Im dritten Bande berichte ich über die Waldsteinkatastrophc. Ich bemerke, daß ich mich der Schreibweise „Waldstcin" nnd nicht „Wallenstein" bediene und zwar aus Gründen, die meinen Lesern zutreffend erscheinen dürften; er selbst unterschrieb sich nämlich, so weit es mir bekannt ist, nie anders als „Waldstcin", und in dieser alleinigen Form wurde sein Name in Böhmen in früherer Zeit und bis auf den heutigen Tag ausgesprochen und geschrieben. Es ist demnach für einen Historiker angezeigt, diese Form auch jetzt anzuwenden, wenngleich ein dichterischer Genius die von den Franzosen und Italienern im 17. Jahrhundert gebrauchte Form „Wallenstein" zur allgemeinen Geltung brachte. Bezüglich des Verrates, der ihm gegen den Kaiser zur Last gelegt wird, Ware» die älteren Historiker mehr oder weniger von seiner Schuld über zeugt und auch Schiller giebt dieser Überzeugung Ausdruck, doch bemerkt er am Schlüsse seiner Erzählung, daß die gegen Wald stein vorhandenen Beweise nicht zwingend genng seien. In neuester Zeit hat nun Förster eine Ehrenrettung versucht und alle Anklagen gegen den berühmten Feldherrn in das Gebiet der Lüge verwiesen und nur zugegeben, daß er sich gegen den Kaiser in: Jahre 1634 habe kehren wollen, als er die Überzeugung gewonnen habe, daß man seine Absetzung plane. Sein Verrat wäre darnach nur die Folge des wider ihn beabsichtigten Un rechts gewesen und ihn: förmlich aufgezwungen worden. Die selbe Überzeugung verficht ein zweiter, bedeutender Waldstein forscher Ur. Hallwich auf Grund eingehender Studien und zahl reicher neu aufgefundener Dokumente, während ein dritter Forscher Ur. Schebeck, Waldstein sogar von jeder Schuld zu entlasten sucht. Ranke hält in seiner Biographie Waldsteins im ganzen an der älteren Anschauung fest, gewinnt aber dem Waldsteinschen Verrate eine Lichtseite ab, indem er meint, derselbe habe durch seine Verhandlungen mit Sachsen aufrichtig einen Ausgleich zwischen den Glaubensparteien angestrebt. Ein endgiltiges Ur teil über diesen Gegenstand wird erst möglich sein, wenn das ganze belastende und entlastende Urkundenmaterial, das zum Teil