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der Tmler'en in vecstocbe^wäre^ , Dam wäre sei« Tod ein — Er- etg> iß, ja ei'! von der mMtrn Tragweite. Frankreich würde fie berhaft aufgeschrecki za. wohl gar in me Greuel einer Revolution gestürzt wor den fein und an den Börsen durch halb Europa wären sicher durch den rapiden Rückgang aller Papiere ungeheure Summen verloren worden. So aber hat ein Louis Napoleon feiu müde« Haupt als Exkaiser und halb und halb dem Spott« dei> Welt verfallen in Ehtselhurst in England zum ewigen Schlafe nie dergelegt, "d Europa geht über diese Neuigkeit ganz ruhig und gelassen zur einfachen T^ eSordnung über. Er ist todt! das ist Alles. Das lst also der Mhm der Welt l DaS ist das Geschick aller gestürzten irdischen Großen! Nimmt aber auch Europa weiter keine Notiz von dem Tode des einst so mächtigen Napoleon Ul., so ist doch sein ganz unerwartet eingetretenes Hin- fcheiden für Frankreich eine Thatsache von hoher Bedeutung, denn die bo- napartistische Partei in Frankreich, die eben bei der gegenwärtigen Lage der Dinge doch nicht ganz zu unterschätzen war, wird dadurch für längere Zeit, > wo nicht gar für immer, lahm gelegt, denn mit den bonapartistischen Agita tionen ist eS für jetzt gründlich zu Ende. Die Mehrzahl der Bonapartlsten war an Napoleon und dessen Geschick durch Bande des Egoismus gekettet, aber fie werden stch zweimal besinnen, für den Sohn Napoleons, zugenannt Lulu, ebeü so ins Zeug zu gehen, wie für Napoleon »I. Die Agitation in Frank ¬ reich gegen die Republik hat sohin mit dem Tode des Mannes von Sedan eine Haupttriebfeder verloren, und dessen werden stch die Republikaner freuen; der alte ThierS aber hat einen heimlichen Hauptfeind weniger zu bekämpfen, und dessen wird er froh sein. Kurz, Frankreich kommt nun jedenfalls einige Jahre eher zu geordneten VerfaffungSverhältniffen, da ein Hauptagitator gegen die Republik so unerwartet deS TodeS verblichen ist. Und daß Frankreich dieß klar fühlt, beweist der Umstand, daß an der Börse in Paris die Papiere — stiegen, als der Tod des Exkaisers bekannt geworden war. Frankreich erblickt eben in dem Tode seines Exkaisers ein günstiges Ereigniß für die Ruhe des Landes. An anderweiten politischen und nichtpolitischen Ereignissen war die ver flossene Woche ganz entschieden arm. DaS neubegonnene Jahr ist eben noch nicht vollständig im Zuge, und das diplomatische Räderwerk ist, wegen der vielen Feiertage, noch nicht wieder gehörig im Gang. Spanien, das mit seinen Finanzm bekanntlich längst auf dem Null punkt steht, will jetzt, um nur Geld in die leeren Kaffen zu bringen, will jetzt den Adelstitel, die Ordensträger und andere Titel besteuern. Allem dieser Ge- fetzeSvorschlag hat bet allen den Hohm Herren und Würdenträgern, die dadurch betroffen werden, sehr viel böseS Blut gemacht, und viele wollen Titel und Orden -- zurückgeben. Italien hat in der verflossenen Woche deshalb mehrfach von sich reden gemacht, weil der heilige Vater und Victor Emanuel beim Jahreswechsel mit einander in freundlichster Weise schriftliche Neujahrwünsche gewechselt haben. ES ist daS allerdings ein halbes Wunder, wenn man erwägt, wie bitterbös der heilige Vater seit Jahrm auf Victor Emanuel gesinnt war. Doch Victor Emanuel kommt nun auch mit an die Jahre, von denen der Mensch zu sagen pflegt, sie gefallen ihm nicht mehr, und so mag er vielleicht doch bei stch über legen, daß eS am Ende nicht übel gethan sei, sich wieder der Geneigtheit deS heuigen Vaters zu versichern, damit dleser an der rechten Stelle ein kräftiger Fürsprecher für ihn sei. Griechenland wird sich in der Laurionfrage jedenfalls dem Schieds spruch einer nichtbetheiligten Macht unterwerfen, und geschieht daS, dann ist dieser vielgenannten Angelegenheit die Spitze abgebrochen. Jedenfalls wird Oe sterreich der Schiedsspruch übertragen werdm. Rußland soll bet seinem Vordringen gegen Khiwa eine blutige Nie derlage erlitten haben. Möglich wär' eS; doch ist Bestätigung noch abzuwarten. Deutschland. Berlin, 10. Jan. Die von dem Fürsten Bismark unterzeichnete Erklä rung, welche wir in letzter Nummer veröffentlicht haben, macht, wie man stch denken kann, vaS größte Aufsehen. Die Existenz von Hof-Einflüffen, die gegen die Politik des Kanzlers thätig sind, wird dadurch anerkannt, und die Worte, Fürst Bismarck habe sie damals in seiner Eigenschaft als Minister-Präsident dem Kaiser signalisirt, scheinen allerdings anzudeuten, daß jene Einflüsse auf den Rück tritt deö Fürsten als Minister-Präsident in eine Stellung, wo er weniger direkt davon berührt würde, irgendwie betgetragen haben mögen. Daß sie den Gang der Gesetzgebung nicht aufzuhalten vermögen, möchte man hoffen und einen ersten Anhaltspunkt dafür in den gestern vom Minister Falk eingebrachten Gesetzent würfen erblicken, die von dem Hause sehr günstig ausgenommen wurden, mit selbstverständlicher Ausnahme der clericalen Partei, die durch ihre Heftigkeit in der heutigen Debatte die relativen Vortheile, welche ihr der administrative Fehler gelegentlich der Beschlagnahme eingebracht hatte, großentheilS wieder eingebüßt hat. AuS Zerbst, 10. Januar wird gemeldet. Soeben hat stch in unserer Stadt ein großes Unglück ereignet. Um 6 Uhr früh brach in der L. Pfannen- berg'schen Brauerei die größte der hiesigen, Feuer aus. Außer dem Wohnhause, welches durch Anstrengung der freiwilligen Feuerwehr noch gerettet wurde, find sämmtliche zur Brauerei gehörigen Gebäude niedergebrannt. Da zu dem Malz raume, in welchem mehrere Mispel Gerste lagerten, der Zugang noch frei war, fanden sich viele Personm, welche die Gerste retten wollten. Da erhebt stch auf einmal ein Mark und Bein erschütternder Schrei. Der Pfeiler einer Giebel- wand stürzt und zerschlägt die Decke deS Malzraumes und begräbt die Unglück lichen unter krachender Balken und FeuerSgluth. Wteriel? und Wen? —Nie mand kann eS sagen. ES war ein gräßlicher Augenblick, der nun folgte. Hilferuf der Verunglückten und Schreien nach Wasser, Nothstgnale der Feuer wehr, Jammern von Frauen, Eommandorufe, Alles durcheinander. Dabei war nun die ganze Scene von der einen Seite grell vom Feuer beleuchtet und von der andem in dicken Qualm gehüllt. Endlich kommen Einzelne hervor getau melt mit leichten Verletzungen. Durch die unermüdliche Anstrengung der Feuer wehr find bis jetzt, soviel bekannt, noch 5 Personen gerettet. Ein armer Mensch, welcher am untern Thile deS Körpers verschüttet war und oben vom Feuer erreicht wurde, konnte trotz unsäglicher Anstrengungen nur todt hervorgezogen werden. Immer wird noch fortgearbeitet, aber die Hilfe wird für die Uebrigen wohl zu spät komme«. Üebrr den in Dessau am Opernsänger Weiß verübten Mord hört man noch immer Einzelheiten, die jedoch dm bereits durch die Blätter gegangenen Berichten ntchiS Neues hinzufügen. Beim Vegräbniß des Unglücklichen spielte sich eine rührende Scene ab, in dem Augenblicke, als der Letchenzug vor der Wohnung des Todtm vorüberzog. Die Gattin desselben küßte dm Sarg und warf sich, vom tiefsten Seelenschmerz übermannt, vor dem Leichenwagen zur Erde, so daß der Conduct mehrere Augenblicke stillstand und eS der größten Anstreng ung bedurfte, die trauernde Gattin mit Schonung in ihre Wohnung zurück M geleiten. -- Frau Krepßel-Vermdt (deren Zustand nicht mehr gefährlich ist) er hielt bereits ihre Entlassung ohne jeden Anspruch auf Pension oder sonstige Entschädigung. Oesterreich. Wien, 10. Januar. In hiesigen Hofkreisen beschäftigt man stch, wie wir hören, mit den Modalitäten der Hoftrauer, die für den verstorbenen Ex-Kaiser Napoleon stattzufinden hat. Der bezügliche Vorschlag hat vom Oberhofmeister» Amte auszugehen, und da Ee. Majestät der Kaiser m Gödöllö weilt, so ist i« Augenblicke darüber noch nicht entschieden Man zweifelt nicht daran, daß die Hoftrauer angelegt werden wird, da Napoleon als Monarch mit unserem Kaiser in brüderlichem Verkehr gestanden. Bis jetzt kann der Tod Rapoleon'S officiell nicht notificirt worden sein, und es ist im gegebenen Falle interessant, zu erfahren, von wem diese Anzeige auSzugehm habe. Die französische Regierung wird die Notifikation schwerlich erstatten, und eS ist nur anzunehmen, daß dies entweder durch die englische Regierung oder durch irgend einen Vertreter der Hofhaltung, die in Chiselhurst den Er-Kaiser umgab, geschehe. Wien, 11. Januar. Für den Kaiser Napoleon soll, wie die „Oester- reichische Korrespondenz erfährt, auf Befehl des Kaisers eine zwölftägige Hof trauer angelegt werden. England. London, 11. Januar. Die Beerdigung Napoleons erfolgt Mittwoch Vormittag im Chor der katholischen Kirche in ChiSlehurst. Reuters Bureau meldet: Der Kaiser hinterließ ein Testament und die Kaiserin beabsichtigt ihre Erklärung zur Regeutin. London, 11. Januar. Für den Kaiser Napoleon wird, wie das Reuter'- sche Bureau erfährt, vom 14. bis zum 21. d. M. Hoftrauer angelegt werden. Die einbalsamirte Leiche deS Kaisers wird, wie es heißt, nächsten Montag und Dienstag in Parade ausgestellt sein. London, 11. Jan. Ein längerer Artikel der „Times" beschäftigt stch mit der Misston des General Schuwaloff und führt aus, daß die Pläne' un d Absichten Englands dem Kaiser von Rußland offen und klar mitqetheilt wor den seien. England werde stch jeder Einmischung in die Eroberungspolitik Rußlands in Asten so lange enthalten, als durch diese Eroberungen die dem Russischen Kaiserreiche genau bezeichneten Grenzen nicht überschritten würden. Trete aber dieser letztere Fall ein, so liege auch der Kriegsfall vor. Nament lich sei England entschlossen, die Unabhängigkeit Afghanistans aufrecht zu er halten. Englands Fordemngen entsprächen der Billigkeit, «S sei daher auch wahrscheinlich, daß Rußland denselben zustimmen werde. DaS Resultat der jetzigen diplomatischen Verhandlung werde voraussichtlich kein Ende der seit herigen politischen Nebenbuhlerschaft beider Reiche im Orient herbeiführen, aber die gegenseitigen Beziehungen zwischen England und Rußland auf eine klare Basts stellen. Am Schlüsse wird dann noch darauf hingewiesen, daß England in Bezug auf die Art und die Mittel zur Kriegführung im Oriente jedenfalls Rußland überlegen sei. Chiselhurst, 12. Jan. Rach dem Ergebnisse der stattgehabten Leichen- section ist der Tod deS Kaisers Napoleon durch plötzlichen Stillstand der Blut- circulation herbeigeführt. Die Hauptursache davon wird den allgemeinen Con- stitutionSstörungen zugeschrieben, welche das sehr weit vorgeschrittene Nieren leiden deS Kaiser« herbeiführte, daS ohnehin jedenfalls in sehr kurzer Zeit dem Leben deS Kaisers ein Ziel gesetzt haben würde. Der Ankunft deS Prinzen Napoleon und des Cardinals Lucian Bonaparte wird stündlich entgegengesehen. Frankreich. Paris, 10. Jan. Obgleich der Kaiser noch keine 24 Stunden todt ist, so veröffentlicht der „Ordre" doch schon in einer Ertra-AuSgabe eine Art von Manifest, das, wenn eS auch nur von Gramer de Cassagnac und Duque de la Fauconnerie unterschrieben ist, doch von der Kaiserin inspirirt, d. h. für den Fall vorbereitet wurde, daß Napoleon III. seine Operation nicht überstehen sollte. Dieses Dokument, welches „p»> «le äör»!U»aee" überschrieben ist, ver dient daher einer näheren Erwähnung, zumal darin gesagt wird, daß man mit erneuertem Eifer an der Wiederherstellung deS Kaiserreichs arbeiten müsse. ES lautet: Der Kaiser ist todt! In ihm erlischt ein Gedanke voll von den Ge schicken und der Größe Frankreichs, ein Allen ohne Unterschied, besonders aber den Schwachen und Armen ergebenes Herz, ein erhabener und ritterlicher Cha rakter, eine wohlwollende, sanfte und tröstende Seele, die nie einen Erfolg ge sehen, ohne Beifall zu bezeigen, nie eine Thräne erblickt, ohne fie zu trocknen. Die erste GemüthSbewegung nicht allein derer, welche ihn gekannt, ihm gedient, ihn geliebt haben, sondern auch aller derer, welche ihm während 18 Jahre die Sicherheit und das Wohlergehen ihrer Familien verdankten, wird die sein, tief zu seufzen übtr ein so großes Unglück, welches Frankreich und die kaiserliche Familie so plötzlich trifft. Aber diesen ungeheuren berechtigten Schmerz einmal angenommen und in dem Maße der möglichen Tröstungen befriedigt, bleibt al len Anhängern Napoleons IN., den Generationen vom 10. December 1848, welche ihn zur Präsidentschaft am 20. December 1851 erhoben, die seine Ge walten am 20. December 1852 heiligten, die am 8. Mai 1870 daS Kaiser reich auf Reue sanctionirten, — bleibt diesen übrig, die geheimnißvollen Schläge der Vorsehung mit Achtung, aber mit Stolz anzunehmen, sich an ihre Gelübde zu erinnern und sich bereit zu halten, sie zu erneuern. Der Kaiser ist todt, aber das Kaiseneich lebt und ist unzerstörbar; was dauert, find nicht die Menschen, sondern die Institutionen. Der Tod CäsarS gründete das Kaiser reich von Augustus. DaS Kaiserreich lebt durch das Bedürfntß, wrlcheS Frank reich nach populären und energischen Institutionen hat; eS lebt durch den Schrecken, der die socialen Interessen bei dem plötzlichen Verschwinden eines Armo ergreifen wird, von dem sie wußten, daß er fie zu beschützen fähig und eS zu thun entschlossen war; eS lebt durch jenm jungen Erben deS Namen- und der Werke Napoleons, den kein Tadel, keine Beranttvortlichkeit in den Un- alück-fällen deS Vaterlandes treffen kann; welcher, auf dem Throne geboren, seine Erziehung in dem Unglück fortgesetzt und in der Verbannung beendet hat; eS lebt durch jene intelligente und edle Frau, die lange genug i« Glück gelebt hat, um es zu begreifen, und im Unglück, um ihm zu trotzen. Endlich lebt es in der Sympathie, in der Achtung, in dem Mitleid Frankreichs, welches heute in allen bescheidenen Wohnungen, in allen Hütten euch kund neben wird, wo der Name Napoleons angeschrieben und sein Portrait auf liebevolle Weif« aüfgehänat ist. Trocknen wir also unsere Thränen, ersticken wir unser« Stufzer und verhindern wir unsere Herzen, stärker und schneller zu schlagen, al» eS MÜimltchen Nature« imsteht. Die Wiederherstellung des Kaiserreich- verlt«rt eine« Wanx; es verliert