Nach Beendigung seiner Studien in Ingolstadt übernahm Ferdinand die Regierung in noch nicht vollendetem l7. Jahre, obwohl er dies erst nach dem 18. Jahre hätte thun sollen. Bald darauf trat er wie zur Vorbereitung eine Reise nach Italien an, traf auf derselben mit dem Papste Clemens Vlll zusammen, von dem er mit großer Auszeichnung behandelt wurde, und ging dann nach dem berühmten Wallfahrtsorte Loretto, wo er nach den Versicherungen seines Beichtvaters Lamormain das Gelübde ablegte, das; er selbst mit Gefahr seines Lebens alle Sekten und Irrlehren aus deu von ihm ererbten Ländern vertreiben wolle. Nachdem er in Florenz seiner Schwester, der dortigen Groß herzogin, einen Besuch gemacht hatte, kehrte er nach Graz zurück. Seine Frömmigkeit steigerte sich jetzt und in den fol genden Jahren zusehends. Dem Gebete und frommen Betrach tungen widmete er täglich mindestens zwei bis drei Stunden: nach einem längeren Morgengebete hörte er nach einander zwei Messen an, wohnte auch dem Nachmittagsgottesdienste bei, wid mete während des Tages eine bestimmte Zeit der Gewissens- crforschung und schloß endlich diese geistlichen Übungen mit einem Nachtgebete. An Sonn- und Feiertagen hörte er regel mäßig zwei Predigten an und außerdem war die Lektüre frommer Bücher vielleicht die einzige literarische Beschäftigung, der er seine Aufmerksamkeit zuwendete. Er versicherte häufig seinem Beichtvater, daß er nm keinen Preis die Interessen der Kirche schädigen und lieber betteln gehen als seiner Pflicht zuwider handeln wolle. Den Rat des Beichtvaters und einiger hervor ragender Theologen des Jesuitenordens suchte er in allen wich tigen Angelegenheiten nach. Wenn man nnn frägt, in welcher Weise er sich als Herrscher geberdete, so entspricht die Antwort seiner Erziehung und seiner Frömmigkeit. Er entfaltete nie eine geregelte und eingreifende Thätigkeit in den Finanzen, in der Leitung der inneren Ange legenheiten oder im Kriegswesen, sondern beschränkte seine Teil nähme an den Regierungsgeschäften ans die Beteiligung an den