10 sich der Kaiser, aber der gethane Schritt konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden, wie sehr Khlesl dies auch gewünscht hätte. Daß die Gefahren, um derentwillen Ferdinand und seine Anhänger die Bestimmnng der Nachfolge betrieben, nicht blos eingebildet waren, erfahren wir in verläßlichster Weise aus dem Be richte eines diplomatischen Agenten, des Freiherru Christoph von Dohna, den der Kurfürst von der Pfalz zu Anfang des Jahres 1617 nach Böhmen und Österreich geschickt hatte, nm die dortigen Ver hältnisse zu studieren. Die pfälzische Partei setzte schon im Jahre 1608 große Hoffnungen auf die Zerwürfnisse in Österreich, sie hatte damals die innigsten Verbindungen mit den protestantischen Parteihäuptern angeknüpft und wollte dieselben nun ver werten. In dem Berichte, den Dohna über seine Reise erstattete, schilderte er die österreichische Monarchie als in voller Auflösung begriffen, jedes einzelne Land habe seinen Prätendenten, der nur auf den Tod des Kaisers lauere, uni sein Hanpt zu erheben. In Ungarn würde ein Prinz, der etwas magyarisch verstünde, mit Aussicht auf Erfolg sich um die Krone bewerben können, auf Mühren und Österreich spekuliere der Fürst von Liechtenstein; die deutsche Union aber genieße das höchste Ansehen in diesen Ländern und man wünsche, daß sie mit ihren Mitteln sparsam sein möchte, damit sie, wenn sie einmal das Schwert aus der Scheide ziehe, ausharren könne. — Gleichzeitig kam auch der pfälzische Rat Camerarius nach Prag, frischte die alte» Verbindungen auf uud mahnte die Freunde, um keinen Preis in die Erhebung Ferdinands einznwilligen. Gefahr für die Habsburger war also unbestritten vorhanden. Die Ausschreibung des Landtages zur Bestimmnng der Nachfolge erregte in Böhmen großes Aufsehen nnd rief eine mächtige Bewegung nnter den Parteien hervor. Die Katholiken begrüßten diesen Schritt mit nnverholcner Freude, denu es wurde ihneu die Herrschaft eines Prinzen in Aussicht gestellt, der den Protestanten gegenüber nicht die ohnmächtige Haltung der letzten