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«M W. Donnerstags de« 27 Februar. 1873.' ^gB.MkssteM Nmttdlatt der Se- rtchttämterSrünhain, Jo» harmaeorgenftadt, Lchnee- («^.Tchwarzenoerg «.Et- dmftl» und der StadtrSthe Aue, Elterlein, Brünhat», Hartenstein, Johanngeor- aenfradr.Lögm» Neuftavrel, Schneeberg,Schwarzenberg WUdtnfel« und Zwönitz. EritderNt tägltch«itAu«nahmeMov> tag«. Preil viertel jäl»- lich IS Ngr — Jnse» tion-aebühren die aespat- tene Zeil« 10 Pfennig«.^ Jnleratenannahne für h,- am Abende erscheinend' d Nummer bi» Borniitta, UHUHr: Bekanntmachung. Den Grenzverkehr mit Zug-Rindvieh betreffend. Mit Genehmigung des Königlichen Ministeriums des Innern wird hiermit der Grenzverkehr mit Zug-Rindvieh längs des Bezirkes der unter zeichneten Königlichen Amtöhauptmannschaft wiederum freigegeben. Annaberg, den 25. Februar 1873. König!. Amtöhauptmannschaft. i Im Auftrage: vr Schnorr. Bekanntmachung^ Infolge der Emeritirung des zeitherigen Inhabers hiesigen ArchidiaeonatS ist mit anderweiterBesetzung dieser Stelle zu verfahren. Wir machen dies mit dem Bemerken, daß dieses Amt ein ungefähres Einkommen von 650 Thlr. —, — - jährlich gewährt, bekannt und ersuchen Die jenigen, welche sich um dasselbe bewerben wollen, ihre Gesuche bis zum > 12. Marz d. I. bei un» einzureichen. Schneeberg, am 25. Februar 1873. Der Rath. Förster. TageSgeschichte. Thiers und die Franzosen. Mit alle« seinen Tugenden und Fehlern ist ThierS der leibhaftige und ausgeprägte Franzose. Um 5 Uhr Morgens bereits wach, arbeitet er, nur Kaffee genießend, bis 11; empfängt nach dem dann eingenommenen Frühstück bis 2 Uhr, vegiebt sich zur Kammer, oder wenn keine Sitzung ist, nach Paris, wo er mir Borliebe den Wiederaufbau seines zur Zeit der Commune zerstörten Hotels über wacht. Rach Versailles zurückgekehrt, speist er um 7, und der Abend ist einer aemüthlichen Plauderei mtt intimen Freunden gewidmet, mir Ausnahme der ersten halben Stunde nach dem Mittagessen, welche der Präsident der Republik, auf de« Eanapee ruhend, schläft. Nur große Festlichkeiten oder die Anwesenheit ganz besonders wichtiger Personen kann diese eingewurzelte Angewohnheit unterbrechen. Alle Fehler und Tugenden der französischen Nation finden sich in ThierS vereinigt. Arbeitsamkeit, nüchternes Leben, geistvolle UnterhaltungSgabe, sowie andererseits komödiantenhafte Eitelkeit und hochmüthige Unkenntniß anderer Ra tionen find die hervortretenden Charakterzüge. Darum ist er auch den Franzosen der rechte Mann. Die materiellen Hilfsquellen der Nation hat er im bedeuten den Maaße zu heben gewußt: denn selbst das durch ihn wieder errichtete Schutz zollsystem welches in späterer Folge den Franzosen wenig Segen bringen wird, ist für den Moment doch geeignet, die Taschen der Fabrikanten zu Men, daher man auch in Frankreich gegen die Handelspolitik des Präsidenten verhä.'tmß- mäßig nur geringen Widerstand geleistet hat. Man würde Unrecht thun, wenn man behauptete, daß ThierS nicht außer zur materiellen auch Anstrengungen zur sittlichen Hebung der Nation machte. Die Theater der guten Gesellschaft, mit einziger Ausnahme deö Gymnase, wo Alexander DumaS fortfähit, mit seinen Sensationsstücken der äewi wooäe zu wirthschaften, bewegen sich wieder vorzugsweise in den Kreisen von MoliSre, Racine, Beaumarchais ic., und ein neues vom Staate bedeutend subven- tionirteS Theater, wo nur klassische Stücke französischer Dichter gegeben werden sollen, steht am Vorabende seiner Eröffnung. Die Musik wird fast ausschließlich durch die klassische deutsche Kunst repräsentirt. Die Concerte deö Pariser Con- servatoriumS übertreffen Alle-, was anderswo an Orchestermufik gehört werben kann, und das Publikum derselben, bei welchen Madame ThierS mit ihrer Schwester, Fräulein DoSne fast niemals fehlt, klatscht begeisterten Beifall den Compositionen eines Beethoven, Mendelsohn, Wagner ic. Mit der Berührung dieser musikalischen Themas ist aber leider auch der einzige Punkt erschöpft hinsichtlich dessen von Sympathien der Franzosen für Deutschland die Rede sein kann. Man darf sich bet uns darüber keinerlei Täuschung hingeben. Alle Hoffnung auf eine nach und nach versöhnlicher wer dende Stimmung ist als gänzlich sehlgeschlagen zu betrachten; im Gegentheil, der Haß wird immer stärker. So sehr der gebildete Pariser durch Liebenswürdigkeit und Höflichkeit bet der Berührung mit den dort anwesenden Deutschen seine innern Gefühle zu »erdecken versteht, so sehr kocht eS in seinem Innern, und die Stellung unseres Gesandten, Grafen Arnim, über dessen reservirte und versöhnliche Hal tung man in Paris mit größter Anerkennung spricht, möchte trotz dem doch eher mit derjenigen Stellung zu vergleichen sein, welche der Herzog Ald a zu den Zeiten Egmont'S in Brüssel einnahm. Die bleierne Last unserer Regimenter in den besetzten Provinzen drückt eben noch aufFrankreich, daher man nur leise von den fürch terlichen Racheplänen spricht, zu deren Ausführung sich Frankreich vorbereitet. Zwei verschiedene find eS, welche man von den Rachedurstigen zu hören bekommt. Die einen sprechen über neue Erfindungen von Schußwaffen, durch welche ganze Regimenter auf einmal hinaestrcckt werden; Andere verhöhnen die neuen Befestigungen von Metz und Straßburg, indem sie geheimnißvoll andeuten, daß bei einem dcmnächstigen Kriege Deutschland nicht etwa in Elsaß oder Lothrin gen, sondern vielmehr an einer Stelle überfallen werden solle, wo man eS am wenigsten vermuthe. ES mag damit wohl eine Operation nicht (von Holland oder Dänemark) sondern »on Belgien aus gemeint sein, da die Franzosen zur Wirksamkeit ihrer Flotte selbst kein großes Zutraum mehr haben, und dieselbe gegenwärtig auch geradezu vernachläsfigm, während der Landarmee alle denk bare Aufmerksamkeit zugewandt wird. ES ist leider in den Beziehungen der beiden Rationen ein solches Vrrhält- niß der Feindschaft eingetreten, daß die Erstarkung der einen, eine Schwächung der ander» ist. So sehr wir al» Menschenfreunde die sittliche Erhebung unserer Rachbam wünschen, so müssen wir uns nicht verhehlen, daß diese sittliche Er starkung, wenn auf einem gewissen Punkte angelangt, uns sofort in 500,000 Baj.nncten entgegenstarrt. Freilich wirb eS damit vorläufig noch gute Weile haben. Die Frivolität, Putzsucht und Oberflächlichkeit deS weiblichen Geschlechts treibm ihr Spiel, wie früher, und die Heranwachsenden Kinder werden nach wie vor in fremde Pflege gegeben und müssen somit jene erste, ernste Erziehung im elterlichen Hause entbehren, durch welche unsere Nation sich vor allen an deren auszeichnet. Der Reichthum, LuruS, sowie das üppige Klima drängm die französische Jugend zu einer Verweichlichu..g deS Geistes und Körpers hin, welche der germanischen Zähigkeit schwerlich dauernden Widerstand zu leisten im Stande sein dürfte. Deutschland. Berlin, 24. Febr. Am Sonnabend in der Abendstunde erschienen in der Druckerei deS Herrn Weinberg der Polizeilieutenant deS Reviers und zwei Schutzleute, ein Schutzmann war noch auf dem Flur und einer auf dem Hof . postirt. Der Lieutenant kündigte dem Herrn Weinberg an, daß e: den Auftrag habe, die bei ihnen gedruckte Broschüre: „Viceengel Wagener vor Gericht" stenographische Aufzeichnung für Gründer mit Beschlag zu legen. Von der in 6000 Exemplaren gedruckten Auflage fanden sich nur noch 900 vor, da die übrigen bereits auf Bestellung verschickt waren. Fünfzig Schutzleute waren in der Stadt bemüht, nach der Broschüre zu fahnden; die Gefährlichkeit derselbm soll im Titelbilde liegen, wo Herr Wagener als Engel mtt geknickten Flügeln abgebildet ist. Von der Werra, 19. Febr., schreibt man der „H. M.-Z.": „Endlich ist man mit Ertheilung von Zulagen auch bei dm VolkSschullehrern angekom men und zwar find dieselben nicht, wie bei der vorigen Verbesserung der Lehrer gehalte, durch höhere Veranschlagung der Naturalgefälle herausgerechnet, son dern haar auSgezahlt worden. Alle Lehrer, welche 25 Dienstjahre und darüber haben, find mit einer einmaligen außerordentlichen Zulage von acht Thalern zehn Silbergroschen bedacht worden. Die jüngeren haben nichts bekommen. Also 8 Thlr. 10 Sgr. (eS ist kein Druckfehler), nicht ganz der Wochenlohn eines Hand werkers. Das ist eS, was man für Männer, die über 25 Jahre unter Roth und Entbehrung an der Bildung deS Volkes gearbeitet haben, übrig gelassen hat!" (Und dabei haben wir im vorigen Jahre 40 bis 50 Millionen Steuer- Überschüsse — und messen die preußischen oder deutschen Stege den deutschen Schulmeistern bei!) Hin Postdiebstahl, der am 31. Januar in Köln verübt-worden ist, erregt, wie die „Tr." hört, besondere Aufmerksamkeit. Den Dieben find, so weit bi» jetzt ermittelt, nicht weniger als 86 Geldbriefe und Geldpakete mit einem decla- rirten Werthe von 17,201 Thaler in die Hände gefallen. Darunter befand sich eine Anzahl von Banknoten und Wechseln. Ein Verzeichniß der entwende ten Effecten liegt der Oberpostdirection vor. Auf die Ermittelung der Diebe ist eine Belohnung von 500 Thlr. ausgesetzt. Mundenheim (Pfalz), 18. Febr. Vergangenen Sonntag war hier, wie man der „Rhetnpf." schreibt, eine Versammlung des social-demokratischen Ar beitervereins. Ein Redner rief: „Wir find heute schon so stark, daß wir die Regierung stürzen können!" Der anwesende Polizeicommissär machte Einwen dungen dagegen, beruhigte sich aber auf die Erklärung deS Redners, er unter scheide streng zwischen Können und Wollen. Oesterreich. Darf man dem Petersburger Correspondenten der „Nordischen Presse" glauben, so steht eine neue Dret-Kaiser-Zusammenkunft «ahe bevor. Diesem Correspondenten zufolge würden nämlich zum Geburtsfeste de- Kaisers Alexander — 17. April a. St. — nicht nur der Kaiser von Deutschland, son dern auch Kaiser Franz Joseph in der russischen Hauptstadt erwartet. Wäh rend der Weltausstellung stünde uns dann wahrscheinlich die dritte Drei-Katser- Entrevue bevor. Frankreich. Part». Vor eine« Monat ungefähr gelang eS der Polizei, dm Haupt mann einer Räuberbande, die seit einiger Zeit die französische Hauptstadt unsicher machte, festzunehmen und durch die Geständnisse, welche derselbe ablegte, zur Verhaftung seiner Spteßgenossen zu gelangen. Dieselben hatten sich aller mög lichen Verbrech rn schuldig gemacht und waren bis zu Einbruch und Mord