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227 bcn, kein Verkehr auf den Straßen und kein Geräusch iu den Hänsern, da alle Arbeit rnhte. Ans dem Wege van den Schauz- mauern bis zum Rathaus, der ungefähr eine halbe Stunde lang ist, begegnete der Kapitän kaum einigen Menschen an den Thoren der Häuser, oder erblickte hie und da ein furchtsam und neugierig am Fenster lauerndes Gesicht. Der Schrecken über die furchtbare Niederlage und die Angst vor den kommenden Ereig nissen übten diesen lähmenden Eindruck aus. Während Maximilian und Bugnoi ihre Anordnungen trafen, hatten sich die Vertreter der Prager Städte und die in Prag anwesenden Stände versammelt und dahin geeinigt, die Sieger durch eine Deputation begrüßen zu lassen und ihnen die Unter werfung anzuzeigen. Die Kleinseitner waren die ersten, die diesen Entschluß durchführten, sie schickten ein Schreiben an Maximilian, in welchem sie ihn ihrer Freude über seinen Sieg und seine An kunft versicherten. Etwas später traf ein Schreiben der Stünde ein, in dem zwar auch von keinem weiteren Widerstande die Rede war, aber Maximilian doch um eineu dreitägigen Waffen stillstand ersucht wurde. Seine Antwort war kürz und ablehnend, er erklärte dem Boten, daß er den Ständen nicht drei Stunden zugcstehen werde, cs sei an ihnen, sich ohne Zögern und unbe dingt zu unterwcrfeu. Da mau sich im Laufe des Vormittags des Ncichsthorcs und der anliegenden Schanzen bemächtigt hatte, so stand dem Einmärsche der Sieger kein Hindernis entgegen und in der That hielt Buquoi schon nm 11 Uhr Vormittags seinen Einzug iu die Stadt und um 1 Uhr Nachmittags folgte ihm Maximilian. Die Soldaten stürzten sich ans die im Schlvßhvfe anfgestellten und vvllbepacktcn Wagen, die der Pfalzgraf nicht mehr hatte retten können, sowie in die unbewohnten Gemächer und erbeute ten neben der zurückgebliebenen königlichen Garderobe und zahl reichen Gerätschaften von Gold und Silber einen Teil der gehei men Kanzlei, durch die der Kaiser zur Kenntnis aller seit Jahren auf sein Verderben gerichteten Verhandlungen gelangte. Am lü*