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nach Rom zustellm würde. An dem guten Willen der CantonS- und Bundes regierung fehlt eS auch nicht, — aber das „souvräne Volk" hat in der Re publik tatsächlich die Entscheidung, und in dieser Beziehung ist die Curie ihrer Sache ziemlich sicher. Ihr VerdummungSsystem hat da sehr lohnende Früchte getragen. So kommt es denn, daß die Radikalen im Genfer Großen Rath sich Plötzlich gegen die Trennung vom Staar und Kirche im Sinn der Römlinge aussprechen und in dieser Hinsicht mit Neid auf Deutschland blicken. — Roch »ehr wurde man bezüglich der Dinge im Bis,hum Basel-Solothurn ent täuscht. Da besteht keine staatliche Vereinbarung mit der Curie. BischofLach at daselbst» wurde, weil er das UnfehldarkeitSdogma anerkannte, von der Diöce- sanconferenz abgesetzt, derselbe, den s. Z. der StaalSrath Migy mir den Worten vorgeschlagen hatte: „Ich garantire mit meinem K^pf für seine Freifinnigkeit. Um Herrn Migy'S Kopf müßte eS nun schlimm stehen, schlimme., als um den deS abgesehten 8achat, welker durch seine Organe einfach erklären ließ, er könne nur vom Papst abgesetzt werden und werde b'oS der Gewalt weichen, da er seine Entlassung nich^ verlangt habe und auch nicht excommunicirt sei. 8 achat wie MermUlod verlassen sich auf'S katholische Volk, auf ihre verblend! ten Beichtkinder. DaS wissen auch die CantonSrrgierungen und der BundeSrath recht gut und darin liegt ebm die Schwäche Dieser. Ohnedies sind infolge der selbstständigen und ungleichartigen kirchlichen Gesetzgebung der einzelnen Cantone die Bundesbehörden in Allem, was sie thun möchten, gehemmr. Hierin liegt zugleich die Erklärung dafür, daß die Ultramontanen im verflossene» Jahre so »ehr gegen die Bundesrevision wühlten, durch welche dem BundeSrath auch tue einheitliche Entscheidung und Executive in kirchlichen Dingen übertragen werden sollte. Die Bundesrevision wird daher auch bei einer erneuten , Vorlage nicht zur Annahme gelangen, wenn ihr nicht die Beseitigung des väpstlichcn Nuntius in 8uzern und seines Anhanges in den BiSthümern 8au- sanne-Genf und Basel-Solothurn vorangegangen ist. Ob die'eBilligung aber ohne Erceffe zu ermöglich-» sein wird, darüb r wagen wir für heute noch kein Urtheil abzugeb«. Im Uebrigen dürften schon die nächsten Tage Aus schluß darüber bring«, was der BundeSrath unter den obwaltenden Umständen zu thun vermag. Für die Schwei, sind jedenfalls, um mit dem hiesigen Jesuiten blatt zu reden, „die Würfel gefallen ' und daS Würfelspiel kann dort, Dank der Verrummung deS Volkes durch den CleruS, sehr leicht ein blutiges werden! Deutschland. Berlin. Der hiesigen General-Postdirection ist die Anzeige zugegangen, daß die Absender von Bäckereien nach England eS noch so häufig unterlassen, den Inhalt der Sendungen in den Zolldeclarationen genau und vollständig an zugeben. Zur Beseitigung der hieraus hervorgehenden Mißstände soll auf Ab stellung der Mängel der Declarationen hingewirkt werden. Vorschrift ist, daß Bruttogewicht, Menge, Maß und Werth „einer jeden Gattung" der in einer Sendung enthaltenen Waaren einzeln und nicht summarisch aufgeführt werden muß. Ferner ist die in der Sendung enthaltene Waare nach dem Zolltarif ,u bezeichne», auch mit zwei gleichlautenden, Französisch geschriebenen JnhaltSdcclara- tionen zu begleiten. Auch kleine Mengen Tabak und Cigarren dürfen undecla- rirt nicht beigepackt werden. Die britische Zollbehörde unterwirft ohne Ausnahme Päckereisendungen vom Auslande, welche undeclarirt Tabak und Cigarren ent halten, der ConfiScation, wodurch denn auch der übrige Inhalt der Sendung rettungslos verloren ist. Berlin. Der Unterricht in weiblichen Handarbeiten ist vom CultuS- »inisterium zu einem obligatorischen Unterrichtözweig in den Volksschulen er hoben worden. Constanz, 11. Febr. Im Anschlusse an die am Sonntage stattgehabte Versammlung der Altkatholiken fand im Laufe deS gestrigen TageS hier eine förmliche Abstimmung über das JnfallibilitätSdogma statt. Von den Mitglie dern der Spitalpfarrei erklärten 168, von denj-mgen der StephanSpfarrei 195 und von denjenigen der Münsterkirche 290 — im Ganzen 653 — das Dogma nicht anerkennen zu können. Zugleich wurde beschlossen, die Regierung um die Einräumung zweier Kirchen zur Abhaltung gesonderten Gottesdienstes anzu- ,zehen. — Die Abstimmung erfolgte ohne jede Störung der Ruhe, obschon in der Stadt lebhafte Bewegung herrschte und alle Wochentagsarbeit ruhte. Frankreich. Paris, 11. Febr. Der „Agence HavaS" zufolge empfing Edgar Quiret heute Mittag eine Depesche von den spanischen Deputaten Figueras und Ca stelar, wonach heute Abend in Madrid die Republik proklamirt werden soll. In Versailles stehen für die kommenden Tage zwei wichtige parla mentarische Entscheidungsschlachten bevor. Dit Comödie, welche seit dem 14. November vorigen JahreS zwischen den Monarchisten der Dreißiger-Commisäon und ThierS gespielt wurde, naht ihrem Enve. Mit energischer Hand hat end lich der Präsident der Republik daS Netz zerrissen, welches jesuitisch-royalisti scher Egoismus um seine Person ziehen wollte, um ihn zu der Rolle eines willen- und machtlosen Dalai-8ama zu dearadiren. Er hat sich durch die letz ten, von ihm der Commi'sion gemachten Erklärungen und durch die drei von Dufaure verlesenen Anträge wieder auf daS Terrain seiner letzten Botschaft ge stellt, daS er niemals hätte verlassen sollen. Die letzten Tage der Vorwoche wurden noch mit nutzlosem Hin- und H.rparlamentiren zugebracht, am Sam stag endlich ist der Bruch offen hervorgelreten, indem die monarchistische Ma jorität der Commission die drei Anträge Dufaure'S verwarf und den Herzog von Broglie, einen erklärten Feind ThierS', mit neunzehn Stimmen zum Be- richterstatt r erwählte. Nebst dem Berichte der Dreißiger-Commission wir» aber auch die von dem Bonaparltsten Gavini durch Unterstützung der Royalisten wieder aufs Tapet gebrachte Ausweisungs-Angelegenheit deS Prinzen Jöröme Napoleon Anlap zu stürmischen Scenen in der National-Versammlung geben. Herrn ThierS wird eS wohl nicht schwer werden, die royalistisch-bonapartistische Coalition, gestützt auf die Republikaner und die vernünftigen Elemente deS rechten Ceatrumö, in beiden Fragen aus dem Felde zu schlagen. Italien. Rom, 10. Febr. Nachdem Oesterreich daS Schiedorichteramt in der Laurionfrage angenommen hat, sind demselben, wie „Optntone" meldet, von den beteiligt« Mächten die bezüglichen Aktenstücke übermittelt Word«. Schweiz. DaS „Bündner Tageblatt" schreibt in seiner Nummer 31 vom 6. Febr. an der Spitze deS BlattcS folgendes r ,»DaS Königreich Italien steht bekanntlich in Allianz mit de« neuen deutschen Reiche. Dieser Allianz habe» wir be kanntlich das „große Loch der Zukunft" durch dm Gotthard zu verdanken und wa- dnm und dran hing und nach hängt. Bekanntlich ist dies auch mit der BundeSrevisionSfraae der Fall. Die Schwei, wird bekanntlich schon fetzt als eine dem deutschen Reiche verfallene Erbschaft angesehen. Es fehlt nur noch, daß man die nöthige oder zweckmäßig befundenen Einrichtungen bei uns ins Leben ruft, um dm Uebergang möglichst gelinde und unvermerkt zu machen. ES soll in Berlin der Plan bestehen, für Preußen, für Süddeutschland und für die Schweiz je einen altkatholischen Bischof aufzustellen, natürlich um auch in dieser Beziehung die „tiefem Differenzen" auSzugleichen, denn wenn die Schweiz ein mal in möglichst vlelen Dingen dem neuen Reiche deS MilitärdeSpotiSmuS con- form ist, dann ergibt sich der weitere Schluß wie von selbst und der lautet nicht anders, als Annerion in dieser oder jener Form." England. 8ondon, 11. Febr. DaS hier zum Zwecke der Sammlung einer Ent schädigungssumme für den Deutschen Pastor H ssel gebildete Comite hat dem selben gestern auf dem Deutschen Consulate den SubscrimionSbetrag von zwölf hundert Pfund Sterling und einen silbernen Pokal überreicht. Pastor Hessel sprach den Wunsch aus, daß letzt-rer nebst einer Summe von tausend Thalern seinem Vater übersandt werden möchte. Der Deutsche Botschafter Graf Bernstorff war an seinem Erscheinen durch Unwohlsein verhindert. Die Centralasiatische Frage erscheint heute der „Times" in ihrem jetzigen Stadium als abgethan, wenigstens in soweit als Hauptsache ein gewisser Antagonismus zwischen dm beiden Regierungen in Betracht kam. Dagegen sieht das leitende Blatt ernste Gefahren in der Zukunft, falls Rußland in der ein« oder andern Weise auf affghanischem oder tartarischem Gebiet Fuß fassen sollte. Der „Telegraph" erklärt ebenfalls, die Sache könne für jetzt als erledigt ange sehen werden, und Englands Diplomatie habe ihr Ziel erreicht, während die „Morning Post" dasselbe von den Russen sagt und nachträglich halbgeneigt ist, anzunehmcn, daß die Opposition der Russen bezüglich Badakschan'S wohl nur den Zweck gehabt habe, ihre Befriedigung über den Englischen Vorschlag zu verbergen. Von Seiten der Opposition enthält sich der „Standard" einstweilen des Urtheilö, bis die Aktenstücke vorliegen, doch äußert er entschieden die An sicht, so lange Rußland sich daS Rech! anmaße, die Nordgrenze von Affgbant- stan zu bestimmen, sei die Gefahr der 8age noch lange nicht beseitigt. Spanien. Madrid, 8. Febr. Der König hat daS Decret unterzeichnet welches die Organisation der Artillerie erneuert. Die amtliche Zeitung soll eS morgen ver öffentlichen. Die Feldwebel der Artillerie, welche acht Jahre Dienst hab«, werden zu 8ieutenantS und die Sergeanten, deren Dienstzeit sechs Jahre beträgt, zu Unter-8ieutenantS ernannt werden. — Der Carlist Saballs hat an der Spitze von 500 Mann die Garnison ron Biladron, aus 100 Mann bestehend, ange griffen. Der Angriff wurde abgeschlagen. Zwischen Gerona und Barcelona ist der Verkehr gehemmt. Der Zug von Santander wurde durch Schnee aufge halten. Die Behörden von Saragossa betrachten den Ausstand in dieser Provmz alö beendigt. Madrid, 10. Februar. In der heutigen Sitzung deS CongreffeS erklärte auf eine Anfrage deS Deputirtm Figueras der Ministerpräsident Zorilla, daß die augenblickliche 8age eine sehr schwere sei. Gleichwohl sei noch Nichts ofst- ciell; Alles was bis jetzt vorgegangen, sei privativer Natur. Der König habe ihm am Sonnabend seinen Entschluß angezeigt, die Regierung niederzulegen und bestehe auf diesem seinm Entschlusse, obschon er sich die größte Mühe gegeben, ihm denselben auSzureden. Endlich habe er den König wenigstens um ein« 24 stündigen Aufschub gebeten. Zorilla fügte hinzu, die CorteS könnten, so lange ihnen eine officielle Mittheilung über die Abdication deS Königs nicht vor- liege, irgend welche Beschlüsse doch nicht provociren wollen; zugleich forderte er die republicamsche Partei auf, Nichts zu übereilen. FigueraS hielt seinen Antrag auf Jnpermanenzerklärung der Versammlung aufrecht. Madrid, 11. Februar. Der König besteht sicherem Vernehmen nach auf seiner Abdankung und sollte seine officielle AbdicationSerklärung noch heute de« CorteS mitgetheilt werden. Nach der bezüglichen Beschlußfassung der CorteS dürfte daS Ministerium alsdann zurücktreten und seine Vollmachten in dte Hände derselben niederlcgen. — Der Congreß hat den Antrag FigueraS' angenommen und wird sich in Folge dessen in Permanenz erklär«, um mit der Regierung em Einmrständniß bezüglich der durch die Situation gebotenen Maßregeln her zustellen. Fünfzig Deputirte, welche sofort gewählt wurden, bilden eine Per manenz-Commission. — Einige Volköansammlungen, welche im 8aufe deS gest rigen TageS stattfanden, find ohne jede Mühe zerstreut worden, und haben keinerlei irgendwie erhebliche Ruhestörungen stattgefunden, wenn auch die Stim mung der Stadt mit Rücksicht auf dte zu erwartenden wichtigen Entschließungen eine erregte ist. Portugal. . 8issabon, 10. Febr. Bon 8oanda (Westküste von Afrika) find Nach richten von einem unter den dortigen Eingeborenen auSgebrochenen Aufstand ein- gegangen. Auf Beschluß deS MimsterconseilS sollen deshalb Truppen und eine KriegScorvette dorthin abgesandt werden, an deren Bord sich auch der mit un beschränkten Vollmachten versehene neue Gouverneur Baptista Machala einschiffen wird. In kurzer Frist wird die Regierung neue Verstärkungen »achtenden. Rußland. Petersburg, 5. Febr. Dem „Journal de St. PeterSbourg" ist auS Yokohama, «I. ü. 2. Decemder 1872, eine ausführliche Corresponvenz über den Besuch veS Großfürsten AleriS Alerandrowitsch in Japan und dessen Empfang beim Mikado zugegangen. Bei der ersten officielle» Begegnung Beider im Kat serpalast von Yeddo hieß der Mikado den Prinzlichen Gast in seinen Staaten willkommen und drückte die Erwartung aus, daß durch diesen Besuch daS zwi schen den benachbarten Reichen bestehende Bans der Freundschaft zum Glücke seines Landes und zu seiner großen Freude noch mehr befestigt werden würden. Der Großfürst betonte in seiner dankenden Antwort ebenfalls den Wunsch deS Zaren, jene freundschaftlichen Bande stärker befestigt zu sehen. Am folgenden Morgen erwiderte der Mikado den Besuch deS Großfürsten und veranstaltete dann zu dessen Ehren eine große Truppenrcvue. Nach deren Beendigung wurde der Großfürst eingeladen, in die tnnern Gemächer der Japanischen Majestät ein- zutretcn, und hier erschien plötzlich muh, zum ersten Male vor Fremden, die Gemahlin deS Mikado, welche stch auch daS Gefolge des Gastes und die mit anwesenden Vertreter der fremd« Mächte »oiMe» ließ. So wird dieser Be such deS Russisch« Prinz«, inde« er zum Bruche mit dem letzt« Asiatisch« Gebrauche am Hofe von Yeddo Anlaß b«, in d« Annalen d»S so erfolgreich in die Bahn durchgreifender Reformen gelentten Reichs als bedeutsames Mo ment verzeichnet stehen. Königreich Sachßenv Die Dresdener „Coch Ach?' ßchmibt r SachßmS Zustimmung zur Umge-