48 Oederan vom Jahre 300 bis 400. den. Daß viele Millionen Menschen umgekommcn sind, geht aus Folgendem hervor. In Lübeck waren in den ersten 24 Stunden schon 1500 Leichen begraben und das Entsetzen so groß, daß die ganze Bevölkerung nach Kiel, Tönnittgen und Flensburg entfloh, jedoch, von der Seuche schon ergriffen, auch diese Städte inficirte, die fast alle von Menschen leer wurden. Die Todtcnäckcr der Stadt Erfurt konnten keine Leichen mehr aufnehmen. Da wurden 11 große Gruben gemacht und vom Ana- stasiustage bis Jacobi, also in .3 Monaten 12,000 Lei chen cingescharrt (1348), die später Umgekommenen blieben unbegrabcn liegen, da alles noch Lebende entflohen war, und wurden zuletzt durch Missetbätcr hinaus geschafft und verbrannt. In diesem einzigen Jahre raffte diese Pest in der Stadt Florenz 00,000 Menschen weg daß nur 200 noch übrig blieben. An eine christliche Beerdigung war gleich anfangs nicht zu deuten, da die wenigen noch üb rigen Priester in die Klöster und Abteien sich verbargen, wo sie eben auch nicht sicher und deshalb noch unglück licher waren, da sie hier Niemand begrub und so ihre Lieb losigkeit ihnen vergolten ward. Im Anfang der Seuche legte man die Leichen mit sammt den Kleidern, wie sie gestorben waren, vor die Thüren, von wo sic auf cincm Karren — noch ehrbar genug die Gottcslade oder der Gnadengaul genannt — abgeholt wurden. Die Bewoh ner der Dörfer verscharrten ihre Leichen kurzweg in die Wälder, wo sic von Bären und Wölfen häufig wieder ausgescharrt, bald eine neue Pest erzeugten, besonders in Thüringen, Schlesien und der Pfalz und in Polen wo dieser Pcstengel am grausamsten wüthete. Gesetze, Obrig keit und Erbansprüche galten nichts mehr. Die noch Le benden griffen nach den verlassenen Reichthümcrn und Be sitzungen nach Belieben, und diese kamen oft in die Hände fremder eingewandcrter Personen. Der gottlose, habsüchtige Papst Clemens Vk. war besorgt: es möchte durch diese Menschenverminderung ihm das Ablaßgeld geschmälert werden. Er schrieb deshalb die Jubiläumswallfahrt um 50 Jahre früher aus; (1350) Hunderttausende, von Angst getrieben, strömten nach Rom