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Kaiser den Befehl zum Beginn jener Teremonte an d« Oberst-Marschall ertheitt Wie, näherte sich vkser dem Brautpaare und lud dasselbe durch eine Verbeugung > Mm Beginn des Tanze- ein, der in nachstehend'» Ordnung erfolg!«: Der Oberst-Marschall Kürst und Altgraf zu Salm-Reifferscheid-Dyk mit de« große» Oberst-Marschallsstabe; ihm folgten die zwölf StaatSminister mt weißen WachS- Sckeln, paarweise, je nach dem Älter ihres Patents, so daß die jüngsten voran gingen, hinter ihnen schritt das Neuvermählte Paar. Nachdem dasselbe einen Umgang im Saal gemacht, näherte sich die Neuvermählte de« Kaiser, forderte denselben durch eine Verbeugung zu« Lanze auf, und eS begann ei» neu r Um gang. In ähnlicher Weise tanzte die Prinzesstn mit allen Prinzen, welche stch m dem Zuge befanden, nach der vom Kaiser für diesen Tag befohlenen Ord nung. Der Prinz Albrecht verneigte stch hierauf gegen die Kaiserin UN» tanzte mit derselben, sowie mit allen anwesenden Prinzessinnen. Nach beendigtem Fackel- Mnze traten die Minister den H rrschaften bis zum Eingänge in da-Königinnen- Aemach vor, woselbst die Fack ln von den dazu beauftragten zwölf Page» ab- «nommen wurden, welche letzter« dem Zage bis ,u dem Eingänge der für die Ueuveimähl i» eingerichteten Appartements vorlcuchtet«. Hier wurde die Kö nigliche Krone den Beamten des KrontresorS wieder überl.efert, und, nachdem non der Ober-Hofmeisterin, Gräfin von Keyserling, das Strumpfband auSge- cheilt, worden, wurde der Hof entlassen. Frankfurt a. M., 22. April. Die gestrigen Unruhm weg« Erhöhung ter Bierpreise haben stch den ganzen Abend bis nach Mittemacht fortgesetzt. Wach Demolirung mehrer Bierwirthschasten machte daS Militär, Beinwürfen gegenüber, abermals Gebrauch von dm Waffen. Ein Anschlag deS Oberbür germeisters und des Polizeipräsidenten an dm Straßmecken fordert die Bürger schaft auf, für Aufrechrhaltung der Ruhe und Ordnung, sowie für den Schutz de- EigenlhumS emzutreten, warnt vor Ansammlungm und weist auf die be atglichen Strafen hn. Bei dem gestrigen Biercrawall sind 16 Brauer im und Blerw.rthschaften d.molirt worden. 12 Persorm sollen todt, 37 verwundet und 1-0 verhaftet worden sein. An einigen Orten soll geplündert worden sein. Mannheim, 19. April. Das Nachspiel zu den Unruhen am 16. d. und zu der von den Bierbrauern am 17. d. zugestandmen Preisermäßigung sür ihr Getränke bildet die Ankündigung, daß Graf Oberndorff, welcher für feine Brauerei in dem benachbart.» Edingen dem PreiSaufschlaq beigetreten war, jetzt sein Bier sogar wieder um den altm Preis von 4 Kr. per Liker abgiebt — ein Trumpf, den er aus Aergcr darüber auö spielt, weil die Mannheimer Col- legen stch auf die Preisermäßigung eingelassen haben, ohne mit ihm darüber vorher stch zu benehmen. Auch in einigen hiesigen Bierlokalen wird das Bier wieder um 4 Kr. verzavft. Die Folge läßt stch leicht denken: kann der Graf sein vier um 4 Kr. geben (calculirt man), so können eS die Anderen auch. Der Aufschlag, welchen die Brauer (nicht bloS hier, sondern auck in ganz Baden) verabreret hatten, wir» allgemein gemißbilligt, und die Anficht steht fest, daß Derselbe zu dem Mehraufwand für Herstellung des BierS in keinem Berhältniß ficht. In Schwetzingen haben die Brauer auf die Kunde von dm Mannheimer Unruhen sich beeilt, den BierpreiS theilS um 4 Kr. zu ermäßigen, theilS auch Wieder auf 4 Kr. zurückzugehen. Aehnlich war eS in Bruchsal, Konstanz und anderen Orten. Frankreich. Paris, 19. April. DaS Count« Carnot hat folgmden neuen Aufruf a» die Pariser Wähler erlassen: Republikaner! Um was handelt es sich in diesen Wahlen? Man sucht die Geister zu verwirren, indem man immer neue Kragen aufwtrft, auf welche der Candidat antworten soll. Es liegt jetzt nur eine Frage vor: Die der Unverletzlichkeit des allgemeine» Stimmrechts. Ma» Wirft noch andere auf, die an sich von Wichtigkeit find, aber deren Lösung wir in diesem Augenblicke nicht erwirken können. Bildet man stch etwa ein, daß die Wahl deS Herrn Barodet genügen wü de, um die Nationalversammlung zu zwingen, sich sofort aufzulösen, und daß diese Auflösung, welche wir Alle «mstreben, durch irgend welche partielle Kundgebungen aufgevrängt werden kann, so lange nlchr mit der Räumung deS Landesgebiets die rechte Stunde geschla gen hat. WaS man Euch vorschlägt, ist also nur eine Demonstration. Die Zeit der Demonstrationen ist aber voiüber. Man muß den Erfolg im Auge haben und seine Thätigkeit auf den entscheidenden Punkt concentriren, wo sie glücken kwn. Wir wiederholen: eS giebt keine andere Frage, a!S die des all gemeinen Stimmrechts. DaS ist der entscheidende Punkt. Man spricht von osficüller Candlvatur. WaS hat aber der vorliegende Fall mit jenem System deS Druckes, der Einschüchterung und Bestechung gemein, wtlcheS man mit die- ftm Namen bezeichnete? Und welchen Druck welche Einschüchterung, welche Bestechung könnte die heutige Regierung auf die Pariser Wähler ausüben? Lasse» wir also die hohlen Worte aus dem Spiel! Die Gegner des Herrn von Remusat sagen, die Regierung und nicht er allein Kelle seine Kandidatur. Rehmen wir das mit ihnen an; was bedeutet dann diese Kandidatur? „Wäh- kr von Paris!" lust die Regierung uns zu, „ich will mit Euch für die Un- »erl hlichk it deS allgemeinen Stimmrechts eintreten; tretet nun auch für mich ein!" Tie ganze Bedeutung der Kandidatur Remusat liegt in dem Worte: Unverletzlichkeit des Stimmrechts. Ein solches Wort in solchem Munde und solchem Augenblicke kann nur einen Sinn haben; unsere Sprache kennt keinen klareren Ausdruck. Die Gegner der Republik finden ihn unzweideutig genug; «an braucht sie nur zu hören und zu lesen. Bald wird die Regierung um dieser Frage willen einen gewaltigen Sturm auSzuhalten hab«. DaS fühlt, das sicht Jedermann. Werden wir die Regierung deS Herrn ThierS am Vor abend dreseS Kampfes stärken oder schwächen? Werden wir die Hand, die er uns reicht, annehmen oder zurückweisen? Werde» wir thn, während er unsere Fahne anftflanzt, zwischen zwei Feuer drängen? Werden wir, um ein mo mentanes Gefühl zu befriedigen und, wie man sagt, der Regierung eine Lection zu gebt», gegen dies« Regierung, die trotz alledem die Republik repräsentirt und an deren Schicksal die Republik innig geknüpft ist, wiederholen, was wir gegen die Regierungen thaten, deren Princtp wir »erurtheilten und die wir durch die Republik ersetzen wollten? — Aber wir führen durchaus keinen Krieg gegen Herrn ThierS und seine Regierung, rufen die Gegner der Canvtdatur Remusat, wir wollen thn weder stürzen noch erschüttern. DaS wissen wir recht gut, daß Ihr eS nicht wollt. Aber eS kommt nicht auf das an, was Ihr wollt, son dern auf daS, waS Ihr thut, nicht aus Eure Abfichte», sondern auf die Folgen. Ihr führt keine - Krieg gegen ibn; aber wen» Ihr siegt, wen anders besiegt Ihr, als thn? Wird nicht die Reaktion mit allen Zungen auSrufen, »aß er besiegt ist, und zwar bestegt, weil die Revubltkaner thn im Stich ließen, nach dem er das allgemeine Stimmrecht bekräftigt hatte? Könnt Ihr uns für di« Folgen Eures SiegeS ein stch«? Da» wäre denn doch sehr gewagt. Wir für unseren Theil sehen deutlich, wer die Früchte ernten würde, «n» wollte Gott, da- diese Früchte nicht Euer und unser Rula studl Wenn Ihr anders.^« trotz Eurer Hartnäckigkeit nicht triumphlrt, so wird eS ohne Zveifel bedauerlich sein, daß der Sieg gegen einen Th-tl d.r republikanischen Partei errungen wurde; aber wie könnte «an zweifeln, daß die Negierung nicht dadurch q stärkt würde und nachdrücklicher der Raction widerstehe» und das allgemeine Stimmrecht ver- tHeidtgen könnte? Wie viel besser wäre eS für Alle, wenn eS gar keinen Con- flict zwischen Männem gäbe, welche derselben Kahne diene», und wie unwider stehlich wäre die moralische Kraft der großen republikanischen Prrtei, wenn fit auf dem Boden deS allgemeinen Stimmrechts geeinigt wäre! B denkt daS, so lange es noch Zell ist, und mögen alle guten Bürger e- bedenken! Tarnot. E. Ar rgo. Henri Marttn. FraneoiS Favre. Hörolv. Parts, -1. April. D-r ehemalige Präsident der Nationalversammlung, JuleS Gr vy, bat stch für die Eandidatur Römusat'S auSzeiproch« und erklärt, daß er die Aufstellung Barodet'S als Kandidaten für die Panser Deputirtenwahl für einen großen Fehler halte. Wie die ,Agent« HavaS" wissen will, find ernstliche Bemühungen im Werke, letzteren zum Rücktritt zu veranlassen. DaS Resultat d-rselben «st noch nicht bekannt. Paris, 22. April. Der Einnahmebetrag der direkten Steuern während der ersten beiden Monate deS Jahres 1873 ist um 7 Millionen, derjenige per indi rekten Steuern während de- ersten Trimesters um 15 Millionen Höh r, als wr- anschlagt worden. Italien. Rom, 17. April. DaS Blatt deS BaticanS zeigte gestern Abend an „Der hl. Vater ist von seinem rheumatischen Leiden fast wieder h rgestfitt- (pe«,veke ri«t»kili!o)." Dennoch darf man wohl jeden neuen Tag, de» er erlebt, als eine Zugabe «»sehen, wie er denn selber am Ostermorgen andeutete, die Zeit fei da, wo er stch sag« müsse; „Kommt ein Tag noch, so legt Gott ihn dem Alter ,u." Es ist nickt di« Krankheit und ihr Ch'rakter, sondern die durch ein 14tägigeS Sieche» hervorgerufene allgemeine Schwäche eines 61jährt- gen Greis.S, welche Sorgen macht. Gliederschmerzen und theilw-iie Geschwulst quälten ihn noch diesen Morgen. Di« bisher b fragten Aerzte riechen alle, daß er mir der selbstgeschaffen« Gefangenschaft breche und die Landluft 'n Castel Gandolfo aufsuche. ES wird bemerkt, daß er nach dem, was in und außer der Stadt vorgeht, weil weniger fragt als sonst; dagegen veranlaßt thn »st die Nachfrage nach seinem Befinden zu Ä ußerungen deS DankeS für die von de« verschiedenen Klaffen der Sache des hl. Stuhls und seiner P.rfon in letzter Zeit bewiesene Anhänalichk it und Treue. Daß die Geschichte der römisch« HuldigungSadreffm auf Täuschungen beruht, weiß er freilich nicht, u:.d Nie mand wird ihn auch im Genüsse gewisser, süßer Erinnerung« stören möge», von und mit welchen er in diesem Augenblicke lebt. AIS ihn Principe Barbe rini in letzter Woche besuchte, wurde er, wie ich höre, so b-redt, daß er gebet« wurde, nicht zu vergessen, daß er sich schonen müsse. Noch erregter sprach er, als man ihm den Tod des Principe Don kam llo Massimo meld-te. DaS Volk sei wacker geblieben, die Geistlichkeit habe stch zwar, wie daS JrrÄl der Zeit mit stch brachte, in zwei Massen aetheilt, die kleinere habe den Oberhirt« angeklagt, die größere aber auf »eine Seite stch gestellt. Jene haben den Dank deS StaateS stch erworben, die Kirche aber habe von ihnen stch g wandt, Gott werde zuletzt entscheiden zwischen denen, die zur Rechten und die zur Link« hm- gelretm. Der Adel habe gleicher Weise auf die Stimme der Ehre und deS Gewissens gehört: er habe, die Ungnade deS Thrones nicht scheuend, der Wahr heit durch Wort uns That gehuldigt, unbeirrt um den Hohn und Spott der Widersacher. Die ..Jtalie", welche als daS Organ Visconti Venosta'S gilt, fährt fort, in höchst süffisantem und eizenthäml chem Tone die St llung zu bespreche», welche daS Italienische Königreich gegenwärtig Frankreich und Deutschland gegenüber einzunehm.n habe. Mit großer Wohlgefälligkeit wird auf die Bemüh ungen hingewtesen, mit welchen die beiden großen Gegner die Freundschaft und die Alliance Italiens gewinnen wollen, und mit einer nahezu anS Bedenkliche streifenden Naivetät die Politik entwick lt, welche Italien um sich sernerhi-' zwischen Deutschland und Frankreich wichtig zu machen, zu befolgen habe. Mit all« Sympathien fühlt sich die „Jralie" — die freilich nur einen Brucktheil der öffentltchen Meinung jenseits der Alpen vertritt — zu dem republikanischen Frank reich hinge zogen; Deutschland wird und soll man stch erst dann nähern, wen» Frankreich legitimistlsch wird. Die Thronbesteigung Heinrichs V. dürfte sogar vielleicht die Italienische Regi-rung veranlassen, huldvollst eine Allianz mit Deutsch land einzugehen, aber sie bleibt den Deutschen Bewerbung« gegenüber unerweicht, wenn Frankreich Italien seine Gewogenheit nicht entzieht, „Einerseits," «cutt die „Italic", „sehen wir, wie Deutschland alle Möglich« Anstrengungen macht, um unS an sich zu ziehen und vereint mit uns vorzu„eh«n; andererseits sehe» wir, wie Frankreich ob der Liebkosungen (enreso«-»), die uns von B r in erwies« werden, sich Sorge macht. Diese entgegengesetzt« Gefühle der beiden risalistrm- dm Nationen find der klarste Ausdruck der Wichtigkeit, welche man Italien bei legt. Wir müff n alw durch eine ehrliche, aber b-sonnene und geschickte Politik diese Wichtigkeit so lange wie möglich behaupten." In der Gemeinde Mezzani Le» Parma soll« in Folge der Erhebung der Mahlsteuer bedenklich: Unruh« ftattaefunden habe», wobei die Baur« von d« Pfarre« angeführt wurden. Di« Behörden von Parma haben stch an Ort und Stelle begeb«. Schweiz. Bern, 19. April. Die solothurner Blätter bringen heute nähere Mttthei- lungen über die Räumung des bischöflichen Palais t» Solotburn Seit«- des Erzbischof- Lachst. Laut denselben verfügte stch RegierungSrath H utscht «it dem Staarsschreiber Amiet am Morgen deS 16. April in d.» B ichofspakast, um die Schrift« de- BiSthumS unter Siegel zu lege». Zu gleicher Zeit kün digte er Herrn Lachst an, daß er sammt dem Kanzle» Dur« im Laufe des Tage- unfehlbar die Wohnung zu räumen habe. Herr Lachat stellte da- Begehr«, vaß man ihn durch die Polizeibehörde eigens hierzu auffordern möge (nach ulttamo»- tanen Bericht« antwortete er auf die Aufforderung, das PalalS zu räum«: „er werde die- freiwillig nie thun"). In Folge dessen erschien um 1t Uhr RegierungSrath Ackermann, der Chef deS Polizei-Departements, und wiederholte dir Aufforderung. Nu» folgte eine Abfchiedsfcene, wobei, so berichtet der Oltener Anzeiger, H rr Lachat offenbar der Maria Stuart nachzuahm« juchte, al- st« zum Sckaffot ging. Die Dienerschaft und anwesende Anverwandte desselben wai fen stch schluchz«- vor ihm auf die Kniee, während cr ihn« de» Segen ertheilte. Man steht, daß nicht nur Mermillod Komödie zu spiel« versteht. Darauf verließ« Bischof und Kanzler, umgeb« von dem Domsnat, da-Palai-, wobei st- RegierungSrath Ackermann bi- zum Gitter im Vorhofe begleitete. Auf dem Wege besuchte Herr Lachat mit seiner Begleitung noch die Kirche St. Urfu-