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' Tafte»ft-s«K»ickte. Innern Partei-Kämpfe und Partei Jntrigue» in Frank» eich «erden immer bedenklicher und lassen in der That für die Folge sehr ernstlich für die Ruhe und die friedliche innere Fort.ntwicklung Frankreichs fürchten. Die große Nachgiebigkeit deS Präsidenten Thier», die schon seit Monaten ge radezu in unverzeihliche Schwäche auSartet, wird rein unbegreiflich, und obwohl ThierS der einzige Mann sein soll, der gegenwärtig das Steuer in Frankreich mit Glück in seiner Hand führen kann, so meinen wir doch, ThierS ist für sein hohes und schweres Amt nunmehr entschieden zu alt, eS fehlt ihm unbedingt die nöihige Energle, die erforderliche geistige Spannkraft, um diesen erbitterten Par- teikämpfen gewachsen zu sein. ThierS ist ein tüchtiger Finanzmann, ein viel ge schulter Diplomat, er war einst als geriebener Pfiffikus bekannt; — allein er gehört nunmehr, was die diplomatischen Schleichwege anlangt, doch der alten Schule an, und ist den Jntriguen der jetzigen Parteiführer nicht mehr gewachsen. „DaS Alter schlägt den Mann!" weshalb also nicht auch einen geistreichen ThierS? Sein unbegreifliches Schaukelsystem, sein stetes Rachgeben der Rechten gegenüber ist wohl ein Hauptgrund mit, daß das Wühlen der Parteien seit Jahr und Tag so hoch in die Halm- geschossen ist, und wir fürchten, eS wird eine Zeit kommen, in der dies zeitherige Nachgiebigkeit ThierS sehr bittere Früchte tragen wird. Die Rechte und ihre Anhänger, d. h. die Monarchisten werden mlt jedem Tage übermüthiger und herauSfordender, zumal seit eS ihnen am 3. April ge- Gingen ist den Abgeordneten Buffet, einen der echt gefärbtesten ihrer Farbe, auf den Prästdentenstuhl der Nationalversammlung zu bringen. Wohin aber die Rechte und ihr weitverzweigter Anhang steuert, welche- ihre letzten Ziele find, wer könnte, wenn er offenen, klaren Blickes ihr Thun und Treiben verfolgt, zweifelhaft darüber sein? Die Rechte will nämlich nicht bloS die Monarchie wieder hergestellt wissen, sondern — das ist die Haupt sache — st- will daS gesunkene Ansehen der katholischen Kirche, ste will den Einfluß der Geistlichkeit auf daS Volk, ste will das volle päpstliche Ansehen, ja noch mehr: stewill ... die weltliche Macht des Papstes wieder Her stellen. Und waö diesen letztem Punkt anlangt, so scheint der hochbetagte ThierS mit der Rechten in aller Stille zu Harmoniken. DaS höchste und letzte Ziel der Monarchisten in Frankreich ist also, kurz und bündig gesagt: die Wiederaufrich tung der geistlichen Hierarchie. Der Kampf der Monarchisten in Frankreich bildet sohin den schärfsten Gegensatz von dem Kampfe, den seit Jahr und Tag daS deutsche Reich und vor allen Preußen kämpft. Preußens Regierung will dem UltramontaniSmuS in Preußen den Garaus machen, die Monarchisten in Frankreich aber wollen ihn wieder zur vollsten Geltung bringen. Und daß dem in That und Wahrheit so ist, sagt uns ein Artikel, dm vor wenig Tagen die „Rhein. Zeit." aus Paris brachte. In diesem Artikel heißt es "unter Anderem: „Eine Hauptstütze der Monarchisten in Frankreich find der Klerus und die Jesuiten! Gerade jetzt aber spinnen die würdigen Freunde eine Jn- trigue, die ewig alt und ewig neu bleibt. ES handelt sich nämlich darum, die Armee gänzlich dem klerikalen Einfluß zu unterwerfen; Dank Herrn de Cissey und Madame de Mac-Mahon ist das schon, trotz aller Anstrengungen der re publikanischen Partei, in nicht geringem Maße erreicht. Ja einem jüngst von dem Adjutanten des Generals Ladmtrault, dem Grafen de Mun, in TourS ge haltenen Vortrag wurde eS geradezu ausgesprochen, daß, wenn man Disziplin und Zucht in der Armee retten wolle, man vor allem dem Klerus gehorsam sein müsse. WaS aber wichtiger ist als ein Vortrag, ist die Thatsache, daß man einen permanenten Miliiärverein in der Krypta der St. Augustiner-Kirche, mitten im Herzen von Paris gegründet hat. Dort läßt man denn alle die kleinen Mittel zur Herstellung eines guten ErnvemehmenS zwischen Soldaten rmd Jesuiten spielen. Die rcpublikan'schen Verein;, wenn st-nicht einfach unter drückt würden, müßten doch Verdächtigung und Chikane über sich ergehen lassen, — dieser aber, eine Stiftung des entschiedensten KlerikaliSmuS, erregt daö Wohl gefallen der Präfektur, der Polizei wie der höherm Regierungskreise. Die dort gehaltenen Vorträge athmen ganz den Geist des UnioerS, das noch heute er klärt, daS ganze Unglück Frankreichs sei lediglich durch seine Treulosigkeit gegen den Papst verschuldet. Gehorchet dem Klerus! — ruft Graf de Mun; G-Hor- ch>t dem Papste! — ergänzt LouiS Veuillot, waS denn die Jesuiten als einen Wink für die Zukunft dahin auSführen: So richtet die weltliche Macht deS Papstes nach seinem Willen wieder auf! Diesem Treiben der Monarchisten gegenüber find selbstverständlich die Re publikaner auch nicht müßig, und die neusten Vorgänge in der Nationalver sammlung, der Rücktritt deS Wackern unv wahrhaft gestnnungölüchtigen Grevy vom wichtigen Amte eines Präsidenten, die Wahl Buffets rc., wird die An- strengungnn der Republikaner verdoppeln, um ihre Ziele zu erreichen. Ja, eS ist höchst wahrscheinlich, daß die Rechte in der Nationalversammlung zu frühzeitig triumphirt, denn die Nachwahlen, die nächstens bevorstehen, werden eben in Folge der jüngsten Vorgänge in der Nationalversammlung, wohl ganz zu Gun sten der Republikaner ausfallen, da in den letzter» Tagen die Republikaner in dem zmückgetretenen Präsidenten Grevy einen eben so tüchtigen als besonnenen und geschänSgewandten Führer erhalten haben. Bor allen Dingen find aber jetzt die Republikaner bemüht, durch Wort und Schrift dem Lande die Jntriguen der Monarchisten auszudecken und zu zeigen und Frankreich klar zu machen, daß es zwar den Ramen der Republik-habe, nicht aber die Sache selbst. Die Re publikaner machen kein Hehl daraus, daß die gegenwärtige Regierung allzuviel Lücken hat, und daß ste durchaus nicht direkt aufs Ziel loSgeht, so daß also daS Land immer in Ungewißheit schwebt wegen der Zukunft. Anhänger deS Präsidenten ThierS, weil er bet der jetziaen Lage der Dinge unentbehrlich ist, tadeln aber die Republikaner offen seine Unentschiedenheit in wichtigen Fragen, vor allen Dingen aber sein unbegreifliches Echaukelsystem, daS nimmermehr zu eine« guten Ende führen könne. Täuschen übrigens nicht alle Anzeichen, so müßen in den nächsten Monaten diese steten Partei-Kämpfe in Frankreich zu ernsten und wichtigen Ereignissen führen. Deutschland. Der Papst hat am 31. v. M. die englische Prinzessin Alice und deren G-mahl, den Prinzen Ludwig von Hessen-Darmstadt empfangen. Wie nun die Pariser „Union' erzählt, blieb dem genannten Prinzen eine Strafpredigt wegen der preußischen Politik nicht erspart. PtuS beklagte sich über daS Verfahren d«S deutschen Reichskanzlers. „Sie können ihm sagen, daß sein Einschreiten gegen die Katholiken ihm kein Glück bringen wird. Sagen Ste ihm, daß Triumph und Steg ohne Mäßigung von kurzer Dauer find. Sagen Sie ihm, daß es eine „vita e uo» iomgoit," („Niederträchtigkeit und Unwürdigkeit") ist, die Ka.holike» ohne Grund zu verfolgen, wie er^thut. Aber e: mag auch t daran denken, daß eS mit seiner Macht bald a«S sei« wird, «nd d<ch die Ver hältnisse, die er geschaffen, nicht lange bestehen werden." Zu« Glück hat aber der Papst auch schon gesagt, daß er weder ein Prophet noch eine-Propheten Soh« fei. DaS neue RetchSmünzgesetz überläßt eS bekanntlich den Emzelstaaten, die Mark-Rechnung auch vor ihrer allgemeinen obligatorischen Einführung schon zur Geltung zu bringen. Wie die „Elb. Ztg." meldet, ist das StaatS- ministerium darüber einig, dies für Preußen vom 1. Januar 1874 an zu thun. Oesterreich. Wien, 6. April. Die Enttäuschung und Bestürzung im föderalistischen Lager über die Sanction der Wahlref^rm ist ungeheuer. Man steht, daß die Herren „StaatSrechtler" sich allen Ernstes in der Täuschung gewiegt hatten, die Krone werde den auf die Einführung directer Wahlen gerichteten Beschlüssen d-S RetchSratheS noch t« letzten Momente die Genehmigung verweigern. Sie können sich nun einmal von dem Gedanken nicht losmachen, daß der Monarch an ihren Bestrebungen, deren folgerichtige Durchführung den Zerfall deS Staate- zur Folge haben müßte, ein Wohlgefallen habe. Sie halten sich für die Schooß- kinder der Dynastie, wie die- auch Graf Leo Thun seinerzeit offen erklärt hat, indem er den berühmt gewordenen Satz aussprach, daß Denjenigen, die durch Abstammung und Stand „der Krone am nächsten stehen", dadurch eben Ver pflichtungen sür eine conservative Politik erwachsen — konservativ natürlich in dem Sinne Leo Thun'S. Frankreich. Paris, 6. April. ThierS ist heute noch nicht nach Paris gekommen; er wird, wie verlautet, bis zum Schluffe der Sesston in Versailles bleiben. Daß er dem gestrigen Din°r beim Hrrzvge von Aumale (zu welchem er die Ein ladung am Donnerstag angenommen hatte) nicht beiwohnte, hat seinen Grund darin, daß er den Gerüchten von einem Einverständnisse zwischen ihm und dm Orleans keine neue Nahrung geben wollte. Italien. Nachdem der Gesundheitszustand deS Papstes seinen bedenklichen Charakter abgelegt hat, erfährt man aus dem Vatikan allerlei Einzelheiten über den ganzm Verlauf der Sache. ES war wieder einmal eine allgemeine Panik unter dm Bewohnern deS päpstlichen Asyls. Noch nie ist ein Papst g-storben und ei» folgender Papst eingesetzt worden, ohne daß eine Menge von Leuten dadurch au- ihren Stellungen gefallen wären, um neuen Glückspilzen Platz zu machen. An das Leben d-S gegenwärtigen Papstes aber ist in Folge einer langen und an Wechselfällen reichen Regierung eine ungewöhnlich große Menge von Existenzen, hohen und geringen, gebunden. Diese Leute finden sich wohl oder übel, je nachdem Se. Heiligkeit gut oder schlecht bei Appetit ist. Schweiz. Bern, 5. April. Aus Solothurn theilt man heute die Beschlüsse mit, welche der RegiemngSrath in Sachen der Geistlichen, die daS bekannte fulenbacher Schreiben, den Erzbischof Lachat auch ferner noch als ihren Bischof anerkennen und seine Erlasse und Verordnungen verkünden zu wollen, unterschrieben haben, gefaßr hat. Dieselben sind im Ganzen sehr milde ausgefallen. Eie lauten: „1) Diejenigm Geistlichen, die daS fulenbacher Schreiben nicht unter schrieben, aber das Fastenmandat verlesen haben, werden wegen Verletzung ihrer Amtspflicht in eine Orvnungöbuße von 25 Fr. zu Händen der Heil- und Pflege anstalt Rosegg genommen (dies trifft 7 Geistliche); 2) diejenigen, die daS Schrei ben von Fulenbach unterzeichnet und das Fastenmandat verlesen haben, habm 50 Fr. Ordnungsbuße zu zahlen (dies trifft 39); 3) diejenigen, welche außer dem noch ihre Stellung gemißbraucht, um sich über die Maßnahmen der Behör den mißliebig und in aufreizender Weise zu äußern und bezüglichen Ermahnungen nicht Folge geleistet haben, find in eine OrdnungSbuße von 100 Fr. verurtheilt (die- trifft 9); 4) sämmtlichen Geistlichen wird zur Kenntnip gebracht, daß, wenn sie sich noch fernerer Widersetzlichkeit gegen die Weisungm staatlicher Be hörden schuldig machen, gegen ste gemäß den Bestimmungen deS Gesetze- be- treffmd Verantwortlichkeit der Staatsbeamten und deS Gesetzes betreffend AmtS- entsetzung und Abberufung Gebrauch gemacht werden wird; 5) daS Finanz- Departement wird mit der Vollziehung der Artikel 1 bis 3 beauftragt." — Laut der so eben veröffentlichten Verordnung, welche der RegierungSrath de- CantonS Bem in Ausführung des Beschlusses deS Großen RatheS in den katholischen Gemeinden deS Jura erlassen, in welchen die Pfarrer ihrer Functio nen enthoben stad, die Eivilehe provisorisch einzuführen, geschieht die Ehever kündigung durch den CioilstandSbeamten mittels 14 Tage dauernden Anschläge- am Gemeindehause des von ihm über daS EheverlöbnP ausgenommen«» Verbals. Die Trauung selbst wird öffentlich von ihm im Gemeindehause in Gegenwart von wenigstens zwei Zeugen vollzogen, wozu Verwandte oder Nichtverwandte gewählt werden können. Die Einholung d-ö kirchlichen Segens bleibt dem freie» Ermessen der Brautleute anheimgestellt. Die Ehe kann nur durch gerichtliche- Urtheil aukgelöst werden. Die eigenmächtige Trennung ist verboten. — In DelSberg ist der Abbe Borne, ein Unterzeichner deS Protestes der 97 jurasst- tchen Geistlichen gegen die Beschlüsse der BaSler Diöcesan-Conferenz, auch sei ner Stellung als Lehrer am dortigen Progymnastum enthoben worden. In Olten find die Kerzen, als Pfarrer Herzog dort gestern zum ersten Male Messe laS, nicht ausgelöscht, wie prophezeit worden war; wohl aber hatte der abberufene Pfarrer Bläst am Abend vorher mit eigener Hand das ewige Licht ausgelöscht und eben so nahm er auch die Hostien sammt dem heiligen Oele und dem Tauföl mit sich. Spanien. Madrid, 4. April. Aus dem Hauptquartier der Car listen kommt die wichtige Nachricht, daß König Carl VII. — oder wahrscheinlich in dessen Na men sein Bruder AlfonS — den Bandenführer Saballs zum Grafen v. Berga ernannt hat. Auf gegnerischer Seite führt er wegen der Erschießung von 67 Gefangenen einen andern Titel, den deS Mörders von Berga, und wenn er den Truppen jemals in die Hände fällt, wird er jedenfalls diesem minder schmeichelhaften Namen entsprechend behandelt werden. Königreich Sachsen. Mit Genehmigung Seiner Majestät des Königs hat das Justizministerium die Aufhebung deS Bezirksgerichts Eibenstock beschlossen, und zu diesem Behuf bestimmt, daß vom 1. Mai 1873 an die Gerichtöämter Eibenstock, Schneeberg, Schwarzenberg, Johanngeorgenstadt und Auerbach in ras Bezirksgericht Zwickau und da- GenchtSamt Klingenthal in da- Bezirksgericht Plauen etnbeztrkt und die de« Bezirksgerichte Eibenstock im Gemeindebezirk der Stadt Eibenstock über- tragenrn gerichtSamtlichen Geschäfte dem Gerichtsamte Eibenstock überwiesen werden. Kirchennachnchten aus Zwönitz. Am 1. Osterfeiertage früh 8 Uhr predigt H. k Neidhardt über Mark., 16, 1—8. Nachm. 1 Uhr H. Diac. Schwabe über Luc., 24, 1—S. Am 2. Osterfeiertage früh 8 Uhr predigt H. Diac. Schwabe über Luc., 24, 36—40. Rach«. 1 Uhr H. nt«4. tbeol. Otto über Joh., 11, 25. 26.