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84 Zustand dcS LaudcS und der Fürsten. Friedrich und Diezmann schlafen, diese noch einmal ans Mutterherz zu drücken, und im Ucbcrmaß des Schmer zes, der Wchmuth beißt sie den Nettesten, Friedrich, beim Abschied dermaßen in die Wange, daß dieser diese Wunde mit ins Grab nahm und davon den Beinamen: rulmoi'- 8U8, der Gebissene, erhielt. Hierauf wurde sie an zu- sammcngcknüpftcn Betttüchern durch die Schloßfettster 42 Ellm hoch herabgclassm, und die Wartburg herunter ge führt, von wo sie zu dem Abt nach Hirschfeld entfloh und am Morgen des Tages, blutend an den Füssen un ter Todesängsten ankam. Nur der Eseltreiber und eine Kammcrmagd begleiteten sie. Der Abt hielt die verfolgte Landgräfin bei sich nicht für sicher und führte sie sogleich weiter nach Frankfurt, wo sie nach 9 Monaten vor Be- kümmerniß ihr Leben beschloß. Dem unnatürlichen Batcr waren null auch die bei den Prinzen Friedrich und Diezmann verhaßt. Da nahm sie sein Bruder, Herzog Dietrich, mit guter Manier von der Wartburg weg und brachte sic nach Freiberg um sie da zu erziehen. Diese beiden Prinzen waren kaum heran gewachsen, als dieser Onkel und Beschützer die Welt verließ, vorher aber seine Pflegbcfohlcncn zu Erben seiner sämmtlichcn Lande einsetzte, in welchen diese zwei Fürsten so merk würdig werden sollten. Der Rabenvater hingegen, Albert der Unartige, ent zog diesen seinen Kindern ihr väterliches Erbe und wollte den Thüringern zumuthcn: seinen unehelichen Sohn Apiz zum Landcsfürstcn anzunehmen, und als dieses die ver nünftigen Landständc verweigerten, so verkaufte er das ganze Land Thüringen an den Kaiser Adolph von Nassau um 94,000 meißner Gülden, ohngesähr jetzt 80,000 Thaler, der Preis eines mäßigen Rittergutes in unsern Zeiten. >— Hierauf rückte nun der Kaiser mit seinem Kriegsherr, guten Theils Schwaben, nach Thüringen um es in Besitz zu nehmen, und als die beiden Fürsten Friedrich und Diezmann ihr Erbe nicht wollten abtreten, so kam es zn einem Kriege, der in der Geschichte bei spiellos geblieben ist, und Meißen und Thüringen zur