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sich dadurch nicht gegen ThierS habe erklären wollen. —Das „Part» Journal" da- eine Colonne von 400 Mann, btt der sich der General Marquis - «N^Gallifet und der Herzog von ChartreS befänden, im äußersten Süden von . -Algier abgestnitt« und von 10,000 Arabern eingefchlossen sei. Die großartigen Rüstungen in Frankreich beginnen bereits die Auf merksamkeit deS AuSandeS in hohem Grade zu erregen und man täuscht stch namentlich in den politischen wie militärischen Kreisen Deutschlands nicht darüber, daß die französischen Rüstungen keinen andern Zweck verfolgen, als einen Re vanche Krieg in Scene zu setzen. Ein Mitarbeiter der „Militärischen Blätter" von Fach, der sich seit dritthalb Jahren ununterbrochen in Frankreich aufkält und ein Urtheil über französische Verhältnisse erlangt zu haben glaubt, erklärt «S für unumstößliche Thatsache, daß mit allen Kräften an der Jnscenimng ei nes RachekriegeS, an der Maschinerie gearbeitet werde, und daß das Personal schon die Rollen studire. Deutschland müsse daher auf all S gefaßt siin und jeder Mit seinen Kräfte' und an der ihm verlieh ne« Stelle arbeiten, weil die Ruhe für uns Vernichtung und Tod seien. Wie die V rhälrniffe jetzt liegen, so könne man, okne zu irren, annehmen, daß bis zum Jahre 1875 kriegerisch: Ver wickelungen nicht eintreten würden. Im Allgm men glaube man, daß im Winter 1873 bis 1874 die Occupation ihr Ende finden werde. Wäre die deutsche Regierung nur etwas rigoros gewesen, so wäre die Marne und Ham-Marne, trotz der Bezahlung d-r zweiten Milliarde noch occupirt; denn die neugefertigten Baracken in der Meuse und den Vogesen seren brS Ende November noch nicht völlig eingerichtet gewesen, trotz der offici llen Erklärung des H-rrn TbierS. Erst nach erfolgter Räumung kommen Beifort und Toul in französische Hände zurück. Diese m dem voraussichtlichen KrregStheater liegenden Waffenplätze, so wie Paris, müssen erst reconstruirt sein; die Armee müsse in Organisation und Ausrüstung vorgeschritten, namentlich der Pferd b stand ergänzt s.-ln; ehe an ei nen neuen Krieg gedacht werden könne. Ter Cavallerie fehlten nicht, wie der KriegSmimster behauptete, bloS 8000, sondern 15—20,000 Pferde. Sodann beißt eS: „Ter von UNS angedeutete Zeitraum bis 1875 erscheint nach alledem sehr kurz. Aber man bedenke, daß die französische Ration nicht die verkommene, entnervte ist, wie st- von einzelnen deutschen Journalen geschildert wurde, daß sie im Gegentheil einer bedeutend n Energie fähig ist und über gewaltige Mittel zu gebieten hat. ES wird Alles geleistet w-rden, waS vermtttelst Geld und Menschenkraft geleistet werden kann. Und dann darf man nicht vergessen, daß die Ungeduld der jetzt commandirenden Generale schwer zu zügeln sein wird. Trotz der Klugheit wird sie der brennende Wunsch, die erlittenen Niederlagen auSzum rzen, und ihre Eitelkeit die vesgeur« l» pntrie zu werden, zum Kämpft treiben. Und schließlich täuscht die Negierung durch die übertriebenen Lobpreisungen der Armee das Land ebenso über die Kriegsbereitschaft deS HeereS, als Marschall Leboeuf den Kaiser und das Land mit der Phrase „vom letzten Hosenknopf" getäuscht hat." Im Ganzen bekunden diese Betrachtungen eine ziemlich genaue Kenntniß der Verhältnisse. Eine Anzahl von Pariser Bürgern und an ihrer Spitze die radikalen Mit glieder deS Pa-iser GemeinderatHS, veröffentlichen in den ihnen nahestehenden Blättern folgende Adresse.- Die Französische Republik an die Spanische Re publik. Spanien! Wenn die Französische Republik die furchtbaren Schulden an Geld und an Schande welche ihr die verruchte Regierung Napoleons hin terlassen hat, vollständig abgetragen haben wird, wird eS ihr freistehn, der Spanischen Regierung einen Gruß zu entbieten, welcher der beiden Nationen würdig ist. BiS dahin wollen die Französischen Republikaner, welche sowohl gegen den tollen Krieg von 1870 als gegen den Frieden von 1871 protestirt haben, nicht unterlassen, in dem republikamschen Spanien den Triumph ihrer Idem zu verherrlichen, welche die Ideen der modemen Civilisation selber sind. Mit einem Ruck, mit der edlen Verwegenheit, welche ste auSzeichnet, verschaffen Sie, wie unsere Väter von der Französischen Revolution, dem republikanischen Programm die vollständige Gmugthuung der ewigen Gerechtigkeit durch die Trennung der Kirche vom Staate, durch die Abschaffung der Sklaverei, durch die Bestätigung der städtischen und provinziellen Freiheiten, deren Einklang die nationale Freiheit ausmacht. Dem Volke, welches so schöbe demokratische Tra ditionen hat, welches schon in der Finsterniß deS Mittelalters eme so herrliche Entwickelung der localen und politischen Freiheiten zu erreichen wußte und so viele Märtyrer der BolkSsache aufzuwetsen hat, stand eS zu, noch einmal zu zeigen, daß die Republik die natürlich- und unabweiSliche Regierung der Natio nen ist, die in den Vorbesttz ihrer selbst gelangt sind. Mögen Sie, nachdem Sie die Republik errungen haben, sie über die ganze Welt ausstrahlen laffn! Muth also in dem edlen Werke, welches Sie küynlich so vielen gierigen Prä tendenten gegenüber unternommen haben! Vergessen Ste namentlich nicht (denn wir haben das traurige Recht, Rachschläge zu gebm), daß eS nicht genügt, den Namen der Republik errungen zu haben, und daß man ste nur durch anhaltende Energie zu emer lebendigen und fruchtbaren Wahrheit macht! Gruß und vrü- derlichke t! Versailles, 4. März. In heutiger Sitzung der Nationalversammlung nahm ThierS das Wort und erklärte, daß die Regierung den Gesetzentwurf der Dreiß g-rrEommission vollständig acceptire und lege Gewicht nicht zunächst auf Gründung einer definitiven Regierung, sondern .Mr auf die vollständige Er füllung der Pflichten gegen das Land. TbierS betonte ferner, daß das Ende der Occupation nahe set und von der Weisheit der Versammlung hänge es ab, die betreffenden Fristen zu verkürzen. Sei die Occupation beendet, so habe er sei« Mandat erfüllt und er hoffe, daß die Nationalversammlung noch dieses Jahr ihre Arbeiten schließen könne. ES handle fich nicht um Begründung der drsmitivm Republik, sondern um die der konservativen Republik; die Monarchie fei unmöglich. Hierauf wurde die Einbringung des Gesetzentwurfs der Drel- ßiger mit 475 gegen 19S Stimmen beschlossen. Rußland. Vor etwa zwei Monaten hatte em StabScapitän dn Artillerie (Rangstufe uvischen Premier-Lieutenant und Hauptmann) Namens Erast Kwitnitzki seinen Werst Ehljebnikow, nachdem er ihn vergeblich zum Duell herauSatfordert, auf offener Straße mit der flächen Klinge seines Säbels geschlagen. Der Vorgang »nachte danialS um so mehr Aufsehen, als der Kaiser von ferne Zeuge desselben war. Dtcfer Tage fand nun vor dm Petersburger Militärgericht die strasge« richtliche Verhandlung Statt. ES chatte stch denn auch, so wett die nicht sehr umfangreichen Räume eS gestatteten, ein zahlreiches Publikum aus allen Stän de», unter de« stch die Großfürsten Konstantin und Nikolaus (vistver deS Kaisers) befanden, eingefunden. SS wurden viele Zeugen vernommen/ aus deren Vernehmung das günstige Borurlhetl, welches für den Angeklagten im Publikum schon vorher vonvaltete, nur noch verstärkt wurde, denn eS entrollte sich ans den Verhandlungen eine lange-Reihe dienstlicher Shicanen/mit dellen der Angeklagte, ein stiller, fleißiger und wissenschaftlich gebildeter Mann, der aus allen semen Prüfungen, die er im Generalstab und den Fachbureaur, die er durchlaufen, jederzeit Belobungen und goldene Ehrenmetaillen erhalten, im Laufe der Zeit nicht nur vem Obe st Ehljebnikow, sondern auch vom General- Major Gubsk: überhäuft worden war. Den Ausschlag hierbei gab, daß, nach dem man seine Versetzung nach Warschau betrieben und ins Werk gesetzt, man ihm auch dort den Boden seiner Existenz zu untergraben suchte, indem seine Vorgesetzten h imlich Briefe nach Warschau schrieben, die zur Fortsetzung der Ehicanen aufforderten und die schon in Warschau an die Adressaten gelangt waren, ehe Kwitn tzki p.rsönlich dort eintraf Letzterer reiste, als er diese ab scheuliche Handlungsweise erfuhr, mit Urlaub nach Petersburg und forderte seinen früheren Eh f. Die V rurtheilung des Angeklagten erfolgte pure nach dem Gesetze: V rbannuna nach Siblrien und Aberkennung der Bürgerrechte; doch fügte der G richlSbof seinem Spruch den Zusatz bei: daß, in Betracht deS Umstandes, daß Kwitnitzki zu dem Verbrechen in Folge eines für ihn UN glückl chen Zusamm «treffens von Umständen geführt worden, der Kaiser um vollständige Begnadigung desselben anzugehen sei. Wichtiger als diese Entschei dung selbst ist der derselben beigefägte Nachtrag, dahin lautend: „Ueber daS bei der Untersuchung m Tage getretene unrichtige (soll heißen chicanöse) Ver halten deS Gmeral Majors GubSki, der Obersten Ehljebnikow und Kanischt schew, der Capitäne Doppelmeyer und Schatow l., der StabScapitäne Scha- tow U., Kö dli und Dubrowin und der Lieutenants Popow, Cbitrowo und SchtscherbinSki ist laut 88. 843 rc. deS Militär-Ges.-St. durch den Militär- Procurator der betr.ffenden Behörde „zur weiteren geftylichen Veranlassung" Mittheilung zu machen, d. h mit anderen Worten, daß gegen diese H rren daS Untersuchungsverfahren eingcleitet werden soll. Spanien. Madrid, 1. März. Die von Vera und Manso commandirten Carlisten« banden in Eastilien stnd völlig aufs Haupt geschlagen und zerstreut worden. Ihre Verluste waren sehr bedeutend. Die Regierungstruppen wurden vom Ge neral Hidalgo angeführt. Gleiches wird über die von Ferrero geführte Carli stenschaar in Macstaiago (?) gemeldet. Ihr Chef, sein erst-r Lieutenant und 28 Gemeine blieben auf dem Platze. Der blutdürstige carlistische Curat Santa Cruz wir) unablässig verfolgt. Er hat jüngst eine Frau füsiliren lassen. Diese Unthat hat allgemeinsten Ab scheu hervorgerufen. B-tr ffS der Bestürzung, welche einige zu Tage getretene Symptome von militärischer Insubordination zu Barce lona und Valencia hervorgerufen haben, sind heute völlig beruhigende Mitthei- lungen einqegangen. Dott und in allen anderen Theilen deS Landes erweist die Armee stch den Befehlen ihrer Führer gehorsam und entschlossen, gegen die Ban den zu kämpfen und die Republik aufrecht zu erhalten. In der Rational Ver sammlung wurde heute ein Antrag auf Mobilifirung von 50,000 Mann etnge- bracht. Man hat den Kostenanschlag bereits genehmigt. Die Debatte über die Abschaffung der Sklaverei wurde heute fortgesetzt und dürfte in kürzester Zeit beendet setn. Man hofft eine vollständige Uebereinstimmung betreffs der Frage über die Auflösung der Rational-Versammlung im versöhnlichsten Wege zu erzielen. Amerika. Washington, 4.Män. Die Botschaft, mit welcher der Präsident Grant den Beginn seiner zweiten Präsidentschaftpcriode inaugurirt hat, beginnt m>t der Versicherung, daß der Präsident an der Hand der Erfahrung der erste« 4 Jahre seines Präsident namteS bestrebt sein werde, die Gesetze im wahren und besten Interesse deS Landes zu handhaben und aufrecht zu erhalten. Wenn eS in der ersten Peri de seiner Verwaltung noch nicht gelungen sei, die dem Lande d«rch eine große Revolution geschlagenen Wunden vollständig zu heilen, so habe eS noch weniger opportun ersch men können, neue Fragen anzuregen. Bor Allem sei die W ederherii llung der Eintracht, deS CreditS, die H bung und Entfaltung deS Handels und der Künste deS Friedens ins Auge zu fassen. Grant spricht sodann seine feste Ueberz ugung aus, daß die civilisirte Welt überhaupt der re publikanischen Slaatsverfaffung zu trebe und daß die große Republik der Berei nigten Staaten von Rvrva n rika bestimmt sei, der Stern zu werden, welcher anderen Republiken voranleuchte. Eine territoriale Vergrößerung der Rordame- rikanischen R publik auf dem A nerikanischen Eontinente werde eine Vermehrung der militärischen Streitkräfte nicht zur Folge haben, im Gegentheile ein- Ver minderung derselben mehr erleichtern. Trotz deS durch den Bürgerkrieg erreichten Resultates der Emancipation »er Sclaven seien die letzteren doch noch nicht im Besitze d r staatsbürgerlichen Rechte, eine Ungerechtigkeit, welche beseitigt werden müsse. Der Präsident erklärt demnächst, er werde sein Augenmerk darauf richten, die Eintracht unter den verschiedenen Theilen deS Landes wiederheizustellen, den Werth deS Papiergeldes mit dem Goldcourse möglichst in vollständig S Gleich gewicht zu bringen, neue Verkehrswege zu eröffnen, freundschaftliche Beziehungen mitten naben und entfernteren auswärtigen Staaien zu pflegen, den amerika nischen Hand l w eder zur vorigen Blüthe und die Fabrikation und Industrie zu neuem Aufschwung zu bringen. Ebenso werde er nicht nachlassen i« der Arbeit, durch den Lmfluß der Erziehung uns des Unterrichtes die indianischen Eingeborenen zu cwilistrten Mmsch'N zu nach-n; sei dieselbe aber ohne Erfolg, dann sei der Vernichtungskrieg eine Nothwendigkeit. Aber zunächst sei doch die Frage ins Auge zu fassen, wie man die Indianer durch Erziehung und guie B Handlung zu nützlichen M tgliedern der men chltchen Gesellschaft machm könne. Der Peäsid nt er wähnt demnäckst ven allen Vorschlag, St. Domingo als Territorium der B reinigten Staaten m die Union aufzunehmen und ist, wie früher, so auch jetzt der Ansicht, daß dieS im wohlverstandenen Interesse St. Domingo'S und der Vereinigten Staaten liegen.würve. Gleichwohl würde für die Zukunft! die Frage, ob eS fich em pfehle, ein neues Territorium in die Union aufzunehmen, nur dann Aussicht auf Erfolg haben, wenn dieselbe vom Volke unterstützt werde. Grant theilt nicht die vesorgniß derer, welche in einer territorialen Vergrößerung des Staates «ine Schwächung deffelbn erblicken; beide« gewaltigen Aufsckunge, welcher auf allen Gebieten deS menschlichen Lebens und Verkehrs sich vollziehe, scheine eS, als ob Gott die Welt für eine Ration bestimmt hab-, welche eine Sprache rede und keiner Armeen und Flotten mehr bedürfe. Schließlich dankt Grant für die große Ehre, die ihm durch die Wiederwahl erwiesen worden und verfichett, da- er gleichwohl deS Momentes harre, wo er fich seiner hohen Berantwottlichkeit wieder entkleid.« dürfe. Königreich Sachsen. Dresden, 6. März. Die Steuerreformfrage ist gestern im Landtag be endigt worden. Gegen di« Ansicht der Regierung, der 1. Kammer und einer starken, namentlich aus Vertretern deS ländlichen Grundbesitzes zusammengesetzten Minderheit, wurde eine Classen« und Einkommensteuer mit theilweiser Beibehal tung der Grundsteuer beliebt. Die Anträge der Minderheit: eine dem autchmaß- lichen, durchschnittlichen «ittkren Ertrage der Steuerobjektt entsprechÄrde Vntnd-,