Oederan vom Jahre 1750 bis 1800. 28? Trüb und finster, arm und ängstlich im Vorgefühl gleichsam, schleppten sich die sieben folgenden Jahre auch für Oederan hin bis zum Jahre 1770, wo erst die dunkeln Buchstaben des bcrst. Pastors Schütze ihre furchtbare Bedeutung finden sollten. Die Zeichen: „m — E — gef. . 7 Jam — El — betet!" — hießen: „machet Euch gefaßt in 7 Jahren ans Jammer und Elend! betet!" — Drei trau rige Hungcrjahre begannen ihren Schneckenlauf. Zu der immer wachsenden Theurung kam noch im dritten Jahre eine Art Pest, die freilich erzeugt wurde von den unna türlichen Nahrungsmitteln, zu denen am Ende doch noch die Hungernden greifen mußten; denn die Noth wurde zuletzt so groß, daß es Verhungerte genug gegeben hat, auch in Oederan, was man damals wie jetzt nicht wollte laut werden lasten. Fand man des Morgens einen Abgeschiedenen im Bette oder oft auf der Hausflur, auch sogar in einem Winkel des Hauses, wie es viele Fälle gegeben hat; so hieß es immer, er scy an dem pestar tigen Fieber gestorben; allein ost war er verhungert! Schon im zweiten Jahre, — dieses und das vorige gab völligen Mißwuchs, — konnte Niemand dem An dern mehr eine Gabe reichen, der Landmann hatte nichts geerntet, konnte oft stille Ernte nicht gebrauchen, diese faulte schon im Felde. Die Körner wurden auf der Mühle zu Brei, statt zu Mehl und hatten einen Übeln Geruch. Viele Wohlhabende verarmten durch dieTheue- ruug, da an manchen Orten bis 15 und 18 Thaler der Scheffel Korn ««gewachsen ist. In Chemnitz hat man gegen fünfhundert Kinder auf öffentliche Kosten müssen uuterbringen, deren Eltern Opfer der Hungcrsnoth ge worden und gestorben waren. Im Obergcbirge sah cS am traurigsten aus, von wo viele hundert Kinder in die großen Orte vertheilt worden sind, die keine Eltern mehr hatten. Es war Wohl eine Strafe des Höchsten! In Oederan hier wurde alle Tage auf den Marktplätzen an die hier gelagerten Menschen ein Stück Brod oder sonst Etwas vertheilt. 17