Herrscher beibehalten würde, sondern der durch seine bisherigen Leistungen den Beweis geliefert hatte, daß er nicht blos zur Verteidigung, sondern auch zum Angriffe entschlossen sei. Zur Orientierung unserer Leser wollen wir es versuchen, ein Bild von diesem Prinzen zu entwerfen, wie er sich bis dahin ent wickelt hatte und in dem erstell Viertel des 17. Jahrhunderts der Welt kenntlich machte. Ferdinand, als Kaiser später der zweite dieses Namens, war der älteste Sohn des Erzherzogs Karl lind der bairischen Prinzessin Maria. Karl, dem bei der Teilung, die sein Vater Ferdinand I mit seinem Länderbesitz vorgenommen hatte, Steier mark, Kärnten und Krain zugefallen war, starb schon im Jahre 1590, als sein ältester Sohn erst zwölf Jahre alt war, so daß eine vormundschaftliche Regierung eintreten mußte. Der jugendliche Prinz setzte mittlerweile, seine Studien, die er unter der Leitung der Jesuiten in Graz begonnen hatte, an der Universität Ingolstadt, die gleichfalls unter jesuitischer Leituug stand, fort, bewährte hierbei nach den Versicherungen seiner Lehrer einen anerkennenswerten Fleiß und machte tüchtige Fortschritte in den mathematischen Wissenschaften. Vor allem aber zeigte er eine tiefe Religiosität und war unermüdlich im Kirchenbcsuche, in der Beteiligung an Prozessionen und im Gebete. Er hatte eine mönchische Anlage in sich, die ihn den jugendlichen Vergnügungen abhold machte, und zu asketischen Betrachtungen und einer abtötcndcn Lebensweise hinzog. Diese seine natürliche Anlage brachten die Jesuiten zur vollen Entwickelung, ohne sich über die Nachteile klar zu werden, die sie dadurch ihrem Zöglinge zufügten, da sie ihn minder tauglich für die Stellung machten, zu der er berufen war. Denn indem sich Ferdinand einer skru pulösen und zeitraubenden Frömmigkeit hingab und an derselben sein ganzes Leben lang festhielt, erwarb er sich nicht die für einen Herrscher wünschenswerten Eigenschaften und brachte cs wegen seiner mangelhaften Erziehung zu keinem richtigen Ver ständnis; für die Geschäfte des Krieges und Friedens.