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36 Allgemeine Uebersicht re. begünstiget, Frauen und Dirnen in ihr Kloster, welches aber nun, als man es inne ward, von dem Einwohnern erbrochen und der Abt, sarnmt den Mönchen halb todt geschlagen, auf einem Esel festgebundcu, und wieder in sein Kloster bei Chemnitz zurück gebracht wurde. Auch von einem Gotteshaus und Kirche in Oederan meldet die Geschichte nichts nm diese Zeit. Jenes Stadt- Conterfei, wovon früher die Rede gewesen, zeigt zwar ein Gotteshaus daselbst aber jene „Histori und Coutcrfei der Städtlin" gehört einer weit spätem Zeit an; denn auf jenem Abriß der Stadt Oederan zeigte im Hintergründe sich auch der Rittersitz, nicht Edelhos, Börnichen, nnd zwar weit höher als der jetzige, der auf seinem dcrmali- gcn Platz nicht viel über 100 Jahre erbaut ist; der frü here aber — noch nicht der hochadel. Familie v. Schön berg gehörig — 200 Jahre nach Gründung von Oede ran, und zwar an dem Ort, wo jetzt das alte Brauhaus steht, im kleinen Styl empor wuchs. Jene Kirche in Oederan zeigte schon damals zwei hohe Thürme (im Altcrthume gewöhnlich) und zwar nicht wie jetzt nach Westen, sondern, wohl passender, nach Osten, so Ivie ein kleines Thürmcheu mit einem Krenz, auf der Westseite der Kirche. Uebcrhaupt wird der Kirche zu Oederan in der ersten Zeit nicht eher gedacht, als im Bruderkriege, wo unser Tempel von Wilhelms wilden (meist böhmischen) Kriegern völlig ausgeraubt, und nur dadurch noch vom Feuer-Ruin gerettet wurde; daß, als die Räuber mit den Pechkränzeu schon nach dem Tempel liefen, ein adeliges Fräulein, Hertha von der Planitz in die Kirche eilte, das Marienbild vom Altar nahm und dieses dem Feldhauptmann, Cuno von Witzleben, der zu Pferde vor der Kirchthüre hielt, mit den Worten zeigte: „Halt ein, Du Gottloser! diese Heilige wohnt in dieser Kirche und wird dich bei ihrem Sohn verklagen. Ich trage sie zurück in ihr Heiligthum, und werde mich selbst mit ihr verbrennen lassen!" Sie eilte zurück in den Tempel nnd verschloß die Thüre. Der grausame Feldhauptmaun ließ zwar die Pechkräuze wieder wegtragcu, doch nun die Thüre der Kirche erbrechen und diese völlig ausrauben,