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»10 dm und Norwegen tiefe Trauer hervorgerufm. Die Zeitungm aller Karb« rühmm die verdtmstvolle und glückliche Regierung des verstorbenen Königs. Amerika. Der japanefische Gesandte in Washington ist damit beschäftigt einen Schul plan für Japan nach englisch-amerikanischem Muster zu entwerfen; ein Schulmann aus New-Haven, Rev. Northrup soll nach Japan gehen und den Plan tn'- Werk setzen; zunächst werden 7 Schulen m verschiedenen Theilen von Japan eingerichtet und dazu vorerst 50—100 Lehrer mit hinübergenommen. Die englische Sprache wird in diesen Schulen die herrschende sein. Aus Colorado bringen die neuesten amerikanischen Posten Mitteilung von einer blutigen Episode aus den Grenzkämpfen mtt dm Indianern. Am 20. August wurde eine Proviantkolonne von 30 Maulthiergespannen, bestimmt für das Fort Lyon und unter dem Commando eines gewissen Stephan Brown, von 200 ArapehoeS-Jndianem im Dry-Creek-Thale, zwischen Carson City und dem Fort, überfallen. Die Wagm wurden geplündert und verbrannt, die M<ml- thiere fortgetriebm und 15 Leute von der Mannschaft der Colonne todt oder verwundet auf dem Schauplatze der That gelassen. Bryan wurde von dm Rothhäuten bei lebendigem Leibe geschunden. Der Rest der Mannschaft in der Zahl von 15 Köpfen wird vermißt. Wie eS heißt, stand die Colonne unter dem Geleite eines Lieutenants M'Farland mit einer Abtheilung von etwa 200 Mann Cavallerie, die übrigens zur Zeit deS UeberfalleS ungefähr 9 Meile» hinter dem Wagenzug zurückgeblieben war. Königreich Sachfen. Leipzig. 21. Septbr. Die deutsche Reichspostverwaltung beabsichtigt, der nützlichen Einrichtung der Correspondenzkarten eine weitere Ausdehnung und Vervollkommnung dadurch zu geben, daß die Karten mit der darauf geschriebenen Antwort vom Empfänger wieder an den ursprünglichen Absender zurückgesandt werden können. Eine Erhöhung des Portoö für solche Correspondenzkarten soll nicht eintreten. — Vom 1. Oktober ab wird ein Postanweisungs-Verkehr zwi schen Deutschland und dm Bereinigten Staaten Amerikas durch die beiderseitigen Postanstalten vermittelt werden. In Deutschland können Summen bis zu 70 Thaler eingezahlt werden. Die Gebühr beträgt für Summen bis 5 Dollars oder 7 Thaler — 4 Groschen, für Summen über 5—10 Dollars — 8 Gro schen und so fort für je 10 Dollars weitere 8 Groschen. Der Coupon muß den Namen und die Adresse deS Absenders tragen. Schriftliche Mittheilungm sind nicht zulässig. Falkenstein. Bekanntlich hatte das Direktorium der Zwickau-Lengmfeld- Falkensteiner Eisenbahn bei Conkefsionirung gedachter Bahn zugleich um Con- cessionirung zur Erbauung einer Verbindungsbahn der ebengenannten Linie mit der Chemnitz-Aue-Adorftr Bahn nachgesucht. Nach einem Erlaß des k. Mini steriums des Innern ist jetzt der Zwickau-Lengenfeld-Falkensteiner Eisenbahnge sellschaft die Vornahme von Vorarbeiten für eine Eisenbahn zwischen Falkenstein und Schöneck gestattet worden. Der seitherige Advokat und Notar Walther in Johanngeorgenstadt ist in Folge des AuSgangS einer wieder in anhängig gewordenen Untersuchung der von ihm bekleideten A mter der Advocatur und deS Notariats mthoben worden. Meißen, 20. Sept. DaS „M. T." giebt in seinen letzten Rummem einm Bericht über die Beschlüsse, welche der hier versammelt gewesene Kongreß der sächsischen Gewerbevereine gefaßt hat. Wir heben folgende, zur Annahme gelangten wichtigem Anträge hervor: 1 ) dem Mangel der gesetzlichen Arbeitsbücher möge dadurch abgcholfm wer den, daß den abgehenden Gewerbegehilfen von ihren Arbeitgebern Abgangszeug nisse ausgestellt werden, welche bei Wiedereintritt in eine andere Werkstätte als Legitimation über ihre Tüchtigkeit und ihre Führung zu benutzen find; 2) diese Maßnahmen durch die Gewerbevereine zu einer allgemeinen deutschen Sache zu machen; 3) der Vorort Chemnitz ist zu beauftragen, durch Ausgabe von Ab- gangSzeugnißsormularen an die einzelnen sächsischen Gewerbevereine diese Maß nahmen zu einer sofortiger einheitlichen Ausführung zunächst für Sachsen zu bringen und dm übrigen deutschen Gewerbevereinen zur Nachahmung zu em pfehlen; 4) beim kgl. Ministerium deS Jnnem zu erbitten, daß zur Abhilfe der bedrängten Lage der Gewerbevereine kleiner Städte und zur Belehrung der Mit glieder derselben, nach dem Beispiele der kgl. würtembergschen Regierung, gewisse Persönlichkeiten. Fachlehrer und Professoren höherer Lehranstalten bezeichnet resv. ernannt werden, welche in gleicher Weise wie die Wanderlehrer der landwirth- schaftlichen KreiSvereine Sachsens von der Regierung und den betreffenden Ver einen subventionirt, jedes Jahr eine Anzahl belehrender und anregender Vorträge in populärer Weise zu halten verpflichtet würden,; 5) Ermäßigung der Eisen bahnpersonenfahrpreise betreffend; 6) durchgängige Tinftihrung 4. Wagenklaffe bei allen sächsischen Eisenbahnen und Winterhelzung der Wagen 3. und 4. Klaffe betreffend; 7) den Handels- und Gewerbekammem Mr Erwägung anheim zu geben, ob und wie die EinigungS- und SchledSämter in Sachsen einzuführen find. Feuilleton * Berlin. Zu einem hiefigen Communallehrer kam dieser Tage während der Unterrichtsstunden eine Frau in die Schulklaffe und bat denselben, ihre bei den Söhne, die er zu unterrichten hatte, „doch hin und wieder einmal, auch wenn dieselben in der Schule keine Strafe verdient hätten, durchzuprügeln. Auf die erstaunte Frage deS Lehrers, was die Mutter zu dieser seltsamen Bitte ver anlasse, erwiderte diese ganz treuherzig und allen Ernstes, daß ihre Söhne zu Hause oft unartig wären und Prügel verdimten; ste könne in ihrer Wohnung aber keine Bestrafung vornehmen, da der Hauswirth ihr gedroht habe, ste „so fort ermittiren zu lassen," fall» ste ihre „Jungenö" noch einmal schlüge und diese dadurch veranlaßte, ihn (dm Wirth) „durch Weinen und Schreien in fei nem Hause zu stören." Damit nun aber den Knaben die jeweilig verdienten Prügel nicht geschenkt blieben, sehe ste sich veranlaßt, den Lehrer zu bitten, bis weilen, wenn er gerade Zeit dazu habe, die der Mutter versagte Pflicht zu er füllen. — DaS klingt, so meint der „Fig.", dem wir diese Geschichte entneh men, wie eine Anekdote, „ist aber buchstäblich wahr" und legt nur ein neues Pröbchen von der Handlungsweise einer gewissen Sorte von HauSwirthen ab. * Aus Lenzkirch im Amte Neustadt des badischen SeekreiseS vom 21. d. wird gemeldet: Seit heute Nacht haben wir hier ein um diese Jahreszeit unge wöhnlich heftiges Schneegestöber. DaS Thermometer ist noch im Fallen. * Pariser Geschäftsgeist. In Paris braucht man nur zu h.iratben, um, Dank dem Ctvilstandsregister und den vorhergehenden Aufgeboten, sofort vo» Gewerbetreibenden aller Art heimgesucht zu werden. Viele derselben schicken so gar ihre Prospekte und Empfehlungen an alle Pärchen in der Provinz und i« Ausland, die ihnen zu Ohren ramm. Der Direktor eines großen Damm- ConfektionSgeschäfteS ist sogar soweit gegangen, de« Kaiser von China folgmde einmal da» Vertrauen wankend zu werden anfängt, da flürzt bald daS ganze Gebäude, namentlich dann, wmn eS wie bei unserer nattonalen Opposition ein bloseS Kartenhaus ist, in sich zusammen. Die Vorschußkaffm in Proßnitz, Tre- bitsch und Loschitz, die Consumvereine in Raudmtz, Berschkowitz, Drzin und Marlow, die Zuckerfabriken in Josephsstadt, Sitschin, Mochow und Podiebrad sind entweder bereits in den Orkus hinabgestiegen, oder stehen auf dem Sprunge, <S zu thun; weitere ähnliche Katastrophen werden noch erwartet. Sollte das Alles ohne Einfluß auf die Stimmung der Bevölkerung bleiben? Politisch im mer mehr zurückgedrängt und wirthschastlich aus dem Felde geschlagen zu wer- dm, das kann unmöglich seinen Eindruck auf die BolkSstimmung verfehlen. Schon jetzt wird die Zahl jmer Elemente immer größer, welche die völlige Aus sichtslosigkeit der tschechischen Abstinenzpolitik einsehen und sich deshalb für eine aktive Theilnahme am parlamentarischen Leben auSsprechm; wie wird das erst werden, wenn durch Einführung der direkten Wahlen der Opposition jede Aus sicht bmommm sein wird, je wleder ans Ruder zu gelangen? — In der zwei- im Hälfte deS nächsten Monats wird der böhmische Landtag zu einer etwa »ierwöchenllichen Session zusammenberufen werden. Unter dm Vorlagm, die ihm von Seitm der Regierung zugehm werden, dürften sich auch einige Abän derungen der neuen Schulgesetze befinden. ES kann keinem Zweifel unterliegen, daß die tschechischen Abgeordneten, wie in der verflossenen Session, auch diesmal durch ihre Abwesenheit glänzen «erden. Triest, 18. Septbr. Der Bäckerstrike hat noch kein Ende. Im Laufe deS gestrigen Nachmittags rotteten sich neuerdings im GasthauSgartm „>l mowäo NU ovo" viele strikmde Gesellen zusammen, die durch SicherheltSwachen auf das benachbarte Polizeicommissariat gebracht wurden. Hiersclbst wurden Unterhand lungen zwischen Meistem und Gesellen eingeleitet, die aber fast gar keinen Er folg hatten. Da constatirt wurde, daß viele der vorS Amt gestellten Gesellen Theilnehmer an den TagS vorher stattgehabten Gewaltthätigkeitm waren, und ihre zur Arbeit zurückgekehrten Collegen bedrohten, so wurden 64 Gesellen ver haftet, ohne daß eS hierbei zu weiteren Auftritten oder Renttenzfällm gekommen wäre. Eine große Menschenmenge folgte der EScorte und verhöhnte die arre- tirten Gesellen mit den Rufen: »» per 8cdul»!" Auch in der folgenden Nacht wurden mehrere betrunkene und vagabundirende Gesellen arretirt. Heute früh erließ der Magistrat eine Kundmachung, worin das Publicum aufgefordert wird, sich für gewisse Fälle vorzusehen, um daS nöthige Brod zu Hause backen zu können. Auch wurde verfügt, daß im hiesigen Armminstitut täglich mehrere Wagm Brod gebacken würdm. Italien. Rom, 21. Sept. Anläßlich des 20. September (JahreStag der Einnahme Roms durch die italienischen Truppen) schickte die Er-Königm Isabella von Spanien, sowie der Er-König von Neapel dem Papste Condolenz-Depeschen. Auch die Er-Kaiserin Eugmie sendete ein Telegramm, worin ste daS Unglück deS päpstlichen Stuhles als die traurigste Consequenz deS eigmen Mißgeschickes beklagt und die Zukunft der Kirche an die Zukunft Frankreichs bindet. Dem „Moniteur" wird aus Rom geschrieben, daß Don Carlos wleder einmal persönlich sein Glück in Spanien versuchen wolle und deShbal vom Papste verlangt habe, daß dieser seine Sache offen segnen möge. ES werde, so sagt der Prätendent in seinem Schreiben, vollen Glauben an seinen Erfolg haben, wenn der Vapst ihm öffentlich seine moralische Unterstützung zusage. Don Carlos soll bei seinem Unternehmen auf du Mithilfe der spamschm Republikaner rechnen, wobei er, wie gewöhnlich, wieder die Rechnung ohne den Wirth machen dürfte. Frankreich. Par iS, 23. Sept. Eingelaufenen Nachrichten zufolge haben gestern in mehrerm Städten PrivatbanketS anläßlich deS JahreStagS der Begründung der ersten Republik stattgeftinden. Dieselben haben an keinem Orte zu irgend wel chen Ordnungswidrigkeiten Veranlassung gegeben. Bei der Hinrichtung auf der Hochebene von Satory am 18. ereignete sich ein kleiner Zwlschenfall, der jedoch ohne weitere Folgen blieb. Ein Haufen Blousenmänncr, die sich in die Nähe deS Richtplatzes herangedrängt hatten, rief nämlich, als die drei zum Tode Verurtheilten h-rbeigeführt wurden: „Lt Ovkbeer!" (ES ist der wegen seiner Desertion aus Pfalzburg zum Tode ver- urtheilte, aber dann zu zehn Jahren Verbannung bcgnadigie Hauptmann der Mobilgarde) Ein Officier ritt mit drohender Mime gegen die Blousenmänner an, worauf dieselben die Flucht ergriffen. Die „Republique francaise" tadelt sehr scharf, daß man die Hinrichtungen nicht endlich einstelle. Sie ruft eben falls die Affaire Cerfbeer mS Gedächmiß zurück und fragt, ob, währmd dieser Deserteur auf seinem Schlosse in Lothringen Feste gebe, man mit den Hinrichtungen in Satory fortfahren wolle? „Wenn" — so sagt sie schließlich — „dieses der Fall sei und die Regierung gegen die einstimmigen Reklamationen des Landes taub bleiben sollte, so würde ste einen politischen Fehler von unberechenbarer Bedeutung begehen und die schwerste Verantwortlichkeit auf sich laden." Die „Republique franxaise" hat jedenfalls Recht, diese ernsten Worte an die Regie rung zu richten, denn die Nichteinstellung der Erschießungen macht nicht allein den schlechtesten Eindruck auf dle öffentliche Meinung, sondem auch auf die Armee. Nur einige klerikal-royalistische Blätter — die Gnadm-Commisston be steht größtentheilS aus deren Leuten — zollen den Hinrichtungen Beifall, da eS ihnen nicht in den Kram paßt, daß endlich Beruhigung eintrete. Laut „Avenir National" hat Thiers plötzlich seine Reise nach Fontainebleau aufgegeben und wird bis Ende October das Elysee bewohnen. Er soll dadurch darthum «ollen, daß, wenn die Regierung in Versailles bleibt, eS nicht seine Schuld ist. Nach Lyon wird er sich angeblich wegen seiner vielen Beschäftigungen nicht begeben. In Betreff der Vice-Prästdentschaft heißt eS jetzt, daß ThierS Grövy in Vorschlag bringen wolle. Die Royalisten wollen dagegen Mac Mahon mtt dieser Stelle betrauen. Der Marschall ist In der letzten Zett sehr beschäftigt; er hat sich Moltke zum Vorbilde genommen und arbeitet FeldzugSpläne aus. General Faidherbe, dessen Gesundheitszustand nicht der beste sein soll, wird, wie der ofstciöse „National" meldete, nicht das Oberkommando in Lille erhalten, sondem Direktor deS GeniewesenS im KriegSmintsterium werden. Schweden Stockholm, 22. Sept. König OSkar II. hat einm Erlaß an den StaatS- rath gerichtet, in welchem eS heißt: „Da- Wohl der beiden Völker sei mein Wahlspruch; er sei ein Ausdruck meiner warmm Liebe zu dm beiden von mei nem großen Vorfahren vereinigten Bölkem, deren Glück mir stet- al- das höchste irdische Ziel meiner Muhen vorschwebm wird." — Nächsten Dienstag trifft die Leiche de- verstorbenen König- au- Malmö hier ein und wird vom König OSkar außerhalb der Stadt empfangen werden. Die Bestattung soll binnm drei Wochen stattfinden. Die Königin-Mutter wird morgen hier er wartet. — Die Nachricht von de« Tode König Karl'- hat überall in Schwe-