— 183 — die Türken zu Hilfe zu rufen: seiner Überzeugung nach war es das beste, wenn man sich einer wohlwollenden Neutralität von ihrer Seite erfreute und sie nicht herbeirief, denn wer bürgte dafür, daß sie im Falle des Erfolges denselben nicht für sich allein ausnützcn würden. Auf die vielfachen Mahnungen und Ratschläge Plessens beschwichtigte er seine Skrupel und erklärte sich bereit, die Türken im Falle der Gefahr herbciznrufen. Thatsächlich ging von Nensohl eine Gesandtschaft, die zum Teil aus Ungarn, zum Teil aus Böhmen und Österreichern bestand und mit ihrem zahlreichen Gefolge an 100 Personen zählte, mit großen Geschenken nach Konstantinopel, um daselbst die türkische Hilfe anzuslehen. Die Gesandtschaft trat die Reise am 27. August (It>20) an und konnte also, wie aus dieser Zeitangabe ersichtlich ist, in Konstantinopel erst am 27. November, also 19 Tage nach der Schlacht ans dem weißen Berge, eintreffen und sonach viel zn spät die Türken nm ihre Hilfe ersuchen. Sic wäre ihnen aber auch dann nicht zn Teil geworden, wenn die Entscheidung noch nicht eingetreten wäre, denn wiewohl die Gesandten sich einer freundlichen Aufnahme erfreuten und mancherlei Versprechungen zu Horen bekamen, so meinten es die Türken mit denselben nicht ernstlich, da ihre Aufmerksamkeit damals hauptsächlich von Polen nnd Persien wachgehalten wurde. Gegen diese beiden Staaten waren alle ihre Rüstungen gerichtet, an dem österreichischen Streite wollten sie sich höchstens mit Versprechungen beteiligen, da eS ihnen mir genehm sein tonnte, wenn der Kampf zwischen dem Kaiser nnd seinen Gegnern längere Zeit wütete nnd beide Teile sich so viel als möglich schwächten. Fassen nur das Resultat der Alliauzbemühungen Ferdinands und Friedrichs zusammen, so stellt sich heraus, daß der erstere außer den eigenen Mitteln mit Geld nnd Truppen von Spanien, mit Trnppen von der Liga, von Kursachsen, von Polen nnd von Toscana, mit Geld vvni Papste nnd mit Versprechungen und diplomatischen Diensten von Frankreich unterstützt wnrde. Dagegen verfügte der Pfalzgraf zur Verteidigung der böhmischen