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de France, das gemäßigtste der leaitimistischen Blätter, kündigt an, daß die Rechte und ein Theil de» rechten CmtrumS den Bericht mit aller Macht, und zwar Artikel für Artikel, bekämpfen werden. Die orleanistischen Blätter zeigen sich sehr zurückhaltend und beschränken sich darauf, dm Bericht von Broglie zu analystrm. Eines derselben, der Fran^aiS, «acht nur einen schwachen Ver such, glauben zu lassen, daß, mit Ausnahme der äußersten Rechten, die übrigen monarchischen Parteien die Arbeiten der Commission vollständig gebilligt hätten. Daß dem aber nicht so ist, beweist deutlich die Sprache der susiontstischm „Assemblee Nationale" die bisher nicht so heftig auftrat, als die legitimistischm Blätter, welche aber heute Broglie vorwirft, auf die bestehenden Uebelstände htn- gewiesen zu haben, ohne daß er angedeutet habe, wie denselben abaeholfen wer den könne. In der Arbeit der Commission sei die ftanzösische Gesetzgebung für die persönliche Bequemlichkeit des Herrn Thiers ab geändert worden, der, wie Broglie gesagt, darauf halte, Deputirter zu bleiben und sein Talent eines Red ners darzuchun. „Nichts kann" so fügt dieses Blatt hinzu — „besser dar- thun, wie gedcmüthigt und prekär unsere Lage ist, da sie von den Launen und dem Leben eines GretseS von 75 Jahrm abhängt." Für den Augenblick hat also de Broglie und sein Bericht für sich nur einm Theil des rechten CentrumS, dann die 50 Perieristen und die persönlichen Freunde von ThierS. Ein Theil deS rechten CentrumS, die gemäßigte Rechte und die äußerste Rechte sind voll ständig gegen denselben; das linke Centrum ist unentschlossen, und die Linke und di« äußerste Linke sind voll Mißtrauen und keineswegs geneigt, alle Punkte deS Entwurfes zu unterstützen. Paris, 23. Februar. In einer heutigen Versammlung der Linken der Nationalversammlung wurden von Ricard die aus den Berathungen der Dreißiger Commission hervorgeaangenen Gesetzentwürfe befürwortet. Derselbe erklärte, daß der Präsident der Republik auf keinen anderen Vorschlag eingehen und alle Ge- aenanträge bekämpfen würde; die Uneinigkeit zwischen der Rechten und dem rechten Centrum wäre eine Thaisache; wenn jetzt die Linke, das linke und daS rechte Centrum sich vereinigten, um eine gouvernementale Major tät zu bilden, so brauchte die Republik alle die Gefahren, welche aus dem bisherigen Zusammen gehen sämmtlicher Royalisten hervorgegangen wären, nicht mehr zu fürchten. Schließlich richtete ver Redner die dringende Mahnung an die Linke, die von der Dreißiger-Commisston ausgearbeiteten Gesetzentwürfe gut zu heißen. Der Eindruck dieser Ansprache war ein sehr tiefer, doch kam eS diesmal noch zu keiner Be schlußfassung; am Mittwoch soll wiederum eine Versamn lun stattfinden. Sedan soll, wie eS neuestens heißt, ein befestigter Platz bleiben und fünf detachirte FortS erhallen, nämlich auf dem Mont Piot, den Höhen von Marfbe, gegen La Moncelle, bet Jlly und auf dem Mont de JzeS. Schweiz. Bern, 24. Februar. Auch im Bischum Sr Gallen ist jetzt ein Constict zwischen der Staatsbehörde und der katholischen Geistlichkeit auSgebrochen. Der Bischof Greilh hat ein Fastenmandat erlassen, welchem die Regierung da- Pla- ceat versagte, weil dasselbe das Dogma von der Unfehlbarkeit verkündete. . Italien. Die italienischen Blätter beschäftigen sich vielfach mit der Anerkennung der spanischen Republik von Seiten des Quirinal. Man verkennt dabei nicht, daß der italienische Hof der neuen Republik gegenüber sich in einer recht delikaten Lage befinde; wenn er aber auch nicht nöthig habe, meint man, sich mit der Anerkennung zu überstürzen, so dürfe auf der anderen Seite Victor Etnanuel doch auch nicht der Letzte sein, welcher die junge Republik anerkenne. Die „Italic", die als das Organ deS italienischen Auswärtigen Amtes gilt, schließt ihre Betrachtungen über diese Frage mit dem Rathe, Italien solle die Verlegen heit der neuen Madrider Regierung und ihre- Vertreters am italienischen Hoke möglichst zu mindern suchen, da in Italien Niemand, selbst Victor Emanuel nicht ausgenommen, darüber aufgebracht sei, daß Spanten eine Republik gewordm. England. * London, 21. Febr. Auf dem Trafalgar Square fand gestern ein Arbei ter Meeting statt, daS zu dem Zwecke organisirt worden war, um die Regierung im Petitionswege zu bitten, eine Commlssion zur Untersuchung über die Ursachen der Kohlenthcuerung zu ernennen, damit die Grubenbesitzer, die, um sich zu be reichern, conspirirt Hütten, um den Arbeiter seines Geldes und ComforlS zu be rauben, zur Bestrafung gezogen werden könnten. Da indeß nur et va 300 Per sonen erschienen waren, wurde eine Beschlußfassung über die Zwecke deS Meetings bis zum nächsten Montag verschoben. Der Vorsitzende sprach Lie Hoffnung auS, daß alsdann Tausende der durch die Kohlenihmemng in Nothstanv Versetzten erscheinen und rufen würden „Rieder mit den Kohl » Monopolisten l" London, 24. F br. Infolge von Compromissen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern werden voraussichtlich 60,000 Bergwerksarbeiter in Süd- Waleö die Arbeit wieder aufnehmen. Spanien. Madrid, 19. Febr. Gestern Abend herrschte hier beträchtliche Aufregung. Um 7 Uhr betrat ein Osficier die Ingenieur-Kaserne mit dem Rufe „Lang lebe Aphomo", in welchen einige der Mannschaften einsttmmten, während die übrigen „Lang lebe die Republik" riefen. Es kam indeß zu keiner Ruhestörung. Man versichert, daß die Gouoerneurstellen von 24 Provinzen Republikanern, die der übrigen 24 Provinzen Radikalen anvertraut werden sollen. DieSecre- räre der republikanischen Gouverneure werden Radikale sein. Madrid, 22. Febr Eine Mi.asterkrifiS steht bevor; wahrscheinlich wird die B:lbu„g eines gleichartigen Ministeriums aus republikanischen Mitgliedern erfolgen. Man nennt Eduardo Chao für die Finanzen, General NouvilaS für den Krieg, SuanceS für die Marine, Abarzuza für die Colonieen. Madrid, 23.. Febr. Die Offictere der Nationalgarde habm heut, der Nationalversammlung als Trägern der Souverainetät ihre Huldigung darge bracht und derselben die Versicherung wiederholt, daß sie derselben unter allen Umständen ihre Unterstützung leihen würden. Der Präsident MartoS dankte und erwiederte, daß die Nationalversammlung, welche allein die legitime Trä gerin der höchsten Gewalt sei. den festen Entschluß habe, die Republik, die Freiheit und die Ordnung aufrecht zu erhalten. Unter Hinweisung auf den Umstand, daß eine Anzahl Landbewohner, ohne äußere Veranlassung aus stetem Antrieb bewaffnet nach Madrid gekommen sei, fügte der Präsident hinzu, daß keine Partei darauf ausgehe, der Nationalversammlung Schwierigkeiten zu be reiten. Auch würden die Vertreter de- Volk- schließlich keinerlei BeeinfluffungS- »ersuche dulden, dieselben seien entschlossen, lieber auf ihrem Posten »u sterben, al- der Gewalt zu weichen, und würden die Republik vor allen Gestchren ret ten, möchte dieselbe durch die Reaktion oder durch di« Demagogie damit-«droht sein. Die Versammlung rechne auf dir Unterstützungder Attnee und dteFret- willigen der Republik, > -sonenWidplätze enthalten, und die Wagen sollen so construirt werden, da- dle ^Hunde nicht vor-, sondern unter diesm laufen. Sechs drejfirte Hundt würden -zur Fortbewegung eines Wagens gehören. Den Behörden werden die -etressen- dsq Pläne zur Prüfung vorgelegt werden. Berlin, 22. Febr. DaS Deutsche Wochenblatt hört, daß die Einberufung - deS Reichstage» zur Zeit noch zum 8. bis 15. März definitiv in Aussicht stehe, daß von Einbringung des PreßgesetzeS in der bevorstehenden Session Abstand genommen und die Vorlage erst nach dem Ergebnisse der Verhandlungen über die Gericht-oraanisation beabsichtigt werde, um vor Aufhebung der jetzt der Polizei eingeräumten Rechte die gerichtliche Verantwortlichkeit der Presse seftzuftellen und in Berücksichtigung deS süddeuts-berseitS ausgesprochenen Wunsche», die Preß- processe gelehrten Richtern zu entziehen, die schwebende Frage über Geschworenen- oder Schöffengericht zu erledigen. Berlin, 23. Febr. Der Reichstag wird am 10. März zusammentreten; die offizielle Ordre steht noch bevor. Berlin, 23. Febr. Wir möchten e» Angesichts unserer Steuerüberschüffe für angeregt halten, so schr ibt die „V. Z ", daß endlich der durchaus unwirrh- schastlichen ZntungS- und Kalendersieuer ein Ende bereitet wird, deren Ertrag in keinem Berhältniß «it dem moralischen Schaden steht, der durch dieselbe an gerichtet wird; sowie, daß endlich davon Abstand genommen wird, für den Fall der Aufhebung einer indirekten Steuer, nämlich der ebenso Volkswirthschastlich verderblichen, wie gesellschaftlich ungerechten Salzsteuer, sofort eine andere indirekte von ganz derselben doppelt schlimmen Qualität, nämlich die Tabaksteuer in Aus sicht zu stellen., Berlin. Der Vorsitzende de» „Allgemeinen deutschen Arbeitervereins" erläßt im „Neu n Social-Demokrat" einen Aufruf an die Parteigenossen, in welchem er dieselben auffordert, an allen Orten den 18. März, als den JahreS> rag der Erhebung der Pariser Arbeiter, festlich zu begehen. Er schlieft „mit der festen Ueberzeugung, daß eS nur dieser Anregung bedarf, um das gelammte deutsche Proletariat an j-nem Tage zu einer gewaltigen Gedächtnißfeier der Pariser Commune zu vereinen, wenn gleich der Raum sie trennt." Augsburg, 23. Febr. Wie der „Allgemeinen Zeitung" aus glaubwür diger Quelle mitgetheilt wird, ist die Frage bezüglich der Uniformirung der -ayerschen Armee bereits entschieden. Der König hat die Uniformirung der Armee nach preußischem Muster in Farbe und Schnitt der Uniform nebst Pickel haube genehmigt. Es sollen indeß die im Gebrauch befindlichen Uniformen und Helme aufgebraucht werden. Danzig. L aS „D. D." enthält folgende „instruktive" Mitth-ilung über eine „JnstmcttonSstunde": Der Hauptmann v. G. vom 4. Ostpreußischen Grenadier-Regiment Nr. 5 musterte am 18. d. M. seine Compagnie und eS fiel chm auf, daß die Nasenspitzen mehrer Leute eine sonderbare Färbung angenommen hatten. Seine Frage nach dem Ursprünge dieser Hautfärbung wurde von den meisten L uten dahin beantwortet, daß sie angaben, sich aestoßm zu haben. Aber eü ist nichts so fein gesponnen, eS kommt doch an'S Licht der Sonnen. Ein Recrut gicbt endlich an, daß der Lieutenant v. H. in der JnstructtonSstunde die betreff nden Rasen mit seiner Cigarre verbrannt habe. Wahrscheinlich hat der H rr Lieutenant die Rekruten an das Feuer gewöhnen wollen. So geschehen zu Danzig im Jahre 1873. Unmittelbar nach der LaSkerschen Rede und unter dem ersten Eindrücke derselben Haden mehrere Berliner Blätter Artikel gebracht, welche persönliche Be leidigungen beziehungsweise Verleumdungen deS Geh. RatHS Wagener enthalten. Wie der„Publ." mittheilt, wird der Angegriffene diese Angriffe zur gerichtlichen Verfolgung bringen. Bestätigt sich dies, so würde, soweit dabei von Verleum dung die Rede tst, sogleich dle Gelegenheit gegeben sein, den Beweis der die Verleumdung darstellenden Thatsachen zu führen. Der „Fig." erzählt folgende ergötzliche G.schichte: Ein Kaufmann R. in Frankfurt a. M. hatte, als'Fürst BiSmarck aus Versailles zurückkehrte und durch Frankfurt kam, die ebenso neue wie originelle Idee, denselben am Bahnhof mit einer mächtigen Frankfurter Riesenwurst zu empfangen, um ihn wegen seiner m Frankreich erzielten Erfolge zu beglückwünschen und ihn zu bitten, diese- Frank furter Kind gnädigst anzunehmen. In bekannter Liebenswürdigkeit acccptirte der Füist die Gabe und bat den würstlichen Geber deS fürstlichen Geschenks, wenn seine Geschäfte ihn nach Berlin führten, ihn zu besuchen. Seit Freitag . NU» weilt besagter Frankfurter in unseren Mauern und hatte gestern (Sonnabend) nichts Eiligeres zu thun. als seine Karte beim Fürsten abzugeben. Wie groß aber war nun da» Erstaunen deS FrankftlrlerS als er um 4 Uhr Nachmittag» «it der wdle ä büie seines Hotels fertig, durch einen Boten einm Brief fol gendcn Inhalts erhielt: „Schr geehrter Herr! Sr. Durchlaucht, der Fürst BiSmarck läßt Sie durch mich ersuchen, heute Mittag 5 Uhr in schwarzer Cra- vatte bei ihm zu speism. Ganz ergebenst Arnim." Trotzdem der beglückte Frank furter sein opulentes Mittagsmahl noch nicht verdaut hatte, war er auper sich vor Freude und zeigte obiges Schreiben der übrigen Tischgesellschaft, die eben den Mocca schlürfte. Eine hiesige bekannte Persönlichkeit sagte zu dem fürstlich Eingeladenen: Ja sehen Sie, unser BiSmarck läßt sich nichts schenken l Seme fürstliche Devise war, ist und wird stet» sein: Wurst wieder Wurst. Frankreich. Part-, 22. Febr. Wie haben sich die Verhältnisse gestaltet und wie werde» sie sich am Donnerstag Herausstellen, wo Broglie'S Bericht in der Na tional Versammlung zur Berathung kommt? Heute ist ein Zeugenveryör der Blätter an der Zeit. Bien Public überschreibt seinen heutigen Leitartikel „Ai lriom,.t>e, IN äelHle" und sucht darzUthnn, daß die Commission keineswegs -^geschwächt sei und fie ihren; reichlichen Antheil an der neuen Organisation nehmen werde. Freilich ist der Antrag der Dreißiger noch nicht voürt, und di- freun,- schastliche Sprache der officiösen Presse dürfte sich leicht dadurch erklären lasse», daß man nicht» thun will, wa» im letzten Augenblicke Alles wieder in F age stellen werde. Wie dem nun auch sein mag, jedenfalls find die Republikanec nicht ohne Besorgnisse und befürchten, daß die Herzoge einen neuen Streich im Sinne haben und bei dessen Ausführung vielleicht auf ThierS zählen. „Wir billigen", so sagt die „RSpublique Francaise", „das Rißtraum, welches die letzten Ereignisse etnflößm. Wir haben mehr denn je über unsere Gegner so wohl als auch über uns selbst zu wachen. Bleiben wir geduldig und ruhig und behalten wir im Auge, was um un» herum vorgeht. Die Dreißig find geschlagen, dies ist richtig. Die Monarchie ist zu Grunde gerichtet, dies ist ebenfalls richtig; aber wir müssen das allgemeine Stimmrecht, die Principim der Demokratie und der Republik selbst unverletzt bewahren." Daß es de vro- glie nicht gelang, dm Zorn der eigentlichen Royalisten zu beschwichtigen, geht zur Genüge^«» der Sprache der Blätter dieser Partei hervor. Union und Üniv rS sprühen nur mit der höchsten Verachtung von ihm, und dir Gazette