Volltext Seite (XML)
Vor einem Bilde. Dort glänzt ein Marmorbild aus Rosenranken . . . Ihr Frauen führt mich nicht, ich geh allein. Bedenkt, ich bin wie eine jener Kranken, Die schlafend wandeln, nachts bei Mondenschein. O laßt mich schlafen! Wachen wäre Pein, Ich könnte sie mit klarem Sinn nicht tragen, Sie müßte wie der Blitz ins Herz mir schlagen! Ihr Frauen führt mich nicht, ich geh allein. Hier will ich still auf den Geliebten warten, Hier rauscht das blaue Meer und lullt mich ein . . . Sie sagen, er sei tot . . . In meinem Garten Umarm ich nur sein weißes Bild von Stein. Die Frühlingsnacht hat es getan: Sie lockte süß, sie lockte leis. Dein roter Mund war schuld daran: Er bat so sanft, er warb so heiß. In unsern Schläfen sang das Blut. Wir setzten unser Leben ein Mit leichtem Sinn und freiem Mut: Wir wollten einmal selig sein. Der Taumel war in unserm Blick, Ich hob den Becher, trank Dir zu, Du lachtest auf in wildem Glück, Und Du warst ich, und ich war Du! Wir hörten nicht des Warners Ruf, Wir hörten nicht des Spähers I'ritt, Ich pries den Gott, der Dich erschuf, Es jubelten die Himmel mit. Der Liebe zauberstarke Macht MitRausch undTraum uns ganz umspann. Es fiel ein Schuß in tiefer Nacht. Ich küßte einen toten Mann . . . Du nahmst meinen Frühling, Du nahmst meine Freuden Mit Dir in das Grab. Du gabst mir die Qual: Es gellte ihr Schrei Durch einsame Nächte. Du gabst mir das Leid: Es barg sich stumm In tiefster Not. Du gabst mir die Liebe, Die sühnet und harrt, Bis Du meine weißen Hände Halten darfst, Bis ich Dich mit reinen Lippen küsse, Bis wir uns in Ewigkeit vereinen. Von Weltenanfang Zum Weltenende Ist nur ein Tag. Du gabst mir die Liebe! Paul Althoff.