— 261 — tragte der Kaiser eine nicht namentlich bekannte Persvn mit der Erstattung eines Gutachtens, welches sich so ziemlich in den Spu ren des böhmischen und mährischen bewegte, dem Kaiser also die Nichtbeachtung der politischen Freiheiten des Landes, die Festi gung seiner obersten Autorität und seines Erbrechtes, endlich jegliche Vorschubleistung der Katholiken und eine schrittweise Ver folgung der Protestanten, namentlich der Knloiner, empfahl. Da jedoch der Kurfürst von Sachsen durch dcu Accord die Durch führung dieser Ratschläge unmöglich gemacht hatte, so wurde das Gutachten beiseite gelegt, bildete aber trotzdem in den späteren Jahren die Richtschnur bei manchen Maßregeln der Regierung. Vorläufig wollte mau iu Wien einen Fürstentag nach Bres lau berufe», um auf diesem die Aussöhnung durch eine Art Wicdercrneuernug der Huldigung besiegeln zu lassen. Der Kur fürst von Sachsen kam diesem Wunsche nach, indem er bei dem Fürstentage, der am 3. November 1621 zusammentrat, die Stelle des Kaisers vertrat und von den höheren Ständen mittelst Hand schlags die Versicherung entgcgennahm, daß sie sich fortan treu benehmen wollten. In den folgenden Tagen wurde mit den Ständen wegen einer erhöhten Steuerleistnng verhandelt und die Einigung dahin getroffen, daß sic sich zn einer Bierstcner, zur Zahlung von 200000 Thalern innerhalb zweier Jahre und zu einem Beitrage von 100 000 Thalern auf die Unterhaltung der ungarischen Grenzfcstnngen während dreier aufeinander folgender Jahre verpflichteten. In der Folgezeit machten sie die Erfah rung, daß erhöhte Zahlungen fortan auf der Tagesordnung standen. Wir wollen mir noch mit einigen Worten andeuten, in welcher Weise der Sieg gegen die Österreicher nnsgebeutct wurde. Nach der Schlacht auf dem weißen Berge mußte sich jedem die Überzeugung aufdrängen, daß die Regierung sich nicht mehr mit der Verfolgung derjenigen begnügen werde, die in Retz die Schutzherrschaft über Österreich den: Pfalzgrafen ange tragen hatten, sondern daß eine allgemeine Untersuchung gegen