, das leichen blasse Gesicht der stolzen, hochmütigen Sprecherin zu gewendet, rief sie dieser zu: „Gieb dir doch nicht so viel Mühe, diesen Mann für dich zu kapern, denn das wird dir doch nicht gelingen!" Es klang schneidend von den bleichen Lippen des jungen Mädchens, doch Helene lächelte geringschätzig. „Und weshalb nicht, wenn ich fragen darf, Kleine?" „Weil er sich mir bereits versprochen hat, weil er mir gehört, mir ganz allein!" rief Lori, alle Vorsicht vergessend. Helene faßte offenbar im ersten Augenblick den
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder