— 30 zu machen, oas ihnen im Jahre 1609 erteilt worden war und nach dem sie in wichtigen Fällen die protestantischen Stände des Landes zu einer gemeinsamen Beratung cinberufen durften. Wenn eine solche Berufung je geboten schien, so war gewiß jetzt der Augenblick gekommen. Die Defensoren beriefen also einen Protestantentag auf den 5. März 1618, zu dem sich zu meist nur Edelleute einsanden, da die königlichen Städte von der Beschickung desselben durch den Landesunterkämmerer und andere hochgestelltePersonen abgemahnt wurden, so daß nur eine geringe Zahl den Mut hatte, den Tag zu beschicken. In der ersten Sitzung, die am 6. März abgehalten wurde, dankte der Graf Thurn den Anwesenden für ihr bereitwilliges Kommen und las darauf eine längere Schrift vor, welche die Bedrückungen der Protestanten ans den geistlichen nnd königlichen Gütern erörterte und die Vergeblichkeit der bisher gemachten Versuche um Abhilfe nachwies. Die Audienz in Brandeis, die zerstörte Kirche in Klostergrab, die Brannaner Bedrückungen bildeten die hervor ragendsten Kraftstellen des Vortrages. Nach Beendigung desselben stellten die Defensoren die Frage, auf welche Weise den bisherigen Leiden ein Ende zu machen sei. Die Anwesenden lehnten jedoch die Beantwortung derselben ab und verlangten vielmehr die Meinung der Defensoren zu hören. Nachdem hierüber durch mehrere Tage verhandelt worden Ivar, wurde eine Eingabe an die Statthalter und für den Fall, daß sie fruchtlos sein sollte, eine solche an den Kaiser beschlossen. Da die Statthalter die ihnen überreichte Schrift unverweilt abschlägig beschieden, so beschloß der Protestantentag, sich nicht bloß an den Kaiser selbst zu wenden, sondern gleichzeitig ein Gesuch an die Stände der böhmischen Ncbenländer abzuschickcn nnd sie um ihre Fürbitte bei dem gemeinschaftliche» Könige zu ersuchen. Gelang es ihnen, die Teilnahme der Nachbarn wach zurufen, so traten sie aus ihrer Abgeschlossenheit heraus und der Kaiser hatte cs mit der ganzen Krone zu thun. Man beeilte sich nnn, sämtliche Schreiben an ihre Adresse zu befördern.