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Bekanntmachurrg. Kommeuven Freitag, den 18. dieses Monats, Nachmittag» 8 Uhr, soll i» der hiesigen Rathskellerwirchschaft eine Parthie Fichtenrinden von circa IM Stämmen an die Meistbietenden unter den im Termine vorher bekannt zu machenden Bedingungen zur Versteigerung gebracht werden. Lößnitz, am 12. Mai 187S. Der Rath de« Stadt LS-«»-. vr Krauße. Tageegrfehichte Die Wiener Börfenkatastrophe. Ueber dem österreichischen Staate schwebt ein besonderer Unstern, der alle Anstrengungen desselben scheitern läßt. In demselben Augenblicke, wo man die Ausstellung eröffnet hat, Vie Zeugniß ablegcn soll von der «irthschaftlichen Regene ration des Landes, da Aller Augen auf dasselbe gerichtet sind, und die Thron erben mächtiger Reiche in der Kaiserburg als Gäste weilen, ist eine Katastrophe über dis dortige Börse hereingebrochen, wie sie die gegenwärtige Generation noch nicht erlebt har. Das Armensünderglöcklein, womir daselbst die Insolvenz einer Firma eingeläutet wird, wollte schon am ersten Tage der großen Deroute nicht Mllftehen, und die Zahl der Falliten ist noch gar nicht zu übersehen. „Alo ob ein Erdbeben plötzlich die Tiefen deö Bodens aufgewühlt und pantschen Schrecken m die Häuser gesendet hätte, so wirr und rathloS" meint ein Wiener Blatt, „sah es in der Kalserftadt an der „blau:n" Donau aus". Es herrschte cme Stimmung, bemerkt die „Deutsche Zeitung" als wenn ei» Staatöbankerott, ein Welteinsturz bevorstünde. Die Papiere schienen allen Werth zu verlieren, ihr Gehalt veiflüchtigie sich zusehends. Ein furchtbares Mißtrauen hatte um sich gegriffen, man traute keinem Menschen. Keine Bank, kein Agent wollte Aufträge aueführen, stumme Verzweiflung hatte sich der Börse bemächtigt. Eine Insolvenz hat die andere zur Folge, und aus der Verkettung der tausend Wechselbeziehungen zwischen der Börse und dem socialen Leben hat sich eine Tragödte entwickelt, deren Abschluß noch nicht zu ermessen ist. So läuten die Stimmen derer, die Gelegenheit hatten, das Schlachtfeld in unmittelbarer Nähe zu beobachten. Wie die Vergleichung deS amtlichen CourS- zettelS ersehen läßt, haben die österreichischen Börsenpapiere innerhalb vier Wochen einen Courörückgang von zusammen mehr als 200 Millionen Gulden erfahren, uud so hoch beläuft sich demnach der Verlust der unglücklichen Actienbesitzer. Der Katzenjammer ist allgemein und übertrifft noch die Größe deS Rausches, der ihm vorangegangen war. Die finanziellen Lustschlösser, die man sich mit Aktien aufgebaut, sind zusammengestürzt, und die Papierreiler, die in maßloser Hast, von ihrer Goldgier getrieben, dem Glücke nachjagten, find nur allzu unsanft auf das Pflaster geworfen. Daß eine derartige Sündfluth im Anzuge sei, haben Einsichtige längst vorauS- aesagi. Die Börse ist längst ihrer eigentlichen Bestimmung entfremdet und hat sich m eine Spielhölle verwandelt. Kaum ein Stand hat sich von der Jobberei fern gehalten, und alle Schichten der Gesellschaft find von der Manie deS Diffe- renzspielö angestcckt. Die Krisis ist sonach die natürliche und nothwendige Wir kung der voihergegangenen Ursachen. Die Ueberspeculation, die endlosen und znm Theil velrügerlschen Gründungen, die übertriebene Anspannung deS CredüS, der Mißbrauch des Vertrauens, der m alle Kreise eingedrungcne LuruS, welcher die Gewinne schon verbrauchte, bevor sie rcalisirt waren, — alles dies mußte nothwendiger Weise einen finanziellen Schffbruch zu Wege bringen. Wir rufen mit der „Reuen Freien Presse" auS: „Glücklich diejenigen, «zur xrocul negotii», fern von der Börse Lust und Leid den SchrcckiNSlagen barmioS Entgegensetzen, die Krise ruhigen BluteS beobachten konnten! Ihnen ist wohl für länge Z tl die Lust vergangen, die Aufregungen dieses grandiosen kouxe «t Koir auch einmal miijUlosten, statt des sicheren bürgerlichen Strebens nach gefestigter Eristenz blindlings und unbekümmert um Klippen und Untiefen in den Goldstrom zu lauchen, der Jahr auS, Jahr ein aus der Börse strömte." Wäre die Börse völlig lsoUrt, stände sie nicht m inniger Verbindung mit der gesammten Handelöwckr, und hätten nicht Bürger und Arbeiter durch Aus sicht auf Gewinn sich verlocken lassen, ihre Sparpfennige in Papieren anzulegen, so könnte man km ReimgungSproz sse, der sich gegenwärtig mehr oder wenlger au allen Börsen vollzieht, glcichgiltig zuschauen und ruhig abwarten, wer aus dieser Aktimichlacht mit gesunden Gliedern oder mit einem blauen Auge wieder davon kommen würde. Allein gerade an der Lörse bewährt sich das Sprichwort, daß die „Kleinen" gehenkt werden und daß die Anstifter der Schuld sich der gerechten Strafe zu entziehen wissen. In der Größe der Katastrophe liegt diesmal, so parador cS klingen mag, ein MvnMt der Heilung. Um nicht unübersehbare Verluste für das Rationat- vermögm einttelcn zu lassen, hat sich die österreichische Regierung inS Mittel gelegt, und eS ist mehr als wahrscheinlich, daß cS ihr gelingen wird, die Lawine, Ne bereu- im Rollen sich befindet, noch einmal zum Stehen zu bringen. Für die Berliner Börse ist cS immerhin noch ein günstiges Zeichen, daß, trotz der innigen und vielfachen Beziehungen zur Wiener Kollegin, bis jetzt nicht em ein zige- hiesige- H-uS seine Zahlungen eingestellt hat. Nehme sich aber Jeder hieraus eine Lehre: ES giebt nur ein sicheres und zuverlässiges Mittel, Reichthümer zu erwerben, und daS ist Fleiß und Sparsam keit. Der Spielteufel hat, mir seltenen Ausnahmen, die Mensche» in der Regel in« Verderben geführt. Deutschland. Der VundcSrath hat beschlossen: dte Ealzsteuer nicht aufzuheben, die Frag« der Erhöhung der Tabak- und Einführung eine: Börsensteuer zu vertagen. ES blslbt also Alles beim Alten. Nur hat das Publikum die theuren Tabaks - preise nach wie vor zu zahlen. Zwar find die Aktien der Tabaks- und Cigar- renfabriken gefallen, weil sich letztere vcrspekulirt hatten, indem sie aus Furcht vor der Tabaksteuer zu große Massen Tabaks importirt Und aufgestapelt haben. Statt daß der Schade durch Billiger machen der Tabaksfabrikate ausgeglichen würde, purM blos die TabakSaktien und die Cigarren bleiben tHeuer und schlecht. Starker Tobak. verll^ 12. Mai. In Abgeordnetenkreisen wird versichert, daß das preu ßische Serps-gdsetz, sowie die Kirchengesetze gestern vom Kaiser vollzogen wurden. Abgeordneter Bodelschwing, vormaliger preußischer Finanzminister, ist gestorben. I» Reichstage hat auf Interpellation, betreffend die Vorlage über Bestrafung des kWtractbmchrS zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Delbrück erklärt, die j preußische Regiemnng beabsichtigte schon längst ein derartiges Gesetz und werde den Entwurf baldigst dem BundeSrath unterbreiten, so daß die Erledigung dessel ben noch in dieser Session wahrscheinlich sei. München, 9. Mai. Ueber den dieser Tage pensionirten baierischen Ge neral v. Brodesser, Inspektor der baierischen Artillerie, theilen die baierischen Blätter einige interessante biographische Notizen mit. Derselbe war im Jahre 1804 als Pfeifer bet der damals noch kurfürstlich baierischen Armee eingetreten, asancirte zum Artillerietambour und zeichnete sich als solcher bei dem Kampf um die Regensburger Donaubrücke (1809) so sehr aus, daß er zum Lieutenant befördert wurde. AIS solcher lernte er lesen und schreiben, und rückte dann all- mälig unter den vier baierischen Königen blö zum General auf. Oesterreich. Wien, 10. Mai. Der Flnan Minister hat die Ermächtigung erhalten, de» gestern von den koalirt-n Banken zu: Erleichterung der Prolongationen gezeich neten Betrag von 12 Millionen im Cmvernehmen mit der Rationalbank bis auf 20 Millionen zu ergänzen. Wien, 11. Mai. Ein aus Vertretern der Bodencreditanstalt, der Cre- ditanstalt, der Anglo-Austria-Bank und der Nieverösterreichischcn EScomte An- stalt bestehende Deputation hat heute den Ministerpräsidenten um Ergreifung von Maßregeln gebeten, durch welche der BörsenkrifiS abgeholfen werde. Der Mimst-rpräsivcnt ertheilte die Zusicherung, daß die Regierung zu innerhalb ihres Wirkungskreises liegenden Maßregeln, durch welche die augenblickliche Situation gemildert werden könne, gern bereit sei und findet zur Berathung darüber heute Nachmittag M nisterrath statt. Wien, l2. Mai, Morg. 10 Uhr. Eine Proklamation deS HülfSvereinS fordert diejenigen, welche Vorschüsse auf Effecten erhalten wollen, zur sofortigen Anmeldung auf. Die Ertheilung von Vorschüssen hat bereits begonnen. — In großer Menge erschienene Ertrablätter erklären den Hülföfonds für un zulänglich. Frankreich. Paris, 10. Mai. Bor einigen Tagen wies der „Soir" darauf hin, daß sich unter den Communisten viele bonapartist ische Agenten befanden, und führte als Beweis an, daß man bei dem Chef der geheimen Gesellschaft, welche man in der Rue Lidaine auSgehoben (die Gerichte sprachen in dieser Sache schon daS Urtheil), Papiere gefunden, welche dargethan, daß dieselben mit den Communisten in Verbindung gestanden. Der „Soir" hielt diese- für sehr be denklich und deutete an, daß die Mission dieser Agenten wohl darin bestehe, die Bewohner der ercentrischcn FaubourgS von Paris zu Erceffen zu verleiten, die man auSbeulen werde. Wie man jetzt erfährt, find die Befürchtungen, welche der „Soir" an den Tag gelegt, keineswegs unbegründet. ES ist sogar sicher, daß die Erregung, welche gleich nach der beendete» Räumung erwartet wird, dazu benutzt werden soll, Unruhen in Paris helvorzurufen. Voraussichtlich werden dieselben aber nicht gefährlicher werden als die, welche die. „weißen Blouscn" unter dem Kaiserreich zu organifiren pflegten, denn die Masse der Arbeiter wird sich nicht an denselben beiheiligen. Da eS in Paris aber immer 30—40,000 Leute gibt, die, wenn irgend ein Krawall ausbricht, sich an dem selben bciheiligen, so wäre eS nicht unmöglich, daß der wahre Zweck dieser Leute erreicht wücde, ThierS zu stürzen und durch ein Gouoernement „4« eomb»t" mit einem General an der Spitze zu ersetzen. Im Elysee ist man nicht ohne Besorgnisse, zumal der größte Theil der unteren Polizeibeamten und Agenten aller Art noch vom Kaiserreich hrrstammt und sich daher leicht mißbrauchen lassen könnte. Auch hat man dor. noch zu sehr die. Junischlacht von 1848 im Gcdächlniß, die ohne die damaligen Umtriebe der durch die Vermittlung der Prinzessin Mathilde mit nordischem Golde wohl auSgestatteten Bonapartikm wohl kaum geschlagen worden wäre. Seit ihrem Bund mit den Clericalen und Legitimisten gehen die Bonapartisten mit größter Kühnheit vor. Sie beschränke« sich nicht mehr darauf, !« Geheimen zu intriguircn und die Regierung und die bestehende Ordnung der Dinge in ihren Blättern in der frechsten Weise anzu- greifiN und zu verunglimpfen, sondern sie wollen jetzt auch eine große Verdm- dung bilden, zu der die erste Idee von dem Paris-Journal ausging, welches am 8. eine Petition, worin die Aufrechterhaltung der National-Bersammlung verlangt wird, veröffentlichte und zum Unterzeichnen derselben auffordert. Mer son, Eh.f Redacteur der bonaparttstischen „Union Rcpublicatne" in Nantes, griff diese Idee sofort auf, und schlägt einem heute vom PariS-Zouina! ge brachten Schreiben vor, daß alle Journalisten der konservativen Presse von Pa ris und der Provinz noch vor Eröffnung der Kammer in Paris zusammentre ten, um über die Maßregeln zu berathen, die sie gemeinschaftlich zu nehm,» ha ben, um die „konservative Agltation" in- Werk zu setzen. Ob dieses Projekt mit den vorerwähnre» Umtreb-n in Verbindung steht, wird sich bald zeigen. Jedenfalls muß cö auffallcn, daß Merson'- Schreiben vom 8. ist, also da- nämliche Datum trägt, wie die Nummer deS Paris Journal, worin die Petition enthalten ist, und so die Sacke aiS eine abgekartete erscheint. Die „Pattie" schreibt Hrn. ThierS folgende Projekte zu: Der Präsident würde zunächst mit Hilfe der Mittelparteien und der Linken die definitive Aus rufung der Republik durchsetzen; dann eine möglichst kurz gefaßte, und mit Hilfe gewisser Modifikationen in der Ausübung des allgemeinen Stimmrechts die nötht- gen Bürgschaften gegen revolutionäre Ausschreitungen bietende Verfassung promul- giren und unter den Schutz der Armee stellen; endlich sollten die allgemeinen Wahlen um ein Jahr verschoben werden; Hr. ThierS selbst würde zum Prä sidenten der Republik auf Lebenszeit emannt werden. — Wie bekannt, ist die „Patrie" unter den unlautem Quellen eine der unlautersten. Warten wir zu- nächst den Wiederzusammenttitt der National-Bersammlung ab! Paris, 12. Mat. Bei den gestrigen Ersatzwahlen für die Nationalver sammlung sind t« Lyon, BloiS uud LimogeS radikale Republikaner gewählt worden; in der Charente inferieure wurde ein Bonaparttst gewählt. Die Republkaner wurden mit großer Majorität gewählt; der Bonapartistische Cau- didat (Bosfinton) erzielt« eine Majorität von ungefähr 3000 Stimmen. R ständig, stration Macht 1 Carr tungen L 150 H M hie: fö Provin^ D zingelnl vergebli sich in weißen dessen x den, d< als „« nämlich Ankunst der W, lange r sich dci neue R dianer und tö speculir er nicht und da, heimgest Krämer nach V den Jn> diesem < fürchtet lassen u finden f P Nachmil röhrSdoi eben ein retten n K. war Au und da nicht un legcnen I versichcr diefell nisation obwohl § 6 Bau 1 Gafl 1 Schr 1 Schi 1 Ha« NS ' so";