Vorwort. 4 Chronik verhält sich zu jeder andern Geschichte und Hi storie wie ein Kupferstich zu einem bunten Gemälde. Hier bestechen die Farben schon das Auge beim Ueber- blick, und schwächen eine Kritik ab, die den todten Kupferstich ost übel bekrittelt, weil ihr die Kunst, die trokne Wahrheit des Bildes keine Unterhaltung gewährt. Eben so auch eine Chronik! Unbedingt werden in einer solchen Thatsachcn und Wahrheit verlangt, und das ist eine gerechte Forderung. Aber der Chronikschrciber muß es verstehen, in diese beiden starren Physionomien Geist und Leben hinein zu legen, ohne die Bilder selber zu verletzen: eine schwierige Kunst und Ausgabe! — Und wie nun, wenn der Chronist selber belogen ward; aus trüber Quelle schöpfen mußte für seine Urne der Stadt! - Und das ist häufig der Fall. So findet und erfreut sich unter andern die Nachbarstadt Chemnitz einer alten und einer neuen Chronik, stimmen jedoch in vielen That- sachcn nicht überein, und manche Dinge in der Geschichte weichen wieder von alle» beiden gänzlich ab. Wo ist nnn Wahrheit? — Man muß gerecht sein! Wäre von Anbeginn eine solche starre, wundcrfreie Zeitcpoche wie die gegenwärtige, namentlich auch über uuser Oederan hiuweggestricheu, so dürfte« die sentimentale« Ansprüche an dessen Chronik ganz einfach befriedigt werden, oder es würde sich der Mühe nicht lohnen, über Oederan eine Chronik zu schrei ben. Aber es gab vor drei-, vier- und fünfhundert Jah ren ein Mythen- und Sagcnzcit, eine Legendegzeit, im katholischen Weltsemester, und katholisch betete auch Oe deran anfangs 330 Jahre lang die Gottheit an, und auch wir, als gewissenhafter Ehronikschreiber, dürfen solche Portraits der Oederaner Chronik nicht vorenthaltcn. — Wir ordnen die Bilder und Begebenheiten in diese Chro-