Landcsgtschich'tc von 1500 bis 1600. „Großmächtigster, allcrgnädigster Kaiser! ich bin Er. Majestät Gefangener, und bitte um ein fürstliches Gc- fänguiß!" sprach er ihn an,-indem er das Haupt ent blößte. „Bin ich nun Kaiser?" versetzte dieser höhnisch, da ihm der Chnrfürst früher diesen Titel nicht gegeben hatte; auch fügte er noch hinzu: „Ihr sollt ein Gcfäng- niß erhalten, wie ihr cs verdient habt!" Des Kaisers Bruder aber, Ferdinand, fuhr ihn hart und mit Wor ten an- die einen -Fürsten eben nicht ziemten, und wo rauf dcr Churfürst hastig das Barct auf sein.Haupt warf, mit Stolz sich vo>l den Unartigen wandte und sagte: „laßt uns weiter reiten!" Der tückische Herzog von Alba war schoir zur Hand und führte ihn in sein Quartier; dieser war auch der Erste, der dem Chnrfürst das Le ben absprach, und dem auch der Cardinal Granvella bei stimmte. Der Kaiser selbst sprach sich aus: „Er würde Denjenigen mit Ohrfeigen rcgaliren, der für den Chur fürst von Sachsen um Gnade bitten würde!" und als solches der Churfürst von der Pfalz dennoch wagte, so versetzte ihm der Kaiser einen gelinden Backellstreich. Das Todcsurtheil wurde jedoch an dem Gefange nen nicht vollzogen, aber er wurde beinahe fünf Jahre lang von dem Kaiser im ganzen Reiche mit umher ge schleppt, zum Spott und zur Demüthigung, was jedoch dein falschen Kaiser von der rächenden Gottheit reichlich ist vergolten worden. Seiner Befreiung übrigens wird in Churfürst Moritzens Leben weiter gedacht werden. Dieser Churfürst, Friedrich der Großmüthige wurde der churfürstlichcn Würde und drei Viertheile seiner Län der entsetzt, mit welchen null sein Vetter, Herzog Mo ritz beschenkt und belehnt wurde. Die Canonici zu Mei ßen machte sich auch über die Gefangnehmung des Chur- fürsten lustig und sangen deßhalb im Dome dasselbst ein Denin ab; da schlug der Blitz nach wenig Minuten in denselben ein und rninirte die Hälfte des Tempels, wo man auch die Spuren davon der Nachwelt zur Warnung gelassen hat. Dasselbe geschah auch das fol gende Jahr in Augsburg, als der Kaiser sein famöses Interim (ein Mischmasch voll Glaubenöformel) dem Chur-