— 93 — minderer Heftigkeit erhoben; der Abschied von ihm gestaltete sich sogar ziemlich frenndlich, da der Först nicht mir seine Unschuld beteuerte, sondern auch versprach, daß er fortau mit den Stän den auf Lebeu und Tod verbunden sein wolle nud dieses Ver sprechen mit einem Handschlag besiegelte. Jedenfalls regelten die Stände noch am selben Tage ihr Verhalten gegen Liechtenstein in freundlicherer Weise als gegen den Kardinal und gegen Zero- tin, denn während sie den ersteren seiner Freiheit nicht beraubten, verhängten sie über die beiden letzteren einen Hausarrest und ließen sie in ihrer Wohnung durch eine Abteilung MuSkctiere überwachen. Von diesem Augenblicke an hatte Aerotln seine Nolle aus- gcspielt, er gehörte nun zu de» politisch Toten. Er hatte mit seltener Ausdauer den Frieden zu erhalten und die Gegensätze zu versöhnen gesucht, unbekümmert darum, daß er sich die Sym pathien seiner Partei entfremdete und sich dem Verdachte ans setzte, als ob er ein Verräter an der eigenen Überzeugung ge worden wäre. Nachdem es zum äußersten gekommen war und die Parteien nur auf ihren gegenseitigen Untergang abzielten, war seine Friedcnsmissivn zu Ende. Seine wahre Neigung und sein religiöses Bekenntnis hätte ihn jetzt den Protestanten in die Arme führen müssen, er wollte aber nichts von dieser Verbindung wissen. Ob seine Überzeugung von der Verwerflichkeit der Gründe die zum Aufstande geführt hatten, so tief war, daß sie durch nichts erschüttert werden konnte, oder ob er vielleicht den neue» Familicnbanden, in die er durch eine Heirat mit dem Wald- steinschen Geschlechte geraten war, zu sehr Rechnung trug, wer mag dies wissen? Jedenfalls gehörte er jetzt zur Partei des Königs, aber nicht mehr wie früher als thätiges Mitglied in dessen Rate, sondern als stummer Schützling. Ferdinand, von den Ständen auf das äußerste bedroht, brauchte keine Vermittler mehr, sondern energische Feldherren und als der Sieg sich für ihn erklärt hatte, brauchte er nur Untersuchungsrichter und Re formationskommissärc, die dem zu Boden liegenden Gegner vol lends den Kopf zertraten.