238 Oederan vom Jahre 1750 bis 1800. Das war eine Hilfe, aber eine kleine, mir für das Hun- gersterben. Hierher gehört folgende Begebenheit. Der Diaconus Hs. Frei in Oederan, Vater von sechs Kindern und wohlthätig bis zur Erschöpfung, war so heruntergekommen, daß er selber fremde Hilfe an- sprcchen mußte, er hatte Alles weggegcbcn, uud was das Schlimmste war, keinen Credit mehr; und dennoch be lagerten die Hnngrigcn seine Wohnung, wie die der an dern Kirchhofbcwohner und nahmen gar oft das eigene Brod vom Tisch; sehr oft hungerte er mit den Seinen und mit der Gemeinde im Stillen. Im Jahre 1772, wo die Noth den Gipfel erreichte, stand endlich eine gute Ernte zn hoffen nnd im Felde. Der Jubel iu Hoffnuug war groß uud schon im Vor aus wurde das Erute- uud Dankfest aus den 27. Ang. ungeordnet. Da wird am 20. der Pfarrer Hunger zu einem Sterbenden gerufen, ihm das Abendmahl zu rei chen. Es war in dem Hause auf der Lauggasse an dem Bach, wo der Hufschmied Gottfried Schmidt jetzt wohnt. Die heilige Handlung wird vollbracht. Aber bei dem Herattstritt aus diesem, leider verpesteten Hanse sagt der Pfarrer gleich znm Kirchner, Michael Fiedler: „Hier habe ich mir jetzt den Tod geholt, bringen Sie mich schnell nach Hanse!" Hier angekommcn, legte er sich auch gleich zu Bette und läßt den Amtsbrudcr, den Diac. Frey zn sieh rnfcn. „Herr Amtsbrudcr!" redete er ihn an, „ich bin krank und werde sterben! Sie müssen morgen an mei ner Statt die Erntepredigt halten!" „Was!" entgeg nete dieser nnter Thräncn, „ich soll morgen predigen und habe seit vier Tagen mit meiner Familie kein Brod gehabt! Diese Vrnnncnröhre da dranfien hat uns er halten." Und dennoch steigt der kraftlose Mann am andern Morgen aus die Kanzel nnd erbaut die Gemeinde in kurzer Rede bis zu Thränen, steigt herab, läßt sich erst zum Altar zu kolcctiren und dann in seine Woh nung fuhren, wo Frau und Kinder in den Winkeln umher nach Brod weinen. Der fromme Diaconus, über-