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(( Einwände des Hofrates Gurlitt aufrecht, der, wenn überhaupt die Türme restauriert werden sollten, lediglich die dreitürmige Anlage gewählt wissen wollte; Professor Seitler pflichtete ihm bei, besonders wegen der besseren Massenverteilung, während Geheimer Rat Or. Ritterstädt, Graf Rex und Geheimer Baurat Wallot mit aller Entschiedenheit dein (zweiten) Lchäfer'schen Projekte den Borzug gaben, der letzte mit der Begründung, daß eine andere Persönlichkeit nicht in Frage kommen könne und Oberbaurat Schäfer scheinbar selbst kein Vertrauen zu einem Neuentwurf auf dreitürmiger Basis habe, was dieser bestätigte. So wurde der Antrag des Vorstandes, den zweiten Schäfer'schen Entwurf zur Ausführung zu bringen, gegen vier Stimmen von der Generalversammlung angenommen?) Freilich die freudige Genugtuung, auf die der Vorstand nach mehrjähriger und nicht immer leichter und glatter Arbeit ein Anrecht zu haben glaubte und der der Vorsitzende beim Schluß der Verhandlung Ausdruck verlieh, blieb nicht lange ungetrübt. Zwar stellten sich die Bauherren, das Domkapitel und das Ministerium des Rultus, auch das der Finanzen dein Anträge (vom 29. Januar (902) auf Zustimmung zu dem zweiten Entwürfe von Oberbaurat Schäfer und auf Genehmigung der Übertragung der Ausführung der Wiederherstellungsarbeiten an ihn wohlwollend gegenüber und erkannten namentlich an, daß die Vollendung der westlichen Turmanlage die erste und edelste Aufgabe des Dombauvereins sein müsse (so das Rultus- Ministerium am 6. Februar (902) und daß das herrliche Bauwerk des Domes erst durch den Ausbau der Türme zur vollen Geltung gelange (so das Hochstift am sch Mai (902), wenn gleich sic auch die Notwendigkeit, für die Erhaltung des jetzigen Bestandes und für die finanzielle Sicherung des Baues durch Überprüfung der Rostenanschläge von seiten des Finanzministeriums bemüht zu sein, energisch betonten. Die erste Aufgabe hat sich der Verein von Anfang an gestellt und sie nie aus dem Auge gelassen, wie es auch in Zukunft nicht geschehen wird, für die zweite hat er dem Finanzministerium sofort das betreffende Material zur Verfügung gestellt und fühlt sich ihm wegen der mühevollen Arbeit der Prüfung zu aufrichtigem Danke ver pflichtet. Auch die anderen Bedingungen, von denen die Genehmigung der Anträge abhängig gemacht worden ist, hat er sofort nach Rräften erfüllt oder zu erfüllen gesucht. Er hat nach den Forderungen des Rnltusministeriums unverzüglich eine Ausstellung des gesamten, seiner Beschlußfassung unterlegenen Anschauungsmaterials an Plänen, Zeichnungen und Photographien in Dresden veranstaltet, nachdem eine solche schon vorher in Meißen in dem städtischen Museum stattgefunden hatte, und veröffentlicht jetzt hiermit die verlangte Denkschrift des Gberbaurat Schäfer mit den Grundzügen der vorzunehmenden Erneuerung. Der Verein hat weiter, wie es das Domkapitel ihm zur Aufgabe gemacht hat, eine genaue Untersuchung des Baues vornehmen lassen, „nicht nur in künstlerischer, sondern auch in rein baulicher Hinsicht, nicht bloß der Außenmauern, sondern auch des zahlreichen Zwischenmauerwerkes, damit man nicht durch diesen I) Der Berichterstatter des Meißner Tageblattes (Nr. 2VZ des Jahres ldM) hat treffend hervor gehoben, wie Vberbaurat Schäfer nicht nur durch seinen Erneuerungsplan, sondern auch durch seine Persön lichkeit die anwesenden Dombauvereinsmitglieder für sich gewonnen hat: „Seine freimütige Art, fein ritter liches Mesen gegenüber dem Gegner und sein süddeutscher löumor ergänzten sich zum sympathischsten Lindruck".— Einige Nachrichten über sein Leben werden hier willkommen sein. Rar! Schäfer ist geboren am 18. Januar in Aasfei und hat dort auf dem Polytechnikum studiert und seit f868 gelehrt. f87v siedelte er als Universitäts baumeister nach Marburg über, wo er die Universitätsbanten unter Benutzung alter Klostergebäude in mittel alterlichem Stil umbaute, Z878 nach Berlin, um sich dort als Privatdozent an der technischen Hochschule zu habilitieren; (884- wurde er hier Professor für mittelalterliche Baukunst und vertauschte f8gH diese Stellung mit einer gleichen an der technischen löochschule in Karlsruhe, die er jetzt noch eiunimmt. Die Begeisterung seiner Schüler zeugt für seine Lehrgabe, zahlreiche littcrarische Merke (darunter „Die Bauhütte, Entwürfe im Stil des Mittelalters" Z883-t8yL, z Bände, „Die Holzarchitektur Deutschlands im l8. Jahrhundert" f88-f—f888, „Die mustergültigen Kirchenbauten des Mittelalters in Deutschland" ff., „Kloster Ebersbach" fgvf) für seine umfassenden und gründlichen Studien, viele durch ganz Deutschland zerstreute Bauten für die Genialität seiner Gestaltungskraft.