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170 - Wenn nun nach der Verordnung vom 1S. Juni 1833 die Obrigkeiten dm Unterhalt der «»gestellten VezirkShebammeo sicher zu stellen Habens so wird mit Ntcksicht auf die Bestimmungen in § 2 und 3 dieser Verordnung hierdurch zur Nachachtung bekannt gemacht, daß Wöchnerinnen, welche einer andemr ass der für den hiesigen städtischen Bezirk angestellten 3 Hebammen sich bedienen, dieselben mit je 20 Reugroschen zu entschädigen haben. Lößnitz, am 19. Februar 1873. Der Rath der Stadt L S ß « itz. > ' ' vr Krauße. (1571-73) DaS derzeit erledigte hiesige Bürgermeisteramt soll alsbald mit einem Juristen anderweit besetzt werden. Der JahreSgehalt der Stelle ist einschließlich der Auslösung für den ErpeditionSaufwand auf 800 Thaler festgesetzt und steht ihrem Inhaber die Aus übung der advocatorischm Praxis und zwar unter zu erhoffender höherer Genehmigung in ihrem vollen Umfange zu, für die in Ermangelung irgend einer vovi» nckvoeatorum hierorts, wie in der Nachbarschaft und bei der Lage hiesiger Stadt inmitten mehrerer, nahe lugender Gerichtsämter die günstigsten Aussichten ge- geben sind. Diejenigen Herren Juristen, welche sich um gedachtes Amt zu bewerben gesonnen sind, werden ersucht, ihre hierauf bezüglichen Eingaben unter Beifügung ihrer Zeugnisse ehebaldigst und spätestens bis zum IS. Marz dieses Jahres hier einzureichen. Elterlein, am 3. Februar 1873. Der S t a d t r a t b. In JnterimSverwaltung: C. H. Threrfelder. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin, 18. Febr. OfficiöS wird gemeldet, daß der Kaiser neuerdings gegen Mitglieder des Heeres, welche bei Gründungen und industriellen Unter nehmungen betheiligt find, sehr entschiedene Schritte gethan habe. Berlin. DaS Herrenhaus wird erst die Frage diScutiren, ob es in die Untersuchungscommission nach dem Wunsche des Monarchen 2 Mitglieder wählen solle. Als Referenten über diese hochnothpeinliche Frage wurden der Oberbürgermeister Berlins Hobrecht, und ein Herr von Tettau ernannt. Ist die Commission ernannt, so wird die ganze Affaire wohl eine geraume Zeit ruhen. Die Commission wird leider wahrscheinlich nicht öffentlich verhandeln, wie es eine parlamentarische Untersuchung gethan haben würde. DaS ganze osficiöse Bestre ben in Berlin geht jetzt stchibar dahin, das Publikum zu beschwichtigen und die rechte lästig gewordene Controle durch die Oeffentlichkeit abzuoämpfm. Mit herz lichem Händedruck sind nach der Sonnabend-Sitzung des Abgeordnetenhauses der Ministerpräsident Graf Roon und der HandelSminister Graf Jtzenblitz von LaSker nach einer langen und freundlichen Privatunterhaltung geschieden. Bis marck sträubt sich, wie osficiell berichtet wird, an die Schuld Wagener'S, an den er durch jahrelange Amtsführung gewöhnt ist, zu glauben, wenn nicht die zwingend sten Beweise von dessen Schuld vorliegen. Spitzeder, wollte sagen Wagener, hat eine höchst unbefriedigende Erklärung seines Verhaltens in der pommer'schen Etsenbahnfrage veröffentlicht. Gumbinnen, 15. Febr. Bei einem hiesigen Elementarlehrer wurde vom Bataillons-Commando angesragt, ob er geneigt wäre, 8—9 Unterofficiere in Deutsch, Rechnen, Schreiben und einige derselben auch in Französisch wöchentlich vier Stunden zu unterrichten. Der Lehrer erklärte sich bereit dazu uns »erlangte als Honorar 8 Thlr. monatlich. DaS RegtmentS-Commando in Königsberg antwortete auf den hierauf bezüglichen Bericht des Bataillons-Eommando etwa Folgendes: „ES wundere sich sehr über das hohe Honorar, da in Bartenstein et» Lehrer nur 3 z Thlr. verlangt hätte. UebrigenS wäre der Unterricht doch gar nicht zu schwierig, da eS doch nur darauf arkäme, den Leute» die noth- wendigsten grammatischen und stylistischen Regeln beizubringen, sie in der An- ftrttauna von Geschäftsbriefen und Berichten, überhaupt im mündlichen und schriftlichen Ausdrucke sicher zu machen. Dieses Ziel müsse in höchstens drei Monaten erreicht sein." AlS Honorar wurden 4 Thlr. monatlich festgesetzt. Selbstverständlich schlug der betreffende Lehrer dieses Anerbieten aus, und selbst, verständlich ist eS auch, daß keiner seiner College» darauf eingehen wird. Also um den Soldaten die verschiedenen Wendungen und Griffe beizubringen, dazu brauchen die Herren vom Militär 3 Jahre Zeit, ein Lehrer soll eine ähnliche Arbeit auf geistigem Gebiete in 48 Stunden überwältigen, und dazu noch für solchen Lohn. Frankreich. Parts, 19. Febr. In der Proceßsache des Prinzen Napoleon gegen Victor Lefranc, seine Ausweisung betreffend, erklärte das Eiviltribunal seine Jucompetenz. Man verurtheilte den Prinzen in die Kosten. Versailles, 18. Febr. Sitzung der Budget-Commission. Der Präst- dent ThierS ist anwesend und erklärt anläßlich der Berathung des Antrages, betreffend die Bewilligung von 100 Millionen für die vom Feinde besetzt ge wesenen Departements und von 140 Millionen für die Stadl Paris, er halte eS für nothwendig, die finanzielle Lage klar zu legen, da man nicht auf'S Ge- rathewohl hin operiren könne, sondern daS finanzielle Gleichgewicht aufrecht er halten müsse. ThierS führt darauf den Nachweis, daß die durch die eingegangc- nen Liquidationen über erlittene Kriegsschäden veranlaßten unerläßlichen Aus gaben die Höhe von 748 Millionen erreichen; hiervon könnten 644 Millionen aus vorhandenen Mitteln gedeckt, die verbleibenden 104 Millionen müßten auf die schwebende Schuld übernommen werden. Der öffentliche Credit erheische, daß die Entschädigungsforderungen bezahlt würden, ohne daß man zu einer neuen Anleihe Zuflucht nehme. ThierS hebt sodann hervor, daß die äußerste Ein schränkung in Bezug auf die Ausgaben geboten sei und schließt mit den Worten: „Die Budget-Commission muß uns zu Hilfe kommen; wir haben eine Annuität für die Stadt Paris mS Budget eingestellt. Fordern Sie auch für die De partements, aber thun Sie eS mit Ueverlegung und mit Ma»ß." — Nach der Entfernung deS Präsidenten entscheidet sich die Commission dahin, über die den Departements zu bewilligende Entschädigung gleichzeitig mit der der Stadt Pa ris zu gewährenden zu beschließen, und läßt darauf die Paris betreffende Vor lage an die Regierung zurückgehen, um von der etwaigen Absicht derselben, Aenderungen in der Ziffer der Entschädigungssumme eintreten zu lassen, Kennt- niß zu erhalten. Italien. Rom, 16. Febr. DaS „Giornale di Roma" theilt einige Einzelheiten be tte^ der Abdankung des Königs Amadeo mit. Die erste Nachricht davon ging dem Könige von Italien durch Vermittelung deS englischen Gesandten, LordS Paget, zu. Die Depesche lautete: „Alles ist aus. Näheres brieflich. Amadeo". Der König war anfangs febr bewegt, fand aber großen Trost in den einmüthigen Gesinnungen des italienischen Volks. Die Nachricht kam über England hierher, weil die direkten Verkehrslinien unterbrochen sind. Dadurch erklärt sich auch die sofortige Absendung der englischen Flotte nach Lissabon. König Viktor Emmanuel war sehr gerührt von dieser neuen FreundschafkSer- weisung des englischen CabinetS. Der Vertreter Italiens in Madrid, Herr v. Barral, begleitete den König von Spanien bis zur Grenze, wegen deS lei denden Zustandes der Königin mußte unterwegs Halt gemacht werden. Sobald dieselbe gänzlich wiederhergestellt ist, wird Amadeo auf einrm königlichen Fahr- zeuge nach Italien zurückkehren. Der bevollmächtigte Gesandte des Königs Amadeus am italienischen Hofe, Marquis de Montemar, hat am 14. Februar seine Entlassung in Madrid ein- gercicht. Da der Marquis bekanntlich in den Unterhandlungen, welch» den Prinzen Amadeus auf den spanischen Thron gebracht haben, eine der hervor ragendsten Rollen gespielt hat, so sah er sich veranlaßt, der provisorischen Re gierung von Madrid zu telegraphiren, daß er als Vertreter deS vom Volke ge wählten Königs Amadeus nicht ihr Gesandter sein könne. Man will jetzt den Grund entdeckt haben, weshalb der König und daS Ministerium ohne alle Nach richt von Madrid geblieben find. Der italienische Gesandte am spanischen Hofe, Graf Barral, Welcker dem Herzog von Aosta nach Lissabon gefolgt ist, hat von dort telegraphirt, daß er vier Depeschen in Madrid aufgegeben hat, die aber wahrscheinlich unterschlagen worden find, wie er auch seine chiffrirteu Depeschen von Rom nur in ganz unentzifferlichem Zustande erhalt:» hat. England. London, 16. Febr. Die Conferenz zwischen den Kohlenbesttzern und Ar beitern schlug fehl. Die Besitzer wollen mit dm Arbeitern direkt »erhandeln. Der Unionsführer Hallinay reiste heute aus Wales ab. Aus Kohlenmangel werden im Laufe der nächsten Woche 300 Puddelwerke in Berkshire die Arbeit etnstellen. London, 19. Febr. In der Kohlengrube Falke in der Grafschaft Stafford hat eine Erplosion Statt gefunden, wobei 30 bis 40 Menschen umkamen. Die Grube fing Feuer, welches sich schwer löschen läßt, so daß die Leichname «och nicht an die Oberfläche gebracht werden konnten. Ein:r Flibustier-Erpedition ist eS gelungen, eine neue Landung mit Waffen und Munition auf Cuba auSzuführen. Spanien. Madrid, 18. Febr. Der Minister deS Auswärtigen, Castelar, hat ge stern den. Französischen Gesandten einen längeren Besuch abgestattet; daS Ergebniß der dabei gepflogenen Unterredung wird in Regierungskreisen als ein sehr be friedigendes bezeichnet. Hier in Madrid sowohl wie in den Provinzen herrscht fortwährend Ruhe; die bei unruhigen Bewegungen sonst gewöhnlich bemerkbare Abreise von Familien und einzelnen Personen nach dem AuSlande ist nicht wahr- zunehmen. Die Ernennung deS General Pavia zum Höchstcommandirenden der Nordarmee bat einen günstigen Eindruck gemacht und eS stehen, wie au- einzel nen Carlistischen Kreisen verlautet, auch in diesen Entschließungen bevor, welche einen durchaus friedlichen Charakter tragen. Die Verbindung mit Frankreich durch Wiederherstellung der Nordbah» hofft man bis morgen bewerkstelligen zu können. Auch aus Cuba liegm sehr günstige Nachrichten vor. Madrid, 19. Febr. Der „Jmpartial" bespricht die gestrige Versamm lung der Conservativcn, an welcher sich Sagosta, Topete, Santacruz, RioS, RosaS und Ulloa betheiligten und schreibt: die Conservativen beabsichtigen, die Regierung zu bekämpfen oder die Auflösung der gegenwärtigen und die Einbe rufung einer constituirenden Versammlung zu fordern. Madrid, 19. Febr. Der Minister deS Auswärtigen, Castelar, wird dem Vernehmen nach demnächst eine Denkschrift an die auswärtigen Regierungen richten und sich darin über die Verhältnisse und Veranlassungen, aus denen die Gründung der R. publik statlfand, auslassen. Die Denkschrift dürfte hervorheben, daß die Thron Entsagung deö Königs eine durchaus freiwillige war, und daß somit die Errichtung einer neuen Regierung nicht bloS geboten erschien, sondern letztere auch durch die Zustimmung der CorteS einen legitimen Charakter erhielt. Außerdem soll besonder- betont werden, daß die Republik, wie sie im Jnuern für die Aufrechterhaltung der Ordnung und Freiheit Sorge tragen, so nach Außen sich jeder Einmischung in die Angelegenheiten fremder Länder enthalten werde. Die Abdankung deS Königs Amadeus hat bekanntlich in Frankreich bei den Republikanern nicht minder wie bet Pen Royalisten einen sehr günstigen Eindruck gemacht, weil beide Parteien von dem Ereigniß einer Förderung ihrer Sonderbestrebungen und Partei-Interessen erwarten. Die Republikaner halten die Institutionen ihres eigenen Landes für garantirt durch die Errichtung der spanischen Republik, während die Royalisten wieder neue Hoffnung auf den baldigen Sieg der Prätendenten in beiden Ländern hegen. Der alte Hader, welcher die Anhänger der älteren und der jüngeren Linie des Königlichen Hau ses von Frankreich trennt, sobald die Frage aufgeworfen wird, wem die Krone Heinrichs I V. gebühre, macht sich auch jetzt wieder geltend, wo drei Bewerber die Hand nach der Krone der Isabella von Castilten und Ferdinands des Ka tholischen auSstrccken. Dm eigentlichen Ultramontanm dürfte wohl Don Car los, den reinen Legitimisten Don LlfonS al- der Erstgeboren? der entthronten Isabella, und endlich der Schwager der Letzteren, der Herzog von Montpenster, Ludwig Philipp jüngster Sohn, dm Orleanistm vor allem genehm sein. Ab gesehen aber von diesen „Familien-Streitiakeitm" find alle französischen Roya» listen darüber einig, daß die gegenwärtige Sachlage in Epanim ihrm Interessen nur zu förderlich sem könne. — DaS Schicksal der constitutionellm Monarchie in Spantm, der AuSgang einer, selbst nach »dem Zeugniß ihrer Feinde ehrlich-