Eine passende Handhabe zur Herbeiführung einer solchen Spaltung bot die seit dem Jahre 1609 geltende gottesdienstliche Ordnung. Dem Volke war Nom Utraquismus her die Anhäng lichkeit an die feierlichen Ceremonien der katholischen Kirche geblieben, die größere Einfachheit, die seit 1609 im Gottesdienste beobachtet wurde, verstieß gegen tief eingewurzelte Neigungen und Erinnerungen. Um nun durch Benützung dieser Stimmung eine Zersetzung des Protestantismus herbcizuführen, lud der Sekretär der königlichen Kanzlei, Michna, eine Anzahl Geistlicher, denen er Mangel an Festigkeit und Vorliebe für die alten Ver hältnisse zutraute, zu vertraulichen Besprechungen in sein Haus ein und wußte allmählich mehrere derselben dahin zu bereden, daß sie den Kaiser in einer Bittschrift um die Wiederherstellung des Utraquismus baten. Mit derselben sollte ein inniger An schluß au die katholische Kirche Hand in Hand gehen nnd der Erz bischof als kirchliches Haupt auch von den Utraquisten anerkannt werden. Bevor noch etwas von dieser Bittschrift und den damit im Zusammenhänge stehenden Plänen verlautete, wagte der Pfarrer von St. Nicolans ans der Altstadt, offenbar einer der Gewonnenen, öffentlich einen entscheidenden Schritt zu thutt: er feierte das Auferstehungsfest am Charsamstag wie die Katholiken, indem er einen feierlichen Umzug mit der Hostie veranstaltete. Das Staunen der Protestanten und ihre Wut war nicht größer, als die Freude der Katholiken über die Bresche, die sie in die Festung ihrer Gegner geschossen hatten. Als die Statthalter nach Wien berichtet hatten, daß sich die Defensoren weigerten, den Protestantcntag rückgängig zu machcu, bekamen sie neuerdings die Weisung, dieselben vor zuladen und ihnen aufzutragen, die anberanmte Versammlung abzubestellen. Der Ton dieses kaiserlichen Schreibens war gegen das vom 21. Mürz merklich hcrabgestimmt, es vermied alte Drohungen und machte auch dadurch eine» milderen Eindruck, daß es die Ankunst des Kaisers in Prag in Aussicht stellte. Ihrem Auftrage gemäß ludeu die Statthalter die iu Prag anwesende» Gindcly, Mjährigcr Krikg. I. 3