Oederan vom Jahre 1600 bis 1650. 203 diesem: „„Auch sollen die Eheleute, die in der Noth sich gottselig getrennt nnd enthalten haben, sich wieder znsam- uienthnn nnd ihre Pflicht erfüllen, darnit das Land fer- ncrwcit mit Inwohnern wieder besetzt nnd bebaut werdet" Zn solchen Entsagungen also konnte jene Noth veranlassen. In Würtemberg waren 57721 Haushaltungen cin- gcgangcn nnd der Kriegsschadcn bctrng 9 Millionen Gulden. Sachsen wurde in den letzten 20 Jahren des Krie ges am meisten hcimgcsucht. Dieses Land, das vorher einen Lustgarten glich, war eine Einöde. Die wenigen Menschen noch wohnten gleich dem Dich in den Wäldern, denn nnr die tiefste Armuth oder der Tod schützte vor der Raubgier der Schweden nnd Kaiserlichen. Dresden zählte vor dein Kriege 68000 Menschen, davon waren 1650 kaum 4000 noch vorhanden. Frei berg hatte 20000 Bewohner, wovon sich nach dem Kriege nur noch 600 Seelen vorfanden. In Frauenstein waren von 400 Ehepaaren nur noch ein einziges vorhanden. Oederan verschwand ganz im Jahre 1632 und waren dort nach dem Kriege nnr noch 18 Männer zu finden. Der Scheffel Korn stieg zu manchen Zeiten auf 60 Tbalcr, denn Niemand mochte das Feld bebauen. Die Güther und Meiereien, früher 2000 Gulden an Werth, wurden nm 50 bis 60 Gulden verkauft. Ein Landmann aus Lösmitz bei Freiberg kaufte nach dem Kriege das Schloß in Freiberg nebst Besitzung um 200 Mcißn. Gülden. Die Pfarrer in den Gemeinden waren: so arm, daß sie gcnöthigt waren, den Brautleuten beim Tanz aufznspielen. Don Schulen und Lehrern war keine Rede. In den ersten Jahren nach dem Kriege wurden die Felder mit Hacke und Spaten bestellt, da weder Ochse noch Pferd da war. Bäre und Wölfe durchzogen unge straft die Länder, und Niemand gab sich die Mühe, sie zn verjagen. In Böhmen, das unter allen Ländern am Meisten gelitten hatte, waren 13000 Dörfer niederge- brannt, wovon Banner allein 6000 eingeäschert bat, im Jahr 1641.