— 89 — Tageii eine Gesandtschaft ans Breslan nach Prag gekommen war, welche sich an dem Egerer Jnterpositionstage beteiligen sollte, so wurden mit ihr Verhandlungen über ein engeres Bünd nis eingeleitet, welche zu dem gewünschten Resultate führten. Die Gesandten versprachen, daß sich Schlesien mit allen Kräften dem Aufstande anschließen werde, wenn sie die Versicherung er hielten, daß ihr Land in den: Verbände der böhmischen Krone dieselben Rechte würde in Anspruch nehmen können, wie Böhmen. Ihre Ansprüche bezogen sich zunächst auf das Recht der Königs wahl. Für den Fall der Neubesetzung des Thrones sollte sie nicht von den Böhmen allein vorgenommen, sondern auch die Neben- länder hiezu berufen werden. Weiter verlangten sie eine Tren nung der königlichen Kanzlei in zwei gleichberechtigte Teile, einen böhmischen und einen schlesischen, mit einem Worte, sie verlang ten die Errichtung zweier Ministerien des Innern. Von böh mischer Seite konnte man diese Ansprüche nicht bekämpfen, da man der Überzeugung Ivar, daß man dem Aufstand ohne Bei hilfe der anderen Länder nicht zum Siege verhelfen könne, und deshalb versprachen die Direktoren, die schlesischen Wünsche beim böhmischen Landtage zn befürworten und ihre Gutheißung zn bewerkstelligen. In Folge dessen wiesen die Schlesier die An sprüche Ferdinands auf Übernahme der Regierung in ihrem Lande unter dem Vorwande zurück, daß dies erst daun geschehen könne, wenn er sie in Böhmen übernommen habe. Anch mit der Lausitz brachten die Direktoren eine Vereini gung zu Stande, durch welche sich diese zur Stellung eines Truppenkontingentes verpflichtete, welches an der Seite Böhmens den Streit mit Ferdinand ausfechten sollte. Von größter Wichtigkeit für das Gedeihen des Aufstandes war der Anschluß vvu Mähren, auf-den man bisher so fest und doch vergeblich gehofft, weil Karl von Zervttn seinen ganzen Einfluß für die kaiserliche Sache aufgebvteu hatte. In Böhmen glaubte man jetzt nicht anders zum Ziele zu kommen, als wenn man einen bewaffneten Einfall in das Nachbarland versuchen