LandeSgkschichte von 1400 bis 1500. 808 Als während dem Bruderkriege der Churfürst nach Freiberg kam, so verlangte er von dem Magistrat und den Bürgern die Huldigung allein, da die Stadt doch beiden Brüdern geschworen hatte. Da versammelten sich die ganzen Rathsherrn nebst vielen Bürgern auf dem Nathhausc, und kamen in Prozession auf den Markt platz, jeder mit dem Stcrbekleid unterm Arm. Hier hielt der Chnrfürst mit seinen Kriegern mit gezogenen Schwer tern. Der Bürgermeister, Nikolaus Weller von Mols dorf trat an dm Churfürstcn heran und sagte: „Wir wollen Alle lieber sterben, als unsere Seelen durch Mei neid in Gefahr setzen, und ich will der erste sein, der seinen grauen Kopf sich abharken läßt!" und er nahm seine Kappe von dem eisgrauen Haupte und zeigte cs dem Chnrfürst. Da sagte der gerührte Churfürst: „Nicht Kopf ab Alter, nicht Kopf ab, solche ehrliche Leute, die ihrer Pflicht so treu ergeben sind, brauchen wir in un serm Lande noch länger!" und ritt ohne Zorn wieder zur Stadt hinaus, zum große» Verdruß seiner Leute, die sich aus die Plünderung der Stadt gefreut hatten. Der Churfürst starb 1464 und vererbte sein Land an seine beiden Söhne Ernst und Albert, und Ernst erhielt die Churwürde. Der Herzog Wilhelm starb eben falls bald nachher, und hinterließ keine Erben, und so fielen die ganzen Sachscnlande wieder zusammen und an diese beiden Brüder, welche bis 1485 gemeinschaftlich regierten. Hierauf ward jedoch wieder eine Theilung der Länder vorgenommen, nach weichet der ältere Bruder, Churfürst Ernst, den Churkreis, das Meiste von Thü ringen und einige andere Drte von den übrigen Sachsen erbiclt, dagegen das ganze Meißnerland, der Erzgebir- gische und der Leipziger und Vmgtländische Kreis dem Herzog Albert zuficl, der so unser Landesherr wurde. Diese beiden Linien und Nachkommen dieser Brüder blü hen heute noch fort, obwohl die eine derselben ein be- dauernswerthcs Unglück und Schmälerung ihrer Länder betroffen hat, was Alles später soll erläutert werden. Hier aber wollen wir die Geschichte der ernestinischen Linie zuerst durchführen, uud nach deren traurigem Uu- 20