304 Laudeögeschichte von 1^00 bis 1500. kcns, bliesen die Flamme der Zwietracht an, die bald einen unnatürlichen Bruderkrieg entzündete, der in dieser Chronik schon beschrieben worden ist. Die Friedcnsun- terhandlungen während dieses Kriegs zerschlugen sich alle, wobei cs so hitzig hcrging, daß bei einer solchen Ver handlung in Naumburg Vitzthum den von Bcbenberg in Gegenwart der Brüder mit dem Pistol durch den Arm schoß, und von dessen Diener wäre nicdcrgchauen worden, wenn der Hofnarr des Chursürsten nicht dazwi schen gesprungen wäre. Endlich, nachdem Blut genug geflossen und das Land ruiuirt war, kam der Friede abcrmal in Naum burg zu Stande, als eben Vitzthum, der Störenfried, abwesend war. Der Grund der Versöhnung war fol gender: in den beiden Feldlagern vor Gera hielt der Churfürst eben auf einer Anhöhe, und erblickte durchs Fernrohr seinen Bruder 'Wilhelm jcnscit der Schlucht. Da kommt einer der trefflichen Hackeuschützen herbei und erbietet sich den Herzog nieder zu schießen, und so den ganzen Krieg zu endigen. Da sagt der Chursürst zum Schützen: „Schieße wohin du willst, nur meinen Bru der sollst du nicht treffen." Dieses wurde nun bald nachher dem Bruder hintcrbracht, wcßhalb dieser nach Naumburg und dem Churfürsten in die Arme eilte, und in wenig Stunden alle Streitigkeiten beseitigt waren. Der Churfürst lud nun seinen Bruder nach Leip zig ein, und dieser ritt mit stillen Rathen dahin und um die Lindenallee. Am Thore warnten ihn seine Leute, er solle nicht in die Stadt reiten, indem er hier leicht von seinem Bruder könne gefangen werden. Da sagte Wilhelm: „ich will hier sogar mich ermorden lassen, wenn ich nur euch Friedensstörer erst habe heilten sehen." Dieser Herzog Wilhelm lebte übrigens im Reiche in solcher Autorität, daß man zu sagen pflegte: „wenn Herzog Wilhelm in Weimar seine Sporrcn angürtct, so höret man sie im ganzen Reiche klirren!" Der famöst Prinzcnraub des Kunz von Kauffun- gen bleibe hier unerwähnt, da er genugsam anderweit erzählt worden ist.