213 es aber beiden Feldherren in der darauffolgenden Nacht ihre Truppen bis unmittelbar an das feindliche Lager zu führen, rasch die nötigen Verschanzungen aufzuwerfen und so gedeckt den Feind im offenen Felde zu belagern. Da man auch damit nicht zum Ziele gelangte, so beschloß mau abzuschweuken und den Marsch durch eine neue Umgehung des Feindes nach Prag fvrtzusetzen. Es gebrach jedoch an Lebensmitteln und so mußte man zuerst die Zufuhr der Prodiantkolonnen abwarten. Man vertrieb sich auf kaiserlicher Seite die unfreiwillige Muße damit, daß man dem Feind höhnende Beschimpfungen zurief und Worte wie Ketzer, Nebelten, Bauern, Komödianten tönten den ganzen Tag zu ihm hinüber. Die Böhmen blieben die Ant wort nicht schuldig und betitelte» die Kaiserlichen als Papisten, Räuber, Mordbrenner und gaben den Baiern noch eine besondere Bezeichnung, indem sie sie Schweine nannten, ein Name, welcher damals auf diesen Volksstamm häufig angewendet wurde. Das homerische Gelächter, mit dem man von beiden Seiten auf die Beschimpfungen antwortete, zeigte, daß man an dieser Art von Kriegführung Geschmack fand. In diesen Tagen geschah es auch, daß der Herzog von Baiern von einem Witzbold, den er um seine Ansicht über den Ausgang des Krieges befragte, die Antwort erhielt, es werde wohl fo wie bei dem Kartenspiel gehen, lvo die San (so hieß das Aß zu jener Zeit) den König sticht. Der Gefragte deutete auf diese derbe Weise au, daß der Baieruherzvg über König Friedrich den Sieg davvutragcn würde. Mittlerweile versuchte Tilly trotz des Vvrangegangcneu Be schlusses nochmals, ob er nicht den Feind aus seiner Stellung verdrängen könne. Er griff deshalb einen bei Rakonie gelegenen und von den Böhmen besetzten Kirchhof an und cs gelang ihm, die kleine Besatzung zu vertreiben. Dagegen mißglückte ein An griff Buqnois auf jene Stelle des feindlichen Lagers, die von den Ungarn eingenommen wurde. Die glückliche Abweisung Buqnois belebte wieder den gesunkenen Mut im böhmischen Heere,