134 Oederan vom Jahre 1600 bis 1650. den sogenannten Majestätsbrics vom Kaiser, der die Lutheraner aufs Neue iu ihren Freiheiten schützen sollte. Eitler Schutz! dieses todte Papier, gegen das Schwert, welches in Wien schon gewetzt wurde. Die Bedrückung hatte ihren Fortgang. Man reizte vorsätzlich die Evan gelischen immer mehr, um Ursache zum Friedeusbruch zu geben. Das erfolgte nur zu bald. Die böhmischen Stände begaben sich am 28. Mai 1619 ans das königliche Schloß in Prag und verlangten die endliche Resolution des Kai sers aus Wieu; uud als diese vou dessen Ministern und Rathen eben tröstlich nicht lautete, so wurden sic despe rat und warfen zwei solche Minister und deren Sckretair zürn Fenster hinaus und 42 Ellen hoch den Schloßberg hinunter. Die 3 oder 4 ihnen nachgescudeten Pistolen schüsse gaben gleichsam das Signal zum uuu Leginnen- dcn 30jährigen Kriege. Zuerst griffe» unu iu Böhmen die Evangelischen zn den Waffen nud rcbcllirtcn öffentlich gegen den Kaiser, ihren Landeösürstcn. Nach und nach that Schlesien, Lausitz, Mähren, Ungarn und Oesterreich ein Gleiches; die Rebellen verlangten Religionsfreiheit oder Absetzung des Kaisers und Königs von Böhmen. Schon trugen die Böhmen dem Churfürsten von Sachsen, Johann Georg !., ihre Krone an. Welch ein Umschwung in Europa, wenn dieser sic auuahm. Wclch eiuc ganz andere Weltgeschichte von da an; weder cin Friedrich der Große noch ein Napoleon würde in ihr zu finden sein. Tie Böhmen wählten einen andern König. Eben so unklug als unkräftig, unterlag dieser, so wie die ganze Rebellion sehr bald der katholischen Ucbermacht, zumal da der getäuschte, schwache Churfürst vou Sachsen, Johann Georg l., zum großen Mißvergnügen seines Landes auf seine eigenen Glaubensgenossen zuschlug und dem falschen Kaiser Schlesien und die Lausitz wieder unterwarf. Bis hierher (1623) schien die Rebellion gctilat; Sach sen, mit der Lausitz beschenkt, und vergnügt, nichts zu besorgen zu habeu, und wunder wie klug dünktcn sich die tauschbaren oder untreuen Rathgeber des leichtgläubigen, besungenen Churfürsten von Sachsen, dieses Kriegsfcuer beschworen zu haben. Betrogene oder bctrügliche Männer!