32 den Statthaltern auf der Kanzlei einzufinden, um den Inhalt desselben kennen zu lernen und sich darnach zu verhalten. Die Defensoren kamen und entfernten sich mit dem Versprechen einer baldigen Antwort und gaben dieselbe schon nach drei Tagen dahin ab, daß es ihnen nicht möglich sei, dem Befehle des Kai sers nachzukommen, da die auf den 21. Mai anberaumte Zusammenkunft zu Folge eines Beschlusses des im März abge haltenen Protestantentages stattfinde und es nicht in ihrer Macht stehe, diesen Beschluß rückgängig zu machen. — Mit den Dro hungen und Befehlen des kaiserlichen Schreibens und mit der Vorladung der Defensoren waren die Maßregeln der Regierung gegen die Protestanten nicht erschöpft. Ihre Absicht ging auf die völlige Trennung der königlichen Städte vom Adel, damit wenn der Protestantentag zu Stande kommen sollte, wenigstens Niemand aus dem Bürgerstande sich an demselben beteilige. Ihre Bemühung war insofern von Erfolg begleitet, als einige Städte, mit Prag an der Spitze, sich in regierungsfreundlichem Sinne äußerten. Berauscht von ihrem in der Hauptstadt erlangten Erfolge, wollte die Regierung jetzt auch den Versuch wagen, ob sic nicht einen Zwiespalt unter dem protestantischen Klerus herbeiführen rind einen Teil desselben zur Wiedcrannahme des seit dem Jahre 1609 abgeschafften Altutraguismns bewegen könnte. Die Utraquisten hatten sich im Jahre 1609 insgesamt zur böh mischen Konfession bekannt, selbstverständlich war dies weder von Seite der Geistlichkeit noch der Laienwelt mit durchwegs gleichem Eifer geschehen; unter beiden Klassen gab es zahlreiche Personen, die gegen die längere Dauer des alten Utraquismus nichts cin- gewendet hätten. Das Geschlecht dieser Gleichgiltigen oder gegen die Neuerungen minder günstig Gesinnten war noch nicht aus gestorben und eine geschickte Einwirkung konnte viele von ihnen zur Lossagung von der böhmischen Konfession und zur neuer lichen Auspflanzung des alten utraquistischen, durch die Geschichte und das Andenken an Hus in den Augen der Menge noch immer ehrwürdigen Banners veranlassen.