— 75 — Kapitalien, die etwa durch den Tod eines Erblassers oder sonst auf eine Weise flüssig wurden, die Hand legten und sic unter dem Namen eines Zwangsanlehens konfiszierten und daß sie später zur Münzverschlcchteruug Zuflucht »ahmen. Die böhmische Armee war dem Grafen Buquvi bis Budweis gefolgt und da seine Trnppen durch die Kriegsstrapazeu sehr bedeutende Verluste erlitten hatten, so konnte sich Thurn damit begnügen, bloß ein Beobachtungskorps unter Hohenlohe gegen ihn aufzustellen und mit dem anderen Teile der Armee nach Österreich vvrzurücken, um, wie man in Böhmen Plante, durch einen Handstreich Wien zu gewinnen und die Entscheidung schnell herbeizuführen. Graf Heinrich Schlick überschritt am 25. November die öster reichische Grenze mit 4000 Mann als Avantgarde und bahnte den Weg für die nachfolgenden Truppen. Meilenweit verbreitete sich der Schrecken vvr diesem Einbruch, in Wien selbst empfand mau die Wirkung desselben in zahlreichen Übelständen und in der eigenen Bestürzung. Die Zustände in Ober- und Nieder österreich, die schon früher für den Kaiser bedrohlich waren, ver schlimmerten sich jetzt zusehends, die ständischen Wortführer, darunter namentlich der Freiherr von Tschernembl in Oberöster- rcich und Herr von Thonradcl in Niederösterreich, führten die feindseligste Sprache. Würde es auf diese Mäuucr uud ihre Freunde angekommcu sein, so würde das Erzherzogtum sich dem Aufstande angeschlossen haben. Da sich aber selbst unter den protestantischen Edellcutcn die alte Anhänglichkeit an das ange stammte Herrscherhaus geltend machte, so konnten die Feinde desselben noch keine offene Rebellion zu Stande bringen, und der Einmarsch der Böhmen hatte nur zur Folge, daß der Kaiser mehr als je mit allerlei ständischen Fprderungeu bedrängt wurde. Zum Glück minderte sich bald die Gefahr, die von der böhmischen Armee drohte. Die Unwegsamkeit der Straßen, sowie der Mangel an Proviant uud der nötigen Kleidung in der kalten Jahreszeit verleideten ihr die Lust zum weiteren Vvrrücken. Um so eifriger waren die Böhmen jetzt darauf bedacht, die