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1873 MM. Mms-blatt der Ge- Febmar 1873. - - <1703—4) Deutfchlmrd. Berlin, 14. Febmar. Mitglieder der Handelskammer zuHagen haben der „Hag. Ztg." zufolge, folgende Depesche an den Abgeordneten Lasker in Berlin abgesandt: „Dem Moltke deS Feldzuges gegen innere Schwindelei, Lüge und Habsucht volle Zustimmung und wärmsten Dank." Berlin, 14. Februar. Im Abgeordnetenhaus wurde heute vor dem Schluffe der Sitzung durch den Ministerpräsidenten folgende königliche Botschaft verlesen: Tagesgeschichte, v eh e « f <b a «. t«gNchMtAn«nahmeMb tag«.— Preis viertel >äb»> lich IS Ngr - Jnsy. > Nonsqevübrcn die aespa»' ' tene Zeile 1 o PfMMao. - Snserattnnnnahne für d» M«,, 'Abende erscheinend« ^Nummer diS-^Dornlltta» -11 Uhr. richttämter Vrünhain, Jo» hanngeprgenftadt. Schnee- Le»», LÄwarzmoerg u-wtt- denfrl- und der Etadträthe Aue, Elterlein, Grünhain, Hartenstein, Johanngeor- - äe»nadr,v»vnch Rensrakre^ Echneebera,Schwarzenberg Wildenfels und Zwörütz^ war. Lasker ist gegenwärtig der populärste Mann nicht nur in Berllin, son- dern in ganz Preußen und halb Deutschland. ES ist freilich auch ein ganz eigenthümlicher Fall, daß ein Jude (d-r Abg. LaSker, Rechtsanwalt in Berlin, ist nämlich Jude) getauften, und was Herm Wagener insbesondere an langt, sehr frommen Christen, den Kopf wäscht wegen schamloser Jü- delei. Sonst werden immer die Juden von den Christen unsolider Geschäfte und Geldschwindeleien bezüchttget, und hier muß ein Jude den frommen Christen dm mit großen Lettern gedruckten Tert Über ihre erbärmlichen Schwindel- und Wuchergeschäfte lesen! Ist das nicht ein Stückchen — verkehrte Welt? Eine parlamentarische UntersuchungS-Commission, wie sie LaSker im Abgeordnetenhaus« beantragt hat, soll übrigens nicht von dem Abgeordnetenhaus« gewählt werden, um die Sache genau zu untersuchen, de»n am 14. Februar wurde in der Sitzung deö Abgeord netenhauses eine Königliche Botschaft verlesen, welche die Einsetzung einer Spezi alkommisston zur Untersuchung der bei dem EisenbahnkonzesfionSwesm hervorgetretenen Uebelstände und gerügten Mißbräuche unter dem Vorsitze deS Direktors der Seehandlung, Präsident Günther, aus zwei Justizbeamten und zwei BerwaltungSbeamtm bestehend, anordnet und je zwei Mitglieder beider Häuser deS Landtages zur Theilnahme einladet. Die königliche Botschaft fordert sorgfältige Ermittelung der Thatsachen, sowie unparteiische Beurtheilung der Verhältnisse und der Personen und sichert die Mittheilung der KommisstonSbe- richte an die LandeSverttetung zu. Wie das Abgeordnetenhaus sich zu dieser königlichen Botschaft stellen und ob sie auf eine parlamentarische Unter suchung- Kommission in Folge der königl. Botschaft verzichten wird, müssen die allernächsten Tage aufklären. Jedenfalls wird aber diese LaSker-Wagener'sche Affatre noch viel von sich reden machen und auch möglicherweise noch zu ganz anderen Enthüllungen führen. LaSker hat ganz gewiß sein letztes Pulver noch nicht verschossen, Und je weniger er vielleicht mit dem Gange, den die ganze Angelegenheit nimmt, zufrieden ist, desto eifriger wird er Material zu sammeln und dasselbe zu verwerthen und vor die Oeffentlichkeit zu bringen suchen. Sehr gut und heilsam ist eS aber auf alle Fälle, daß der unerschrockene LaSker muthig in das eidernde Geschwür solcher Schwindelgeschäfte gestochen hat. Dienstag den 18. Februar. . Dießmal braucht sich der Wochenschauer nicht ängstlich nach Stoff für seine Arbeit umzusehen. König Amadeo von Spanien, der endlich freiwillig auf die spanische Dornenkrone verzichtet hat, und LaSker, der unerschrockene preußische Abgeordnete, haben ja in der verflossenen Woche fast ausschließlich alle Zeitungen beschämgt; folglich wird auch unsere heutige Wochenschau vorzugsweise ihr Augenmerk auf Spanien und Berlin zu richten haben. Amadeo I., der jugendliche König, der nur zwei Jahre und einige Wochen die Zielscheibe des erbärmlichen Parteigetriebes in Spanien war, hat sich endlich, der steten Nergeleien und bittersten Kränkungen und Enttäuschungen müde, aufgerafft zu einer wirklichen mannhaften That: er hat am 10. Februar -en Spaniern ihre Krone zurück gegeben und hat bereits TagS darauf mir seiner Familie Madrid verlassen und die Heimreise zum Herrn Vater angetreten. Sicher Wird er, an der Grenze Spaniens angekommen, den Staub von seinen Füßen geschüttelt und Gott gedankt haben, daß er dieser Dornenkrone endlich wieder ledig ist. Zwölf mal mußte Amadeo in den zwei schweren Jahren seiner Re gierung sein Ministerium wechseln, und mit keinem gelang es ihm Herr der Lage zu werden. Er fühlte jeden Tag, daß er nur -der „Geduldete" sei und daß es ihm nimmer gelingen werde, sich die Liebe auch nur einer Partei in Spanien zu erwerben. Damm hat er recht gethan, daß er freiwillig auf eine Krone verzichtete, die ihm nur bitter» Verdruß, steten Aerger, nichts als Mühen Und Sorgen brachte, ohne daß er irgend Gutes und Bleibendes wirken konnte. Spanien wäre also seit dem l1. Februar 1873 eine — Republik! Der Uebergang von der Monarchie zur Republik rollzog sich übrigens in der größten Ruhe und gemessensten Ordnung, ging so leicht und rasch, als wie man ein Kleid wechselt. Die Abdankungs-Botschaft deS Königs Amadeo wird am 11. Febr. im Congreffe verlesen, dieser übersendet sie sofort dem Senat, beide Körperschaften treten zu gemeinsamer Sitzung als constituirende CorleS zusam men; das Ministerium legt ohne Weitere« die Regierungsgewalt in ihrs Hände. Der ehrgeizige Rivero, Präsident »erCorteöversammluna präsentirt sich hierauf als Kandidat für die „provisorische" Uebernahme der Regierung, findet aber durchaus keinen Anklang, weil man seiner politischen Gesinnung nicht traut und muß nicht nur den Präfidentrnftuhl, sondern sogar das HauS verlassen. An seiner Stelle übernimmt der Vollblut-Republikaner Figueras das Präsidium im neuen Ministerium. Ohne allen Widerstand wird hierauf die republika- nischeRegterungSform mit 256 gegen 32 Stimmen festgcstellt, und hier auf die Republik proklamirt und das neue Ministerium gewählt, deren wichtigste Posten Estanislao Figueras als Ministerpräsident und der viel genannte und höchst geistreiche Emilio Castelar als Minister deS Aeußern übernehmen. Und di.ß alles ging, wie schon erwähnt, in der größten Ordnung, ohne alle Gewalt, obne jeglichen Auflauf vor sich, als wenn die Stollen alle schon vorher auSgetheilt und einfiudirt gewesen wären. Spanten wäre also eine Republik! dasselbe Spanien, das noch vor wenig Jahren für das monarchisch gesinnteste Land galt. Wird eS aber mit der Republik besser gehen, als wie mit der Monarchie? Wir möchten eS bezwei feln, so lange nicht ein sicheres und unfehlbares Mittel erftmden ist, das einen unwissenden, querköpfige» Mohren binnen kurzer Zeit in einen soliden, echt gefärbten und gebildeten und aufgeklärten Weißen verwandelt. Die Masse des spanischen Volkes ist aber zu urgründlich schwarz, will sagen: ist zu sehr durch die heillose mehrhundertjährige Pfaffenwirthschaft verdummt und demoralifirt, als daß sich annehmen ließe, daß die Republik leicht Boden fassen kann. Dazu kommt, daß die Republik eine mehr als schwer zu bewältigende Erbschaft antreten muß. Eine ungeheuere Schuldenlast unter der das Land seufzet, die steten Auf stände und Wühlereien der Karlisten-Unstcherheit in Handel und Wandel, offene Weigerung des höher» Klerus sich den Gesetzen zu unterwerfen, fortwährendes Wühlen deö niederen Klerus gegen die staatliche Gewalt, andauernde Revolution auf der Insel Kuba: — das ist die augenblickliche Lage von Spanien, das ist die Lage, unter der die Republik als Retter des allenthalben zerklüfteten und zerrütteten Vaterlandes auftritt. Hier allenthalben Abhülfe zu schaffen und das Land zu nur einigermaßen geordneten Zuständen zurück zu führen, ist eine Auf gabe, die wohl die Kräfte der tüchtigsten Und vom allerbesten Willen beseelten Männer weit übersteigen dürfte. Und noch darf nicht außer Acht gelassen werden, daß jetzt, nachdem die-Republik in Spanien proklamirt tst, die verschiedenen Thronprätendenten: Don Karlos, Alfonso, Sohn der Isabella Tugendreich, der Herzog Montpensier, Sohn Ludwig Philipp'ö und Gemahl der jünger» Schwester Isabella'S sich erst recht gewaltig in'S Zeug legen werden, um wieder einen «Thr on in Spanien aufzurichten. Man sollte freilich meinen, den Herren Prinzen sammt und sonders müßte alle Lust vergehen, die Krone von Fanten anzunehmen, allein jeder von dm Thronprätendenten denkt jedenfalls, er werde die Sache viel besser machen, wie Amadeo. — Nun schon die nächsten Monate werden lehrm, was für Geschäfte die Republik in Spanien machen wird; eS heiß» also: abwartrn. « Wenden wir uns nun zur Angelegenheit LaS ker-Wagener, die in der verflossenen Woche nicht nur viel Druckerschwärze in Anspruch genommen hat, sondern auch da« vorherrschende Thema der Gespräche in allen geselligen Kreisen „Wir Wilhelm, von Gottes Gnadm, König von Preußen rc. Nachdem bei den jüngsten parlamentarischen Verhandlungen die bei Erthei- lung von Etsenbahnconcesstonen zur Anwendung gebrachten Verwaltungsgrund sätze angegriffen und die Mißstände gerügt worden find, welche sich bei Aus nutzung ertheilter Concesstonen herausgestellt haben, haben Wir beschlossen, eine Specialeommisston einzusetzen, um nach Maßgabe der durch ihre Ermittlungen gewonnenen Resultate übersehen zu können: 1) Ob und wie «eit die einschlägigen Gesetze und die geltenden BerwaltungS- normen die Erfüllung der bei Ertheilung von Eisenbahnconcessionen beab sichtigten Zweck- zu sichern und das Publikum gegen Täuschungen und Beeinträchtigungen zu schützen geeignet find; 2) welche Aenderungm der Gesetzgebung und der VerwaltungSprariS erforderlich sind, um vorhandenen Uebelständen und Mißbräuchen thunlichk abzuhelfep. ES ist Unser Wille, daß die Ermittelung der bezüglichen Thatsachen mit der größten Sorgfalt geschehe und die Beurtheilung der Verhältnisse und Per sonen ernst und unparteiisch sei. Die genannte Specialcommisfion wird unter dem Vorsitz des Präsidenten der Eeehandlung, Günther, aus zwei von UnS zu ernennenden Justiz- und zwei BerwaltungSbramtm zu bestehen haben, und laden Wir die beiden Häuser de« Landtage- Unserer Monarchie ein, auch ihrerseits je zwei Mitglieder zu erwählen, um an den Arbeiten der unverzüglich einzu- setzendezr Commission Theil zu nehme». Wir behalten Uns vor, der Landesvertretung seiner Zeit die bezüglichen CommisfionSberichte zugehen zu lassen. Gegeben Berlin, dm 14. Febmar 1873. ' Wilhelm. Roon. Bismarck. Jtzmplitz. Eulenburg. Falk. Leonhardt. Camphausen. Kameke. KönigSmarck." Berlin. ' Im Anschluß an feinen Hirtenbrief hat der Erzbischof Graf LedochowSki eine Speisekarte für die Fastenzeit erlassen. Die bis ins Kleinste gehenden Bestimmungen, au« welchen deutlich die große Sorge des Seelenhirtm für das Heil seiner Diöcesanm und die eingehende Kenntniß des Posener Kü chenzettels hervoAeuchtet, sind nicht nur für fromme Katholiken und für alle Diejenigen von Interesse, welche katholische Dienstboten beköstigen, sonder» auch für Volkswtrthe, Arrue und Küche, weshalb wir die ganze Speiseordnung hier wiedergrben: Wir bringen hiermit, in Erinnerung, daß da- Fasten aus drei Vorschriften beruht: 1) ist e« vrrboten, Fleisch, Milchspeise und Eier von B e kan n t m ach u n g. Da- AbschätzungS-Cataster zu Aufbringung der Armenanlagen in Grünhain auf da- Jahr 1873 «egt für die Contribuenten vom 13. diese- Monat- drei Wochen lang in der Wohnung deS Unterzeichneten zur Einsicht aus. Etwaige Reklamationen gegm diese Abschätzung find bei deren Verlust innerhalb der gedachten Frist und längsten- bis zum «. März.. °. schriftlich bei uns emzureichen. , , , , » Grünhain am 12. Februar 1873. Der Stadtrath daselbst. Viehweger, Bürgermstr.