44 artigen Notwendigkeit Rechnung und betrauten einen der Direk toren aus dem Herrenstande, Wenzel Wilhelm von Ruppa, mit dem Präsidium. Die Wahl traf in der That den bedeutendsten Mann, den die Direktorialregierung aufzuweisen hatte; seit mehreren Jahren hatte er sich in den vordersten Reihen der Opposition bemerkbar gemacht und war im Lande allgemein bekannt gewor den. Für die Verhandlungen mit dem Auslande, die in der nächsten Zeit in den Vordergrund treten mußten, war er eine geeignete Persönlichkeit, denn er sprach und schrieb mit großer Gewandtheit mehrere Sprachen; auch für die innere Verwaltung war er eine tüchtige Kraft, da er sich praktisch in derselben geschult hatte. Seine Kenntnisse und die Art und Weise seines Auftretens bewirkten, daß die pfälzischen Agenten schon vor dem Ausbruche des Aufstandes ihre Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet hatten. Was Thurn betrifft, so befand er sich nicht in der Reihe der Direktoren, da er für eine hervorragende Stellung bei der Or ganisierung des Heerwesens ausersehen war. Wenn irgend jemand berufen schien, an die Spitze des Landes zu treten und die Zügel der Regierung zu erfassen, so war das bei ihm der Fall. Er hatte seit Jahren den Aufstand geschürt und hatte sich schließlich um die Gnade oder Ungnade des Kaisers nicht bekümmert und seinen Bruch mit der Dynastie durch den Fenstersturz auf eine nimmer gut zu machende Weise besiegelt. Sein Name war in Böhmen in Aller Munde, er genoß das größte Ansehen und schien also aus ersehen in die Fußstapfen eines Georg von Podebrad zu treten, wohl nicht, um die Krone auf sein Haupt zu setzen, aber doch um als Gubernator bis zu einer neuen Königswahl die Geschicke des Landes zu lenken. Eine solche Stellung ging jedoch über seine Kräfte und er selbst hat sich nie nach ihr gesehnt. In dem Augenblicke, wo die provisorische Regierung geschaffen wurde, bemühte er sich keineswegs, an ihre Spitze zu treten, sondern beschränkte sich auf das Kommando der Armee. Der Grund war unzweifelhaft der, daß er der Sprache des Landes nicht voll-