24 TederanS Landcsvcrhältiiisse re. der Meißner Chronik findet, mehr als 4000 Landsasscn erschienen, kamen zahllose Klagen zu dem Thr des Für sten über — die Geistlichkeit. Ter Uebermuth und die Anmaßung derselben übersteigt allen Glauben, deren in dieser Chronik noch gar oft wird gedacht werden. Die unzählichcu Klöster aller Art beginnen mit dieser Zeit. Diese anfangs heiligen Freistätten der Frömmigkeit und der Unschuld wurden jetzt Pflanzstätten der Faulheit, des Lasters und zahlreicher bevölkert als die Länder selber. Die Bischöfe galten mcbr als die Fürsten in den Län dern derselben, waren auch reicher wie diese, indem zwei Drittheilc der Landeseinkünfte in ihre ewig offenen Säckel flossen. Die Fürsten sämmtlich hingen von der Geistlich keit ab und waren diesen Allmächtigen dienstbar und ge horsam. Wehe dem Fürsten damals der dieses schimpf liche Joch abstreifen wollte: er ward ercommunieirt (von der menschlichen Gesellschaft ausgeschlossen), dieses Ver brechens wegen die Hölle gchcitzt und am Ende nach Palästina gesandt, von woher sie selten wieder hcimkehr- tcn, wofür man von Rom aus schon zu sorgen wußte, und Land und Leute des unglücklichen Fürsten an sich riß. An diesem Allen waren aber die Fürsten selten schuld, durch die krasse Unwissenheit und Roheit, in welche Fürst und Volk versunken waren. Es war schon ein gelehrter Fürst, wenn er lesen konnte, was ihm jedoch wenig half, da von der Geistlichkeit damals Alles noch lateinisch ge schrieben und anfgezcichnet wurde, was man alsdann den Laien willkührlich übersetzte, woraus so viel Unordnung im deutschen Reiche erwuchs, da Niemand lateinisch ver stand, und wohlweislich auch nicht gelehrt ward. — Mit der Ritterschaft, dem Adel und sämmtlichem Volke war cs noch elender, bei welchen am Ende die deutsche Sprache so weit hcrabsank und entstellt war, daß der Nord- und Süd-Deutsche sich gegenseitig nicht mehr verstanden. Der Gottesdienst bestand in Ceremonien und lateinischen Ge sängen, Fürst und Volk verließen unbefriedigt und un wissend den Tempel wie sie gekommen waren. Blos die Psalmen Davids waren in leichte Melodiken gebracht, welche die Menge nachplärrte; das war der ganze Gesang.