Stadthauptmann Herman Cernln den Befehl erteilte, die luthe rischen Geistlichen und Lehrer von Prag vorzurufen nnd ihnen das betreffende Drekret mitzuteilen. Ecrnin kam dem Auftrage nach und teilte den Vorgeladencn mit, daß sie sich aller Funk tionen enthalten und binnen vier Tagen Prag und das Land raumen müßten. Obwohl dieselben um eine Verlängerung der Frist baten, da es ihnen unmöglich sei, in so kurzer Zeit über ihre Habe und ihre Familien zn verfügen, so wurde der Termin doch nur um einen Tag verlängert. Arif einem einzigen Wagen aufgepackt und eskortiert von einer Soldatenabteilung traten sie die Reise am 29. Oktober 1622 an und schlugen ihren Weg nach Dresden ein. Eine nach Tausenden zählende Menschen menge gab ihnen das Geleite über eine halbe Meile Weges nnd als es nnn znm Scheiden kam, bestieg M. Lippach, der Führer der Ausgewiesenen einen Hügel und nahm nach einer ergreifen den Rede einen thrünenreichen Abschied von den Zurückbleiben- den. Eine Sammlung, die bei dieser Gelegenheit unter denselben »»gestellt wurde, ergab 400 Gulden, die dem scheidenden Pastor eingchändigt wurden. Zu gleicher Zeit wurden auch die Pasto ren und Schulmeister aus Brüx vertrieben. Den folgenden Tag, nachdem das Ausweisungsdekretden luthe rischen Geistlichen mitgetcilt worden war, traf das Damoklesschwert auch den Rektor und die Professoren der Prager Universität. Der Kaiser erließ den Befehl, daß die Anhänger der böhmischen Konfession die Uuiversitätsgebände rnnmen und dieselben, so wie alle übrigen Besitzungen den Jesuiten als den nunmehrigen Lei tern der Universität übergeben sollten. Die auf die Entfernung der protestantischen Geistlichkeit gerichteten Maßregeln wurden zn Ende des Jahres noch dadurch vervollständigt, daß Liech tenstein einen Befehl publizierte, dem zufolge alle Geistlichen uichtkathvlischer Konfession anS ganz Böhmen ausgewiesen wur den. Das Refvrmativuswerk war damit zur Hälfte beendet und die katholische Geistlichkeit konnte jetzt eine eingehende Wirksam keit ausüben, ohne einem Widerspruche zu begegnen. Die größte