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S14 Die zum Wiesen Verpachtung. Lößnitzer Kirchen- und Hospitalwald gehörigen Waldwiesen und zwar: (3687—88) 16 Parzellen der Wiesen u«. » und b tm Gotteswald (sogenannte Hohenbrunnen- und Mückenwinkelwiesen) 1 Parzelle, die Wiese lit. e. im Grünewald gelegen, sollen Dienstag, den 8. April L85L von Bormittags V Uhr ab, «wer den vor Beginn des TermmS bekannt gemacht werdenden Bedingungen an die Meistbietenden, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Licitanten, aufS Reue verpachtet werden. Die Verpachtung beginnt mit der Wiese im Grünewald und wird fortgesetzt mit der oberen Mückenwinkelwiesenparzelle rc. Die Caffen- und Revier-Verwaltung der «Kirche zu Lößnitz. G. Marvert. C Ernst Clemm. TageegesH ichte. Deutschland. Berlin, 2. April. In der gestrigen Sitzung der Prcßgeseh-Commisston «klärte der RegierungS Commiffar, die Regierung könne das Preßgesetz nicht getrennt von der Strafproceßo.dnung einbringen. Unter den deutschen Angelegenheiten ist die braunschweigische Erbfolgefrage noch immer ein vielbesprochenes Thema, und heute liegen zu derselben einige «wt interessante, ergänzende Mittheilungen vor. Die provisorische Regelung der Succcssion hat besonders deshalb überrascht, weil fie erfolgt ist, ohne daß der Großherzog von Oldenburg u-n seine Zustimmung befragt worden wäre. Der Herzog von Braunschweig soll zu einem solchen Vorgehen durch den Umstand bestimmt worden sein, daß zwei Regenten, an die er sich vorher gewandt hatte, feinem Wunsche nicht willfahren wollten; er scheinr nun versuchen za wollen, den Großherzog mit einem k,it »ccompii zu überraschen. Zuletzt, heißt es, habe sich der Herzog vertraulich an den Kaiser gewendet, von diesem aber, be vor es noch zu direkten Verhandlungen gekommen sei, eine» ablehnenden Be scheid mit dem Bemerken erhalten, daß er einer Uebernahm: der Regentschaft seinerseits nur aus dem Grunde nicht für passend erachte, weil er sich selber, resp. sein HauS, für den berechtigten Ecdnachfolger halt- und deshalb in dem etwa auSbrechenden E.bschastSstreit Partei sei. Der König von Sachsen, 'bei dem alSdann kondirt worden, habe gleichfalls in der höflichsten Form abgelchnt. Sb der Großherzoz von Oldenburg die Regentschaft annehmen werde, hält man für zweifelhaft; möglich, daß er schon vor der Berathung »er Vorlage durch die braunschweigischen Stände erklärt, er werde dies nichl lhun. Ist eine solche Erklärung einmal öffentlich erfolgt, so dürfte sich schwerlich ein anderer deutscher Fürst bereit finden, in seine Stelle einz-unuen, und eS wird alsdann nichts anderes übrig bleiben, als daß bei Erledigung des HerzogstuhlS die Reichsregierung das Land in Sequester nimmt und bis zur Entscheidung der Krage verwaltet. Der deutschen Hochschulen Antheil am Kampfe gegen Frank reich tst der Titel eines für die Zeitgeschichte wichtigen, mit Unterstützung der ÜniversitätSbebörden von dem Münchener 8tuä )ur Ludw. Bauer ver faßten Werkes (Leipzig bei G. Hirth). Von besonderem Interesse ist darin die Schilderung der Theilnahme des ärztlichen Personals der Universtkäten im Dienste deö Rothen KreuzeS; eben so d'e Mutheilung einer langen Reihe ge haltvoller Reden rc. Die lebhafteste Theilnahme aber erregt die „Ehrentaftl der Gefallenen", in der die Ramen von nicht weniger als 218 Studenten und 4 Professoren mit kurzen biographischen rc. Notizen aufgeführt sind. Die größ- ren Verluste Hane die Unive-sttät Leipzig — 63 Mann! Ihr folgt Berlin mit 30, Göttingen mit 23, München mit 21, Halle mit 19, Heidelberg und Jena mit je 13, Breslau mit 11, Bonn mit 9, Tübingen mit 8, Rostock mik 6, Greifswald, Kiel, Königsberg un» Würzburg mit je 5, Marburg mit 4, Gie ßen m>l 3, Freiburg und Münster je 2, Erlangen mit 1 gefallenen Studen ten. Boa denen im Sommer-Semester 1870 immatriculirt gewesenen 13,765 deutschen Studenten haben überhaupt 4510 (also ein Dritttheil) den Krieg mit- gemacht, uns zwar ungefähr 3500 bet den Fahnen und 1000 als Aerzte und Krankenpfleger. Von 1505 Universitätslehrern führten 15 die Waffen, 253 widmeten sich der Verwundetenpflege, 120 wirkten durch Wort und Schrift für die nationale Sache. DaS reiche Derail ist nach Universitären geordnet; ange hängt sind u. A. eingehende Mittheilungen über die Gründung der Universität Straßburg. DaS patnolische Werk, die ebenso uneignnützig« als mühsame Arbeit eines deutschen Studenten, wird das Interesse aller gebildeten Kreise in Anspruch nehmen. Braunsberg, 2. April. Ein im „Ermländischen Pastoralblatte" ver öffentlichtes Schreiben deö Bischofs Krementz an den DiöeesancleruS erklärt, daß der altkatholische Pfarrer Grunert aus Königsberg der auf dem vaticanischen Eoncil ausgesprochenen Ercommunication verfallen sei; gleichzeitig fordert der Bischof den ClemS auf, daß derselbe die Gläubigen vor jeder Gemeinschaft in kirchlichen Dingen mit Grunert warne. Der Bischof von Ermeland, Ur. Krementz, welcher bekanntlich gegen den KiöcuS auf Zahlung der von der Regierung gesperrten Temporalien Klage er hoben hat, ist von dem Stadtgericht zurückgewiesen worden. Der Lieutenant v. H., der in Pommern vor einiger Zeit bei Gelegenheit der Instruction von Rrkrut-n mehreren derselben die Nase mit der Cigarre ver brannt hat, verbüßt nunmehr die über ihn verhängte Festungsstrafe von neun Monaten in Pillau. Eine ausführliche Statistik der überseeischen Auswanderung über Bremen in» vorigen Jahre, welche daS „Bremer Handelsblatt" veröffentlicht, bestätigt in vollem Maaße den außerordentlichen Antheil, welchen daS östliche Preußen an der vorjährigen Deutschen Auswanderung gehabt hat. Wiewohl Stettin und Hamburg für die von dort auswandernden Schaaren doch so viel bequemer lagen, find von Bremen aus in See gegangen aus der Provinz Preußen 9549 gegen 3706 im Jahre 1871, aus Posen 8039 gegen 3060, auö Pommern 6615 gegen 2566. Di« Gesammtzahl 80,418 hat alle Vorjahre übnstiegm, von de nen 1854 mit 56,875 und 1867 mit 73,971 Auswanderern die höchsten Ziffern aufweisen. Auf die ganze Preußische Monarchie kämm von den über Bremen auswandernden Personen 43,295 (gegen 24,195 im Jahre 1871), auf Baiern 7460 (gegen 6532), auf Würtemberg 3421 (gegen 3310), auf Baden 3836 (gegen 3512), auf den Elsaß 158 (gegen 369) u. s. f. Mit Dampfschiffen wurden diesmal 78 S befördert, gegen 84 z im Jahre 1871. Der kleine Ge- w»nn der Segelschifffahrt entspricht ihrem allgemeinen Wiederaufschwunge in nimesttr Zeit. Königsberg, 3. April. Seit beute M.rgen haben sämmtliche Arbeiter tm Ostbahn die Arbeit eingestellt. Dieselben verlangen anstatt des bisherigen Lohnes von 16 Sgr. 1 Thlr. pro Tag. Auf telegraphische Benachrichtigung n-ur»- von der EisenbahwDlrection in Bromberg eine Lohnerhöhung bis auf 22j Sgr. bewilligt, die von den Arbeitern indessen abzelehnt wurde. Oesterreich. Wien, 3. April. In der heutigen Satzung des Abgeordnetenhauses gab der Ministerpräsident die Erklärung ab, der Kaiser habe den Gesetzentwurf über di« Wahlreform seine Sanciton ertheilt. Die Mirtheilung wurde von dem Hause mit lebhafter Zustimmung und einem Hoch auf dm Kaiser entgegengenommen. Karlsbad, 1. April. Unsere Nachbarstadt JoachimSthal ist gestern der Schauplatz schrecklicher Verwüstung gewesen. Ein Vormittags ausgebrochener Brand lrgte von elwaS MM als 500 Häusern 470 in Asche und forderte 9 Menschenleben. Bei der auf allen Seiten hervorbtecheNden Feuerlohe war eine Rettung von Habseligkeiten unmöglich, und mehr als 5000 Menschen sind zu Bettlern geworden, beklagen ihr ganzes Hab und Gui. Herzzerreißend ist der Anblick dieser Jammerstätte, gebrochen stehen Tausende dem Grabe ihres früheren Wohlstandes gegenüber, händeringend nach Hilfe aus blickend. Kirche, Schule, Bezirksgericht, RathhauS, Telegraphenamt sind niedergebrannt. Die Apotheke und Sparkasse sind die einzigen Zeichen, daß hier eine wohlhabende, bevölkerte Stadt stand. Guirgewo, 2. April. In Folge einer neu eingeführten Zunstbesteuerung ist eS hier zu sehr ernsten Ruhestörungen gekommen. Die Zunft der Fuhrleute widersetzte sich der Einführung der Steuer und erregte einen Auflauf, der daS Einschreiten des Militärs erforderlich machte. Bei dem erfolgten Zusammen stöße, bei welchem daS Militär von der Schießwaffe Gebrauch zu machen ge- nöthigt war, ist ein Soldat und ein Fuhrmann» getödtet worden und haben auf beiden Seiten melrfache Verwundungen stattgefunden. Unter den Ver wundeten befinden sich ein Major und ein Hauptmann. Frankreich. Paris, 1. April. Die „Carlistische Korrespondenz" sagt daß alle Grenz zollämter, mit Ausnahme jenes von Jmn, von den Carlisten besetzt sind, und daß man neuerdings aufständische (!) Bewegungen der republikanischen Truppe» signalisirt. Versailles, 3. April. Grövy hat di: wieder auf ihn gefallene Wahl zum Präsidenten der Nationalversammlung nicht angenommen und wird wahr scheinlich noch heute eine anderweite Wahl erfolgen, zu welcher, der „Agence HavaS" zufolge, Mattel »der Periec die meiste Aussicht haben dürften. — Der Präsident der Republik nimmt heut? an einer Sitzung der Akademie in Parts Theil, kehrt aber am Abend hierher zurück und wird Versailles nicht verlassen, bis über die Wahl deö Präsidenten der Nationalversammlung eine Entscheidung vorliegt. Italien. Rom, 2. April. Wie die „Agencia Stefani" vernimmt, ist der Papst von einem leichten Unwohlsein befallen worden. Rom, 3. April. Die andauernde Unpäßlichkeit deS Papstes besteht in starkem Katarrh mit Gelenkschmrzen, wie versichert wird, tst keine Besorgniß vorhanden; cS wurde ein mehrtägiges enthalten der öffentlichen Empfänge ange ordnet. Heute wurde in der Kammer der Bericht von den religiösen Körper schaften verth-ilt. Dem Schweizer „HandelScourier" wird geschrieben: Ein Bieler Banquier, welcher mit seinen drei Töchtern Italien bereist, wurde letzte Woche von 10 Bandüen in der Nähe von Sorrento angehalten und mit Abschneiden der Rase und Ohren bedroht, wenn er sich nicht zur Bezahlung eines Lösegeldes von 40,000 FrcS. verstehen wolle. Der eindringlichen Beredtsamkeit des unglücklichen LanquierS gelang eS endlich, die Briganten von der Erorbitanz ihrer Forderung zu überzeugen und solche auf 10,000 FrcS. herabzusetzen, welche dann daS Bank haus M-urikoffce in Neapel ausbezahlte, worauf der Reisende seiner schwer be kümmerten Familie zurückgegeben wurde. Die „Opinione" bringt einen „Xgenti provoctori" überschriebenen Artikel, dem wir nachstehende Stelle entnehmen: Schon seil einiger Zeit ent wickelt die clericale Partei in Italien, und namentlich in Ron, eine große Thä- tigkeit; aber sie hat sich in der Kunst, Unzufriedenheit zu erregen und Unruhen zu provociren, nie so eifrig gezeigt, als in den diesjährigen Fastenpredigten. Sie ist vortrefflich disciplinitt, macht aus ihren Absichten, gar keinen Hehl und ist in der Wahl ihrer Mittel nichts weniger als gewissenhaft. Sie fängt mit der Politik der „Voce della B-rita", daS heißt mit der Lüge an und hört mit der des wilden Pfarrers von Santa Cruz auf. In Spanien füstlirt sie bereit-, in Italien ladet sie einstweilen die Gewehre. Hat doch in Rom in der Kirche San Luigi deS Francesi ein Jesuit zu predigen gewagt: „Erhebe Dich Volk von Rom" und im Jesu, dem Sitze des Jesuitengenerals, mußte der Pater Lombardini von der Kanzel steigen, weil er wegen seines gemeinen Schimpfens auf Patrioten, welche dem Italienischen Volke lieb und theuer sind, von den Studenten auSgepfiffen wurde, Die Zeitungen berichten, daß die Polizei die heiligen Männer, die Rom und ganz Italien ia »ajorem 4«, gloriaw mit Blutvergießen erfüllen möchten, bedeutet hat, ihren Eifer und ihre Zungm etwas zu mäßigen und zu bedenken, daß fie in der Kirche und auf der Kanzel stehen, und nicht auf der Rednerbühne eines politischen Clubs. Diese Einmischung der Polizei zeigt, daß auch die Regierung die Sache so auffqßt, als hätte sie eS mit Agenten zu thun, welche das Volk zum Aufstand reizen, gerade wie der Cardinal Buffo seiner Zeit m Neapel und die Carlisteu in Spanten. ES giebt kein Land, wo die Clericale» so viel Freiheit genießen, wie in Italien, und keine Stadt, wo sie dieselbe ärger mißbrauchen als in Rom. Ueber die Gefangennahme einer kaiserlich russischen Hofdame wird der „Pr." aus Neapel vom 30, März berichtet: Als die Kaiserin von Rußland am 24. März in Neapel eintraf und sofort das in Sorrento gemiethete Hotel bezog, aalt die Gegend für unbedingt, sicher, zumal die Militär- und Gendarmerie- Patrouillm in weitem Umkreis die Stadt umzogen und da- al- verdächtig be kannte Gesindel i« Auge behielten. Dieses Sicherheit-gefühl dürste eS anch