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«ü—I da und dort verstcckt lägen. Daß die Luft vollständig mit solchen ungesunden Ausdünstungen geschwängert ist, sieht man am besten an den Kindern. Haben doch in einer uns bekannten Gemeinde katholische Kinder zu evangelischen ge sagt: „Wir dürfen nicht mehr mit Euch spielen, denn ihr seid Preußen. Aber , ihr «erdet dafür auch umgebracht!" Die Katholiken sind ihrerseits überzeugt, „daß nächstens etwas geschehen werde." Ueber daS „WaS" und „Wie" ist natürlich den Conjecturen ein weites Fel» eröffnet. Die Gährung im Volke ist so offenbar geworden, daß sogar etliche Bürgermeister der Saargegend eine Pe tition an die Regierung abgesandt haben, worin sie bitten, man möchte nach einigen größern Orten, z. B. Saar-Union und Finstingen, Militär schicken, da sie fürchten, eS möchte doch am Ende zu allerhand Ercessen kommen. EineS namentlich möchten wir noch dringend «»empfehlen, daß man nämlich dem Un- snge mit den Optanten ein Ende zu machen suche. Einige derselben haben zwar ein Domicil in Frankreich, aber Hauö und Geschäft noch hier, fitzen jede Wo che ein paar Tage da, bringen den Patrioten gute Nachrichten über baldige Wiederkunft der Franzosen, agitrren nach Herzenslust und machen sich mit ih rer Eigenschaft alS Franzosen möglichst breit. Bei der schon sehr ungemüthli- chen Lage, der wir der Klerisei zu verdanken haben, erschiene eS doch angezeigt, gegen diese Sorte Menschen von dem deutschen HruSrecht Gebrauch zu machen. Daß andererseits einig- Anstalten eine besondere Berücksichtigung verdienten, ha ben wir schon so oft gesagt, daß wir eine Wiederholung aller dieser Gravamt- na für überflüssig hallen. Daß die giftige Aussaat der schwarzen Feinde schon solche Früchte trägt, ist, wie uns däucht, bereits ein hinlänglicher Fingerzeig, wo Gefahr und Abwehr zu suchen ist. Aus der Rheinpfalz bringt die „Allg. Ztg." eine Berichtigung der op timistischen Meldungen über vie Erfolge der Deputation pfälzischer Tabakbauer und Tabakhänvler in Berlin. Ein Mitglied dieser selben Deputation versichert nämlich, daß in ganz Berlin sich Nieman» befinde, welche der Abordnung eine bestimmte Zusicherung betreffs der Ablehnung der Steuer zu machen gewagt ha be; ebenso wisse man nichts von erh benden Hoffnungen, so daß also auch von einer freudigen Stimmung in der Pfalz über den vermeintlichen günstigen Er folg durchaus keine Rede sein könne. Die Berichtigung schließt mit der bos haften Bemerkung: „Wer da glaubt, daß man in Berlin ein allzu großes Gewicht auf die politische Stimmung der Pfalz legt, der irrt sich, und eS will unS der AbschiedSgruß des Hrn. v. C. — ein gedehntes „guten Morjen", Nach mittags um über 2 Uhr mehr ironisch, als Hoffnung erweckend erscheinen. Hamburg, 3. Mai. Tie „Dörs.-Halle" berichtet über neue ArbeltS- einstellungcn Folgendes: Die Schauerleute habe» wiedemm gestrikrt. Dieselben, welche erst vor Kurzem mittelst Arbeitseinstellung eS erreichten, daß ihnen für eine Arbeitszeit von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends, bei j Stunde Früh stücks- und 1 Stunde MittagSz-it, ein Tagelohn von 3 Mark 8 Sch. zuge standen wurde, verlangen jetzt eine Abkürzung der Arbeitszeit dadurch, daß sie Stund- Mittags- und j Stunde VeSperzeit bewilligt haben wollen; da die Arbeitgeber nicht sogleich hierauf eingingen, haben sie die Arbeit wiederum ein gestellt. Aach die Kaialbeiter haben gestern ihre Arbeit eingestellt, da sie sich den Forderungen der Schauerleute nach Abkürzung der Arbeitszeit anschließen, auch die Speicherarbeiter sollen ein Gleiches beabsichtigen. — Wie die „H. N.' vernehmen, hat die Kaiverwaltung Schritte gethan, um Arbeiter in genügender Zahl aus Glückstadt kommen zu lassen und auch von ven Schiffen zu requiriren. Oesterreich. Wien, 3. Mai. Heute um 1 Uhr Mittags erschienen der Kronprinz deS deutsche« Reiches, seine Gemahlin und Prinz Friedrich Wilhelm mit einer Hofdame und den zugetheilten österreichischen Cavaliere» auf dem Ausstellung-- platze. D r Kronprinz trug die Oberst-Uniform seines österreichischen Regimen tes, Prinzessin Victoria war in einfacher Straßen-Toilette, bestehend aus einem violettfarbenen Kleide mit grau-weißer Tunique, der Aufputz in der Farbe des Unterkleides, erschienen. Die fürstlichen Gäste fuhren direct zum Süd-Haupt- portale des JndufiricpalasteS, stiegen daselbst ab und begaben sich sofort in die deutsche Abihe.lung. Hier wurden sie von den Mitgliedern der deutschen Com mission und den mittlerweile zahlreich versammelten deutschen Ausstellern mit enthusiastischen Hochrufen empfangen. Die Mitglieder der Commrssion stellten sich im Halbkreise auf und wurden einzeln dem Kronprinzen und' dessen Ge mahlin vorgestellt. Der deutsche Thronfolger erkannte unter denselben manche alte Bekannte und begrüßte dieselben in der leutseligsten Weise. Unter der Füh rung einiger Commiffäre wurde nun ein Rundgang durch die deutsche Abthei- lung angetreten. Die Gäste verweilten mit sichtlichem Interesse bei den einzel nen Ausstellungsobjekten, und ! keine bcmerkenSwerthere Collection entging dem Auge deS Kronprinzen, der sich über Alles Auskunft bet den Umstehenden er holte. Gefolgt von einer Menge Neugieriger, betrat der Kronprinz hierauf di- große Maschmcnhalle, verfügte sich dann in den Pavillon der deutschen Mon tanausstellung und verweilte nach unablässiger Wanderung einige Minuten bei der Ausstellung der Bochumer Gußstahlfabrik, deren Erzeugnisse (Riesengeschütze) Kronprinz Friedrich Wilhelm mit vieler Aufmerksamkeit besichtigte. Mit stau- nenSwerther Ausdauer harrte Prinzessin Vicioria an der Seite ihres Gemahls auö; nirgends zeigte sie Ermüdung und auch nach den bisher erduldeten Stra pazen nicht den weiten durch die Agriculturhallcn der deutsche» Abtheilung. Hier waren eS insbesondere die reichen Woll-Collectionen deutscher Musteranstalten, welche die Aufmerksamkeit der fürstlichen Besucher auf sich lenkten. Von hier aus begab sich die zum langen Zuge «»gewachsene Gesellschaft in den Hof der elsässischen Collectiv-AuSstellung, anderen Facade folgender Spruch geschrieben steht: Halte fest am Reiche, Baurr, ES falle süß oder sauer. Hiefelbst wurde kurze Rast gehalten; Prinzessin Victoria und ihre Hofdamen nahmen auf Stühlen Platz, der Wirth ließ einen Tisch herbeitragen und Wein serviren; die männlichen Mitglieder der Gesellschaft, allen voran der deutsche Kronprinz/ blieben stehen und improvisirten rasch «inen gemüthliche« Weinprüfer- kreiö, in welchem die Gläser von Hand zu Hand gingen. Prinz Friedrich Wilhelm fühlte sich angehetmelt in diesen Räumen und war besonders guter Laune; lächelnd reichte er sein gefülltes GlaS einem neben ch«.stehen den deutschen Soldaten, der den gereichten Labetrunk mit glücklicher Miene annahm und die auSgctrocknet- Kehle hinabrieseln ließ. Eine schmucke Elsässerin, in der kleid samen .Mädchenlracht aus den Vogesen, brachte neuen Wein, welchem ebenfalls zuaesprochen wurde, und dann begann der Rundgang durch die elsässische Aus stellung, deren Einzelheiten genau besehen wurden. Rach dieser längeren Pause verfügten sich die Gäste zu den japanestschen Bauten, wo die kleinen kräftigen Männcr aus dcm fernen Wunderlande still und geschäftig ihrer Arbeit obliegen. Sie ruhten mit derselben, als der Kronprinz auf ihre» Bauplatze erschien und jede Einzelheit der absonderlichen Holzgebilde in Augenschein nahm. Eie wa ren auch sofort bereit, eine rasche Probe von ihrer Fertigkeit im Schnitzen zu gebe», und fanden viele Befriedigung für die Mühewaltung in der Anerkennung, welch« ihnen das deutsche Fürstenpaar zollte. Von den sonnigen Kieswegen der japanestschen Bauten verfügten sich die hohen Besucher in die schattigen Zelt gänge der Blumenausstellung, deren Duft und Farbenpracht an dem heutigen frühlingSprächtigen Tage doppelt wirksam waren. An dem AuSgange der Blu- m-nauSstellung bestieg Prinzesstn V'ktoria mit ihrer Hofdame de» Wagen und fuhr der Stadt zu, wohin ihr Kronprinz Friedrich Wilhelm bald folgte. Frankreich. Paris, 2. Mai. Als man ThierS, so erzählt der „Francois", im ver gangenen Jahre darauf aufmerksam machte, daß die Radikale« an Terrain ge wonnen, erwiderte er: „Mein Gott, die Radikalen haben in der Schweiz die Majorität gehabt, und die Schweiz ist darum auch nicht zu Grunde gegangen." Heule hat Hr. ThierS eine ähnliche Antwort bei der Hand: „Herr Jacobi", sagte er, „ist in Berlin gewählt worden und Preußen ist darum auch nicht zu Grunde gegangen." Paris, 3. Mai. Uebe: die Nachtfröste der letzten Woche bringt Le Soir einen Artikel, worin den Uebertreibungen entgegengetreten wird, die bei dem fran zösischen Landmaune in solchen Fällen ganz gewöhnlich seien. Di« Brodfrüchte haben, dem Soir zufolge, wenig und nur hier und da gelitten, eben im Ganzen find die Aernteaussichten die besten geblieben. Den Futterkräutern hat aber der Frost wenig geschadet; die Runkelrüben, deren Aussaat aber beendigt war, bleiben natürlich ganz außer Betracht, dagegen habe» die Oelfrüchte, besonders im Norden, so gelitten, daß sie fast verloren find. Von den Obstbäumen läßt sich nichts Allgemeines sagen: wo die Bäume in Blüthe standen, ist die Aernte verloren; die Nußbäume habe» im Norden, Süden und Centrum gleich schwer gelitten. Von Kartoffeln haben nur die Frühkartoffeln (die „pirisioo»«") gelicten, aber nicht überall. Von den Weinbergen litten diejenigen der Ebenen am stärksten, weniger oder gar nicht die der Anhöhen, da letztere noch nicht so weit vorgerückt waren, als erstere. Da die Weinberge der Höhen im Ganz;» genommen etwa so viel betragen als die d-r Ebenen, so veranschlagt man etwa den Verlust der Frostnächte deö 25. und 26. April auf die Hälfte der Aemte, speciel in den Weinbergen deS CordelaiS gibt man de» Verlust auf die Hälfte an, eben so in Herault, Gard, Poitou, Tarn u. s. w.; in der Champagne hat das Aube-De- partement am meisten gelitten, über die Marn lauten die Berichte widersprechend, im Beaujolais schätzt man den Schaden auf ein Drittel, in Baune und Cote d'Or die Hälfte, in Saone und Loire auf drei Viertel; Chablis undCoulange- la-Vineuse verloren fast AlllS, eben so die Districte von Dijon und Tonnerre; in Macon bloß die Weinberge in der Ebene. Im Jura, wo die Kälte sechs Centigrad erreichte, scheinen von ArboiS dis Salins die Rebe» ganz verloren. Italien. Rom, 5. Mai. Nachdem der König gestern das DemisfionSgesuch des Ministeriums abgelchnt, hat letzteres eine Anzahl Deputirte eingelade», um die Stellung der Kammermehrheit in Bezug auf das Klostcrgesetz kennen zu lernen. Die Versammlung dauerte bis heute Morgen 2 Uhr. Alle Anwesenden riethen den, Ministerium zu bleiben, den Arsenalgesetzentwurf zurückzuziehen und eine neue Vorlage einzubringe», welche unter Beibehaltung deS Kostenanschlags von Lj Millionen ausspreche, daß eine Ausdehnung der Arsenalarbeiten nicht auS- aeschlosscn fti, sobald die Finanzlage dies gestatte. Heute Vormittag findet eine Munsterconferenz zur definitiven Beschußfaffung statt. Rußland. Petersburg, 4. Mai. Daö „Journal de St. PeterSbourg" reprodu- cirt einen Artikel der „Moskauer Zeitung" über die Debatten im Englischen Parlament bezüglich CentralastenS, dessen Schluß wie folgt lautet: Wenn nach den Aeußerungen Gladstone's England sich die Freiheit deS Handel»S bewahrt, so wird Rußland dasselbe thun, um seine Interessen zu wahren ohne jedoch die Englands anzugreifrn. Spanien. Madrid, 3. Mai. Die Regierung hat einen Aufruf an die Wähler erlassen, m welchem eö heißt: Die Nationalversammlung habe daS Gesetz für ihre Einberufung zu einem unwiderruflichen gemacht. In Folge dessen sei di- Regierung energisch gegen diejenigen vorgegangen, welche das Verdi« der Na tion hinausschieben und eine Nationalversammlung außerhalb der legalen Be dingungen einberufen wollten. Die Regierung werde mit derselben Strenge gegen diejenigen vorgehen, welche etwa die Wahlen stören oder sich weigern soll ten, ihre Resultate anzuerkenne». Perpignan, 5. Mai. Wie aus Barcelona vom heurigen Tage gemeldet, hatte sich in den letzten Tagen Don Alphons von Bourbon an der Spitze von 1200 Mann, die zu verschiedenen Banden gehören, an mehreren benachbarten Orten gezeigt. Der General-Capitain Velarde ist gestern gegen ihn aufgebrochen. — Die Carlisten machten in der Nähe von Tordera einen Angriff auf eine Traincolonne, wurden aber von zwei Compagnien regulärer Truppen in die Flucht geschlagen. Amerika. New-York, 4. Mai. In Diron in Illinois, ist von dort eingetroffen«« Meldungen zufolge, eine Brücke mit vielen Menschen, welche sich auf derselbe« befanden, zusammengcbrochen. Die Anzahl der Ertrunkenen wird auf 50 ge schätzt; 32 Leichen sind bereits aufgefunden. Königreich Sachsen. Leipzig, 2. Mai. Am heutigen 16. ZichungStage 5. Cl. 83. K. E. LandeS-Lottcrie fielen folgende Gewinne auf beigesetzte Nrn.: 5000 Thlr. auf die Nrn. 31748 76311. 2000 Thlr. auf die Nr. 5950S. 1000 Thlr. auf die Nm. 72968 91144 56586 55995 72937 28640 94697 81912 55916 64582 1599 25981 35128 69108 89077 74858 56 87215 4279 67545 76218 72867 82542 21975 33808. 400 Thlr. auf dir Nr». 1488 3799 6074 13821 17043 17217 19053 19364 19749 24835 26558 3749- 42004 43102 43612 44257 45308 45492 48342 53000 63505 63886 64040 64128 69677 69731 75177 85061 89313 89801. 200 Thlr. auf die Nrn. 2687 4646 7055 10808 10892 15099 18536 18916 21144 21970 22973 31211 32192 34360 37722 39803 4048t 41584 42643 50162 50745 52852 53061 53233 58618 59056 59805 64134 66133 72990 73119 79951 86027 86946 87987 88255 9105t 93902 Am 17. ZichungStage. 2000 Thlr. auf die Nrn. 34938 86589. 1000 Thlr. auf die Nrn. 39421 17721 31618 48433 42214 10548 75518 45829 82996 21437 73821 52459 12470 62630 6543 53321 11237 12243 46104 1463 93000 16867 51832 27293 15710 24062 77016 57317.